Kitabı oku: «Mutter Angelica», sayfa 5

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Die Liebesbeziehung

„Als der Herr zu mir kam und mich auf die Fürsprache der Kleinen Blume heilte, hatte ich eine ganze andere Einstellung. Ich wusste, dass es einen Gott gibt. Ich wusste, dass Gott mich kennt und liebt und an mir interessiert ist. Das wusste ich vorher nicht. Nach meiner Heilung wollte ich mich aber nur noch Jesus hingeben und nichts anderes mehr.“

Da sich Rita nicht sicher war, wie sie das tun sollte, wandte sie sich an den heiligsten Menschen, den sie kannte, Rhoda Wise, die für sie zu einem Vorbild an Heiligkeit wurde und sie wesentlich in ihrer Spiritualität beeinflussen sollte. Jeden Sonntag schlossen sich die Rizzos den Menschenmengen an, die das Haus von Rhoda Wise bevölkerten. Dort saß Rita zu Füßen von Rhoda Wise und lernte tatsächlich, wie man heilig wird. Sie erinnerte sich daran, wie sie neben der Mystikerin auf einem „kleinen Schemel saß und ihre Füße hochhielt, weil manche Leute auf die Stigmata drücken wollten“.

Von Frau Wise lernte sie auch, geduldig mit übereifrigen Menschen umzugehen, die manchmal das Objekt der Gnade Gottes mit Gott selbst verwechselten.

Ihr Versprechen, die Verehrung der Kleinen Blume und des Heiligsten Herzens Jesu zu verbreiten, hat Rita eingelöst. Sie verschickte persönliche Briefe, Gebetskärtchen und Herz-Jesu-Medaillen an jeden, der an Frau Wise geschrieben hatte. Einer dieser Briefe vom September 1943 enthüllt die Tiefe der Bekehrung Ritas: „… bevor ich geheilt wurde, war ich eine laue Katholikin. … jetzt liebe ich [unseren Herrn] so sehr, dass es Zeiten gibt, in denen ich meine, sterben zu wollen. Wenn ich an all das denke, was Er für mich getan hat, und daran, wie wenig ich für Ihn tat, dann könnte ich nur noch weinen.“

In ihrem privaten Leben übernahm Rita jetzt eine Reihe von Frömmigkeitsübungen, die in der Rückschau wie eine Generalprobe für das Ordensleben anmuten. Als Dank und zur Erinnerung an ihre Heilung beschränkte sie sich samstags auf Zwieback und Tee. Sie begann mit der Lektüre geistlicher Literatur, wie etwa dem Buch Die mystische Stadt Gottes von Maria von Agreda. Auf ihrem Heimweg von der Arbeit blieb Rita häufig noch im Bus und fuhr am Haus ihrer Großmutter vorbei, um zu der St. Antonius-Kirche zu gehen, wo sie den Kreuzweg betete. Durch den Kontakt zu Rhoda Wise und ihren Wundmalen wurde für sie die Passion Christi zur Realität. Sein Leiden war nicht mehr eine Theorie oder eine Erzählung aus vergangenen Zeiten, sondern sie war reale Gegenwart. An jedem Werktag betrachtete sie das Leiden Christi. Dabei konnte sie durch das aufgenommene Licht ihre eigenen Wunden auf eine ganz neue Weise betrachten.

Im Büro bei Timken stand an der Ecke ihres Schreibtisches ein Bild von Jesus mit der Dornenkrone. Auf den Vorwurf eines Arbeitskollegen, „Werbung für ihre Religion zu machen“, entgegnete sie: „Wenn Sie ein Bild eines Filmstars oder eines von Ihnen geliebten Menschen haben, dann stellen Sie es doch auch auf. Das ist nun eben mein Geliebter, und deshalb bleibt es auch hier stehen.“

Alles deutete darauf hin, dass Jesus ihre große Liebe war. Die einzige mögliche Anfechtung war nur noch ein Mann namens „Adolph“ Gordon Schulte, der in Rhoda Wises Haus wohnte und Rita öfters zum Essen in das Restaurant Purple House in Canton einlud. Die gelegentlichen Ausflüge ließen manche Leute, so auch die Tochter von Rhoda Wise – Anna Mae – vermuten, dass die beiden „miteinander gingen“. Schulte bestritt dies jedoch. „Sie war eine reizende und interessante Person, und man konnte sich nett mit ihr unterhalten“, erzählte er mir. „Aber es war nichts Ernstes, sondern wir waren immer ganz zwanglos zusammen.“

