Kitabı oku: «Wie aus dem Ei gepellt ...», sayfa 7

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Der Jesus in mir

Hatte Jesus eigentlich mal Liebeskummer? Interessante Frage, immerhin wird ihm eine Liaison mit Maria Magdalena nachgesagt. Und wenn ja – musste er dann heulen? Oder hatte ihm Papa Gott einen super Kniff mitgegeben, der Liebeskummer in Wein verwandelte? Viel interessanter ist aber: Warum beschäftigte mich das? Gute Frage. Ich saß am Karfreitag in der Kirche, Jesus hing am Kreuz vor mir und ich heulte. Nicht, weil mir der Gute so leidtat, sondern weil mich Torsten, mein Freund, heute Morgen per SMS abserviert hatte. Also müsste es auch konkret Ex-Freund heißen, was mich aber nur noch lauter schluchzen ließ. Sehr zum Unbehagen meiner Eltern übrigens, der Rest der Gemeinde dachte wohl, ich nahm tiefe Anteilnahme an Jesus’ Weg zum Kreuz. Doch hey, so leid es mir wirklich für ihn tat, Jesus war über 2000 Jahre tot, wenn man der Bibel Glauben schenken durfte. Und ich lebte im Hier und Jetzt. Hier und jetzt war mein Herz zerbrochen oder, um die hoffentlich letzte Metapher zu schaffen, festgenagelt worden.

Nach eineinhalb Stunden des Rumheulens (vom Pfarrer und mir) fiel ich wieder in mein Bett und malte mir die gruseligsten Möglichkeiten aus, mich an Torsten zu rächen. Falls er jemals heiraten würde, würde ich die sein, die an der Oder-für-immer-verstummen-Stelle in die Kirche rannte und schrie „Ich habe etwas gegen diese Ehe! Er ist ein Arschloch!“

Kurzfristiger gedacht könnte ich auch das Gerücht in die Welt setzen, dass er nur so gut in Chemie war, weil er auf unsere Lehrerin stand und für sie lernte. Sie hatte die Steinzeit schon mit erlebt und war ein Drache. Aber das ist eine andere Geschichte. Aber zunächst einmal weinte ich mein Kissen solange voll, bis es fast triefte.

Dann muss ich wohl irgendwann einfach eingeschlafen sein und wild geträumt haben. Ich glaube nicht an Visionen oder so, aber hey – ich war so verzweifelt, dass ich diese genoss. Denn da war ein Engel, der sah irgendwie aus wie Veronica Ferres. Vielleicht etwas jünger. Und mit sanfter Stimme sagte sie: „Fürchte dich nicht.“

Ich dachte mir: Na, das kennst du doch. Irgendwo ist ein Jesuskind geboren worden.

Wider Erwarten sagte aber der Engel. „Du bist mit deinem Schmerz nicht allein. Jeder Mensch hatte schon einmal Liebeskummer.“

„Ach ja. Sehr tröstlich, vielen Dank.“

Der Engel blickte mich mit dem typischen Veronica-Ferres-Gesicht an, was mir sagen sollte: Kindchen, du musst noch viel lernen. „Ich könnte dir sagen, dass es nicht dein Mann fürs Leben war, aber das weißt du selbst. Ich könnte dir sagen, dass du bald wieder verliebt bist, aber das lindert deinen Schmerz nicht. Ich könnte dir sogar sagen, wann du heiraten, Kinder kriegen und sterben wirst. Aber weißt du was? Das macht das Leben eben aus. Es gibt nicht nur Hochs, sondern auch Tiefs. Das ist der Sinn des Lebens. Nämlich das Leben selbst.“

Ich nickte und fragte mich, aus welchem Ratgeber sie das wohl hatte. Und dann, ob sie Gedanken lesen konnte. Als würde sie es können, lächelte sie verschmitzt. „Wird es lange dauern, bis es mir wieder besser geht?“

Wieder grinste sie mich verschmitzt an. „Schneller als du denkst.“

Und das war’s. Dann war der Engel weg und ich wachte wieder auf. Vorsichtig tastete ich mein Gesicht ab, meine Arme, meinen Bauch. Alles da, alles fühlte sich so an wie immer – auch der Liebeskummer. Na toll, dachte ich, jetzt fantasiere ich mir schon so einen Kram zusammen, und dass nur wegen eines Kerls, mit dem ich zwei Monate gegangen war. Was er wohl jetzt tat? Bestimmt nicht das dritte Päckchen Taschentücher vollrotzen. Er guckte wahrscheinlich fern oder machte was mit seinen Freunden. Und ich? Schnappte mir mein nächstes Taschentuch.

