Kitabı oku: «Das Neue Testament - jüdisch erklärt», sayfa 33

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Das Gleichnis vom verlorenen Sohn

Die thematisch ähnlichen Gleichnisse vom verlorenen Schaf und dem verlorenen Groschen, die diesem Gleichnis unmittelbar vorangehen, zeigen, dass es hier um mehr geht als um bloße Umkehr (trotz der Feststellung in Lk 15,10), denn weder Schafe noch Münzen sind zur Umkehr fähig. Wenn man das Gleichnis in einen jüdischen Kontext stellt, verleiht man der Geschichte mehr Tiefe und verhindert einige volkstümliche (Fehl-)Interpretationen.

1) Eine Geschichte, die mit „Ein Mann hatte zwei Söhne“ beginnt, gibt angesichts der Brüderpaare Kain und Abel, Ismael und Isaak, Esau und Jakob schon gleich zu Beginn ihr Thema an. Jüdische Hörerinnen und Hörer würden sich wahrscheinlich (von Anfang an) mit dem jüngeren Sohn identifizieren. Hier aber blamiert sich der jüngere Sohn durch einen ausschweifenden Lebenswandel. So werden sich die Hörerinnen und Hörer schockiert der Möglichkeit zuwenden, sich mit dem älteren Sohn zu identifizieren und dann vielleicht auch die Qualitäten dieser älteren Söhne in der biblischen Tradition zu erkennen.2) Die Bitte des Sohnes um sein Erbe beleidigt den Vater nicht, wie oft behauptet wird, obwohl der Vater mit seiner Zustimmung riskiert, als Narr zu erscheinen (Sir 33,20–24). Hätte der Sohn seinen Vater durch die Bitte um Auszahlung seines Erbteils entehrt, hätte sein Vater ihn sofort zurechtgewiesen und ihm nicht seine Bitte gewährt.3) Obwohl viele Auslegerinnen und Ausleger den Sohn für reuevoll halten, erwähnt der Text dies nicht. Der Beweggrund des verlorenen Sohns, zu seinem Vater zurückzukehren, ist eher wirtschaftliche Hoffnungslosigkeit als theologische Erkenntnis, und in seinem eher formelhaft wirkenden Vers „Ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir“ (Lk 15,18) hallt die ähnlich verzweifelte Bitte des Pharaos nach (Ex 10,16), der einfach nur will, dass die Plagen aufhören.4) Die übliche Ansicht, dass die großzügige Reaktion des Vaters auf den Verlorenen – gleich, ob man in ihm einen liebenden Elternteil oder eine Verkörperung Gottes sieht – Jesu jüdisches Publikum erstaunt habe, ist ebenfalls falsch. In der jüdischen Tradition schreibt man Vätern gemeinhin zu, ihre Kinder zu lieben (s. Anm. zu Lk 8,42), und Gott, dem Sünder die Hand hinzustrecken, um ihn heimzuholen.5) Das übliche Verständnis des älteren Bruders als widerspenstiger Pharisäer, der „wie ein Skalve arbeitet“ und eher durch Werkgerechtigkeit belastet denn durch Gnade gerettet ist, passt weder zum Gleichnis noch zur jüdischen Tradition. Im Gegenteil: Der Ältere ist derjenige, der immer beim Vater und dessen Erbe bleibt.In Verbindung mit den Gleichnissen vom verlorenen Schaf und verlorenen Groschen dreht sich dieses Gleichnis darum, was wirklich zählt. Der Besitzer der Schafe erkennt das eine fehlende Schaf in einer Herde von 100, die Frau bemerkt die eine fehlende von zehn Münzen. Der Mann hat zwei Söhne, vergisst aber, sie zu zählen. Er hat genug Zeit, die Feier für den verlorenen Sohn vorzubereiten, vergisst aber, den älteren Bruder herbeizurufen. Es ist recht leicht, ein verlorenes Schaf oder einen verlorenen Groschen aufzuspüren; einem verlorenen Kind das Gefühl zu geben, geliebt zu sein, sich wichtig zu fühlen, ist unendlich schwieriger und unendlich viel wichtiger.