Ritas beste Freundin zu dieser Zeit, Elsie Machuga, stimmte dem zu: „Ich glaube, er traf sich gerne mit ihr und brachte ihr auch immer wieder Devotionalien mit. Aber sie war zu jedem freundlich.“

Über ihr Verhältnis zu Schulte befragt, sagte Mutter Angelica ganz offen: „Ich war nie verrückt auf Sex und wollte mich auch nie verabreden. In dieser Hinsicht bin ich ein Eunuch. Es war mir überhaupt nicht wichtig. Das war einfach nichts für mich.“

Nur einmal zeigte Rita in der Öffentlichkeit ihre Zuneigung. Steven Zaleski, der aus Canton stammte und mit Rita seit dieser Zeit bekannt war, erinnerte sich an eine Mission in der Herz-Jesu-Kirche in der Clark Avenue. Als die Gläubigen nach vorne gingen, um den aus Holz geschnitzten gekreuzigten Christus zu verehren und anzubeten, „küsste Rita Ihn auf sein Herz mit großer Inbrunst, sehr persönlich, als ob Er ihr Geliebter wäre“.

In ihrem Schlafzimmer hatte Rita, ganz nach dem Vorbild von Rhoda Wise, einen Altar am Fuß ihres Bettes aufgestellt. Er war mit hellem Stoff bedeckt. Darauf standen zwei große Statuen des Heiligsten Herzens Jesu und der Muttergottes, umgeben von kleinen Bildern des Prager Jesulein, des hl. Antonius von Padua sowie genau in der Mitte der hl. Theresia von Lisieux. Vor dem Altar befand sich eine schlichte Kniebank, auf der Rita in den frühen Morgenstunden betete – eine Gepflogenheit, die ihre Mutter verhindern wollte. Eines Morgens stellte Mae zu ihrem Entsetzen fest, dass unter Ritas Schlafanzug ein Bußgürtel herausschaute.

„Sie bekam damit einen dezenten Hinweis, dass irgendetwas im Gange war, und darüber war sie nicht gerade froh“, erinnerte sich Mutter Angelica lachend mehr als fünfzig Jahre später. Die Liebe zu Christus nahm in Ritas Leben jetzt die vorrangige Stellung ein und nahm langsam allen anderen Beziehungen ihren Stellenwert, selbst der Beziehung zu Mae Rizzo.

Vielleicht fühlte sich Mae bedroht, jedenfalls warnte sie Rita davor, „allzu fromm“ zu werden. Sie brachte dies auch der Großmutter Gianfrancesco gegenüber zum Ausdruck. „Sie gehört uns jetzt nicht mehr“, sagte die runzlige alte Frau, als ob sie eine Vorahnung hätte. Das wollte aber Mae nicht hören. Etwa zur selben Zeit erhielt sie weitere schlechte Nachrichten.

Im Sommer 1943 heiratete John Rizzo zum zweiten Mal. Mit fünfzig Jahren heiratete er eine vierundzwanzigjährige Frau, eine Schulkameradin von Rita. Es gibt zwar keine Aufzeichnung über Maes Reaktion, aber Ritas Heilung, verbunden mit Maes Festanstellung, milderten den Schlag vermutlich ab. Mae hatte zu dieser Zeit den Namen Rizzo bereits abgelegt und nannte sich nunmehr Mae Francis. Sie bestand darauf, dass auch Rita diesen neuen Namen annahm.

An einem Nachmittag im Herbst 1943 hatte die einundzwanzigjährige Rita Francis gerade ihren gewohnten Kreuzweg in der St. Antonius-Kirche beendet. Sie kniete am Seitenalter vor der Statue der Schmerzensmutter – es war übrigens dieselbe Statue, die am Tag ihrer Taufe auf sie herabgeschaut hatte. Als Rita das Abschlussgebet der Danksagung anstimmte, überkam sie eine „tiefe Erkenntnis“, dass sie „eine Berufung habe“. Ganz plötzlich spürte sie, dass sie „dorthin gehen müsse, wo immer der Herr sie hinsenden sollte“. Sie wurde immer noch von den Gedanken an die harten Nonnen aus der Grundschule geplagt. Deshalb zögerte sie zunächst, bevor sie sich ihrer Eingebung wieder zuwandte. Mutter Angelica erzählte mir: „Ich habe immer gedacht, wenn der Herr mir etwas befiehlt, dann mache ich das auch.“ Und so geschah es.