Zwei Tage war Karfreitag nun her, es war Ostersonntag. Wieder Kirche. Irgendwo in der Ferne zwitscherten Vögel, die Orgel übertönte sie aber fast immer. Die Sitzbänke waren hart, meine Eltern blickten erwartungsvoll zu mir. Würde ich gleich wieder anfangen zu weinen? Nein, würde ich nicht! Angeblich gibt es diese fünf Phasen der Trauer: Verneinung, Zorn, Verhandeln, Depression und Akzeptanz. Was wohl Jesus Familie, die noch mitten in der Trauerarbeit war, gedacht hatte, als er plötzlich auferstand? Bei mir war es eher so, dass ich Torsten zu Grabe getragen, das Kreuz abgeworfen hatte und nun wieder aufstehen konnte. Theoretisch. Praktisch war ich war noch irgendwo zwischen Verhandeln und Depression, auch wenn die Akzeptanz schon mal so ab und an ein Stelldichein gab. Kurzum: Ich weinte nicht mehr so oft, fühlte mich nicht mehr wie ein Häufchen Elend und wollte nicht mein Leben lang heulen. Trotz allem hatte ich so einen säuerlichen Geschmack im Mund, wenn ich an Torsten dachte. Aber hey! Rom wurde nicht an einem Tag erbaut, das Christentum auch nicht und die Säkularisierung geschah auch nicht von heute auf morgen. Oder, wie mein Vater sagen würde: Gut Ding braucht Weile.

Alexander Karl, Jahrgang 1989, studiert in Tübingen Medienwissenschaft und Geschichte. Er schreibt gerne Kurzgeschichten und Bücher, spielt derzeit Handball und macht gerne etwas mit seinen Freunden.

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Hexe Rosina und der verzauberte Osterhase

Rosina saß am Küchentisch, eine dampfende Tasse Kakao in den Händen. Die roten, langen Haare hingen ihr wirr ins Gesicht. Missmutig starrte sie in die Flamme der Kerze, die vor ihr auf dem Tisch stand und die Küche flackernd erhellte. Dann las sie, bestimmt schon zum 100. Male, den Brief, der vor drei Tagen mit der Rabenpost kam.

Liebe Hexentochter,

wir vom Hexen-Rat wissen nicht weiter. Weil wir Wildisbrand nicht in den Hexen-Rat aufgenommen haben, will sie sich rächen. Sie hat den Osterhasen verzaubert, um unser Fest zu ruinieren. Er ist weit und breit nicht zu finden. Dieses Rätsel hat sie uns geschickt: Was ist rot und trägt eine magische Zahl auf dem Rücken? Was ist flink und schnell? Vorher zu viert, dann zu sechst oder mehr? Was ist weiß oder braun und fast rund, sehr empfindlich? Der Rätsel Lösungen bringen, mit den ersten Sonnen-Strahlen am Frühlingsmorgen, den Osterhasen zurück.

Schau bitte in meinen Büchern nach, ob du etwas dazu findest. Ariadne kann dir sicher helfen. Passt sie auch gut auf dich auf? Es wird leider noch etwas dauern, bis ich nach Hause kommen kann. Liebste Hexengrüße

Deine Mama

Über den Tisch krabbelte eine große Spinne auf Rosina zu. Das weiche Fell auf ihrem Rücken glänzte golden im Kerzenschein. Es war Ariadne, der gute Hausgeist. Jede Hexenfamilie hat einen Beschützer, der auf Haus und Familie aufpasst.

