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»Die Natur liefert nichts, was vollendet ist (…) Sondern der Mensch muss es durch spagyrische Bereitung dahin bringen, wozu es von der Natur bestimmt wurde.«

PARACELSUS, BD. III: 321

Vom Stoff zur Arznei

Markus Giesder

Philosophische Grundbetrachtungen zur Arzneiherstellung

In der Alchemie gibt es zwei grundlegende Wege vom Stoff zur Arznei, »den sogenannten kurzen, trockenen Weg und den sogenannten langen, nassen Weg. Aber die Bezeichnung nasser und trockener Weg ist eigentlich nur sehr bedingt richtig, denn (…) das, was zuerst bereitet werden muss, ist das Salzfeuer8, was nicht ohne Zuhilfenahme von Wasser möglich ist.« (Bernus, S. 232)

Alexander von Bernus führt zwei grundlegende Gegebenheiten auf, die auch heute noch gültig sind. Einerseits nennt er zwei grundsätzlich unterschiedliche Aufschlussarten mineralischer Ausgangsstoffe, die aber auch ineinander übergehen können; und andererseits weist er darauf hin, dass ein anorganischer Stoff aufbereitet werden muss, bevor ihn der menschliche Körper überhaupt aufnehmen kann; und da der menschliche Organismus zu 90 Prozent aus Wasser besteht, muss dieser »Mercurius«9 wasserlöslich sein.

Der Meister wird von seinem Meister beraten: Hermes offenbart dem Alchemisten das Geheimnis des Elixiers. (Oedipus chimicus, 1664)


Der Großmeister der alchemistischen Kunst, Paracelsus, in einer Darstellung aus dem 17. Jahrhundert, mit diversen Gerätschaften im Hintergrund. (Kupferstich, Pharmaziehistorisches Museum, Basel)

Folgt man der Substanzbildung naturphilosophisch, bildet sich die Substanz10 aus dem Geistigen, der Essenz, dem Wesen eines Dinges. Man könnte es auch den Begriff11 nennen. Es gibt einen Weg von der Kraft zur Form oder Substanz; der Weg dazu geht über die vier Elemente, die mit den Qualitäten Wärme, Kälte, Trockenheit und Feuchtigkeit verbunden sind. Der Weg führt von der reinen Wärme des Feuers, dem eigentlich geistigen Prinzip, zur ebenfalls warmen Luft, dem Gasigen, welches noch komprimierbar ist, hin zum Wasser, dem wässrigen und kühlen Element, in dem noch das Bewegliche vorherrscht, das aber schon nicht mehr komprimierbar ist, um dann in der Kälte und Trockenheit der Erde anzukommen; der Weg geht also von einem geistigen dynamischen Prinzip hin zum Stofflichen. – Fest und unbeweglich stellt sich die heutige Materie12 dar. Wir haben in der uns umgebenden Natur somit einen Dreiklang aus Kraft, Form und Substanz. Unter Abgabe von Wärme kristallisiert die Kraft aus der Form in die Substanz.

Jede alchemistische Aufarbeitungsart, auch die Potenzierung, geht nun diesen Weg zurück vom Stoff zur Essenz. Dazu darf keines der Elemente oder Stufen ausgelassen werden. Wärmeprozesse sind dabei besonders wichtig – die Arznei muss durch das Feuer gehen, um geboren zu werden.

Das Erdelement wird zerbrochen. Es wird pulverisiert. In der Alchemie benutzt man dazu die im Text beschriebenen Aufschlussverfahren, wie beispielsweise die Calcination13. Ein Pulver entspricht in der naturphilosophischen Anschauung bereits dem Element Wasser, denn es hat keine Eigenform mehr, sondern nimmt die Form des Lagergefäßes an und bildet eine horizontale Oberfläche, man kann es durch Rohre leiten usw. Dann muss ein Aufschluss erfolgen, um den festen Stoff ins Flüssige zu überführen. Das Problem ist dabei, die Essenz zu halten, während der Corpus zurückgedrängt wird. Die Alchemie hat dazu viele unterschiedliche Kunstgriffe entwickelt, während die Homöopathie dazu die Potenzierung verwendet.

Bei den alten Alchemisten wurde ein Stoff nicht aus einzelnen Molekülen zusammengesetzt gedacht, ungeachtet ihrer Herkunft und der durchgeführten Prozesse. Vielmehr ging es um die »Biografie der Substanz«. Alles wurde in einen prozessualen Zusammenhang gestellt.