Sie suchte Monsignore Habig, den Seelenführer von Rhoda Wise, auf, um seinen Rat einzuholen. Er bestätigte ihre religiöse Berufung und war damit einverstanden, sie geheim zu halten, um Mae Francis nicht übermäßig zu beunruhigen. Zur Festigung ihrer Berufung verbrachte Rita nun mehr Zeit im Haus der Rhoda Wise.

Es war in jeder Hinsicht ein seltsames Haus. Besucher beschrieben ein helles Licht, das im vorderen Schlafzimmer immer dann auftauchte, wenn Rhoda mit Jesus sprach. Sie berichteten außerdem auch, gelegentlich ein Geräusch zu hören, das durch das ganze Haus hallte, und das Frau Wise der Erscheinung der hl. Theresia zuschrieb. In den Vierzigerjahren zogen solche unerklärlichen Vorgänge und natürlich auch die Mystikerin selbst einen andauernden Strom von Menschen an. Darunter waren auch Nonnen. Rhoda Wise war mit vielen Ordensfrauen befreundet. So wurde sie für Ritas Berufung eine stärkende Quelle. Da die Mystikerin von Ritas Absicht erfuhr, in einen Orden einzutreten, beschaffte sie der jungen Frau eine Liste mit Ordensgemeinschaften sowie den jeweiligen Oberinnen, die sie anschreiben konnte.

Doch Ritas Schulzeugnisse waren so schlecht, dass sie von keinem Schulorden angenommen wurde. Später begegnete sie im Haus von Rhoda Wise einer Gruppe von Josephitinnen, die in Buffalo mit den Taubstummen arbeiteten. Dies weckte Ritas Interesse und sie beschloss, die Josephitinnen im Staat New York zu besuchen.

Der Schwindel mit Buffalo

Um nach Buffalo zu fahren, ohne dass es bekannt wurde, musste Rita die Stadt heimlich verlassen. Ritas Freundin Elsie Machuga und deren Mutter Anna unterstützten Ritas religiöse Berufung. Sie ermutigten sie, Gottes Anruf zu folgen, auch wenn es bedeutete, Mae zurückzulassen. So wurden die Machugas Ende 1943 zu ihren Komplizinnen.

Für Mae ersann man daher folgende Geschichte: Rita und Elsie sollten am Wochenende nach Cleveland fahren. Mae misstraute dieser Geschichte, da Rita damals kaum jemals eine Nacht außer Haus verbrachte. Doch schließlich war sie mit dem Vorhaben einverstanden. Der Trick mit Cleveland würde Rita die Gelegenheit bieten, die Schwestern in Buffalo zu besuchen und am Sonntagabend wieder zurückzukehren, ohne dass Mae etwas davon bemerkte. Zumindest war das der Plan.

Am Sonntagabend klingelte um 22 Uhr im Haus der Machugas das Telefon. Elsie hob den Hörer ab, weil sie dachte, es sei Rita, die von ihrem Abenteuer aus Buffalo zurück wäre. Doch stattdessen hörte sie die wütende Stimme von Mae Francis:

„Wo ist Rita? Wie kommt es, dass du bereits zu Hause bist?“ herrschte Mae Elsie an.

„Sie wird bald da sein“, erwiderte Elsie.

„Du hast das alles angezettelt und bist verantwortlich für alles, was mit ihr geschieht“, brüllte Mae. „Ich werde kommen und dich in Stücke schneiden, wenn ihr irgendetwas passiert ist.“ Plötzlich trat eine Pause ein. Im Hintergrund konnte Elsie Ritas Stimme hören.

„Sie ist da“, verkündete Mae schroff, und dann war die Leitung tot.

Am nächsten Tag entschuldigte sich Rita vom Büro aus bei Elsie für das Betragen ihrer Mutter.

