Kitabı oku: «Wie aus dem Ei gepellt ...», sayfa 8
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Hoothie - die Osterkatastrophe
„Unter dem Kirschzweige,
hinten an der Weide.
Oder unter’m Baum,
vielleicht doch lieber am Zaun?“
Seit Wochen klang dieses Lied durch den Wald. Es war jedes Jahr zu einer bestimmten Zeit zu hören. Hoothie, der Osterhase, sang es. Wenn Weihnachten vorbei war, der Schnee langsam taute und die Schneeglöckchen und Krokusse frech ihre Köpfe reckten, dann war seine Zeit. Sein Häuschen mit dem Strohdach strahlte in vielen bunten Farben, denn Hoothie malte gern. Auch jetzt saß er auf einem Holzstuhl und mischte verschiedene Farben. Rot, Blau und etwas Gelb. Nicht immer war das Ergebnis schön anzusehen. Aber wichtiger als die Farben waren die herrlichen Muster, die die Eier verzieren sollten. Ob Linien, Kreise oder einfache Punkte, er probierte alles aus. Fröhlich schwang er seinen Pinsel im Takt zu seinem Liedchen. Manchmal landete ein Farbklecks auf seiner Nasenspitze. Jetzt zierte sie ein großer Klecks grüner Farbe. Als Hoothie in den Spiegel sah, musste er selbst lachen.
Kurze Zeit später ging er in den Garten. Dort blühten unzählige Krokusse, einer schöner als der andere. Hoothie warf einen Blick auf seinen Kalender, welcher neben dem Haus an einem Brett befestigt war und seine wichtigen Termine zeigte. „Erste Lieferung Eier abholen“, zeigte der Kalender an. Richtig, denn es sollte mit dem Bemalen der Eier ja schleunigst losgehen. Oh, wie freute er sich darauf!
Da Hoothie niemals alles allein schaffen würde, haben ihm seine besten Freunde Roxi, das Eichhörnchen, und Flocks, der Igel, wie jedes Jahr ihre Hilfe angeboten. Als Dankeschön hilft Hoothie den beiden im Herbst reichlich Äpfel, Kastanien und Nüsse zu sammeln, damit sie im Winter nicht hungern müssen. Da hörte er auch schon ein Liedchen:
„Tierili, Tierila,
der Karren ist jetzt da.
Tierili, Tierila,
jetzt sind wir beide da …“
Hoothie ging zum Gartenzaun, um die beiden zu begrüßen. Flocks zog einen großen Karren und Roxi schob von hinten.
„Hoothie, dein Garten ist ja ein Meer aus Blüten“, rief Roxi begeistert beim Anblick der Krokusse.
„Das dient zur Einstimmung auf das Osterfest“, meinte Hoothie strahlend. Der Schuppen hinter Hoothies Haus wurde als Bastelwerkstatt hergerichtet. Dort werden in jedem Jahr die Eier bemalt und in kleinen Körbchen für die Verstecke fertiggemacht. Liebevoll richteten die drei die Ablage für die Eier mit Stroh aus.
Roxi und Flocks schoben den Karren bereits auf den Waldweg in Richtung Hühnerhof. Der Weg führte durch den Wald und die großen Bäume warfen auch an sonnigen Tagen ihre großen dunklen Schatten über ihn. Der Hühnerhof lag gleich hinter dem Wald. Als Hoothie sich dem Ende des Weges näherte, hatte er das Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
„Hoothie, Hoothie, es ist etwas Schreckliches passiert!“ Aufgebracht näherte sich Rufus. Er war ein stattlicher Hahn, immer sehr ruhig und freundlich. Doch an diesem Tag war er schrecklich aufgeregt und flatterte ihnen bereits entgegen.
„Aber Rufus, was ist denn passiert?“, fragte Hoothie.