„Rosina-Kindchen“, sagte Ariadne, „willst du nicht langsam ins Bett gehen? Mitternacht ist schon lange vorbei.“

„Aber Ariadne. Bei Sonnenaufgang ist die Frist vorbei. Ostern ohne Osterhase. Ohne Eiersuchen. Kein Hexenfest mit Osterfeuer. Mir muss noch etwas einfallen. Haben wir wirklich alle Bücher durchgesehen?“, fragte Rosina.

Ariadne nickte. Traurig blickte Rosina aus dem Fenster.

Auf der Fensterbank stand eine Primel mit rosa Blüten. Ein kleiner Käfer saß auf einem ihrer Blätter. Rosina ging hin und hielt ihre Hand dem Marienkäfer hin, sodass er hinaufkrabbeln konnte.

„Wie alt du wohl bist?“ Sie zählte die Punkte auf seinem Rücken. Sieben Jahre. Sieben? Das war die magische Märchenzahl: sieben Zwerge, sieben Fliegen auf einen Streich, sieben Geißlein …

„Ariadne, das ist es. Die Lösung des ersten Rätsels: Ein Marienkäfer!“, rief Rosina.

„Gut gemacht, Kindchen! Zieh schnell einen Bindekreis, sonst fliegt er davon.“

Rosina setzte den Käfer auf ein Blatt. Dann malte sie mit dem Zeigefinger einen Kreis um ihn und sprach:

„Marienkäfer flieg’ nicht weg,

brauch’ dich für ’nen guten Zweck.“

Dort, wo ihr Finger das Blatt berührt hatte, erschien ein goldenes Leuchten und bildete einen Kreis. Der Käfer blieb nun ruhig auf der Stelle sitzen.

„Toll gemacht, Rosinalein. Das war sehr gut für eine Nachwuchs-Hexe“, sagte Ariadne und sprang dabei freudig auf und ab.

Doch Rosina blickte bereits wieder hinaus in den Garten, eine große Denkfalte auf ihrer Stirn. Die anderen Rätsel würde sie auch lösen.

Draußen vor dem Fenster wackelte ein Busch. Ein kleiner brauner Kopf mit langen Ohren lugte heraus, dann hüpfte das ganze Häschen hervor. Wo waren wohl die anderen fünf? Letztes Jahr waren es nur vier gewesen. Diese flinken Möhrendiebe. Rosina musste lächeln, als sie sich an die lustige Jagd erinnerte. Drei Stunden lang hatte sie die Hasen immer wieder aus dem Gemüsebeet verjagt. Vergeblich. Sie waren viel zu schnell wieder drinnen gewesen und die Möhren für den Winter mussten sie auf dem Markt kaufen. Aber sollte ein Hase wirklich die Antwort auf das zweite Rätsel sein? Natürlich, was sonst.

„Es ist ein Hase. Los Ariadne wir müssen einen fangen!“ sagte Rosina. Sie zog ihren Umhang an und legte das Käferblatt und eine Möhre in einen Korb. Ariadne schaffte es gerade noch auf Rosinas Schulter zu springen. Dann liefen sie hinaus.

Auf der Wiese vor dem Haus malte Rosina wieder einen Kreis und sang dazu:

„Hase komm doch her,

ich brauche dich so sehr,

hüpfst du in den Kreis,

ist die Möhre hier dein Preis.“

Schon hüpfte der Hase näher heran und sprang in den Lichtkreis hinein, um an der Möhre zu mümmeln. Rosina legte das Blatt mit dem Marienkäfer dazu.

In diesem Moment schallte ein Kikeriki über den Hof. Rosina zuckte zusammen. Die Sonne wird bald aufgehen und sie hatte das letzte Rätsel noch nicht gelöst. Schon schrie der Hahn wieder. Er war ein guter Wach-Hahn, aber die Hexen ließ er zum Eierholen nicht in den Hühnerstall. Gestern waren ihr die Hälfte der Eier auf der Flucht vor dem Hahn zerbrochen. Die Eier. Sie sind weiß oder braun und rund.

„Ariadne. Im Hühnerstall, dort ist die Antwort auf das zweite Rätsel!“, rief Rosina.