Obwohl Mae noch immer nichts von der Berufung ihrer Tochter wusste, musste sie gespürt haben, wie sich ihre Tochter von ihr löste. Maes fast verzweifelte emotionale Bindung erdrückte die junge Frau. „Ich glaube, dass das, was ihr Leben belastete, auch begann, mein Leben zu überschatten“, erklärte mir Mutter Angelica später.

Maes andauernde Beschäftigung mit Verletzungen aus ihrer Vergangenheit und ihr krankhafter Argwohn gegenüber jedem Menschen, der im Leben ihrer Tochter auftauchte, hemmte die Persönlichkeitsentwicklung von Rita. Obwohl Mae nach Ritas Heilung sogar selbst ihre eigene Bekehrung erlebte und eine aufrichtige Vertiefung ihres Glaubens erfuhr, konnte sie sich doch nicht zu einer völligen Unabhängigkeit durchringen. Ihre einundzwanzigjährige Stütze wurde immer noch gebraucht, wie man es an einer oft zitierten Geschichte erkennen kann. Mae behauptete, dass Rita ihr als Kind einmal sagte: „Irgendwann werde ich ein Schloss bauen und dich mit mir nehmen, damit wir dann beide darin wohnen.“ Nicht einmal zwanzig Jahre später sollten diese gehegten und gepflegten Worte prophetische Dimensionen annehmen. Zu jener Zeit wiesen sie jedoch auf eine Frau hin, die für ihr Überleben und für ihren Lebensunterhalt fast wie ein Parasit von ihrer Tochter abhängig war.

Unterdessen folgte Rita heimlich ihrer religiösen Berufung, zu der sie sich von Gott berufen fühlte. Ein Brief von den Josephitinnen wurde aufgeregt an Monsignore Habig weitergegeben. Darin stand, dass einige der Schwestern glaubten, dass Rita einen Ruf zum kontemplativen Leben habe, dass sie aber dafür stimmten, Rita trotzdem in den aktiven Orden aufzunehmen. Mit einem dünnlippigen Grinsen legte der alte Monsignore das Schreiben beiseite. „Nein, da kannst du nicht hingehen“, sagte er zu Rita. „Aber ich weiß, wohin du gehen solltest.“ Natürlich passte ein kontemplatives Leben besser zu ihr. Und da er vermutlich eine Einmischung durch Mae Francis befürchtete, gab er Rita die Adresse des Klosters St. Paul in Cleveland. „Da will Gott dich haben“, sagte ihr Monsignore Habig. Es war ein Klausurkloster der kontemplativen Franziskanerinnen.

Später sagte Mutter Angelica, „ich hatte nicht die leiseste Ahnung davon, was ein kontemplatives Kloster überhaupt war“, doch sie nahm das Wort des Monsignore im Glauben an und traf Vorbereitungen, das Kloster in Cleveland aufzusuchen.

Die Besichtigung

Peter Poss, Ritas Vorgesetzter bei Timken, gab ihr einen Tag frei und brachte sie zur Bushaltestelle. Er befürwortete ihre Reise. Er war ebenfalls damit einverstanden, sie um 17 Uhr wieder abzuholen und rechtzeitig zum Abendessen zu Hause abzuliefern, damit Mae keinen Verdacht schöpfen konnte.

Der Besuch der Wallfahrtsstätte St. Paul war einfach überwältigend. Die gotische Kirche im Stil der Gründerjahre stand an der Kreuzung der Euclid Avenue und der East Fortieth Street in Cleveland und war eine Festung des alten Glaubens in der modernen Welt. Die massive Kirche aus Sandstein, die im Jahr 1875 erbaut worden war, sah mit ihrem spitzen Glockenturm und den Türmchen, die Minaretten ähnelten, aus, als würde sie in den Himmel hineinragen. An der Seite der Kirche stand ein fünfstöckiges Backsteinkloster, das 1931 angebaut worden war. Rita betrat das imposante Gebäude mit einigem Zögern.

