Kitabı oku: «Was nun?», sayfa 4

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Nachdem Jesus diesen Gedanken in die Welt gesetzt hatte: „Selig sind die Armen, denn sie werden das Königreich Gottes erben“, war es nur ein Kinderspiel, diese Idee für den eher praktischen und pragmatischen Kommunismus abzuwandeln. Was Marx im Wesentlichen sagt, ist: „Selig sind die Armen, denn ihnen gehört die Erde.“ Er macht einfach aus ein paar spirituellen Begriffen eine praktizierbare Politik.

„Königreich Gottes“ – wer weiß denn, ob es überhaupt existiert? Warum sollte man sich die Gelegenheit entgehen lassen, das Königreich der Erde zu erlangen? Der ganze Kommunismus baut auf diesem einen Satz von Jesus auf. Es bedurfte nur einer kleinen Wendung, den esoterischen Unsinn loszuwerden und den politischen Pragmatismus hereinzubringen. Ja, selig sind die Armen, denn ihnen gehört das ganze Königreich dieser Erde – das ist es, was Karl Marx wirklich sagt.

Seltsamerweise taucht der Kommunismus sonst nirgendwo auf – weder im Kontext des Buddhismus, Hinduismus, Jainismus, Sikhismus, Taoismus oder Konfuzianismus. Er taucht nur im christlichen Kontext auf. Das kann kein Zufall sein, denn wie es sich zeigt, taucht auch der Faschismus im Kontext des Christentums auf. Der Sozialismus, der Fabianismus, der Nazismus – das sind alles christliche Kinder, Sprösslinge von Jesus Christus. Entweder direkt von ihm beeinflusst… Denn er ist der Mann, der sagt: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes kommt.“

Was ist von diesem Mann zu halten? Ist er nicht ein Kommunist? Wenn Jesus kein Kommunist ist, wer sonst? Weder Marx noch Engels, Lenin, Stalin oder Mao-Tsetung haben eine so starke Äußerung gemacht: „Ein Reicher kann nicht in das Reich Gottes kommen.“ Und seht, welchen Vergleich er hernimmt: Eher ist es möglich – und es ist völlig unmöglich! –, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht. Das sei eher möglich, sagt er, aber der Eintritt eines Reichen in das Reich Gottes sei unmöglich. Wenn es aber im Reich Gottes unmöglich ist, warum sollte es hier auf Erden möglich sein? Man muss es auch hier unmöglich machen – und das hat Marx getan.

Was Jesus in der Theorie lieferte, erhielt von Marx eine praktische Wendung. Doch der ursprüngliche Theoretiker war Jesus. Vielleicht ist Karl Marx selbst nicht darauf gekommen, aber der Kommunismus ist in keinem anderen Kontext möglich. In keinem anderen Kontext ist Adolf Hitler möglich.

Wer sich in Indien als Mann Gottes erklärt, kann nicht wie Adolf Hitler sein. Er kann nicht einmal an der Politik teilnehmen, kann nicht einmal ein Wähler sein. Es wäre völlig undenkbar, dass jemand Millionen von Juden oder Millionen Menschen anderer Religionszugehörigkeit vernichtet und gleichzeitig behauptet, eine Reinkarnation des alten Propheten Elias zu sein. In Indien gab es Tausende von Menschen, die sich als Inkarnationen bezeichnet haben, als Propheten und Tirthankaras, aber sie mussten es immer durch ihr Leben unter Beweis stellen. Vielleicht sind es Scheinheilige – was für die meisten wohl zutrifft –, aber selbst dann: Keiner kann sich wie Adolf Hitler aufführen und gleichzeitig behaupten, er sei ein Prophet, ein religiöser Mann.

Einmal erhielt ich einen Brief vom Präsidenten der amerikanischen Nazi-Partei, in dem stand: „Wir haben gehört, dass Sie sich gegen Adolf Hitler äußern. Das verletzt unsere religiösen Gefühle.“ Ich bin selten perplex, aber ich war perplex. Ihre religiösen Gefühle! „Adolf Hitler ist für uns der Prophet Elias, und wir hoffen, dass Sie es in Zukunft unterlassen werden, sich negativ über ihn zu äußern.“

