Kitabı oku: «Was nun?», sayfa 3

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Meine Vorgehensweise ist die von Laotse: Lebe das Leben auf jede erdenkliche Weise. Bevorzuge keine Sache gegenüber einer anderen und versuche nicht, in der Mitte zu bleiben. Versuche nicht, dich in der Balance zu halten. Die Balance ist nicht etwas, das sich kultivieren ließe. Die Balance stellt sich als Summe deiner Erfahrungen sämtlicher Lebensdimensionen von selbst ein. Die Balance geschieht– sie kann nicht durch deine Bemühungen herbeigeführt werden. Wenn du dich darum bemühst, ist sie unecht und erzwungen. Du wirst dich dabei verkrampfen, wirst nicht entspannt sein. Wie kannst du entspannt sein, wenn du dich ständig bemühst, die Balance in der Mitte zu halten? Du wirst immer Angst haben, dass du zu weit nach links oder nach rechts gerätst, wenn du dich entspannst. Dann wirst du ständig kontrolliert und angespannt sein. Aber so verpasst du die Gelegenheit – dieses ganze wunderbare Geschenk des Lebens!

Sei nicht kontrolliert. Lebe das Leben nicht nach bestimmten Prinzipien. Erlebe das Leben in seiner Ganzheit, trinke das Leben in seiner Ganzheit! Natürlich schmeckt es manchmal bitter – na und? Nur wenn du den Geschmack des Bitteren kennst, kannst du auch die Süße schmecken. Du kannst die Süße des Lebens erst wertschätzen, wenn du von seiner Bitterkeit gekostet hast. Wer nicht weinen kann, der kann auch nicht lachen. Wer nicht ein tiefes Lachen, ein Lachen aus dem Bauch, genießen kann, wird nur Krokodilstränen vergießen können. Seine Tränen werden nicht authentisch und echt sein.

Ich befürworte nicht den Mittelweg, ich befürworte den totalen Weg. Dann wird sich eine Balance ganz von selbst einstellen, und diese Balance wird von immenser Schönheit und Anmut sein. Sie ist nicht erzwungen, sie kommt von allein. Wenn du dich anmutig nach links und nach rechts und durch die Mitte bewegst, wird sich allmählich eine Balance einstellen, weil du mit nichts identifiziert bist. Wenn Traurigkeit kommt, weißt du, dass sie vorübergeht. Wenn Fröhlichkeit kommt, weißt du, dass auch sie vorübergeht. Nichts bleibt, wie es war. Alles geht vorüber. Das Einzige, was bleibt, ist dein wahrnehmendes Bewusstsein, dein Zeugesein. Dieses Zeugesein bringt die Balance. Dieses Zeugesein ist die Balance.

Körper und Seele – eine kurze Geschichte der Religion

Die Religion ist durch viele Entwicklungsphasen gegangen. Am Anfang stand die magische Religion, und sie hat bis heute überlebt. Viele Naturvölker auf der Welt befinden sich auf dieser ersten religiösen Stufe, die aus magischen Opferritualen an die Götter besteht. Es ist eine Art Bestechung: „Mögen die Götter uns helfen und uns beschützen!“ Alles was als wertvoll gilt – Lebensmittel, Kleider, Schmuck, alles Mögliche – wird den Gottheiten geopfert. Selbstverständlich wird es nicht von einem Gott in Empfang genommen, sondern von einem Priester. Er ist der Vermittler, und er ist derjenige, der davon profitiert.

Und das Eigenartige ist, dass das Bewusstsein der Menschheit seit mindestens zehntausend Jahren in dieser magischen, ritualistischen Religion gefangen ist – obwohl es sich erwiesen hat, dass die Bestechung meistens erfolglos bleibt. Zu neunundneunzig Prozent scheitern die Versuche! Wenn zum Beispiel der große Regen ausbleibt, wird ein magisches Opferritual vollzogen, um die Götter günstig zu stimmen, damit sie den Regen schicken. Und manchmal kommt er tatsächlich. Aber er kommt auch zu all jenen, die nicht den Göttern gehuldigt und das Ritual vollzogen haben. Er kommt genauso zu den Feinden der Menschen, die darum gebetet haben.