„Du bist fast so schlau wie unsereins, Rosinchen! Wie schade, dass du keine Spinne bist, ich würde dich sofort adoptieren“, sagte Ariadne mit einem breiten Lächeln.

Vor der Tür zum Hühnerstall stand der Hahn, den Kopf angriffslustig gesenkt und mit den Füßen scharrend. Was nun? Bannsprüche wirkten nicht bei ihm. Rosina runzelte ihre Stirn und dachte angestrengt nach. Der neue Schlafzauber könnte klappen. Sie hob eine Hühnerfeder auf und sprach:

„Schlaf kommt leicht wie eine Feder,

fällst gleich um und schnarchst wie jeder.“

Die weiße Hühnerfeder glitzerte nun blau. Rosina pustete sie an und wie von Geisterhand schwebte sie zum Hahn, um dort auf seinem Kopf zu landen. Dort versprühte sie kleine blaue Sterne. Der Hahn guckte verdutzt, doch die Augen fielen ihm schon zu, er sank zu Boden und begann gleich zu schnarchen.

Kurz darauf kam Rosina mit einem Ei aus dem Stall heraus und legte es zu Marienkäfer und Hase.

„Puh, das war knapp“, sagte sie und ließ sich auf die Wiese fallen.

„Ich bin so aufgeregt, Hexen-Kindchen. Hoffentlich klappt es“, sagte Ariadne, während sie aufgeregt im Gras hin und her lief.

Die ersten Sonnenstrahlen suchten sich ihren Weg durch die Baumwipfel und trafen den Kreis. Der Hase hörte auf an der Möhre zu knabbern und schaute hoch. Der Marienkäfer öffnete seine Flügel, wie um abzuheben. Das Ei kullerte wild hin und her. Dann schwebten die drei hoch, umgeben von einem hellen Glanz. Plötzlich blendete sie ein greller Blitz, gefolgt von einem lauten Knall. Rosina sprang vor Schreck auf. Dann saß dort, wo vorher Käfer, Ei und Häschen waren, ein Hase. Ein sehr großer Hase. Sein Kopf reichte Rosina bis an die Schulter. Ihr stand der Mund vor Staunen offen.

„Bist du es wirklich?“, fragte sie.

„Ja, ich bin der Osterhase“, antwortete er lächelnd. „Ich danke dir Rosina. Du musst die schlaueste Hexe weit breit sein, denn nur du hast mich retten können. Doch jetzt muss ich schnell los, ich habe noch viel zu tun.“

Ein Windstoß zerzauste Rosinas Haare und der Hase war weg, aber ihr Korb war voll mit bunten Eiern und Süßigkeiten.

„Kindchen, ich bin so stolz auf dich. Ich sollte dich doch adoptieren, obwohl du nur ein Menschlein bist“, sagte Ariadne, ihr ganzer Körper strahlte golden vor Begeisterung.

Rosina war glücklich. Das Fest war gerettet. Nun musste sie laut gähnen. Sie war furchtbar müde nach dieser schlaflosen Nacht.

Gerade als Rosina sich in ihr Bett gekuschelt hatte, ging die Zimmertür auf. „Rosina, ich bin wieder da mein Schatz“, sagte ihre Mutter. „Weißt du was, mein Liebling? Der Osterhase wurde gesehen. Alles ist wieder in Ordnung. Doch der Rat weiß noch nicht, wer das Rätsel gelöst hat.“ Sie ging zu Rosina ans Bett und strich ihr über das Haar.

„Lass dir das von Ariadne erzählen“, murmelte Rosina, ohne die Augen zu öffnen. Dann war sie schon mit einem Lächeln auf dem Gesicht eingeschlafen. Sie träumte von einem wunderbaren Hexenfest, bei dem sie mit dem Osterhasen um das Feuer tanzte.