Iatrochemiker in der Tradition des Paracelsus sahen die Metalle als noch mit dem Kosmos verbunden. Rudolf Steiner nennt sie »Luftgeborene« und »Erdbezwungene«14. Er verweist darauf, dass früher noch alle Metalle flüssig waren wie das Quecksilber heute noch, sie waren also alle Merkur.15 Es gilt also, diesen lebendigen Zustand wieder zu erzeugen.


Die vier Elemente umgeben die Szenerie, die in eine dunkle (Wasser/Erde) und lichte Hälfte (Luft/Feuer) unterteilt ist. Die zwei Lichter und die fünf Wandelplaneten sind in beiden Hälften zu finden. In der lichten Hälfte sitzen die drei Jungfrauen und halten die Symbole für Feuer und Wasser in der Hand. Dem Feuer zugeneigt, hält die mittlere Figur ein Hexagramm, Symbol für die chymische Hochzeit und das große Werk. In der dunklen Hälfte sehen wir in einem Berg sieben Figuren sitzen. Sie verkörpern die Metalle mit Apollon in ihrer Mitte als Gold. Davor sieht man einen Brunnen – er soll darstellen, dass man nur durch das »Lösen« (Element Wasser) und durch seine Kunstfertigkeit (fehlender Seilzug und Eimer) die göttliche Kraft aus der Substanz freisetzen kann. (Musaeum hermeticum, 1625)

Seit ungefähr zwei Jahrhunderten denken und beschreiben wir die Welt stofflich, Jahrtausende vorher hat man die Welt (hypothesen- und modellfrei) prozessual beschrieben. Die konkrete Ausführung der Beschreibung von Prozessen und Qualitäten sind die Vier-Elemente-Lehre und die Tria Principia.16 Der Begriff der Qualität, wie er heute verwendet wird, entspricht dem Quantitätsbegriff. Die eigentliche Bedeutung des Qualitätsbegriffes beschreibt Garvin17 und schildert damit auch genau das Problem. Wir leben heute in einer Welt von Maß, Zahl und Gewicht. Durch diese Brille schauen wir auf die Welt und setzen gleich, was nur vergleichbar ist, in Bezug auf den Corpus – wir beschreiben damit die äußere Form, nicht aber den Inhalt, und gehen dabei aber davon aus, dass die Form den Inhalt definiert. – Aber selbst eine noch so genaue Analyse des Papiers und des Buchformats wird nie den geschriebenen Textinhalt und noch weniger die Gedanken zwischen den Zeilen exakt beschreiben.

»Wie ihr es nun vom Golde gehört habet, in der gleichen Weise sollet ihr es auch von den allen anderen Metallen verstehen, dass ihr kein metallisches Arcanum oder eine metallische Arznei in den Körper bringen sollet, es sei denn, dass es vorher flüchtig gemacht wurde und nicht mehr ein Metall werden kann.«

PARACELSUS, BD. III: 255

Steffan Michelspacher, Cabala, 1616.

Das Bild stellt den alchemistischen Prozess der Metallaufschließung dar. Sieben Stufen führen zum Palast mit sieben Fenstern von Königin (Mond) und König (Sonne), der eine Blume mit drei Blüten in der Hand hält (Trinität). Die Planetenprinzipien stehen links und rechts auf dem Berg, ganz oben ist Hermes auf seinem sechseckigen Sockel. Die Elemente und Sternzeichen bilden den Himmel.

Im unteren Bildteil sieht man eine Figur mit verbundenen Augen (der Ignorant), während ein anderer die Hasen beobachtet, die ins Innere der Erde schlüpfen (Wissender). Paracelsus hierzu: »Wer nun diese sieben Staffeln und Stiegen geht, der kommt an einen so wunderbaren Ort, wo er viele Geheimnisse bei der Verwandlung aller natürlichen Dinge sieht und erfährt.« (Paracelsus, Bd. III: 259ff.)

Calcination, auch Reverberation und Zementation: Durch starkes Feuer werden die körperlichen Dinge zu Kalk und Asche. Alle Oxidationsvorgänge bilden Aschen. Die Form ist dann zerstört, es ist aber noch lange nicht subtil. Beim Verkohlen bleibt die Form erhalten, beim Veraschen geht sie verloren.

Sublimation, auch Exaltation, Elevation und Fixation: Der Destillation nicht ungleich; scheidet das Geistige vom Körperlichen, das Flüchtige vom Festen, das Reine vom Unreinen.