„Die Eier sind alle weg! Grimmold, der Fuchs, hat sie gestohlen. Letzte Nacht war er da und hat uns bedroht. Oh, Hoothie, du weißt ja gar nicht, wie böse er ist.“
„Alle Eier?“, fragte Hoothie ungläubig.
„Ja, sie sind weg!“, krächzte Rufus.
„Aber was machen wir denn jetzt?“, fragte Roxi mit großen Augen.
„Die ganze Lieferung! Das sind mehr als die Hälfte der Eier, die ich benötige! So kann ich nicht genug Osterüberraschungen basteln. Was will Grimmold denn mit so vielen Eiern?“, fragte Hoothie.
Betrübt setzten sich die vier auf einen Heuballen.
„Was hast du jetzt vor?“, fragte Flocks.
Hoothies Ohren hingen herunter und seine Augen glänzten. „Ich weiß es nicht! Dann kann ich nur ein paar Überraschungen basteln und wem soll ich sie schenken? Nur den Hühnern, nur den Pferden? Da beschenke ich lieber gar niemanden. Oh, das ist so gemein!“, jammerte Hoothie. „Ich werde zu ihm gehen!“, sagte Hoothie auf einmal und stand auf.
„Du willst ihn besuchen?“, fragte Roxi ungläubig.
„Wie stellst du dir das vor? Du kannst nicht einfach zu Grimmold gehen, er frisst dich vielleicht auf!“, rief Rufus entsetzt.
„Du weißt doch gar nicht, wo er wohnt!“, meinte Flocks.
„Aber ich weiß, wer mir das verraten kann! Angst habe ich auch keine!“, meinte Hoothie mutig.
„Ja, noch nicht!“, warf Roxi ein.
Hoothie schob den Karren in Richtung Waldweg. Flocks und Roxi warfen sich einen kurzen Blick zu und folgten ihm dann in den Wald. „Ich werde Buhu fragen. Er ist sehr schlau und kann uns sicher sagen, wo der Fuchs wohnt.“
Flocks und Roxi gefiel diese Idee überhaupt nicht. Dort, wo die Bäume am höchsten waren und die Sonne nicht mehr auf den Boden langte. Genau an dieser Stelle hatte es sich Buhu auf einem Baum gemütlich gemacht. Sein Haus lag so weit oben in den Ästen einer Tanne, dass man von unten laut rufen musste, um ihn zu wecken, zumindest um diese Tageszeit. Denn er war eine Eule und schlief am Tag.
„BUHU!!!!“, fingen die drei im Chor an zu schreien.
„Was ist denn das für Lärm um diese Uhrzeit!“, schimpfte jemand.
„Buhu, wir müssen dich sprechen. Es ist wirklich wichtig!“, versuchte es Hoothie noch einmal.
„Hoothie, was ist denn passiert?“, fragte Buhu vom höchsten Ast.
„Grimmold, der Fuchs, hat den größten Teil meiner Ostereier gestohlen. Wir möchten ihn finden und zur Rede stellen. Kannst du uns sagen, wo er wohnt?“
„Hoothie, Grimmold kann ein böser, alter Narr sein. Ich kann nicht zulassen, dass ihr drei euch in Gefahr begebt“, erklärte Buhu.
„Bitte Buhu! Ohne die Eier kann ich die Osterüberraschungen nicht basteln! Bitte sag uns, wo wir ihn finden können.“
„Gut, aber sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt! Er kann gefährlich sein. Er wohnt am großen Felsen und nun lasst mich in Ruhe schlafen!“ Mit diesen Worten verschwand er wieder. „Der Weg zum großen Felsen führt gleich dort vorn um die Baumgruppe.“ Die drei schoben den Karren in die beschriebene Richtung. Der Wald schien in diesem Winkel dunkler und kühler zu sein. „Hoothie, das war bestimmt keine gute Idee! Er wird uns alle auffressen!“, jammerte Roxi.
Der Felsen sah gefährlich aus. Die Höhle war groß und schwarz, das konnten die drei von Weitem sehen.