Lukas 16

1 Er sprach aber auch zu den Jüngern: Es war ein reicher Mann, der hatte einen Verwalter; der wurde bei ihm beschuldigt, er verschleudere ihm seinen Besitz. 2 Und er ließ ihn rufen und sprach zu ihm: Was höre ich da von dir? Gib Rechenschaft über deine Verwaltung; denn du kannst hinfort nicht Verwalter sein. 3 Da sprach der Verwalter bei sich selbst: Was soll ich tun? Mein Herr nimmt mir das Amt; graben kann ich nicht, auch schäme ich mich zu betteln. 4 Ich weiß, was ich tun will, damit sie mich in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich von dem Amt abgesetzt werde. 5 Und er rief zu sich die Schuldner seines Herrn, einen jeden für sich, und sprach zu dem ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? 6 Der sprach: Hundert Fass Öl. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich hin und schreib flugs fünfzig. 7 Danach sprach er zu dem zweiten: Du aber, wie viel bist du schuldig? Der sprach: Hundert Sack Weizen. Er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreib achtzig.

8 Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte. Denn die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts. 9 Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten.

Lk 16,1–9 Das Gleichnis vom unlauteren Verwalter 16,1 Reicher Mann, vgl. Anm. zu 12,16. Verschleudern, vgl. Lk 15,13. 16,6 Schreib flugs fünfzig, manche Auslegungen, nicht aber das Gleichnis selbst, legen nahe, dass der Verwalter die Zinsen wegließ (Ex 22,25; Lev 25,36–37; Dtn 23,20; Ps 15,5). 16,8 Der Herr, gr. kyrios, übers. „Herr“; es gibt eine theologische Debatte darüber, ob Herr den reichen Mann bezeichnet oder den Herrn (d.h. hier: Jesus; vgl. Anm. zu 1,17). Lobte, der reiche Mann konnte wenig anderes tun: Der Verwalter hatte ihm den Ruf von Großzügigkeit verschafft, dem er nicht widersprechen wollte. Das Gleichnis entzieht sich jedoch einer völlig zufriedenstellenden Deutung. Kinder des Lichts, vgl. Joh 12,36; Eph 5,8; 1Thess 5,5; 1QM. 16,9 Mammon, die gr. Umschreibung eines semitischen Wortes für Geld (1QS 6,2; CD 14,20; mAv 2,12 [„Rabbi Jose sagt: Es sei dir der Besitz {hebr. mammon} deines Nächsten so teuer wie der deinige“]; TO zu Gen 37,26 und Ex 18,2).

10 Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten ungerecht ist, der ist auch im Großen ungerecht. 11 Wenn ihr nun mit dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer wird euch das wahre Gut anvertrauen? 12 Und wenn ihr mit dem fremden Gut nicht treu seid, wer wird euch geben, was euer ist?

13 Kein Knecht kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.

Lk 16,10–13 Treuhänderische Redlichkeit 11,13 Mammon, vgl. Anm. zu V. 9. 11,13 Vgl. Mt 6,24.

14 Das alles hörten die Pharisäer, die am Geld hingen, und sie spotteten über ihn. 15 Und er sprach zu ihnen: Ihr seid‘s, die ihr euch selbst rechtfertigt vor den Menschen; aber Gott kennt eure Herzen. Denn was hoch ist bei den Menschen, das ist ein Gräuel vor Gott.

Lk 16,14–15 Kritik an den Pharisäern Vgl. „Pharisäer bei Lukas“. 16,14 Die am Geld hingen, eine gebräuchliche Beleidigung in griechisch-römischen Kontext. Für Lukas ist die Liebe zum Geld eine schwere Sünde. Vgl. 1Tim 6,10; Hebr 13,5; äthHen 92–105.