Der Regen hat nichts mit den Ritualen zu tun, aber der Regen wird als Beweis dafür genommen, dass das Ritual erfolgreich war. In neunundneunzig von hundert Fällen ist das Ritual erfolglos. Es kann keinen Erfolg haben, weil es nichts mit dem Wetter zu tun hat. Es gibt keinen wissenschaftlichen Kausalzusammenhang zwischen dem Ritual – der Feuerzeremonie, den Mantras – und den Regenwolken.

Die Priester sind mit Sicherheit schlauer als die Menschen, die von ihnen ausgebeutet werden. Sie wissen ganz genau, was in Wirklichkeit vor sich geht. Die Priester haben noch nie an Gott geglaubt, vergesst das nicht. Sie können nicht an Gott glauben, geben sich aber den Anschein, als glaubten sie an ihn, mehr als jeder andere. Sie müssen so tun; es ist ja ihr Beruf. Je stärker ihr Glaube, umso größere Menschenmassen werden sie anziehen – deswegen legen sie sich mächtig ins Zeug. Mir ist aber noch nie ein Priester begegnet, der wirklich geglaubt hat, dass Gott existiert. Wie kann er es glauben, wenn er doch tagtäglich miterlebt, dass kaum ein Ritual oder ein Gebet jemals den gewünschten Erfolg bringt. Und wenn, dann ist es reiner Zufall. Meistens ist es erfolglos. Aber er liefert sogleich eine Erklärung für die armen Leute: „Ihr habt das Ritual nicht richtig gemacht. Ihr wart dabei nicht von reinen Gedanken erfüllt.“

Nun, wer ist schon erfüllt von reinen Gedanken? Was ist überhaupt ein reiner Gedanke? Bei einem Ritual des Jainismus, zum Beispiel, müssen die Leute fasten. Während sie das Ritual ausführen, denken sie dauernd ans Essen – und das ist ein unreiner Gedanke. Ein hungriger Mensch, der ans Essen denkt … Ich finde nicht, dass das ein unreiner Gedanke ist. Es ist genau der richtige Gedanke! Eigentlich ist es ein Fehltritt, wenn jemand in einem solchen Moment das Ritual fortsetzt. Er sollte schnurstracks in ein Restaurant gehen!

Doch der Priester liefert ihm eine einfache Erklärung, warum das Ritual nicht funktionierte: Gott lässt euch nie im Stich – er ist immer bereit, euch zu beschützen. Er ist der Schöpfer, der Erhalter, der Lieferant – er lässt euch nie im Stich. Aber ihr habt ihn im Stich gelassen! Während ihr eure Gebete sprecht oder dem Ritual folgt, seid ihr voller unreiner Gedanken. Und die Leute wissen natürlich, dass der Priester Recht hat, denn sie haben an Essen gedacht. Oder an eine schöne Frau, die gerade vorüberging und das Verlangen in ihnen weckte, sie zu besitzen. Diese Gedanken haben sie natürlich weggedrängt – aber es war schon zu spät! Es war schon passiert. Alle wissen, dass sie unreine Gedanken haben.

Ich kann darin überhaupt nichts Unreines sehen. Wenn eine schöne Frau an einem Spiegel vorbeikommt, wird er die schöne Frau reflektieren. Ist der Spiegel deshalb „unrein“? Dein Bewusstsein ist ein Spiegel – er reflektiert einfach. Dein Bewusstsein nimmt alles wahr, was um dich herum geschieht. Und dein Verstand kommentiert alles; er liefert ständig seine Kommentare dazu. Wenn du es beobachtest, wirst du dich wundern: Einen besseren Kommentator findest du nicht. Dein Verstand wird dir sagen: „Diese Frau ist schön.“ Und wenn du das Verlangen nach Schönheit hast, sehe ich darin nichts Verkehrtes. Wenn du das Verlangen nach Hässlichkeit hättest, wäre etwas verkehrt; dann wärest du krank. Schönheit verlangt nach Bewunderung. Wenn du ein schönes Gemälde siehst, möchtest du es besitzen. Wenn du irgendetwas Schönes siehst, folgt wie ein Schatten der Gedanke: „Wenn diese schöne Sache doch mir gehören könnte …“ Solche Gedanken sind ganz natürlich. Doch der Priester wird sagen: „Der Regen ist nur ausgeblieben, weil ihr unreine Gedanken hattet!“ – und ihr seid absolut wehrlos. Ihr wisst, dass er Recht hat, und ihr schämt euch dafür.