„Grimmold, bist du da?“, rief Hoothie.
„Wer wagt es, mich bei meinem Namen zu rufen? Wer traut sich so nah an meine Höhle heran?“, schallte es aus der Dunkelheit.
Flocks und Roxi wichen vor Angst zwei Schritte zurück. Hoothie blieb tapfer stehen und antwortete: „Mein Name ist Hoothie, ich bin der Osterhase und das sind meine Freunde. Wir sind gekommen, um die Eier zu holen, die du gestohlen hast!“
„Der Osterhase Hoothie traut sich an meine Höhle. Möchtest du mein Mittagessen werden?“, fragte Grimmold spöttisch.
„Wir möchten die Eier zurück! Wozu solltest du sie brauchen?“, entgegnete Hoothie.
„Wozu? Das fragt der Richtige! Jedes Jahr versteckst du Eier für deine Freunde und alle anderen. Nur mich hast du nie beschenkt. Dabei habe ich dir oder deinen Freunden nie etwas getan. Du versteckst für mich nur nichts, weil ich ein Fuchs bin. Und ein Fuchs ist ja immer böse, nicht wahr? Da wollte ich mir selbst Ostereier verstecken, auch ohne deine Hilfe!“ Nun sah Grimmold gar nicht mehr böse aus, nur noch sehr einsam und traurig.
„Es tut mir leid Grimmold. Ich habe nie versucht, ein Freund für dich zu sein. Bitte gib mir die Eier wieder. Ich verspreche dir, du bekommst in diesem Jahr eine Osterüberraschung. Ich möchte dich auch zu meiner Osterfeier einladen“, sagte Hoothie.
„Das würdest du tun?“, fragte Grimmold misstrauisch.
„Ich verspreche es!“, antwortete Hoothie.
Grimmold überlegte und willigte schließlich ein. Er half ihnen sogar, die Eier im Karren zu verstauen.
Zurück in Hoothies Haus, begannen die drei mit der Arbeit. Sie hatten Spaß und die Eier wurden, jedes für sich, ein kleines Meisterwerk. Als Hoothie das letzte Ei bemalt hatte, machten sie sich auf den Weg, die vorher sorgfältig ausgewählten Verstecke von Hoothie mit Osterüberraschungen zu füllen. Am nächsten Tag sollte das Osterfest beginnen und es dauerte nicht lange, bis die ersten Gäste sich im Garten einfanden. Jeder bestaunte die bunten Blumen und natürlich suchten sie auch nach kleinen Überraschungen. Als alle fröhlich feierten, kam noch ein letzter Gast: Grimmold!
Auf vielen Gesichtern zeichnete sich Angst ab. Doch Hoothie konnte die Gäste schnell beruhigen. Grimmold trat auf ihn zu. „Hoothie, ich möchte dir danken. Heute Morgen bin ich aufgewacht und habe am Eingang meiner Höhle eine wunderschöne Osterüberraschung gefunden. Du hast dir wirklich sehr viel Mühe gegeben. Danke auch für die Einladung zu deiner Osterfeier“, sagte Grimmold.
„Das habe ich gern getan, Grimmold! Es freut mich, dass es dir gefällt. Ich verspreche auch, dass ich dich nie wieder vergessen werde“, sagte Hoothie und klopfte Grimmold freundschaftlich auf die Schulter.
„Ich habe mich bereits bei Rufus und den Hühnern für mein schlechtes Benehmen entschuldigt“, verriet Grimmold schnell.
Dann kamen auch schon Flocks und Roxi mit Getränken auf die beiden zu. „Grimmold, wir wollen mit dir Anstoßen“, rief Roxi und prostete ihm zu.
„Na, das lass ich mir nicht zweimal sagen“, grinste Grimmold.
Zusammen mit Rufus und den Hühnern feierten die vier das bis dahin schönste Osterfest. Und es werden bestimmt noch einige fröhliche Feste folgen.