Solution/Lösung, auch Dissolution, Resolution: eine in der Kälte, eine in der Wärme (durch Feuer). Dieser Grad folgt oft auf die Sublimation und Destillation der Materie, welche am Boden liegen bleibt. Hier hat die Alchemie eine Vielzahl von Prozessen und Lösungsmitteln entwickelt, die man sich mit heutigem naturwissenschaftlichem Denken nur schwer bis gar nicht erklären kann.

Putrefaction/Fäulnis, auch Digestion und Zirkulation: Die Fäulnis hat so große Wirkung, dass sie die alte Natur verzehrt und alle Dinge in eine neue und andere Natur verwandelt. Putrifikation wird für praktisch jede Form von Auszug (heute eher Mazeration) oder Vergärung verwendet.

Destillation, auch Aszendieren, Lavieren, Imhibieren, Kohobieren, Fixieren: Durch die Destillation werden alle Wässer, Flüssigkeiten und Öle subtil – es verändert das Wesen. Hier wird die Reinigung der Salze beschrieben. Bei der Destillation geht es zum einen um die Trennung in die Tria principia, aber auch um die Trennung von Ethanol, Methanol und Wasser. Es geht jedoch auch darum, den Stoff subtiler (geistiger) zu machen und ihn zu energetisieren.

Koagulation (heißer oder kalter Weg), Anreicherung

Tinctur/Färben, Tingieren – Veredelung, auch Multiplicatio (Anreicherung). Eigentlich ist eine pflanzliche Urtinktur gefärbt und damit nicht destilliert. Hier ist der Begriff aber als 7. Stufe in einem etwas anderen Sinne gebraucht. Siehe Quinta Essentia unter Aurorapharma.

Der wässrige Weg, die Via humida

Lösungen

Die einfachste Form, ein aufnahmefähiges Arzneimittel herzustellen, ist eine »Lösung«. Als Lösung bezeichnet man ein homogenes Gemisch aus mindestens zwei Stoffen. Das Auflösen selbst ist ein physikalischer Vorgang.

Eine Lösung besteht aus mindestens einem gelösten festen, flüssigen oder gasförmigen Stoff (Solvat) und aus dem den größten Teil der Lösung ausmachenden, in der Regel flüssigen Lösungsmittel (Solvens), das seinerseits wiederum eine Lösung sein kann. Jeder Pflanzenauszug (Tinkturen, Sirupe, Elixiere), aber auch Auflösungen von wasserlöslichen Salzen in Wasser stellen schlussendlich eine Lösung dar.

Bei Metallen gibt es keine Lösungen, es sei denn, die Natur hat die Lösungsvorgänge schon vollzogen. Als Beispiel kann man das »Levico stark«-Wasser sehen. Das ist Wasser aus einer Quelle in der Nähe von Trento in Südtirol, die in einem ehemaligen Bergwerk entspringt. Durch die Zusammensetzung des Gesteins schließt das Wasser das Gestein auf, und es entsteht ein komplexes Metallgemisch mit den Hauptanteilen Eisen, Kupfer und Arsen. In Levico Terme werden Bäderkuren angeboten, als Arzneimittel ist das Wasser in potenzierter Form bei Wala und Weleda erhältlich (vergleiche das Kapitel zu Eisen, Seite 169).


Herstellung einer Potenz im flüssigen Medium.

Flüssige Potenzierung

In erster Linie könnte man vermuten, dass die flüssige Potenzierung eine einfache Lösung darstellt, weshalb sie oft auch Verdünnung genannt wird. Samuel Hahnemann18 lehnte diesen Begriff aber ab, er schreibt im Organon § 269: »Man hört noch täglich, dass die homöopathischen Arznei-Potenzen bloß Verdünnungen genannt werden, dabei sind sie doch genau das Gegenteil derselben. Sie sind wahre Aufschließung der Natur-Stoffe und Zu-Tage-Förderung und Offenbarung der in ihrem inneren Wesen verborgen gelegenen, spezifischen Arzneikräfte. Dies wird durch Reiben und Schütteln bewirkt, wobei ein zu Hilfe genommenes, unarzneiliches Verdünnungs-Medium bloß als Neben-Bedingung hinzutritt. Verdünnung allein, zum Beispiel die der Auflösung eines Grans Kochsalz, wird schier zu bloßem Wasser; das Gran Kochsalz verschwindet in der Verdünnung mit vielem Wasser und wird nie dadurch zur Kochsalz-Arznei, die sich doch zur bewundernswürdigsten Stärke durch unsere wohlbereiteten Dynamisationen erhöht.«

Hahnemann verweist hier auf die wichtigsten Kriterien des Potenzierens. Schrittweise Verdünnung und kräftiges Schütteln oder Reiben in einem Medium. Aber warum muss das so erfolgen?