Unvorstellbar, dass so etwas in Indien oder China oder Japan geschehen könnte – unmöglich! Aber in einem christlichen Kontext ist es möglich. Und nicht nur möglich – es ist wirklich passiert! Hätte Hitler den Krieg gewonnen, dann wäre verkündet worden, er habe das Böse auf der Welt besiegt und die ganze Menschheit zum Christentum bekehrt. Und das hätte er auch geschafft – er hatte die Macht dazu. Ich gebe dem Christentum keine besondere Aufmerksamkeit, aber im Grunde verdient es sie. Es hat so viel Schaden angerichtet, so viel Unheil verursacht! Es ist kaum zu glauben, dass die Menschen das Christentum immer noch am Leben erhalten. Man sollte die Kirchen abreißen, sollte den Vatikan abschaffen. Es besteht kein Bedarf an diesen Leuten! Was auch immer sie vollbrachten, war Unrecht. Andere Religionen haben auch Unrecht begangen, aber proportional ist es nichts im Vergleich zum Christentum.

Das Christentum beutet die Armut der Menschen aus, um sie zu seiner Religion zu bekehren. Es stimmt zwar, dass auch der Buddhismus Menschen bekehrt hat, aber nicht, weil sie hungrig waren und man ihnen etwas zu essen gab und die Leute sich deswegen verpflichtet fühlten. Wenn man den Menschen Kleidung gibt und ihnen bestimmte Einrichtungen, wie Schulen für die Kinder, Krankenhäuser für die Kranken, gibt, müssen sie sich natürlich verpflichtet fühlen. Und dann werden sie gefragt: „Was hat denn der Hinduismus für euch getan? Was hat der Buddhismus für euch getan?“

Klar, der Buddhismus, der Hinduismus, der Jainismus haben keine Krankenhäuser oder Schulen errichtet; auf solche Dienste haben sie nie Wert gelegt. Das ist aber das einzige Argument. Und weil diese armen Menschen so dankbar sind, denken sie natürlich, dass keine andere Religion ihnen so sehr geholfen hat – und nur darum werden sie Christen. Das ist keine ehrliche Art, das ist Bestechung. Das ist keine Bekehrung. So kauft man sich die Leute, weil sie arm sind. So beutet man ihre Armut aus.

Der Buddhismus hat Millionen von Menschen bekehrt, doch stets über die intelligente Schicht. Die Bekehrung erfolgte von der Spitze her – durch die Könige, die Herrscher, die Meister, die großen Schriftsteller, Dichter und Maler. Und als die anderen sahen, dass die Intelligentesten des Landes zum Buddhismus übertraten, taten sie es ihnen nach. Die Jainas bekehrten zuerst die Herrscher. Sie bemühten sich, zuerst die Oberschicht zu bekehren, die höchste Ebene, denn das vereinfachte die Sache. Wenn die Intelligentesten Jainas wurden, verstanden sogar die einfachen Leute, dass die alte Religion überholt war und ihre Lehren und Standpunkte nicht mehr verteidigen konnte. Dann war die Zeit für etwas Besseres gekommen – eine überlegene Sichtweise, die logischer und rationaler war.

Aber die Christen haben sich überall auf der Welt zuerst an die unterste Schicht herangemacht. Arme hat es schon immer gegeben, doch ihre Armut auszubeuten, um die Zahl der eigenen Anhänger zu erhöhen, ist reine Politik – hässlich und gemein. Politik ist ein Spiel mit Zahlen. Wie viele Christen es auf der Welt gibt – darin liegt ihre Macht. Je mehr Christen es gibt, desto mehr Macht liegt in den Händen der christlichen Priesterschaft. In Wirklichkeit ist keiner daran interessiert, irgendjemanden zu retten. Es geht lediglich um die Erhöhung der Anhängerzahl.

Das Christentum praktiziert das so: Der Vatikan erlässt ständig Richtlinien gegen die Geburtenkontrolle, in denen darauf hingewiesen wird, dass es eine Sünde ist, Methoden der Empfängnisverhütung zu verwenden. Es wurde zur Sünde erklärt, den Schwangerschaftsabbruch zu betreiben und die Abtreibung zu propagieren oder zu legalisieren.