AUF DIE FREUNDSCHAFT!
Jacqueline Dietrich ist 27 Jahre alt und lebt in Leipzig. Ihre Hobbys sind Lesen, Schreiben (besonders Fantasy und Kurzgeschichten für Kinder), Zeichnen und Musik hören. Einige ihrer Texte wurden bereits im Kulturmagazin ZeitPunkt veröffentlicht.
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Osterüberraschung vom Weihnachtsmann
Zielsicher ging Tobias durch das große Gartencenter, ohne auf bunte Ostereier, niedliche Plüschküken und grinsende Osterhasen aus Pappe zu achten. Das Einzige, was ihn in diesem Geschäft interessierte, befand sich in der Kleintierabteilung. Gebannt blieb er vor einem der verglasten Gehege stehen. Sein Herz klopfte vor Aufregung. „Das ist der schönste Hase, den ich je gesehen habe“, flüsterte Tobias andächtig.
„Löwenkopf, männlich“ stand auf dem weißen Schild, das an der Scheibe befestigt war. Der Preis von 20 Euro war durchgestrichen und auf 15 Euro verbessert.
„Warum ist der Hase jetzt billiger?“, fragte Tobias eine Verkäuferin mit roten Haaren, die gerade den Nebenkäfig säuberte.
Die Verkäuferin sah auf und lächelte. „Ach, das ist unser Weihnachtsmann. Den wollte bisher noch niemand haben. Er ist schon ein paar Monate alt, also kein ganz junges Kaninchen mehr, und deswegen haben wir gehofft, ihn so verkaufen zu können.“
„Und warum sagen Sie Weihnachtsmann zu ihm?“
Die Verkäuferin lachte. „Na ja, schau ihn dir einmal genau an. Findest du nicht, dass seine dunkelgraue Löwenmähne wie ein Bart aussieht? Und dann ist er genau in der Weihnachtszeit zu uns gekommen. Deswegen haben wir ihn Weihnachtsmann getauft.“
„Ich hätte mir denken können, dass du wieder hier steckst. Los jetzt, wir müssen nach Hause. Ich habe heute noch einiges zu erledigen!“, schimpfte Tobias Mutter, die gerade im Laufschritt angehetzt kam.
„Schau Mama, wie süß der Hase ist. Bitte, ich wünsche mir doch schon sooo lange einen. Du musst mir auch überhaupt nichts anderes zu Ostern kaufen“, bettelte Tobias mit Seehundaugen.
„Wir kaufen jetzt ganz bestimmt keinen Hasen. Komm jetzt endlich!“ Schon war die Mutter wieder Richtung Kasse verschwunden.
Tobias blieb nichts anderes übrig, als hinterher zu trotten.
Beim Abendbrot versuchte Tobias, seinen Vater zu überzeugen, den Hasen zu kaufen.
„Und er ist fast ganz schwarz. Nur um die Augen und die Nasenlöchern herum sind hellbraune Ringe. Und er sieht so putzig aus, wenn er mit seinem kleinen hellbraunen Mund eine Karotte mampft. Die pelzigen Füße und der Bauch sind auch weiß und hellbraun und die Löwenmähne ist ganz dunkelgrau und deswegen ist es der Weihnachtsmann. Und fünf Euro ist er auch billiger. Und wenn ich einen Hasen hätte, würde ich bestimmt öfters an die frische Luft gehen und im Garten würde ich auch helfen, das wollt ihr doch immer!“
„Und der Hase hilft bestimmt auch mit, vor allem bei der Karottenernte“, brummte die Mutter, während sie für Tobias’ kleine Schwester Kathy eine Brotscheibe mit Leberwurst beschmierte.
Der Vater lachte. „Mama hat mir vorhin schon erzählt, dass du dich in einen Hasen verliebt hast. Du sollst ihn bekommen, wenn du mir hilfst, einen Stall für draußen zu bauen. Und sobald es wärmer wird, zieht der Hase in den Garten.“
„Au ja! Und bis dahin kann er in meinem Zimmer bleiben. Auf dem Dachboden habe ich einen alten Käfig gesehen, den hole ich nachher gleich herunter“, stimmte Tobias begeistert zu.