Gott hat immer Recht. Aber selbst wenn der Regen sich einstellt, werden euch genau die gleichen Gedanken durch den Kopf gegangen sein, denn ihr wart dieselben. Wenn ihr Hunger hattet, dachtet ihr an Essen. Wenn ihr durstig wart, dachtet ihr an Wasser. Solche Gedanken waren genauso vorhanden. Nur, wenn der Regen kommt, interessiert sich keiner für eure schlechten Gedanken. Dann wird der Priester euch loben, eure Disziplin und eure Frömmigkeit: „Gott hat euch erhört.“ Und dann fühlt sich das Ego befriedigt und man fragt nicht: „Was ist mit den unreinen Gedanken?“ Wer wird die unreinen Gedanken erwähnen, wenn der Erfolg sich einstellte und Gott euch erhört hat? Aber meistens erhört euch niemand. Der Himmel bleibt leer und es kommt keine Antwort. Das hindert aber die magische Religion nicht an ihrem Weiterbestehen.

Die magische Phase ist die primitivste Stufe der Religion. Zum Teil besteht sie noch in der zweiten Phase weiter, es gibt keine klare Trennlinie. Die zweite Phase ist die der Pseudoreligionen: Hinduismus, Christentum, Islam, Judaismus, Jainismus, Buddhismus, Sikhismus – insgesamt mehr als dreihundert solcher „Ismen“. Sie alle sind Pseudoreligionen. Sie haben sich ein bisschen weiter entwickelt als die magische Religion. Die Religion auf der magischen Stufe ist grundsätzlich ritualistisch. Sie stellt den Versuch dar, Gott um Unterstützung zu bitten. Wenn der Feind Anstalten macht, das Land zu überfallen, wenn die Regenzeit ausbleibt oder wenn es zu viel Regen gab und die Flüsse über die Ufer treten und die ganze Ernte zu vernichten drohen … Jedes Mal, wenn irgendeine Katastrophe bevorzustehen scheint, wird Gott um Hilfe gebeten. Die magische Religion verlangt keine Disziplin von euch, darum unterdrückt sie nichts. Sie ist noch nicht an eurer Transformation interessiert; sie will euch nicht verändern.

Die Pseudoreligionen verlagern die Aufmerksamkeit von Gott auf den Menschen. Gott bleibt zwar im Spiel, aber er tritt in den Hintergrund. Für den magisch-religiösen Menschen war Gott ganz nahe – er konnte mit ihm reden, konnte versuchen, ihn zu überzeugen. Die Pseudoreligionen haben das Konzept von Gott zwar beibehalten, aber ihr Gott ist weit weg – sehr weit, ganz weit weg. Die einzige Möglichkeit, ihn zu erreichen, besteht nicht mehr in Ritualen, sondern nur in einer wesentlichen Veränderung des eigenen Lebensstils. Mit den Pseudoreligionen beginnt der Versuch, die Menschen zu formen und zu verändern.

Die magischen Religionen lassen den Menschen, wie er ist. Deshalb sind die Gläubigen der magischen Religionen natürlicher und weniger scheinheilig, aber urwüchsiger, primitiver, unzivilisierter. Die Anhänger der Pseudoreligionen sind gekünstelter, kultivierter, gebildeter. Für sie bedeutet Religion nicht bloß ein Ritual; Religion wird für sie zur Lebensphilosophie.

In der zweiten Phase der Religion beginnt die Anwendung der Unterdrückung. Warum haben sämtliche Religionen die Unterdrückung als Hauptstrategie eingesetzt, und zu welchem Zweck? Das Phänomen der Unterdrückung zu verstehen, ist ungeheuer wichtig. In allen anderen Punkten unterscheiden sich die Religionen voneinander, in allen anderen Aspekten sind sie einander entgegengesetzt. Die Religionen stimmen in keinem einzigen Punkt überein – außer, was die Unterdrückung betrifft. Demnach scheint die Unterdrückung ihr wichtigstes Werkzeug zu sein. Was tun sie damit?

Unterdrückung ist der Mechanismus, mit dem die Religionen euch versklaven. Damit bringen sie die Menschheit in eine psychische und spirituelle Sklaverei. Lange bevor Sigmund Freud das Phänomen der Unterdrückung entdeckte, hatten die Religionen es schon seit fünftausend Jahren angewandt, und mit Erfolg.