Glaubt ihr wirklich, dass diese Leute an den ungeborenen Kindern interessiert sind? Sie haben null Interesse. Mit diesen ungeborenen Kindern haben sie nichts zu tun. Sie verfolgen nur ihre eigenen Interessen, obwohl sie genau wissen, dass die Menschheit dem globalen Selbstmord entgegengeht, wenn keine Methoden der Geburtenkontrolle durchgesetzt werden. Und es ist nicht mehr so weit weg, dass man die Situation nicht abschätzen könnte. In wenigen Jahrzehnten wird die Weltbevölkerung so angewachsen sein, dass Überleben unmöglich wird. Dann brauchen wir entweder einen Dritten Weltkrieg – was die die sicherste Methode wäre, um das Problem zu lösen … Menschen sterben schneller, leichter, problemloser durch Nuklearwaffen als durch den Hunger! Ein Hungernder kann etwa neunzig Tage am Leben bleiben, aber diese neunzig Tage sind eine wahre Tortur. Ich weiß über den Hunger in Indien. Mütter haben ihre Kinder verkauft – für eine Rupie! Mütter haben ihre eigenen Kinder gegessen. Ihr habt keine Vorstellung, wohin der Hunger einen Menschen treiben kann!

Dennoch bleibt der Vatikan bei seiner immer gleichen Botschaft an die Menschheit: „Abtreibung ist Sünde, Geburtenkontrolle ist Sünde.“ Doch in der Bibel steht es nirgendwo, dass Abtreibung Sünde ist. Nirgendwo in der Bibel steht, dass Geburtenkontrolle Sünde ist – denn damals war Geburtenkontrolle noch nicht erforderlich. Neun von zehn Kindern starben ohnehin. Das war die Proportion, und diese Proportion war in Indien noch vor wenigen Jahrzehnten die Regel. Von zehn Kindern überlebte nur eines. Damals war die Bevölkerung noch nicht so groß; die Belastung war noch nicht so groß für die Ressourcen der Erde. Jetzt ist es sogar in Indien soweit, dass von zehn Kindern nur noch eines stirbt. Die Medizin hilft den Menschen zu überleben, das Christentum eröffnet Spitäler und verteilt Medikamente. Und Mutter Teresa ist auch noch da und spendet euch Lob. Und der Papst gibt euch seinen Segen, wenn ihr keine Geburtenkontrolle praktiziert!

In den Entwicklungsländern sind alle möglichen Vereinigungen tätig, die die Bibel verteilen und diese idiotische Idee verbreiten, Geburtenkontrolle sei Sünde. Ihr einziges Interesse besteht darin, dass noch mehr Kinder und Waisen auf die Welt kommen. Offenbar soll die ganze Erde so übervölkert und so arm werden, dass das Christentum zur Universalreligion wird. Seit zweitausend Jahren hat das Christentum diese Ambitionen. Das muss einmal ganz offen gesagt werden. Diese Ambitionen sind unmenschlich. Wenn ich also ständig das Christentum kritisiere, geschieht das nicht ohne Grund.

Arm und Reich – die Wurzeln von Armut und Habgier

Einfach indem man behauptet: „Selig sind die Armen, denn ihrer ist das Königreich Gottes“, ändert man nichts an der Armut. Sonst hätte das Christentum in diesen zweitausend Jahren die Armut zum Verschwinden gebracht. Die Armut nimmt weiter zu, die Zahl der Seligen nimmt weiter zu. In der Tat wird es bald so viele Selige geben, dass all die Seligen, die am Reich Gottes Anteil haben wollen, auch dort wieder nur arm sein werden. Jeder Einzelne von ihnen wird keinen allzu großen Anteil abbekommen. Mit so vielen Aktionären im Reich Gottes muss sogar Gott arm werden! Es wird eine Gesellschaft von verarmten Aktionären sein. Und das wird seit zweitausend Jahren gepredigt! Hat es das Wesen der Armut verändert? Nein. Es hat nur eines bewirkt: Der rebellische Geist der Armen wurde getötet. Und die Armut nimmt weiter sprunghaft zu.

Ein Notar bahnt sich den Weg zum Rand einer Baugrube, die von einem Arbeitstrupp ausgehoben wird. „Ist dort ein Mister Timothy O’Toole?“, ruft er in die Grube.

„Wer will was von mir?“, dröhnt es dumpf nach oben.

„Mister O’Toole“, fragt der Notar, „kommen Sie aus Castlebar in der Grafschaft Mayo?“

„Exakt.“

„Und Ihre Mutter heißt Bridget und ihr Vater Michael?“

„Stimmt genau.“

„Dann ist es meine Pflicht, Ihnen mitzuteilen, Mister O’Toole, dass Ihre Tante Mary in Iowa gestorben ist und Ihnen eine Erbschaft von 150 000 Dollar hinterlassen hat.“

Für einen Moment ist es ganz still in der Grube, dann gibt es plötzlich ein Riesengetöse.