Durch die stufenweise Verdünnung des Stoffes und der Fixierung der Kraftfreisetzung durch das Schütteln der Potenz verliert sich die Kraft nicht, sondern wird vielmehr gesteigert. Es entspricht also dem alchemistischen Weg aus den kalten Elementen hin zu den warmen.

Damit man Feststoffe wie Metalle in einem flüssigen Medium potenzieren kann, muss man diese in einen anderen Aggregatszustand überführen. Hierzu dienen verschiedene Methoden, wie die Verreibung bis zur D6 in Milchzucker – ab dieser Potenzstufe kann man in einem flüssigen Medium weiterpotenzieren –, oder man nimmt beispielsweise Säuren als Lösungsmittel, wie weiter unten noch aufgeführt wird.

Kohobation (Phönix Laboratorium, Soluna)

Conrad Johann Glückselig19, der Gründer der Phönix Laboratorien, schloss Metallsalze über Kohobation auf. Dieses Verfahren ist im HAB20 beschrieben und trägt die Zusatzbezeichnung »spag. Glückselig«.

Kohobieren (von lat. cohobare) ist ein Prozess der wiederholten Destillation. Dabei destilliert man eine Flüssigkeit in einem Destillierkolben von einem Feststoff ab und gießt diese anschließend wieder in den Kolben zurück, um erneut abzudestillieren. Dieser Prozess wird viele Male wiederholt. Ziel ist es, den Rückstand immer weiter aufzuschließen, subtil zu machen und das Destillat zu energetisieren. Die Mineralsalzdestillate sind zu beziehen über Phönix Laboratorien oder Heidak.

Beide Firmen benutzen dieses Verfahren der Kohobation aber auch bei echten Lösungen. Im Ferrum spag. setzt die Firma Phönix das Ferrum chloratum solutum21 in Dil. D3 ein. Die Firma Heidak verwendet wiederum unter anderem das Argentum colloidale und verarbeitet es mittels mehrfacher rhythmischer Kohobation und vorhergehender Rhythmisierung22 zu Argentum colloidale spag. Glückselig in D6.


Herstellung von Antimonpräparaten mittels Kohobation in der Firma Soluna.

Eine vereinfachte Kohobation lässt sich durchführen, indem der Destillierkolben mit einem Rückflusskühler versehen wird, durch den ein Teil der abgedampften Flüssigkeit wieder kondensiert und in den Kolben zurückfließt. Dieser Prozess wird Zirkulation genannt. Ein spezielles Gefäß dafür ist der Pelikan.


Übertragung einer Flüssigkeit (hier Methylenblau) auf Globuli.

Die Firma Soluna verwendet noch ein ganz eigenes Aufschlussverfahren beim Antimonit in den Solunaten Nr. 3 Azinat, Nr. 6 Dyscrasin, Nr. 7 Epidemik und Nr. 18 Splenetik. Dieses Verfahren ist ebenfalls im HAB (Vorschrift 56) beschrieben und trägt den Zusatz »spag. von Bernus« (vergleiche das Kapitel zu Antimon S. 259).

Beim Antimondestillat A gibt man Antimonit (Antimonsulfid) und Natriumnitrat (Chilesalpeter) in Wasser und destilliert, beim Antimondestillat B wird dagegen Antimonit in Ethanol gegeben und destilliert. Ist der Destillationsvorgang abgeschlossen, wird der Rückstand jeweils mit neuem Medium aufgegossen. Das Übergießen des Rückstandes zeigt das Bild einer klassischen Kohobation, die Verwendung eines neuen Mediums entspricht jedoch einer Perkolation23. Dieser Vorgang wird zwölfmal durchgeführt. Danach werden die zwölf Fraktionen (das heißt die entstandenen Destillate) jeweils vereinigt.

Diese beiden Antimondestillate bilden sowohl ein tingiertes24 Auszugsmedium als auch einen Wirkstoff für andere mineralische Bestandteile oder homöopathische Dilutionen. Die jeweiligen Mischungen werden 7 Tage bei 37 Grad Celsius digeriert25 und rhythmisiert.

Kolloide

Der Hauptunterschied zwischen einer Lösung und einem Kolloid besteht darin, dass die Teilchen in einem Kolloid oft größer sind als die gelösten Teilchen in einer Lösung. Darüber hinaus sind Lösungen im Vergleich zu Kolloiden, die auch als heterogenes Gemisch vorliegen können, völlig homogen.