Schwester Magdalene, eine sympathische Nonne, führte sie in ein Sprechzimmer mit dunklen Vorhängen. Die ausgeprägte Stille und das dicke Metallgitter beunruhigten Rita wahrscheinlich. Als sie versuchte, ein Gespräch zu beginnen, auf das jemand auf der anderen Seite antworten würde, öffnete sich in dem Eisengitter eine Tür. Schweigend, wie Gespenster, standen zwei Nonnen auf der anderen Seite des geöffneten Eisengitters. Sie trugen dunkelbraune Ordenstrachten und einen schwarzen Schleier vor ihrem Gesicht. Rita starrte die schattenhaften Gestalten an. Sie war noch nie zuvor im Innern eines solchen Klosters gewesen, und sie war auch noch nie solchen Nonnen begegnet. Die Schwestern hoben ihre Schleier leicht hoch und stellten sich selbst in gedämpfter Stimme und mit deutschem Akzent vor. Eine der Schwestern war Mutter Mary Agnes, die Äbtissin des Klosters. Die andere, Mutter Mary Clare, war ihre Stellvertreterin. Einige Zeit sprachen die Nonnen über ihre Lebensweise und die Erwartungen, die sie an eine Postulantin stellten.

Rita sah sich das Umfeld und die seltsame Art der Nonnen genau an und kam dann schließlich, vielleicht ohne es selber völlig zu verstehen, zu einer Entscheidung: „Ich dachte mir, nun gut, Herr, hier willst Du mich also haben, hier soll ich eintreten.“

Bevor Rita wieder ging, erkundigte sich Mutter Agnes bei ihr, ob sie eine erste oder eine zweite Chorschwester werden wollte. Die ersten Chorschwestern sangen das tägliche Chorgebet und legten die feierlichen Gelübde ab, während die zweiten Chorschwestern Laienschwestern waren und sich tagsüber an der Reinigung des Klosters beteiligten. Da Rita den Unterschied nicht ganz verstanden hatte, antwortete sie: „Ich versuche es mit dem Singen.“

„Oh, haben Sie eine Altstimme?“, strahlte Mutter Agnes. „Wir bräuchten so dringend eine solche.“

Obwohl Mae einmal gesagt hatte, dass Rita „keinen Ton halten“ konnte, sagte sie zu, Alt zu singen, und wurde so eine erste Chorschwester.

„Das war eine weitere Fügung der Vorsehung“, erzählte mir Mutter Angelica. „Wenn ich nämlich nicht eine erste Chorschwester gewesen wäre, hätte ich niemals Äbtissin werden können. Laienschwestern konnten nicht Oberinnen werden – und wenn man sich einmal für etwas entschieden hatte, war der Wechsel in einen anderen Stand nicht mehr möglich.“

Rita versprach, am 15. August 1944 im Alter von einundzwanzig Jahren in das Kloster einzutreten.

Bei ihrer Rückkehr nach Canton beschrieb Rita ihrer Freundin Elsie das wunderbare Kloster in Cleveland und teilte ihr ihre Pläne für die Abreise mit. „Ich dachte einfach, na gut, Mädchen, dann geh!“, erinnerte sich Machuga später.

An einem Freitagnachmittag des Jahres 1944 lag Rhoda Wise im Bett und erlebte eine schmerzhafte Ekstase. Während ihre Wunden bluteten, fing sie an zu sprechen. Es war nach der Erinnerung von Catherine Barthel das einzige Mal, dass Rhoda Wise während einer ihrer übernatürlichen Agonien irgendetwas herausbrachte. „Rita? Meine Rita?“, war alles, was sie sagte. Als Barthel sich nach dieser Aussage zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal genauer erkundigen wollte, meinte Frau Wise, sie habe auf etwas geantwortet, was Jesus ihr über Rita Francis erzählt habe. Als Barthel in den Achtzigerjahren gefragt wurde, was dieses „Etwas“ gewesen sein könnte, konnte sie keine Auskunft darüber geben. Besucher im Haus von Rhoda Wise erinnerten sich daran, dass die Mystikerin prophezeit hatte, „Rita würde einmal Großes für die Kirche tun“. Mutter Angelica selbst erfuhr ebenfalls von dieser Prophezeiung. Obwohl sich diese Aussagen heute natürlich nicht mehr überprüfen lassen, sind sie letztlich auch nicht so bedeutsam wie der Einfluss von Rhoda Wise, durch den Rita Rizzo geprägt wurde.