Die Methode ist einfach. Sie besteht darin, dich dir selbst zum Feind zu machen. Aber sie wirkt Wunder. Wenn du erst einmal anfängst, dich selbst zu unterdrücken, ändert sich vieles, ganz zwangsläufig. Erstens wirst du dadurch geschwächt. Du wirst nie mehr die gleiche Stärke haben wie vorher. Vorher warst du eins mit dir selbst; jetzt bist du nicht nur zwei, sondern viele. Vorher warst du eine einzige, integre Einheit; jetzt bist du eine ganze Horde. In dir redet die Stimme deines Vaters aus einem Teil von dir, die Stimme deiner Mutter aus einem anderen Teil, und in deinem Inneren streiten sie sich immer noch, obwohl sie vielleicht längst nicht mehr auf der Welt sind! Alle deine Lehrer haben ihre Nischen in dir, alle Priester, die dir je begegnet sind, sämtliche Heiligen, Weltverbesserer und Moralprediger – sie alle haben sich in dir eingenistet, haben ihre Bastionen in dir errichtet.

Jeder, der irgendwann Eindruck auf dich gemacht hat, ist zu einem Teil von dir geworden. Nun bestehst du aus vielen Leuten – Toten und Lebenden, Romanfiguren aus Büchern, die du gelesen hast, oder aus heiligen Schriften, die nichts anderes sind als religiöse Fantasy-Romane. Wenn du nach innen schaust, wirst du dich in dieser riesigen Menschenmenge nicht wieder finden können. Du wirst dich gar nicht erkennen können. Wer bist du inmitten dieser Menge? Welches ist dein ursprüngliches Gesicht? Alle diese Leute tun so, als wären sie du. Sie sehen alle aus wie du, sie sprechen deine Sprache. Und ständig liegen sie miteinander im Streit. Du bist zu einem Schlachtfeld geworden.

Die ungeteilte Stärke des Individuums ist verloren gegangen. Dein Haus ist in sich geteilt. Du bist nicht mehr fähig, aus deiner Ganzheit heraus zu handeln. Manche Teile in dir sind immer dagegen, andere Teile sind dafür, und manchen Teilen ist es völlig egal. Sobald du etwas tust, versuchen die Teile, die dagegen sind, dir einzureden, dass du das Falsche tust, und erzeugen Schuldgefühle in dir. Die Teile, denen es egal war, gebärden sich wie Heilige und sagen dir, du solltest nicht so dumm sein, auf irgendwelche Leute zu hören, die keine Ahnung haben. Egal, ob du etwas tust oder nicht – du wirst auf jeden Fall verurteilt. Du befindest dich ständig in einem Dilemma. Ganz egal, wie du vorgehst, du bist immer der Verlierer. Ein größerer Teil von dir wird dich immer verurteilen. Bei allem, was du tust, kannst du immer nur mit der Unterstützung der Minderheit rechnen. Die Mehrheit wird sich mit Sicherheit auf dich stürzen und sich revanchieren. Sie wird sagen: „Wenn du das nicht so gemacht hättest, hättest du es anders machen können. Wenn du dich nicht für die eine Sache entschieden hättest, hättest du dich für die andere entscheiden können. Aber du bist ein Idiot. Du hörst ja nie auf mich! Jetzt musst du eben leiden. Du sollst es bereuen.“

Das Problem ist, dass du nicht in der Lage bist, irgendetwas so hundertprozentig zu tun, dass später keine dieser Stimmen dich verurteilen und als dumm und unintelligent bezeichnen wird.

Die Integrität des Menschen, seine Ganzheit und Stärke, wurden von den Pseudoreligionen als Erstes zunichte gemacht. Das ist notwendig, wenn man die Menschen versklaven will. Starke Menschen können nicht zu Sklaven gemacht werden. Und es ist eine ganz subtile Sklaverei, eine psychologische und spirituelle Sklaverei. Man braucht dafür keine Handschellen, keine Fesseln und keine Kerkerzellen, nein. Die Pseudoreligionen haben viel raffiniertere Arrangements getroffen. Ihre Arbeit setzt schon im Augenblick eurer Geburt ein. Sie lassen sich keinen einzigen Augenblick entgehen.

Die Religionen haben den Sex verurteilt, sie haben eure Liebe zum Essen verurteilt, sie haben alles verurteilt, was Freude macht: Musik, Kunst, Singen, Tanzen. Wenn du dich auf der Welt umschaust und alle Verurteilungen durch die Religionen sammelst, wirst du sehen: In der Summe haben die Religionen den Menschen total verurteilt.