Sandra Hummel, 34 Jahre, lebt in Witten. Als sie endlich lesen konnte, machten ihre Eltern ihr ein großes Geschenk: einen Büchereiausweis. Das Tor zu anderen Welten war geöffnet

*

Bankrott! Ruin! Exklusivinterview mit dem Osterhasen Mr. O

Darf man den Berichten der letzten Monate annähernd Glauben schenken, so steht die kommerzielle Osterindustrie unlängst vor dem Untergang. Zu groß sei der übermächtige Druck des saisonalen Winterkonkurrenten Xmas Empire & Secret Santa Inc. Seit Jahren beherrscht das Unternehmen mit seinen zahlreichen Idolen kassenklingelnd den Markt: Kinderherzen schlagen für den Weihnachtsmann, Rudolph und Co. Der Osterhase bleibt in repräsentativen Umfragen in der Liste der beliebtesten Wunscherfüller schon lange weit hinter diesen Winterrivalen zurück. Die aktuellen Werte ergaben, dass er die Top Ten in dieser Saison gar zugunsten von Jurymitgliedern der Sendung „Deutschland sucht den Superklon“ räumen musste. Wird Ostern in diesem Jahr also zum ersten Mal in der modernen Konsumgeschichte gestrichen werden? Müssen wir damit rechnen, eine Festtagsübernahme durch eine Frühlingsvariante des Weihnachtsfests zu erleben (und wenn ja: Trägt der Weihnachtsmann dann Badeshorts zu seinem Langhaarbart oder wird er seine Bikini-Engel vorschicken)? Diese und weitere brisante Fragen freuen wir uns, dem Vorsitzenden und Hauptwerbeträger der Osterkompanie Hello Hasi GmbH nun persönlich stellen zu dürfen.

Reporterin: Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Interview nehmen konnten, verehrter Osterhase.

Osterhase: Sehr gerne. Ich bin mümmel-mäßig froh, endlich mit diesen hässlichen Gerüchten aufräumen zu können. Was musste ich dort tagtäglich im Easter-Echo lesen über das angeblich nahende Ende meines Festes (schüttelt so heftig den Kopf, dass die langen Ohren nur so fliegen). Beim Zahne meiner Hoppelhasenkinder kann ich Ihnen versichern: Ostern wird nicht abgeschafft (haut mit seiner Puschelpfote auf den Tisch)!

R: Was ist aber nun dran an diesen Meldungen? Wie schlecht geht es der Hello Hasi GmbH wirklich?

O: Ach, immer fragen nur alle nach den Moneten. Messen Sie den Wert des Osterfestes etwa daran, wie viele Karotten ich schon auf die hohe Kante legen konnte?

R: Na gut, sprechen wir also nicht über Karotten, äh, Moneten. Aber zumindest die Umfragewerte bieten doch größten Anlass zur Besorgnis?

O: Leider muss ich Ihnen in diesem Punkt zustimmen. Die Ergebnisse der renommierten Wunscherfüller-Top Ten können nicht unter den Frühlingswiesenteppich gekehrt werden. Leider ließen die aggressiven Verkaufsstrategien der Xmas Empire & Secret Santa Inc. erstmals kein friedliches Nebeneinander der Feste mehr zu. Ostern sah sich von einer festtagsfeindlichen Übernahme bedroht, man bot uns bereits hohe Summen an, damit ich den Vorsitz Hello Hasis aufgebe. Doch auch wenn ich kurzzeitig die Löffel traurig hängen ließ, werde ich selbige ganz sicher nicht abgeben (knackt entschlossen mit seinen Hasenhauern)!

R: Wie gedenken Sie, ihren Platz zu sichern?

O: Es war nicht einfach, mir einzugestehen, dass selbst die traditionellen Familienfeste mit der Zeit gehen müssen. Heutzutage reicht es anscheinend nicht mehr aus, Kinder mit ein bisschen Farbe, harten Eiern und versteckten Körben begeistern zu wollen. Wir sehen ja, was die Weihnachtsmitstreiter so alles auffahren. Aus diesem Grund habe ich mir ein erfahrenes Marketing-Team zusammengestellt. Mit dessen Hilfe habe ich mich selbst und das gesamte Konzept von Ostern quasi-hasi komplett überarbeitet.

R: Oh. Wie haben wir uns das vorzustellen und wer stand Ihnen dort so hilfreich zur Hasenhüften-Seite?