Kolloide kann man auf unterschiedliche Arten herstellen. Entweder man reduziert beispielsweise ein Goldsalz mittels Natriumcitrat. Die sich bildenden Goldteilchen sind so klein, dass ihr Durchmesser in einer Größenordnung von etwa 13–150 Nanometern liegt. Die Oberfläche des Goldkolloids ist positiv polarisiert. Um die positive polarisierte Oberfläche zu stabilisieren, umgibt sich das Kolloid mit Citrat-Molekülen und ist dadurch stabil, oder man benutzt Eiweißstoffe26 als Schutzkolloid. Diese Verfahren finden sich in alten Arzneibüchern und alchemistischen Darstellungen als Aurum potabile27. Allerdings in einer weniger chemisch anmutenden, aber doch sehr identischen Beschreibung.


Kolloidales Gold (Bild links). Die Farbe erinnert an Blut und zeigt die Verbindung zu roten Pflanzenauszügen wie Johanniskraut (Bild rechts).

Diese Art der Darstellung des Aurum potabile findet sich heute im HAB als Auri solutio colloidalis und wird unter anderem von der Firma Remedia vertrieben. Auch die Firma Hevert setzt Aurum colloidale im Gingko biloba comp. ein – zur Behandlung von Herzleiden.

Die Firma Soluna verwendet Argentum colloidale in Solunat Nr. 4 (Cerebretik), zusammen mit Silbercitrat und kolloidalem Kupfer nach einer Rezeptur von Alexander von Bernus in Solunat Nr. 16 (= Renalin).

Mit der heute gängigen Herstellung kolloidaler Silber- und Goldlösungen mittels eines elektrochemischen Verfahrens haben die alchemistischen Aufschlüsse aber nicht viel zu tun. Sie stellen im naturphilosophischen Sinn keinen wirklichen Aufschluss im Sinne der Elementenlehre dar, sie sind einfach nur Corpus. Diese Kolloidlösungen stellt man mittels Elektrolyse her. Durch zwei Elektroden, die aus dem herzustellenden Element bestehen, wird ein elektrischer Gleichstrom in eine leitfähige Flüssigkeit geführt. Am besten eignet sich dafür destilliertes Wasser (die Leitfähigkeit wird durch Erhitzung erreicht). Dabei entstehen Metallpartikel und Metallionen. Diese sind bei zu häufiger Einnahme toxisch und führen zu Argyrie28.

Die im HAB ausgeführten Kolloide werden aber auch noch potenziert und sind daher ungiftig. Monografien im HAB gibt es heute nur noch zu Aurum colloidale und Argentum colloidale. In den alten Arzneimittellehren von Mezger und Boericke29 finden sich aber noch viel mehr Metalle in kolloidaler Form. Plumbum colloidale ist bei Arcana noch erhältlich.

Chemische Verbindungen

Ein weiterer mineralischer Bestandteil, den beispielsweise die Soluna im Solnat Nr. 5 Cordiak einsetzt, ist Aurum chloratum, auch Tetrachlorogoldsäure genannt. Es ist eine chemische Verbindung von Gold und Chlor. Die einfachste und wichtigste Gewinnungsart von Tetrachlorogoldsäure ist die Auflösung von elementarem Gold in Königswasser30, einer Mischung aus Salz- und Salpetersäure. Ein anderes Beispiel ist die Auflösung von Silber in Salpetersäure zu Silbernitrat (Argentum nitricum).31

Hierbei ist zum Verständnis wichtig, dass die Auflösung eines Metalls in einer Säure kein wie bisher beschriebener Lösungsvorgang ist, da hierbei eine chemische Reaktion auftritt.

Wir haben also bisher vier Aufschlussarten beschrieben: die Kohobation, die echte Lösung, die Kolloide und die chemische Umwandlung durch Lösen in Säuren. Diese Aufschlussarten können einzeln oder in Kombinationen, mit und ohne rhythmischen Prozess durchgeführt werden.