Von Frau Wise selbst lernte Rita, dass Leiden ein Geschenk Gottes sein kann. Diese Lektion sollte ihr religiöses Leben und das zahlreicher anderer Menschen stark formen. Obwohl von den meisten Menschen eine direkte Kommunikation mit dem Göttlichen skeptisch betrachtet und auch abgelehnt wurde, war dies für Rita etwas ganz Natürliches, ja sogar etwas Selbstverständliches, nachdem sie Rhoda geistlich so nahegekommen war. Für die junge Rita durften mystische Erfahrungen mit den Heiligen oder Christus selbst nicht einfach abgetan oder infrage gestellt, sondern mussten beherzigt und befolgt werden.

Im August 1944 besuchte Rita das Haus von Rhoda Wise, wie sie vermutete, zum letzten Mal. Jahrzehnte später sollte sie es erben und dort eine Pilgerstätte errichten. Obwohl diese heute kaum mehr besucht wird, stehen das Haus und die Frau, die es einst besaß, dem Herzen von Rita Rizzo noch immer sehr nahe.

Im Haus der Gianfrancescos genoss Rita ihre letzten Augenblicke und nahm heimlich Bilder von ihrer Familie auf, die ein Leben lang vorhalten mussten. Rita konnte ihren Entschluss, dem Ordensleben beizutreten, zwar Freunden und Fremden mitteilen, brachte es aber nicht fertig, es Mae zu sagen. Sie konnte die Reaktion ihrer Mutter nicht einschätzen. Deshalb sagte sie gar nichts, als sie wie gewöhnlich am 15. August 1944 das Haus verließ, um zur Arbeit zu gehen. Peter Poss fuhr sie zur Bushaltestelle und bezahlte wieder ihre Fahrt nach Cleveland. Er versprach, einen an Mae Francis geschriebenen Brief per Eilboten abzuschicken. Für Rita war dies die einzige Möglichkeit, ihre Entscheidung zu verwirklichen.

Als sich die Bustüren hinter ihrer schwierigen Kindheit, der zerbrochenen Familie und der schweren Belastung durch Mae schlossen, blickte Rita auf eine heitere Zukunft, die sie zusammen mit ihrem Geliebten, mit Jesus, verbringen würde. Im Gebet und in der Stille kämpfte sie in Gedanken mit den Schuldgefühlen, ihre beste Freundin auf Erden verlassen zu haben. Aber sie musste ihren eigen Weg gehen. Das wollte Gott. Bald schon würde sie ganz von dieser Welt abgeschlossen sein. Rita erwartete, von all ihren Sorgen befreit zu werden. Als sie die sechzig Meilen weite Reise zu ihrer neuen Heimat hinter sich gebracht hatte, verblasste Canton in ihrem Gedächtnis. Sie stellte sich vor, die Stadt niemals wiederzusehen und glaubte, sanft in ein neues Leben der Demut und der Anonymität hinüberzugleiten.

4. Kapitel
Braut Christi

Der Brief mit der Aufschrift „per Eilboten“ erwartete Mae Francis bereits, als sie am 15. August 1944 das Wohnzimmer im Haus der Gianfrancescos betrat. Mit der rechten Hand riss sie den Umschlag auf und holte das Blatt heraus. Mae erstarrte, als sie die vertraute Handschrift erkannte. Ihre Augen überflogen den Brief bis zu den unterstrichenen Sätzen am unteren Ende der Seite. Die Schrift sah aus, als ob der Briefinhalt in angespannter Eile geschrieben worden wäre.