O: Nun, da gibt es zunächst einmal meinen Style-Berater Bruce Bel-Lapin, der mich nicht nur eingekleidet hat (schwellt seine mit Karl Hasenfeld zwirnumhüllte Hasenbrust), sondern mir auch einen topmodischen Fellschnitt verpasst hat. Jeden Morgen ein haselnussgroßes Portiönchen des „Rocky Rabbit“-Gels einarbeiten – ruhig auch rebellisch gegen die Wuchsrichtung – und schon bin ich très chique für alle Fotoshootings. Sie müssen wissen, auch marketingtechnisch werde ich diesem „phat in red“-posierenden Nikolaus bald in nichts mehr nachstehen: Osterkalender, Poster, der ganze Schnickschnack eben. Außerdem gedenken wir, über Jahre hinweg die HopHop-Szene etablieren zu können.

R (irritiert): HopHop? So wie HipHop?

O: Yo! Ganz recht. Nur so kann man sich nachhaltig für die heranwachsende Zielgruppe interessant machen (der Mümmelmann versucht, ein wenig cooler im Sitz zu lümmeln). Die Redaktion der größten Jugendzeitschrift ließ einen HopHop-Künstlernamen für mich wählen. Egg-minem kam zum Glück nicht so gut an. So werde ich als Mr. O in naher Zukunft meine erste CD präsentieren und dazu mit meinen Choreografen einen neuartigen Hoppel-HopHop-Tanz kreieren.

R. macht ein „Oh nein, jetzt singt er auch noch“-Gesicht.

O: Dieser Schritt ist wirklich dringend nötig, um der erfolgreichen CD-Reihe „Secret Santa’s Supersongs“ die Rentierstirn zu bieten. Oder können Sie mir etwa ein einziges Osterlied nennen?

R: Zählt „Häschen in der Grube“? (Böser HopHop-Gangster-Blick von Mr. O). Äääh, lassen Sie uns doch abschließend noch auf Ihre neuen Multimedia-Produkte zu sprechen kommen.

O: Jawohl. Abgerundet wird die allumfassende Erneuerung der Hello Hasi GmbH durch ihre neuen Hasen-Handelswaren. Zum einem haben wir da den Musikspieler Ei-Pod in dottergelb und dazu die weltweit einzigartige Egg-App, mit der man per GPS selbst die härtesten Osterei-Verstecke orten kann. Natürlich bin ich als gebildetes Lese-Langohr aber auch der Meinung, die Literatur nicht vernachlässigen zu dürfen. Das soll in dem ganzen neumodischen Bling-Bling nicht zu kurz kommen. Aus diesem Grund ist es mir eine besondere Freude, verkünden zu dürfen, dass ein vorbildlicher Kinder- und Jugendbuchverlag ein von Hello Hasi initiiertes Buch veröffentlichen wird. Reine Ostergeschichten, eieiei, es wird ein Hasenfest (hat leuchtende Augen)! In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen und Ostern Olé, sagt euer Mr. O!

Alexandra Oswald, geboren 1981.

*

Die Geschichte vom Osterhasen

„Kommt schnell!“ Die schrille Stimme von Ella, der jüngsten Henne schallte über den ganzen Hühnerhof.

„Ja, ja ...“, brummelte Berta gemütlich und schüttelte das weiße Gefieder, bevor sie sich auf den Weg machte. Aus Erfahrung wusste sie, dass bei diesen jungen Hühnern immer etwas ganz aufregend und wichtig war. Wozu sich also beeilen?

Aber an diesem Tag gab es tatsächlich etwas Außergewöhnliches zu bestaunen. Alle Hennen, die auf dem Hühnerhof inmitten der Felder und Wiesen ihres Bauern lebten, hatten sich um etwas geschart. Sie gackerten so aufgeregt durcheinander, dass sogar Mio, der stolze Hahn, hinzukam. „Was ist hier los? Warum tut ihr nicht eure Arbeit und legt Eier in eure Nester?“ Streng blickte Mio seine Hühnerdamen an.