Die Religionen haben kein gutes Haar am Menschen gelassen. Zwar hat jede Religion nur ihren jeweiligen Teil dazu beigetragen – denn wenn man den Menschen allzu sehr verdammt, dreht er vielleicht durch. Ein gewisser Sinn für Proportionen muss gewahrt bleiben. Man verurteilt ihn nur insoweit, dass er sich schuldig fühlt und den Wunsch hat, seine Schuldgefühle loszuwerden. Dann ist er bereit, die Hilfe der Religionen zu akzeptieren. Aber man darf ihn nicht zu sehr verurteilen, sonst entwischt er, oder er springt ins Meer und setzt seinem Leben ein Ende. Das wäre kein gutes Geschäft.

Es ist wie mit den Sklaven in früheren Zeiten: Sie bekamen gerade so viel zu essen, dass sie nicht zu stark wurden und revoltierten, aber auch nicht so wenig, dass sie starben, sonst wäre es ein Verlustgeschäft gewesen. Man gab ihnen nur eine bestimmte Menge zu essen, damit sie gerade so zwischen Leben und Tod schwebten und überleben konnten und weiter für ihre Herren arbeiteten. Gerade so viel bekamen sie zu essen, nicht mehr – sonst wäre ihnen nach der Arbeit noch zu viel Energie übrig geblieben, mit der sie eine Revolution hätten anzetteln können. Sie hätten sich zusammentun können, wenn sie dahinter kamen, was mit ihnen geschah.

Genauso haben es die Religionen gemacht. Jede Religion nahm sich eine andere Seite des Menschen vor und verurteilte sie. Auf diese Weise wurden Schuldgefühle in ihm erzeugt. Sobald Schuldgefühle in euch erzeugt werden, seid ihr dem Priester ausgeliefert. Dann könnt ihr ihm nicht entkommen. Nur er kann euch von all den schamvollen Anteilen in euch befreien. Nur er kann bewirken, dass ihr ohne Scham vor Gott hintreten könnt.

Zuerst erfindet der Priester die Lüge von Gott. Dann erfindet er die Lüge von Schuld. Er erfindet die Lüge, dass ihr eines Tages vor Gott hintreten müsst, und dafür solltet ihr rein und lauter sein. Ihr müsst einen Zustand erreichen, in dem ihr ohne Scham und Furcht vor Gottes Angesicht treten könnt.

Das Ganze ist reine Erfindung. Aber man darf nicht vergessen, dass es auf alle Pseudoreligionen zutrifft. Und jedes Mal, wenn ich „alle Religionen“ sage, meine ich diese Pseudoreligionen, in der Pluralform – das ist immer der Hinweis auf die Pseudoreligionen.

Eine Religion, die auf wissenschaftliche Weise gelebt wird, hat keine Pluralform. Sie ist die wahre Religion, und ihre Aufgabe ist das genaue Gegenteil von den Pseudoreligionen. Die Aufgabe der wahren Religion wird es sein, dich von Gott zu befreien, von Himmel und Hölle zu befreien, vom Konzept der Erbsünde zu befreien und von der Vorstellung, dass du von der Natur getrennt seiest. Die wahre Religion wird dich von jeglicher Form von Unterdrückung befreien.

Mit einer so umfassenden Freiheit kannst du lernen, dein natürliches Wesen auszudrücken – wie auch immer dies aussehen mag. Es ist unnötig, sich wegen irgendetwas zu schämen. Das Universum will dich genau so, wie du bist. Deshalb bist du so, wie du bist. Das Universum braucht dich genau so – sonst hätte es jemand anderen erschaffen und nicht dich. Das Einzige, was ich unreligiös nennen würde, ist, nicht du selbst zu sein. Sei du selbst – bedingungslos, ohne Vorbehalte. Sei einfach du selbst, dann bist du religiös, denn dann bist du gesund, dann bist du heil. Du brauchst keinen Priester, keinen Psychoanalytiker, brauchst von niemandem Hilfe, denn du bist nicht krank, nicht verkrüppelt und nicht gelähmt. In dem Augenblick, da du deine Freiheit gewinnst, verschwindet die ganze Lähmung und Verkrüppelung.