„Kommen Sie nach oben, Mister O’Toole?“, ruft der Notar runter.

„Eine Minute!“, schallt es zurück. „Bevor ich abhaue, muss ich dem Vormann noch eins über die Rübe geben!“

Nach sechs Monaten ausschweifenden Lebens hat O’Toole die 150 000 Dollar verprasst. In dieser Zeit besteht seine Haupttätigkeit darin, den enormen Durst zu stillen, den er geerbt hat. Dann ist er wieder zurück in seinem Job. Kurz darauf macht ihn der Notar erneut ausfindig.

„Diesmal ist es Ihr Onkel Patrick, Mister O’Toole“, erklärt der Notar. „Er ist in Texas gestorben und hat Ihnen 80 000 Dollar vermacht.“

O’Toole lehnt sich schwer auf seinen Pickel und schüttelt müde und verdrossen den Kopf. „Ich glaube, das pack’ ich nicht“, sagt er. „Ich bin nicht mehr so fit, wie ich mal war. Ich glaube nicht, dass ich dieses ganze Geld lebend überstehe!“

Genau das ist im Westen passiert: Die Menschen im Westen haben es geschafft, all den Reichtum zu erlangen, von dem die Menschheit seit ewigen Zeiten geträumt hat. Der Westen hat es geschafft, materiell reich zu werden – und jetzt ist er dessen überdrüssig und müde geworden. In dieser Entwicklung hat der Westen seine ganze Seele verloren. Äußerlich ist alles vorhanden, doch der Kontakt mit dem Inneren ist verloren gegangen. Heute ist alles verfügbar, was ein Mensch benötigt – nur der Mensch selbst ist nicht mehr verfügbar. Die Besitztümer sind vorhanden, aber der Besitzer ist abhanden gekommen. Das Gleichgewicht ist völlig gestört. Der Reichtum ist da, aber die Menschen fühlen sich überhaupt nicht reich. Im Gegenteil, sie fühlen sich sehr verarmt, bettelarm.

Seht, wie paradox das ist: Erst wenn du äußerlich reich bist, wird dir im Kontrast dazu deine innere Armut bewusst. Wenn du äußerlich arm bist, wird dir deine innere Armut nie bewusst, weil der Kontrast fehlt. Man schreibt mit weißer Kreide auf eine schwarze Tafel, nicht auf eine weiße Tafel. Warum? Weil man es nur auf einer schwarzen Tafel sehen kann. Der Kontrast ist nötig.

Wenn du äußerlich reich bist, kommt dir plötzlich eine große Erkenntnis: „Ich fühle mich innerlich arm wie ein Bettler!“ Und wie ein Schatten folgt darauf die Hoffnungslosigkeit: „Wir haben alles erreicht, was wir uns erträumt hatten. Alle Vorstellungen und Fantasien sind erfüllt, aber es hat uns nichts gebracht, weder Zufriedenheit noch Glück.“ Das verwirrt die Menschen. Aber gerade diese Verwirrung lässt ein starkes Verlangen entstehen: Wie kann ich wieder mit mir selbst in Kontakt kommen?

Meditation ist nichts anderes, als dich wieder mit deiner inneren Welt zu verbinden, dich wieder in dir selbst zu verwurzeln. Deshalb ist der Westen heute so stark an Meditation und an den meditativen Traditionen des Ostens interessiert.

Als der Osten noch reich war, interessierten sich die Menschen auch dort für Meditation. Diesen Zusammenhang müsst ihr verstehen. Darum bin ich nicht gegen den Reichtum. Ich bin der Auffassung, dass Armut mit Spiritualität überhaupt nichts zu tun hat. Ich bin ganz und gar gegen die Armut. Immer wenn ein Land arm wird, verliert es seine Verbindung zur Meditation, zu allem spirituellen Streben. Wenn ein Land äußerlich arm wird, verliert es das Bewusstsein für die innere Armut. Darum könnt ihr bei den armen Leuten Indiens eine gewisse Zufriedenheit sehen, die im Westen nicht zu finden ist. Es ist jedoch keine wirkliche Zufriedenheit, nur ein fehlendes Bewusstsein für die innere Armut. Ich habe Tausende von armen Menschen im Osten beobachtet – sie sind nicht wirklich zufrieden, aber eines ist deutlich: Sie sind sich ihrer Unzufriedenheit nicht bewusst. Man muss äußerlich reich sein, um überhaupt zu bemerken, dass man unzufrieden ist. Ohne äußeren Reichtum spürt man seine innere Unzufriedenheit nicht. Dafür gibt es genug Beweise.