„Aber hier ...“

„Schau nur ...“

„Gackgackgack ...“ Das war alles, was er als Antwort bekam.

„Nun gut, lasst sehen, was euch dieses Mal von der Arbeit fernhält.“ Mit Schwung warf Mio seinen Kopf zurück, um seinen Hahnenkamm in die richtige Position zu bringen. Auf diesen Kamm war er besonders stolz. Keiner der umliegenden Höfe hatte einen Hahn, der so prachtvoll seinen Kamm schwellen lassen konnte.

Nun doch neugierig geworden trat Mio näher. Die Menge seiner Hühnerdamen wich respektvoll zur Seite, um ihm Platz zu machen. Zum Vorschein kam ein Ei. Was ja auf einem Hühnerhof noch nicht weiter verwunderlich gewesen wäre.

Aber dieses Ei war anders als ihre eigenen. Die Schale war weder braun, noch weiß, sondern leuchtete in allen Farben des Regenbogens. Außerdem war es fast so groß wie eins der Hühner selber. Abrupt blieb der Hahn stehen. „Wo kommt das her?“, wollte er wissen.

Aber niemand konnte ihm eine Antwort darauf geben. Das Ei hatte einfach im Morgengrauen hier gelegen.

„Bringt es auf den Misthaufen“, entschied Mio nach kurzem Überlegen. „Es gehört nicht zu uns.“

„Nein!“, kam es aus Bertas Schnabel. Die sonst so gemütliche Henne baute sich vor dem Hahn auf. „In diesem Ei wächst etwas. Wir können es nicht einfach auf den Mist werfen. Ich werde es ausbrüten.“

Mio wusste, dass er gegen Bertas Meinung nichts ausrichten konnte. Und so nickte er nur hochmütig und stolzierte über den Hof davon.

„Rasch, helft mir das Ei in mein Nest zu bringen“, scheuchte Berta ein paar der herumstehenden Hühner auf.

Kurz darauf versuchte sich die Henne bereits im Brüten. Leider war dies gar nicht so einfach, da das Ei ja viel größer als Bertas eigene war. Die Henne flatterte mit den Flügeln, erhob sich in die Luft und versuchte auf dem Ei zu landen. Vergeblich. Kaum, dass sie darauf Platz nehmen wollte, war sie auch schon wieder heruntergerutscht.

„Steht nicht herum“, sprach sie die anderen Hennen an. „Helft mir lieber.“

Und so lehnten sie gemeinsam das große Ei an die Wand. Eine Henne setzte sich an die linke Seite, eine an die rechte, eine davor und Berta thronte obenauf, während sie sich mit dem Rücken an die dahinter liegende Wand lehnte, um nicht erneut herunter zu purzeln. Ja, so würde es gehen. Berta nickte zufrieden und schlief gleich darauf ein.

An einem der ersten sonnigen Frühlingstage, als bereits Krokusse und Tulpen ihre Köpfe aus dem dunklen Erdreich schoben, rührte sich unter Berta etwas. Vorsichtig rutschte sie von dem Ei herunter, legte ihren Kopf an die Schale und lauschte. Ja, da war ein Knacken und Knirschen zu hören. Genauso, als würde sich im Inneren des Eies jemand auf den Weg ins Leben machen.

Aufgeregt flatternd stand Berta neben dem Ei und wartete. Die anderen Hennen schauten sie ganz erstaunt an, denn sie hatten die Hühnerdame noch nie aufgeregt erlebt.

„Da, ein Riss“, flüsterte Berta und zeigte mit dem Flügel nach oben.

Tatsächlich. Ein langer Riss durchzog die regenbogenfarbene Schale, dann drang ein Klopfen an ihre Ohren und im nächsten Moment machte das ganz Ei einen gewaltigen Hopser. Mit weit aufgerissenen Augen verfolgten die Hühnerdamen das Geschehen. Noch nie hatten sie erlebt, dass ein Ei hopst. Ein weiterer Hopser folgte, das Ei taumelte, fiel zurück gegen die Wand und zerbrach.

„Ooooh“ war alles, was im Hühnerstall zu hören war.