Chymiatrie oder Iatrochemie

Hier finden wir den Übergang der früheren Alchemie zur heutigen Chemie. Viele der heute noch gängigen chemischen Verbindungen wie Silbernitrat gibt es schon sehr lange, sie sind aus den Forschungen der Alchemisten hervorgegangen, deshalb sehen heute Chemiker die Alchemie als reine Vorstufe der Chemie und Paracelsus als ihren Stammvater. Dabei war sie weit mehr als das. Wie in der Einführung beschrieben, mussten alle Naturreiche in einer Stufenfolge durchschritten werden. Der tote Stoff, das Mineral, ist dem menschlichen Körper nicht mehr verwandt. Es muss erst mittels der vier Elemente und der drei Prinzipien dem Körper wieder angenähert und bioverfügbar gemacht werden.


Goldchlorid, Firma Soluna.

Um den Übergang vom Mineralreich ins Lebendige zu schaffen, schließt man in der Naturphilosophie beispielsweise den Stein mit der Pflanze auf. – Es ist für jeden beobachtbar, wie Moose und Flechten Steine zersetzen; man hat erkannt, wie Pflanzenwurzeln Säuren ausscheiden, um Mineralstoffe aus umgebenden Gesteinen für ihre Erhaltung aufzunehmen. – Durch Erwärmung, Rhythmisierung und Bindung an einen lebendigen Träger wie die Pflanze wird das Mineral verlebendigt.


Gewinnung von Kupferacetat durch die Aufschließung von Malachit mit Essig. Firma Weleda.

Deshalb haben Alchemisten Aufschlüsse von Metallen mit pflanzlichen Lösemitteln durchgeführt – Beispiele sind Cuprum aceticum oder Ferrum hydroxydatum32. Beides sind Aufschlüsse mit Essig. Schon Samuel Hahnemann33 erwähnt Auszüge von Eisen in Apfelsaft, heute noch als Ferrum pomatum bei Weleda erhältlich, einem Heilmittel zur Anämiebehandlung. Dazu werden 50 Teile saure Äpfel in einen Brei verwandelt und ausgepresst. Der abgepressten Flüssigkeit wird 1 Teil gepulvertes Eisen zugesetzt und so lange digeriert, bis die Gasbildung aufhört. Dann wird mit Wasser auf 50 Teile ergänzt. Die Pflanze schließt das Eisen auf, um es dem menschlichen Körper anzunähern und damit aufnahmefähiger zu machen. Zu dieser Gruppe gehören Präparate wie Ferrum citricum (Eisen in Zitronensäure), Ferrum phosphoricum (Eisen in Phosphorsäure aus Tierknochen) und Zincum valerianicum (Zink und Säure aus Baldrianwurzel).

Liegt das Wirkprinzip nun einfach nur darin, statt eines mineralischen Ausgangsstoffes einen natürlicheren zu nehmen, oder liegt noch ein anderer Gedankengang zugrunde? Paracelsus forderte: »Der Arzt müsse durch der Natur Examen gehen.« – Und genau hier liegt der Schlüssel zum Verständnis der Unterscheidung eines wahrhaft spagirischen Aufschlusses und einer chemischen Verbindung, selbst wenn diese aus natürlichen Ausgangsstoffen erzeugt wurde. Dem spagirischen Aufschluss liegt immer eine naturphilosophische Betrachtung der uns umgebenden Natur oder der innermenschlichen Natur zugrunde, wobei sich diese Prozesse ja wie der Mikrokosmos zum Makrokosmos verhalten. Es kann an dieser Stelle nur fragmentarisch darauf eingegangen werden, dies fordert ein weitreichendes Studium.34

Vegetabilisierte Metalle (Weleda)35

Als Beispiel für diesen Arzneityp dient das Präparat Urtica dioica Ferro culta der Firma Weleda, ein Sonderpräparat aus Eisen und Brennnessel.


Vegetabilisiertes Metall. Brennnessel wird in einem besonderen Prozess mit Eisen in Beziehung gebracht. Hier ist es die dritte Generation, die zur Weiterverarbeitung dient; das Präparat heißt dann Urtica dioica Ferro culta.

Die Grundlage ist ein möglichst ideal ausgebildetes, reines Mineral, das von nur einem Metall gebildet wird, beispielsweise dem Pyrit, einem Eisensulfid. Dieses wird mit Königswasser (Aqua regis) übergossen, was eine heftige Erwärmung und Gasbildung hervorruft. Dann erfolgt eine Destillation aller flüchtigen Bestandteile, die einen festen Rückstand im Ansatzgefäß hinterlässt.

In einer zweiten Stufe wird dieser eisenhaltige Destillationsrückstand mit Schwefelsäure versetzt. Dadurch entsteht ein stabiles, wasserlösliches Eisensulfat. Nach einer weiteren Destillation bis zur Trockenheit ist das Eisen zu einem Salz auskristallisiert.