In einem einzigen Satz zusammengefasst: Religion ist die völlige Freiheit, du selbst du sein. Drücke dich aus – auf so vielfältige Weise wie nur möglich, ohne Angst. Es gibt nichts zu befürchten. Da ist keiner, der dich bestrafen oder belohnen wird. Wenn du dich ausdrückst, nach deinem ureigensten Wesen, in deinem natürlichen Fluss, wirst du unmittelbar dafür belohnt – nicht erst morgen, sondern sofort, hier und jetzt.

Bestraft wirst du nur, wenn du deiner Natur zuwider handelst. Aber diese „Bestrafung“ ist einfach ein Hinweis, eine Unterstützung, dass du dich von deiner Natur entfernt hast und du von deinem Weg, von der rechten Straße ein wenig abgewichen bist. Komm zurück! Diese Bestrafung ist keine Rache, nein. Sie dient nur dazu, dich aufzuwecken: „Was tust du da?“ Irgendetwas stimmt nicht, irgendetwas läuft nicht in deinem Sinne. Darum der Schmerz, die Seelenpein, der Stress.

Wenn du natürlich bist und dich ausdrückst, wie die Bäume und die Vögel es tun … Sie haben es besser, denn kein Vogel wollte je Priester werden, kein Baum versuchte je, Psychoanalytiker zu werden …

Sei wie die Bäume, die Vögel, die Wolken, dann wirst du dich in der Existenz geborgen und zu Hause fühlen. Und darin besteht das wahre Anliegen der Religion: sich geborgen und zu Hause zu fühlen.

Siehst du bei diesen Pseudoreligionen, wie du sie nennst, einen wesentlichen Unterschied zwischen den Religionen des Ostens und denen, die im westlichen Kontext entstanden sind?

In den letzten zweitausend Jahren hat von allen Religionen keine der Menschheit einen größeren Schaden zugefügt als das Christentum. Die islamische Religion hat versucht, damit zu konkurrieren, aber ohne Erfolg. Sie trachtete der christlichen Religion den Rang abzulaufen, aber das Christentum hält immer noch den Spitzenplatz. Es hat so viele Menschen ermordet, so viele Menschen bei lebendigem Leib verbrannt! Im Namen Gottes, im Namen der Wahrheit und der Religion hat das Christentum unzählige Menschen getötet und niedergemetzelt – und angeblich zu deren eigenem Wohl, um deren eigenen Seligkeit willen! Und wenn der Mörder dich zu deinem eigenen Wohl tötet, fühlt er sich nicht schuldig. Im Gegenteil, er meint sogar, er habe eine gute Tat vollbracht! Er meint, er habe der Menschheit einen guten Dienst erwiesen – im Namen Gottes, im Namen aller wichtigen Werte, wie Liebe, Wahrheit, Freiheit. Er fühlt sich erhaben. Er glaubt, dadurch ein besserer Mensch geworden zu sein.

Wenn Verbrechen dazu benutzt werden, dass Menschen sich dadurch erhaben dünken, ist es das Schlimmste, was irgendjemandem widerfahren kann. Dann tun diese Menschen Böses und halten es für das Gute. Sie vernichten das Gute und halten das für gut.

Das ist die schlimmste Art von Indoktrination, die das Christentum den Menschen in die Köpfe gepflanzt hat. Der Gedanke des Kreuzzugs, des religiösen Krieges, ist ein wesentlicher Beitrag des Christentums. Die Muslime lernten es von den Christen. Sie können sich nicht als Urheber dieses Gedankens wähnen. Sie nannten es Jihad, den heiligen Krieg, aber sie traten damit erst fünfhundert Jahre nach Jesus auf den Plan. Das Christentum hatte bereits die Idee in den Köpfen der Menschen erzeugt, dass auch ein Krieg religiös sein könne.

Aber der Krieg an sich ist unreligiös. Einen heiligen Krieg, einen Kreuzzug kann es niemals geben. Wenn man den Krieg heilig nennt, was bleibt dann noch, was unheilig genannt werden könnte?

Es ist eine Strategie, um das Denken der Menschen zu verderben. Sobald die Menschen an einen „Kreuzzug“ denken, sehen sie nichts Falsches mehr darin – sie kämpfen ja für Gott, gegen den Teufel! Es gibt aber weder Gott noch Teufel. Ihr kämpft nur gegen andere Menschen und tötet sie! Und wie kommt ihr darauf, dass dies eure Angelegenheit ist? Glaubt ihr etwa, wenn nicht einmal Gott mit dem Teufel fertig wird, dass ihr es könnt? Wenn Gott so machtlos ist, dass er den Teufel nicht fertig machen kann, wie sollte der Papst es zustande bringen? Wie sollten irgendwelche Christen es zustande bringen? Wie sollte Jesus es zustande bringen? Schließlich lebt Gott doch schon seit ewigen Zeiten mit dem Teufel!