16 Das Gesetz und die Propheten reichen bis zu Johannes. Von da an wird das Evangelium vom Reich Gottes gepredigt, und jedermann drängt mit Gewalt hinein. 17 Es ist aber leichter, dass Himmel und Erde vergehen, als dass ein Tüpfelchen vom Gesetz fällt.

Lk 16,16–17 Die Beständigkeit der Tora (Mt 5,18; vgl. Lk 21,33). 16,16 Das Gesetz und die Propheten, die ersten beiden Teile des Tanach (Tora und Nevi’im). Vgl. Lk 16,29; 24,27.44; Sir (Prolog, 0,1); 2Makk 15,9. Evangelium, vgl. Anm. zu 1,19. 16,17 Ein Tüpfelchen […] fällt, die Tora bleibt bestehen, auch wenn sie für die Kirche durch Jesus interpretiert wird. Ähnliche Bemerkungen zu den ewigen Buchstaben finden sich im rabbinischen Judentum, z.B. in jSan 2,6/20c (vgl. SchemR 6,1; WaR 19,2): Dort wird berichtet was passierte, als Salomo den kleinesten Buchstaben, das Jod, aufhob, um das Gebot „Er [der König] soll auch nicht viele Frauen nehmen“ (Dtn 17,17) zu umgehen, und der Buchstabe sich beschwerte. Gott antwortete darauf: „Salomo und tausend wie er werden ungültig werden (= vergehen), aber ein Wort von dir wird nicht ungültig werden“.

18 Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht die Ehe; und wer die von ihrem Mann Geschiedene heiratet, der bricht auch die Ehe.

Lk 16,18 Das Verbot der Wiederheirat nach einer Scheidung (eigtl. „Fortschickung“; Mt 19,9; Mk 10,11–12). Die Vorschrift könnte sich gegen Scheidungen richten, die eine Wiederheirat zum Ziel haben; vgl. Anm. zu 3,19–20. Im Judentum wurde generell angenommen, dass Scheidung grundsätzlich erlaubt sei (angesichts von Dtn 24,1–4), über die Scheidungsgründe aber gestritten: Bet Hillel (die Schule von Hillel) erlaubte Scheidung schon aus schwachen Motiven; Bet Schammai (die Schule von Schammai) erlaubte sie nur aufgrund von Unzucht (mGit 9,10). Vgl. „Jüdisches Familienleben im ersten Jahrhundert u.Z.“. Da jüdische Frauen Heiratsverträge (ketubot) besaßen, war eine Scheidung äußerst kostspielig, und auch nicht erwünscht (Mal 2,16; bSan 22a: „Wenn jemand sich von seiner ersten Frau scheiden lässt, so vergießt sogar der Altar [=Gott] Tränen“).

19 Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. 20 Ein Armer aber mit Namen Lazarus lag vor seiner Tür, der war voll von Geschwüren 21 und begehrte sich zu sättigen von dem, was von des Reichen Tisch fiel, doch kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. 22 Es begab sich aber, dass der Arme starb, und er wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und wurde begraben.

23 Als er nun in der Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. 24 Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und kühle meine Zunge; denn ich leide Pein in dieser Flamme. 25 Abraham aber sprach: Gedenke, Kind, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet, du aber leidest Pein. 26 Und in all dem besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, dass niemand, der von hier zu euch hinüberwill, dorthin kommen kann und auch niemand von dort zu uns herüber. 27 Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sendest in meines Vaters Haus; 28 denn ich habe noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. 29 Abraham aber sprach: Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören. 30 Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. 31 Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde.