„Krieg ich auch einen Hasen?“, meldete sich Kathy zu Wort, die bisher mit großen Augen zugehört hatte.
„Ein Hase genügt!”, erklärte die Mutter bestimmt. „Tobias lässt dich seinen Hasen bestimmt auch streicheln.“ Sie schaute ihren Sohn herausfordernd an.
„Kein Problem“, meinte Tobias großzügig.
Einen Tag vor Ostern war Tobias stolzer Hasenbesitzer. Sorgfältig hatte er alles vorbereitet und jetzt saß sein Schützling in seinem neuen Zuhause und drehte ängstlich die Augen heraus. Vorsichtig streichelte Tobias über das weiche Fell. „Du wirst dich bald an mich gewöhnt haben“, tröstete er das kleine Tier. „Und ab jetzt sollst du Bobby heißen. Weihnachtsmann ist ja kein richtiger Hasenname“, beschloss er. Doch im Laufe des Tages wurde Tobias unruhig. Irgendetwas schien mit Bobby nicht in Ordnung zu sein. Ständig lief der Hase im Käfig hin und her. In jeder Ecke fing er zu buddeln an, und als Tobias ihn aufheben wollte, schnappte er böse nach seinen Fingern. Tobias erschrak. „Bobby wird doch nicht krank sein!“, schoss es ihm durch den Kopf. Den Eltern erzählte er lieber nichts von seinem Verdacht. Vielleicht hätten sie Bobby zurück in das Geschäft bringen wollen. Die ganze Nacht konnte Tobias hören, wie Bobby in seinem Käfig rumorte und immer wieder mit der Tränkflasche klapperte. Erst als es draußen zu dämmern anfing, wurde es ruhig.
Am Ostermorgen holten helle Sonnenstrahlen Tobias aus seinem Bett. Sofort ging er zu Bobbys Käfig und hob den Deckel auf. Vor Schreck wäre er fast kopfüber hineingefallen. Was war das? Er konnte eindeutig eine schmale Blutspur erkennen. In einer Ecke war das ganze Heu aufgestapelt, das Tobias in die Raufe getan hatte. Tobias wollte das Heu nehmen und wieder zurück in die Raufe stecken, doch zwischen dem Heu fand er ein Knäuel von Bobbys Fell. Bobby saß erschöpft in der gegenüberliegenden Ecke und schien irgendwie erleichtert zu sein. Neugierig stocherte Tobias mit seinem Zeigefinger in das Fellknäuel.
„Mama, Papa kommt schnell her! Das müsst ihr euch anschauen!“, schrie er, so laut er konnte.
Der Vater kam mit verstrubbelten Haaren zur Tür herein. „Was ist denn los?“, fragte er verschlafen. Tobias zeigte wortlos auf den Käfig. Gleich darauf betrat die Mutter zusammen mit Kathy Tobias Zimmer. „Ist etwas passiert?“
Der Vater schob vorsichtig das Fellknäuel auseinander und schaute grinsend vom Käfig auf. „Ich fürchte, der Weihnachtsmann hat zwei kleine Osterhasen gebracht.“
Vor Erstaunen vergaß die Mutter, den Mund zu schließen. Kathy hingegen jubelte. „Au fein! Dann bekomme ich ja doch noch einen richtigen Hasen zu Ostern!“
Tobias streichelte erleichtert seinen, nein, seine Bobby.
„Arme Bobby! Und ich wusste nicht, was mit ihr los war.“
„Dann müssen wir halt einen Käfig für drei Hasen bauen“, meinte der Vater und richtete sich auf.
„Ja, und ich werde wohl im Garten ein Beet Karotten zusätzlich einplanen müssen“, meinte die Mutter gottergeben.