Bis heute sind die Kräfte des Bösen viel mächtiger als die Kräfte des Guten, einfach weil die Kräfte des Guten sich in den Händen der Kräfte des Bösen befinden. Den Krieg religiös und heilig zu nennen, ist die Ursache für den Krieg. Der Erste Weltkrieg entstand im christlichen Kontext, der Zweite Weltkrieg entstand im christlichen Kontext. Und der Dritte Weltkrieg wird ebenfalls im christlichen Kontext sein!

Ungeachtet aller anderen Religionen, warum entstanden diese zwei großen Kriege ausgerechnet im christlichen Kontext? Von dieser Verantwortung ist das Christentum nicht freizusprechen. Wer die Vorstellung erzeugt, dass der Krieg heilig sein kann, hat kein Monopol darauf.

Adolf Hitler sagte zu seinen Leuten: „Dies ist ein heiliger Krieg!“ Es war ein Kreuzzug. Er hat einfach diese christliche Idee für sich benutzt. Er war ein Christ und hielt sich für die Reinkarnation des Propheten Elias. Er hielt sich für ebenbürtig mit Jesus Christus, vielleicht sogar für besser. Was Jesus nicht geschafft hatte, versuchte er zu schaffen. Jesus hatte nur geschafft, dass er gekreuzigt wurde. Aber Adolf Hitler hat es beinahe geschafft. Hätte er es geschafft – was zu neunundneunzig Prozent möglich war, es fehlte ihm höchstens ein Prozent –, dann wäre die Welt von allen jüdischen Elementen, von allem, was nicht christlich war, gesäubert worden. Was wäre dann noch übrig geblieben?

Und wisst ihr was? Adolf Hitler hatte den Segen der deutschen Bischöfe. Sie sagten zu ihm: „Du wirst gewinnen, denn Christus ist auf deiner Seite, Gott ist auf deiner Seite.“ Und genau die gleichen Narren segneten auch Winston Churchill und sagten zu ihm: „Gott ist auf deiner Seite, Christus ist auf deiner Seite – der Sieg ist dir gewiss!“ Und die gleichen Narren, wenn nicht noch größere, gab es im Vatikan, der ja ein Teil von Rom ist. Dort wurde Mussolini vom Papst gesegnet – dem Vertreter, dem unfehlbaren Stellvertreter Jesu Christi!

Man könnte nun denken: Der deutsche Erzbischof war nicht unfehlbar, der Erzbischof von England war nicht unfehlbar – solchen fehlbaren Menschen könnte man verzeihen. Aber was ist mit dem Papst, den die Christen seit Jahrhunderten für unfehlbar halten? Aber auch dieser unfehlbare Papst gab Mussolini seinen Segen für den Sieg, weil er „für Jesus Christus und für Gott kämpft“. Dabei steckten Mussolini und Adolf Hitler unter einer Decke! Gemeinsam wollten sie die ganze Welt erobern. Vielleicht hatte der Papst die Hoffnung, wenn Mussolini den Sieg davontrüge, würde das Christentum zur Universalreligion werden. Seit zweitausend Jahren versuchen diese Leute, das Christentum zur Universalreligion zu machen und alle anderen Religionen aus dem Weg zu räumen.

Der Jainismus kennt keinen „heiligen Krieg“. Jeder Krieg ist unheilig. Selbst wenn im Namen von Religion gekämpft würde – zu kämpfen an sich ist unreligiös. Auch dem Buddhismus fehlt jede Vorstellung eines heiligen Krieges. So haben Jainismus und Buddhismus in ihrer langen Geschichte niemals dazu beigetragen, dass irgendwo ein Krieg entflammte. Der Jainismus existiert schon seit mindestens zehntausend Jahren, aber er hat keinen einzigen Krieg angezettelt, weder heilig noch unheilig. Auch der Buddhismus ist älter als das Christentum, fünfhundert Jahre älter, und hat eine ebenso große Gefolgschaft wie das Christentum – mit Ausnahme von Indien ist fast ganz Asien buddhistisch –, aber er hat keinen einzigen Krieg begonnen.