14. August 1944

Meine allerliebste Mutter,

wenn Du diesen Brief bekommst, werde ich in Cleveland sein. Ich bin in das Anbetungskloster an der Kreuzung zwischen Fortieth Street und der Euclid Avenue eingetreten. Du kennst es besser unter dem Namen Kloster St. Paul. Ich weiß, meine liebste Mutter, dass dies ein Schock für Dich sein wird. Doch wenn ich Dich um Erlaubnis gebeten hätte, wärst Du mit diesem Schritt nie einverstanden gewesen. Auf diese Weise eintreten zu müssen, hat mir furchtbar wehgetan. Ich wünschte mir, Du würdest mich Unserem Herrn als Seine Braut übergeben. Es wird für Dich schwierig sein, all das zu verstehen, doch dies ist Sein heiligster Wille. Seit meiner Genesung hast Du viele wundervolle Dinge für Unseren Herrn getan. Er hat jetzt eine Aufgabe für Dich. Es gibt viele Seelen, die Du zur richtigen Herde zurückführen kannst. Deine Aufgabe ist es, draußen Seelen für Ihn zu gewinnen. Befolge seine Bitte und übergib alles großzügig und ohne Vorbehalt Seinem Heiligsten Herzen. Weil ich Seine Braut sein werde, wird Seine Liebe für Dich außerordentlich wachsen. Er liebt Dich so sehr, dass er dieses Opfer von Dir erbittet. Er möchte in Deinem Herzen an erster Stelle stehen. Bisher hast Du mich vor Ihn gestellt. Unser Herr hat versucht, Dir all dies schon während Deines ganzen Lebens verständlich zu machen. Binde Dich nicht, meine liebste Mutter, an irgendjemanden oder an irgendetwas auf dieser Erde, sondern nur an Gott allein, der geduldig auf Deine ganze Liebe wartet. Ein Kloster, meine Mutter, ist ein Himmel auf Erden. Es ist das größte Privileg, das einem Menschen auf Erden geschenkt werden kann. Dies sagte unsere liebe Muttergottes zur seligen Maria von Agreda. Ich will Ihm dort mit jedem Atemzug sagen, dass ich Ihn liebe. Dort will ich Wiedergutmachung leisten für all die kalten Herzen auf der Welt. Nach meiner Heilung geschah etwas in mir. Was es war, weiß ich nicht. Ich verliebte mich ganz und gar in Unseren Herrn. Es war schwer für mich, in den vergangenen neunzehn Monaten in der Welt zu leben. Ich liebe Dich sehr und habe nicht vergessen, was Du alles für mich getan hast. Meine Liebe für Dich ist seit meiner Heilung noch gewachsen, doch wenn ich noch einen Monat länger in der Welt hätte leben müssen, hätte ich sie ganz verlassen und wäre in unsere ewige Heimat eingegangen. Ich gehöre der Welt nicht. Bitte vertraue Ihm. Du kannst mir immer schreiben und mich alle zwei Monate einmal besuchen. Du kannst mich am geöffneten Gitter sehen. Ich werde Dir einmal monatlich schreiben. Zuerst gehören wir Gott, dann erst unseren Eltern. Wir sind Seine Kinder. Ich bitte um Deinen Segen, dass ich die Höhen erreichen kann, die ich anstrebe. Ich liebe Dich sehr. Ich möchte Großmutter für alles danken, was sie für mich getan hat. Mein Geliebter wird sie reich belohnen. Auch sie kann mich bei geöffnetem Gitter besuchen. Ich hab Dich lieb!

Für immer Deine

Rita xxxxxx

Tränen strömten über Maes Gesicht. Zuerst hatte der Mann, den sie liebte, sie verlassen, und jetzt war ihr Kind, ihr Fels, seinem Beispiel gefolgt. Die Schmerzen gingen in Zorn über. Ein stundenlanges Selbstgespräch mit einer Schimpftirade des Selbstmitleids setzte ein. „Mein einziges Kind ist von mir gegangen“, schrie sie hysterisch. Als sie Großmutter Gianfrancesco und Onkel Pete den Brief zeigte, schlossen sie sich Maes wildem Gebaren an und waren beide außer sich.

„Es war, als wäre ich gestorben“, erläuterte Mutter Angelica. „Man erzählte sich, dass man meine Mutter auf der ganzen Straßenzeile schreien hörte. Sie rannte die Straße hinunter und wollte den Pfarrer aufsuchen, weil sie vermutete, ich hätte von ihm den Taufschein und die Geburtsurkunde bekommen. Der Pfarrer bejahte dies, machte aber meiner Mutter verständlich, dass er es nicht als seine Aufgabe betrachtet hätte, meiner Mutter meinen Entschluss mitzuteilen.“

In den darauffolgenden Monaten kam bei Mae immer ein tiefes Gefühl der Enttäuschung und der Wut auf, wenn sie an Rita dachte. Freunden erzählte sie, dass Rita „undankbar“ gewesen sei und sie „mutterseelenallein“ zurückgelassen habe.

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9783947931774
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