Vor den erstaunten Augen der Hühnerdamen, lag ein kleines, braunes Tier im Stroh. Statt Vogelfedern besaß es ein buschiges Fell und es hatte lange Ohren.

Plumps machte es und Berta war vor Schreck auf ihr Hinterteil gefallen. „Ein Häschen“, flüsterte sie noch, bevor sie endgültig in Ohnmacht fiel.

Aber Berta wäre nicht Berta, wenn sie nicht in Windeseile ihre übliche Gemütsruhe wiedergefunden und die Lage in den Griff bekommen hätte. Kaum war sie aus ihrer Ohnmacht erwacht, sprang sie auf und machte sich entschlossen auf den Weg zu Molly, der Hofhündin.

„Molly“, sprach sie die Hundedame geradeheraus an, „ich brauche deine Hilfe.“

Die Hündin versuchte sich auf Berta zu konzentrieren. Was gar nicht so einfach war, da drei quirlige Welpen um ihre Beine herumhuschten. Molly war vor einigen Tagen zum ersten Mal Mutter geworden. „Was kann ich denn für dich tun, Berta?“, übertönte sie ihre kleine Rasselbande mit Mühe.

„Stell dir vor, bei uns im Hühnerstall ist ein Hase geschlüpft.“ Rasch erzählte sie die ganze Geschichte, während Mollys Augen immer größer wurden. So etwas hatte sie noch nie gehört. Ein Hase, der aus einem Ei schlüpft. „Und nun brauche ich Milch für den kleinen Kerl“, endete Berta.

„Bring ihn her“, sagte Molly, „wir Mütter müssen schließlich zusammenhalten.“

So kam es, dass auf einem Hühnerhof ein Hase von einer Henne ausgebrütet und dann von einer Hündin gesäugt wurde. Mio, der Hahn, zog sich derweil in seinen Schmollwinkel zurück. Auf ihn hörte sowieso wieder einmal niemand.

Wen wundert es da, dass aus dem kleinen Hasen bei all der Liebe und Zuwendung bald ein großer Hase wurde. Voller Stolz beobachtete ihn Berta und auch die anderen Hühnerdamen und natürlich Molly hatten den kleinen Kerl in ihre Herzen geschlossen.

Eines Tages, es war kurz vor dem Osterfest, beobachtete Berta, wie ihr Hase mit einem Strohbüschel in der Pfote neben einer Pfütze hockte. „Was machst du da?“, fragte sie neugierig.

„Ich will eure Eier anmalen“, war die rätselhafte Antwort.

Staunend sah Berta, wie der Hase den Strohwisch in den schlammigen Teil der Pfütze tauchte und damit dann über eins der Eier wischte, die neben ihm lagen. Anfangs hatten die Eier danach einfach nur eine Schlammkruste, aber nach weiteren Versuchen waren die Eier kunstvoll mit Tupfen oder Linien verziert. Richtig hübsch sahen sie aus.

„Meinst du, ich darf die Eier der anderen Hühnerdamen auch anmalen?“, fragte der Hase.

Berta nickte, während sie sich mit dem Flügel ein paar Mal über die Augen wischte. Gerührt drückte sie ihr Pflegekind, das sie längst überragte, an ihr Federkleid.

Voller Eifer machte sich der Hase ans Werk. Und so geschah es, dass am nächsten Tag, es war der Ostersonntag, die überraschten Hühnerdamen in ihren Nestern nicht ihre üblichen weißen und braunen Eier fanden, sondern liebevoll bemalte.

Selbst Mio, der Hahn, fand nichts mehr zu meckern. Er sonnte sich einfach in dem Gefühl, dass sein Hühnerhof nun wirklich etwas ganz Besonderes war.

Nicole Vergin lebt und arbeitet am Steinhuder Meer, in der Nähe von Hannover. Sie ist Mitinhaberin der Schreib- und Lesewerkstatt La Piuma, wo sie die Möglichkeit hat, ihre Hobbys als Berufung zu leben.

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Hacim:
804 s. 7 illüstrasyon
ISBN:
9783990510261
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