Den Krieg, die absolut hässlichste Sache im menschlichen Leben, für heilig zu erklären, geht ausschließlich auf das Konto des Christentums. Im Namen eines Kreuzzugs lässt sich alles machen: Man kann Frauen vergewaltigen, Menschen lebendig verbrennen, unschuldige Kinder und alte Menschen töten – alles ist erlaubt. Es ist ein Freibrief – ein Begriff, der alles deckt: ein „heiliger Krieg“, ein „Kreuzzug“. Aber unter diesem Deckmantel ereignen sich in Wirklichkeit andere Dinge.

Sämtliche Atombomben und Kernwaffen sind im christlichen Kontext produziert worden. Nicht, dass es der übrigen Welt an Intelligenz fehlte … Wenn China einen Konfuzius, Laotse, Tschuangtse, Menzius, Liätse hervorbringen konnte, besteht kein Grund, warum es nicht auch einen Albert Einstein, einen Lord Rutherford hätte hervorbringen können. Schließlich war es China, das als Erstes die Druckerpresse entwickelte, und sie existiert nun schon seit dreitausend Jahren.

Wenn Indien Menschen wie Patanjali hervorbringen konnte, der im Alleingang das ganze Yoga-System entwickelte, oder Gautama Buddha oder Mahavira, den Begründer des Jainismus, und viele große Philosophen und Mystiker …

Vor dreitausend Jahren lebte in Indien Sushrut, ein großer Arzt und Chirurg, in dessen Schriften bereits einige der kompliziertesten heutigen Operationen beschrieben wurden, sogar Gehirnoperationen, mit allen dazugehörigen Instrumenten.

Wenn diese Länder solche Menschen hervorbringen konnten, woran lag es, dass sie nicht ebenfalls versuchten, Atombomben herzustellen? Indien brachte die Mathematik hervor, ohne die es die heutige Wissenschaft nicht gäbe. Vor siebentausend Jahren wurden in Indien die Grundlagen der Mathematik geschaffen, doch das mathematische Wissen wurde von den Indern nie für destruktive Zwecke eingesetzt. Sie verwendeten es für kreative Zwecke, weil keine der dortigen Religionen ihnen einen Anreiz für Krieg gab. Sämtliche Religionen bezeichneten den Krieg als hässlich. Es stand überhaupt nicht zur Debatte. Diese Länder waren nicht bereit, irgendein Programm, irgendein Projekt, irgendeine Forschung zu unterstützen, die zum Krieg führen würden.

Ich sage dies, um es ganz klar zu machen: Das Christentum ist dafür verantwortlich, dass die Wissenschaft den Anreiz zum Krieg bekam. Hätte das Christentum ein Klima der Gewaltlosigkeit geschaffen und nicht den Krieg geheiligt, dann hätten wir diese beiden Weltkriege vermeiden können. Und ohne den Ersten und Zweiten Weltkrieg wäre ein Dritter Weltkrieg mit Sicherheit nicht möglich. Die beiden Kriege waren absolute Voraussetzungen für einen dritten Krieg – dahin haben sie euch bereits gebracht. Ihr seid schon dafür gerüstet und eine Möglichkeit zur Rückkehr, zur Umkehr, scheint es nicht mehr zu geben.

Nicht nur die Wissenschaft wurde vom Christentum korrumpiert. Das Christentum selbst hat eigenartige Ideologien hervorgebracht, entweder direkt oder als Reaktion. Und für beides ist es verantwortlich. Schon seit Jahrtausenden gibt es die Armut auf dieser Welt, aber der Kommunismus ist eine Errungenschaft des Christentums. Lasst euch von der Tatsache nicht täuschen, dass Karl Marx ein Jude war – Jesus war auch ein Jude. Wenn ein Jude das Christentum hervorbringen konnte … Karl Marx gehört zu einem christlichen Kontext, nicht zu einem jüdischen. Seine Grundidee stammte von Jesus Christus. Als dieser sagte: „Selig sind die Armen, denn sie werden das Königreich Gottes erben“, säte er den Samen des Kommunismus.

Darüber hat noch niemand so unverblümt gesprochen. Um darüber so unverblümt sprechen zu können, braucht es einen Verrückten wie mich, der die Dinge nicht nur beim Namen nennt, sondern auch keine Hemmungen hat, sie bei ihrem bescheuerten Namen zu nennen! Sie einfach nur beim Namen zu nennen, kann doch jeder!

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