Tobias strahlte wie eine Osterkerze und war überzeugt, dass er so ein schönes Osterfest noch nie erlebt hatte.
Annette Geier ist 40 Jahre alt und lebt in Gremsdorf. Sie liebt das Schreiben. Zwei ihrer Kurzgeschichten wurden bereits in Anthologien veröffentlicht.
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Ein Hase namens Paulchen
Es war zu der Zeit der Schafskälte, Mitte Juni. Tiere wie Menschen litten unter der neuerlichen Kälte. Da brachte die alte Häsin auf dem Huber-Hof ein einzelnes Hasenkind auf die Welt und verstarb. Der kleine Hasenjunge rief nach ihr, immer und immer wieder, bis er schließlich hungrig und erschöpft einschlief.
Am nächsten Morgen machte der Huber-Bauer seinen üblichen Rundgang über den Hof. Seine Tochter Kristin begleitete ihn wie so oft. Dabei fanden die beiden die tote Häsin und ihr Junges.
„Nun, wenn die Mutter tot ist, was soll das Kleine leben“, sagte der Bauer.
„Wie meinst du das, Papa?“ Seine Tochter sah ihn aus großen, blauen Augen an.
„Es hat keine Mutter mehr und ist selbst schon halb tot. Ich werde es erlösen.“
„Papa, nein. Es darf nicht sterben. Ich werde seine Mama sein und es mit der Flasche füttern.“
Der Huber-Bauer brummte.
„Bitte, bitte, Papa.“
Er konnte ihrem Augenaufschlag nicht widerstehen, welcher Vater könnte das schon, also sagte er Ja. „Aber du bist allein dafür verantwortlich.“
„Danke, Papa. Und ich verspreche, dass ich mich ganz toll um Paulchen kümmern werde“, jubelte Kristin.
„So, so, Paulchen also“, murmelte der Bauer.
So kam es, dass die kleine Bauerstochter das verwaiste Hasenkind aufpäppelte, umhegte und pflegte, dass er zu einem prächtigen Junghasen heranwuchs. Paulchen vermisste anfangs seine Mama, aber bald stellte er fest, dass er mit dem Menschenmädchen herrlich spielen und herumtollen konnte. Wenn sie dann beide müde wurden, kuschelten sie gerne in ihrem Bett. Kristin liebte ihren Hasen. „Ein Hase gehört nicht ins Kinderzimmer, sondern in einen Stall“, sagte der Vater.
„Paulchen ist aber kein gewöhnlicher Hase“, antwortete Kristin und der Bauer ließ seiner geliebten Tochter ihren Willen.
Sommer, Herbst und Winter vergingen und Kristin war glücklich mit Paulchen. Dann kam der Frühling und das Osterfest stand vor der Tür. Kristins Paulchen hatte sich zu einem stattlichen Paul entwickelt und der Huber-Bauer traf eine Entscheidung: Zum Osterfest sollte es Hasenbraten geben. Er war auch der Meinung, seine Tochter müsste lernen, dass Nutztiere, und ein ebensolches war Paulchen, keine Spielzeuge waren. So war nun einmal der Lauf des Lebens.
Kristin weinte, tobte, schmollte, aß nichts mehr und redete nicht mehr mit ihrem geliebten Vater. Doch das alles half nichts, er blieb hart, Paulchen sollte geschlachtet werden.
Die Bauerstochter fasste schließlich einen Entschluss. Wenn sie sich schon von Paulchen trennen musste, dann nicht so. Sie musste ihn in Sicherheit bringen, irgendwohin, wo ihr Vater ihn nicht finden und schlachten konnte. Paulchen musste leben und das konnte er am besten in … Freiheit.
Sie wartete, bis die Eltern schliefen.