Im dritten Schritt wird dem Destillationsrückstand destillierter Rotweinessig zugegeben und wieder bis zur Trockenheit destilliert.

Der vierte Schritt erfolgt dann unter Zugabe von Ammoniumnitrat mit anschließender Destillation. Der metallisch glänzende, feste Pyrit ist nun zu einer luftig aufgeblähten, amorphen, bröckeligen Substanz von braunroter Farbe verwandelt. Sie ist hygroskopisch36 und dem Boden, dem Erdelement, angenähert. Auch bei diesem Aufschluss kann man wieder eine Stufenabfolge erkennen. Zuerst erfolgt ein oxidativer Aufschluss. Als Oxidation im ursprünglichen Sinn bezeichnete man früher die chemische Reaktion eines Stoffes mit Sauerstoff. Oxidationen unter Flammenerscheinung werden als Verbrennung oder Feuer bezeichnet.

Andersherum ist eine Verbrennung eine Redoxreaktion, die unter Abgabe von Energie in Form von Wärme und Licht abläuft, also exotherm ist.

Man könnte diese Behandlung mit Salzsäure, bzw. mit Säuren im Allgemeinen, die zur Oxidation führen, als Verbrennung bezeichnen. Dies erinnert an das »Salzfeuer«, das von Bernus eingangs zitiert wurde. Die Oxidation macht einen Stoff erdenhafter, salinischer. Darunter fallen die ganzen »Crocuse« der Alchemie.

Wie schon zuvor im Kapitel Chymiatrie beschrieben, schließt man durch das Vitriolöl37 das Mineralreich auf, dann erfolgt der Aufschluss durch das Pflanzenreich (Belebung) mit Rotweinessig und zum Schluss mit dem Tierreich (Beseelung) durch das Ammoniumnitrat, das aus Hirschhorn und Chilesalpeter hergestellt wird.

Dieser Dünger wird dann benutzt, um eine erste Heilpflanzengeneration zu düngen. Die Auswahl der Pflanze erfolgt entsprechend der Wesensverwandtschaft zum Metall. In unserem Beispiel ist dies Urtica dioica, die Brennnessel, mit ihrem Bezug zu Eisen; kosmologisch unterstehen beide dem Mars. Möchte man beispielsweise irgendwo Brennnessel züchten, reicht es aus, ein Stück rostiges Metall an den Platz zu legen und man kann sich sicher sein, dass dort im nächsten Jahr Brennnesseln wachsen.

Nach einer Wachstumsperiode werden die Pflanzen geerntet und kompostiert. Mit dem daraus entstandenen Kompost düngt man dann im Folgejahr die zweite Pflanzengeneration. Diese wird wiederum geerntet und kompostiert und bildet den Dünger für die dritte Pflanzengeneration. Erst diese wird dann zur Tinktur und zu den entsprechenden Darreichungsformen verwandelt.

Die Präparate tragen die Bezeichnung der verwendeten Pflanze mit dem Anhang »culta« oder »cultum«, in unserem Beispiel Urtica dioica Ferro culta.

Es sind alle sieben klassischen Metalle lieferbar, zum Teil in mehreren Trägerpflanzen, da durchaus mehrere Pflanzen eine Verbindung zu dem jeweiligen Planeten bzw. Metall haben. – Zur Therapie siehe die jeweiligen Kapitel zu den Metallen.

Außerdem gibt es noch Quarz mit Schachtelhalm; Antimon ist nicht lieferbar – hier wäre aber eine Verbindung zum Wein denkbar (vergleiche Antimon und Kalium aceticum comp.).

Die Idee der vegetabilisierten Metalle ist eine »Potenzierung«, bzw. »Verlebendigung« des Mineralischen durch das Pflanzliche, wodurch sich die Bioverfügbarkeit verbessert, besonders in der Behandlung von Kindern.

Viele Pflanzen zeigen eine eigentümliche Affinität zu einem bestimmten Metall, es ließen sich somit sicher noch mehr Präparate dieser Art denken. Versuche gab es bei Weleda zum Beispiel mit Pulsatilla und Silber. Ein mögliches weiteres Beispiel wäre das Gänsefingerkraut und sein Bezug zu Kupfer. Im alten Bergbau waren bestimmte Pflanzen auch Anzeiger für bestimmte Erze, am bekanntesten ist das Galmei-Veilchen38.