Sämtliche Mystiker und Avatare der Hindus waren Könige oder Söhne von Königen. Sämtliche Meister der Jainas entstammten königlichen Familien. Das gilt auch für Buddha. Alle drei großen Traditionen Indiens liefern genügend Beweise dafür. Weshalb war Buddha unzufrieden geworden? Weshalb begann er seine Suche nach Meditation? Weil er reich war. Er lebte im Überfluss. Er lebte im größtmöglichen Luxus, er hatte alles materielle Spielzeug. Plötzlich wurde ihm das bewusst. Er war erst neunundzwanzig, als ihm das schwarze Loch in seinem Inneren bewusst wurde. Wenn außen Licht ist, wird die Dunkelheit im Inneren erkennbar. Nur ein kleiner Schmutzfleck auf einem weißen Hemd, und du siehst ihn. So geschah es mit Buddha, und er floh aus dem Palast. Dasselbe geschah mit Mahavira, dem Meister der Jainas. Auch er floh aus einem Palast. Einem Bettler hätte das nicht passieren können. Auch zu Buddhas Zeiten gab es Bettler, aber sie gaben nichts auf, um nach der Wahrheit zu suchen. Sie hatten nichts aufzugeben; sie waren zufrieden. Buddha jedoch wurde unzufrieden.

Als Indien noch reich war, interessierten sich viele Menschen für Meditation. Eigentlich interessierte sich das ganze Volk für Meditation. Aber dann wurde das Land arm – so arm, dass der Kontrast zwischen innen und außen nicht mehr gegeben war. Die Armut herrschte innerlich wie äußerlich. Innen und Außen waren in vollkommener Harmonie – beide waren arm geworden.

Doch die Menschen haben sich daran gewöhnt zu denken, dass Armut einen spirituellen Wert hätte. Ich bin überhaupt nicht für die Armut, egal welcher Art. Armut ist nicht spirituell. Armut bewirkt, dass die Spiritualität zwangsläufig verschwindet.

Ich möchte, dass die ganze Welt so reich wie nur möglich wird. Je mehr die Menschen reich sind, desto eher werden sie spirituell werden. Sie müssen es werden, sie können nicht umhin, es zu werden. Erst dann entsteht wahre Zufriedenheit.

Wenn äußerer Reichtum auf inneren Reichtum trifft, entsteht eine neue Art von Harmonie – dann gibt es wahre Zufriedenheit. Wenn äußere Armut auf innere Armut trifft, entsteht falsche Zufriedenheit. Auf beide Arten ist eine Harmonie möglich. Innen und Außen sind im Gleichgewicht, und man ist zufrieden.

Die Armen in Indien wirken zufrieden, weil auf beiden Seiten des Zauns Armut herrscht. Die Harmonie ist perfekt. Innen und Außen stimmen überein, aber es ist eine hässliche Zufriedenheit. In Wirklichkeit mangelt es an Lebenskraft, an Vitalität.

Der reiche Westen muss sich zwangsläufig für Meditation interessieren; das ist unvermeidlich geworden. Deshalb verliert das Christentum in der westlichen Welt an Boden – es hat in keiner Form die Wissenschaft der Meditation gefördert. Das Christentum ist eine sehr mittelmäßige Religion geblieben, ebenso das Judentum. Der Westen war in der Vergangenheit arm; das ist der Grund, weshalb diese Religionen mittelmäßig blieben. Bis vor kurzem lebte der überwiegende Teil des Westens in Armut. Als der Osten reich war, war der Westen arm. Die jüdische, die christliche und die muslimische Religion, alle drei nichtindischen Religionen, sind in der Armut geboren. Sie konnten keine Meditationstechniken entwickelten; es bestand gar kein Bedarf. Sie sind überwiegend die Religionen der Armen geblieben.