„Mein liebes Paulchen, mein Papa will Hasenbraten aus dir machen, aber das lasse ich nicht zu. Du bist hier nicht mehr sicher.“ Mit dem Hasen auf den Armen schlich sie sich aus dem Haus. Es war die Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag. „So Paulchen, du musst jetzt allein auf dich aufpassen. Du musst so weit weg hoppeln, wie du kannst.“ Eine Träne tropfte auf das Fell des Tieres. „Ich werde dich vermissen“, flüsterte sie noch, dann setzte Kristin den Hasen auf der Wiese am Rande des Bauernhofs ab.
Paulchen hoppelte davon, so schnell und so weit er konnte. Was auch immer ein Hasenbraten war, es klang nicht gut und das Menschenmädchen wollte offensichtlich auch nicht, dass er zu einem wurde.
Am nächsten Morgen, dem Karfreitag, tobte der Huber-Bauer. Nach der Kirche wollte er dem Hasen an den Kragen, damit er bis Ostern eingelegt werden konnte.
„Wo ist dieses verdammte Vieh?“, schimpfte er und Kristin reckte ihm trotzig ihr Kinn entgegen.
„Weit, weit weg, wo du ihn nicht kriegen kannst!“
„Aber Kristin …“ Dem Vater ging ein Licht auf. Er seufzte und stellte fest: „Also dann kein Hasenbraten an Ostern.“
Paulchen hatte die erste Nacht am Waldrand nahe des Huber-Hofs verbracht. An den nächsten zwei Tagen knabberte er ein bisschen Gras und Kräuter, blinzelte immer wieder zum Bauernhof hinüber. Er sehnte sich nach dem fröhlichen Lachen des Mädchens. Doch er konnte es nicht hören, auch nicht, als er immer näher heran hoppelte. Kristin spielte mit ihren Puppenkindern, doch lachen konnte man sie nicht hören. Es machte ihn sehr traurig, das Mädchen so zu sehen, doch hatte er Angst davor, noch näher zu kommen. Er überlegte, was er tun könnte, um sie aufzuheitern und ihr zu zeigen, dass es ihm gut ging.
Die Osternacht verbrachte Paulchen im Hühnerstall und überlegte und überlegte. Dann fiel es ihm ein: Kristin hatte ihm etwas über Ostern erzählt. Etwas von Osternestern und Hasen aus Schokolade, die bunte Eier legten und versteckten. So oder so ähnlich. Und er, Paulchen, saß gerade versteckt zwischen Hühnern und Eiern im Stroh. Er hatte eine Idee.
Mit etwas Stroh in der Schnauze hoppelt er in der Morgendämmerung zur Eingangstür des Bauernhauses. Immer wieder, bis er eine Art Nest zusammengetragen hatte. Die Sache mit dem Ei gestaltete sich schon schwieriger. Er musste es den ganzen weiten Weg über den Hof rollen. Eier rollten nicht geradeaus, wie er feststellen musste, so war der Weg am Ende doppelt so weit. Aber er schaffte es schließlich. Es blieb ihm nicht viel Zeit, sein Werk zu betrachten, denn im Haus erwachten die Menschen. Doch er war sich sicher, seine Kristin würde das Zeichen verstehen.
Am Ostermorgen ging der Huber-Bauer, gefolgt von seiner Tochter, vor sein Haus und trat dabei fast auf ein rohes Ei, das auf einem Strohpolster lag.
„Verrückte Hühner“, murmelte er und schüttelte mit dem Kopf.
Seine Tochter Kristin betrachtete das Gebilde einen Moment, neigte den Kopf auf die Seite. Dann fingen ihre blauen Augen an zu leuchten und sie lachte: „Nein, Paps, das waren nicht die Hühner. Das war der Osterhase.“
Sabine Barnickel wurde 1972 in Hof geboren. Nach dem Abitur machte sie eine Ausbildung zur Industriekauffrau. Zurzeit ist sie tätig als Vertriebsassistentin. Verheiratet. Große Leidenschaft neben Ehemann und dem Schreiben sind die beiden Islandpferde.