Vegetabilisierte Metalle


MetallPflanze – MetallIndikation
Ag (Silber)Bryophyllum Argento cultum (Folium)Oenothera Argento culta (Herba)Thuja occidentalis Argento culta (Summitates)Zur Beruhigung und SchlafförderungTrockene HautleidenEntzündung; Anregung der Schleimhauttätigkeit und der Ausscheidung
Hg (Quecksilber)Bryophyllum Mercurio cultum (Folium)Nasturtium Mercurio cultum (Herba)Zur Beruhigung, nervöse StörungenDysbiose
Cu (Kupfer)Chamomilla Cupro culta, RadixMelissa Cupro culta (Herba)Tabacum Cupro cultum (Folium)Krampfleiden, Magen-Darm-Krämpfe, ZahnungskrämpfeSeelische VerkrampfungenAsthma, Suchtstörungen
Au (Gold)Hypericum Auro cultum (Herba)Primula Auro culta (Flos)MelancholieSeelische Erschöpfung
Fe (Eisen)Chelidonium Ferro cultum, Radix (Wurzelstock)Urtica dioica Ferro culta (Herba)Urtica dioica Ferro culta, RadixAnregung der GallentätigkeitAnämie, HypotonieAnregung der Willensbildung
Sn (Zinn)Cichorium Stanno cultum (Planta tota)Cichorium Stanno cultum, RadixTaraxacum Stanno cultum (Planta tota)Anregung der Lebertätigkeit, besonders bei chronischem VerlaufChronische Leberstörungen, DepressionAnregung der Stoffwechselleistung der Leber
Pb (Blei)Aconitum napellus Plumbo cultum (Planta tota)Cichorium Plumbo cultum (Planta tota)NervenleidenAnregung der Milztätigkeit
QuarzEquisetum arvense Silicea cultum (Herba)Entzündungen; Strukturanomalien von Geweben

Feuchte Spiegel (Weleda)

Silber wird in Salpetersäure gelöst – unter Bildung nitroser Gase, dem Niter39 der Alchemisten. Aus der so entstandenen Silbernitratlösung wird Silber im Marienbad40 mittels Seignettesalz41 zu seiner reinen Form, elementarem Silber, reduziert. Dieses lagert sich an der Gefäßwand an und bildet somit einen Spiegel. Durch diesen Vorgang verliert das Silber seine Dreidimensionalität. Es verliert den Raum und nimmt einen zweidimensionalen Zustand ein. (Derartige Spiegel kann man aus Gold, Silber und Kupfer herstellen.42) Es wird nun von der Gefäßwand geschabt und mittels homöopathischer Verreibung potenziert. Die Präparate tragen den Zusatz »praeparatum«. Diese Art der Spiegelbildung entspricht im Prinzip der Spiegelbildung auf dem trockenen Weg, verbleibt aber im wässrigen Element.

Da diese Spiegelbildung nur bei sehr edlen Metallen funktioniert, sind diese Spiegel ausschließlich für die Gold-, Silber-, und Kupfersalben von Weleda erhältlich. Für die innere Anwendung werden die destillierten Spiegel eingesetzt.


Silberspiegel, den man auf dem feuchten Weg gewinnt; bei Weleda werden diese zur Salbenherstellung verwendet.

Der trockene Weg, die Via sicca

Homöopathie und Verreibung

Die Homöopathie nutzt als »trockenen« Weg die Verreibung oder Trituration. Man verreibt 1 Teil einer pulverisierten Substanz mit 9 Teilen Milchzucker in einer Porzellanreibschale eine Stunde lang. Dabei gliedert sich die Stunde in drei 20-minütige Zeitanteile, bei denen jeweils 3 Teile Milchzucker (Lactose) zugefügt werden. Man beginnt also mit 1 Teil Substanz und drei Teilen Milchzucker, nach 20 Minuten erfolgt die nächste Gabe Milchzucker und nach weiteren 20 Minuten der 3. Anteil. Die 20 Minuten gliedern sich jeweils wiederum in 6 Minuten Reiben und 4 Minuten Auflockern und Abschaben der Mischung. Dabei erfolgt ein stufenweiser Aufschluss der Substanz. Eigentlich beginnt der Aufschluss, wie oben schon beschrieben, bereits bei der Zerkleinerung der Substanz. In der alchemistischen Aufbereitungsart wird zusätzlich zum Zerkleinern und Verreiben noch calciniert, das heißt erhitzt und abgeschreckt, um das harte Gestein mürbe zu machen, oder um beim Metall einen Kalk (calx) zu erzeugen, ein Oxid. Das Gestein soll subtil werden.

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