Jetzt ist der Westen reich geworden, und deshalb gibt es eine Diskrepanz. Diese drei Religionen sind in der Armut geboren. Sie haben einem reichen Menschen nichts zu bieten. Einem reichen, gebildeten Menschen erscheinen diese Religionen kindisch; sie befriedigen ihn nicht. Sie können ihn nicht befriedigen. Die östlichen Religionen wurden im Reichtum geboren. Deshalb interessiert man sich im Westen immer mehr für die östlichen Religionen.

Ja, die Religion Buddhas hat starken Einfluss gewonnen. Zen verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Warum? Es ist aus dem Reichtum entsprungen. Es gibt erstaunliche Ähnlichkeiten zwischen der Psychologie des heutigen, wohlhabenden Menschen und der Psychologie des Buddhismus. Der Westen ist in dem Zustand, in dem Buddha war, als er anfing, sich für Meditation zu interessieren. Es war die Suche eines reichen Mannes. Dasselbe gilt für den Hinduismus und den Jainismus. Diese drei großen indischen Religionen sind aus dem Überfluss geboren. Deshalb muss sich der Westen davon angezogen fühlen.

Der Osten verliert die Verbindung mit seinen eigenen Religionen. Indien kann es sich nicht leisten, Buddha zu verstehen. Das Land ist zu arm. Viele arme Inder sind nun schon zum Christentum bekehrt worden. Reiche Amerikaner bekehren sich zum Buddhismus, zum Hinduismus, zur Vedanta, und die Unberührbaren, die Ärmsten der Armen in Indien, werden Christen. Seht ihr, worum es geht?

Das Christentum übt eine Anziehungskraft auf die Armen aus. Diese Menschen leben fast völlig unbewusst. Sie sind zu hungrig, um zu meditieren. Man interessiert sich für das tägliche Brot, ein Dach über dem Kopf, etwas zum Anziehen. Und wenn die christlichen Missionare kommen und ein Krankenhaus oder eine Schule eröffnen, sind die Inder sehr beeindruckt. Das ist wahre Spiritualität! Wenn ich hingegen von Meditation spreche, haben sie kein Interesse. Nicht nur das, sie sind sogar dagegen: „Was soll denn daran spirituell sein? Was tust du denn, um den Armen zu helfen?“ Und ich kann es verstehen: Sie brauchen Essen, Unterkunft und Kleidung.

Aber es liegt an ihrer Einstellung, dass sie so leiden. Einerseits brauchen sie Essen, Unterkunft und Kleidung, bessere Häuser und Straßen, andererseits verherrlichen sie die Armut als etwas „Spirituelles“. Sie sind in einer Sackgasse. Der Osten kann noch nicht meditieren. Er braucht zuerst die wissenschaftliche Technik, um die materiellen Zustände etwas zu verbessern. Der Westen braucht religiöse Technologie, und der Osten braucht wissenschaftliche Technologie.

Ich bin ganz für eine Welt, in der der Westen die Bedürfnisse des Ostens erfüllen kann, und der Osten die Bedürfnisse des Westens. Ost und West haben zu lange getrennt gelebt, das brauchen sie heute nicht mehr. Wir sind an dem kritischen Punkt angelangt, wo diese ganze Erde eins werden kann und auch eins werden sollte – denn sie wird nur überleben, wenn sie eins wird.

Die Zeit der Nationen ist vorbei, die Zeit der Teilung ist vorbei, die Tage der Politiker sind gezählt. Wir treten in eine völlig neue Welt ein, in eine neue Phase der Menschheit. Und das bedeutet, dass es heute nur eine Welt geben kann und nur eine Menschheit. Dann können ungeheure schöpferische Energien freigesetzt werden.

Der Osten hat seine Schätze, die spirituellen Techniken, und der Westen hat seine Schätze, die wissenschaftlichen Techniken. Wenn sie zusammenkommen, kann diese Welt zum Paradies werden. Dann ist es nicht mehr nötig, sich nach einer besseren Welt im Paradies zu sehnen. Wir sind zum ersten Mal in der Lage, hier auf dieser Erde das Paradies zu erschaffen. Und wenn wir es nicht tun, dann liegt es nur an uns. Kein anderer ist dafür verantwortlich.

Ich bin für eine Welt, eine Menschheit, und letztendlich eine Wissenschaft, die beides umfassen kann – die Verbindung von Religion und Wissenschaft. Eine Wissenschaft, die sich mit der äußeren ebenso wie mit der inneren Welt beschäftigt.

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