Lk 16,19–31 Das Gleichnis vom reichen Mann und Lazarus 16,19 Reicher Mann, vgl. Lk 6,24; Anm. zu 12,16. Purpur, ein wertvoller, gefärbter Stoff (Spr 31,22; Klgl 4,5; Dan 5,7.16.29; vgl. auch Mk 15,17.20; Joh 19,2.5; Apg 16,14). 16,20 Lazarus, die einzige namentlich bekannte Figur in einem Gleichnis, was Lk 16,19–31 und Joh 11,1–44; 12,1.9 verbindet. 16,21 [Er] begehrte sich zu sättigen, vgl. Lk 14,13. 16,22 In Abrahams Schoß, in das Paradies (Lk 13,28–29; bQid 72ab); die Erlösung des Lazarus hängt nicht von Jesu Opfertod ab und sein Lebenswandel spielt keine Rolle. 16,23 Hölle, vgl. Anm. zu 10,15. 16,24 Sende Lazarus, der reiche Mann kennt Lazarus‘ Namen: Er kann deshalb nicht behaupten, er hätte nichts von dessen Leiden gewusst. Trotz ihres unterschiedlichen Schicksals sieht er Lazarus als seinen Diener an. 16,25 Getröstet, vgl. Lk 13,30. 16,29 Mose und die Propheten, vgl. Anm. zu V. 16. Die Schriften Israels bieten die nötige Unterweisung. 16,31 Von den Toten auferstünde, erinnert an die Auferstehung Jesu; vgl. Joh 11,45–46.

Lukas 17

1 Er sprach aber zu seinen Jüngern: Es ist unmöglich, dass keine Verführungen kommen; aber weh dem, durch den sie kommen! 2 Es wäre besser für ihn, dass man einen Mühlstein um seinen Hals hängte und würfe ihn ins Meer, als dass er einen dieser Kleinen zum Bösen verführt. 3 Hütet euch!

Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht; und wenn er umkehrt, vergib ihm. 4 Und wenn er siebenmal am Tag an dir sündigen würde und siebenmal wieder zu dir käme und spräche: Es reut mich!, so sollst du ihm vergeben.

Lk 17,1–4 Sünde und Vergebung (Mt 18,6–7; Mk 9,42). 17,1 Verführungen, gr. skandala, vgl. dt. „Skandal“; Vergehen oder Ursache der Sünde (vgl. z.B. Lev 19,14). 17,2 Mühlstein, ein Stein von ca. 30–40 cm Durchmesser und 5–10 cm Dicke, mit dem Getreide gemahlen wurde. Kleine, Jünger. 17,3 Weise ihn zurecht, vgl. Lk 3,19–20, 1QS 5,24–6,1 („[Es soll prüfen] ein jeder seinen Nächsten in Wahr[heit] und Demut und barmherziger Liebe untereinander […]“); vgl. CD 7,2–3 und die rabbinischen Anweisungen zur Zurechtweisung (tochejcha, z.B. Lev 19,17; BerR 54,3 [R. Jose bar Chanina sagte: „Eine Freundschaft, mit der nicht Zurechtweisung verbunden ist, ist keine Freundschaft“]; Sifra 89a–89b). 17,3–4 Vergib ihm, vgl. Mt 18,15.21–22.

5 Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Stärke uns den Glauben! 6 Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Reiß dich aus und verpflanze dich ins Meer!, und er würde euch gehorsam sein.

Lk 17,5–6 Ein Ausspruch zum Glauben (Mt 17,19–20; Mk 9,28–29) 17,5 Glaube, gr. pistis; hebr. ’emuna. 17,6 Senfkorn, vgl. Lk 13,19.

7 Wer unter euch hat einen Knecht, der pflügt oder das Vieh weidet, und sagt ihm, wenn der vom Feld heimkommt: Komm gleich her und setz dich zu Tisch? 8 Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Bereite mir das Abendessen, schürze dich und diene mir, bis ich gegessen und getrunken habe; und danach sollst du essen und trinken? 9 Dankt er etwa dem Knecht, dass er getan hat, was befohlen war? 10 So auch ihr! Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprecht: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.

Lk 17,7–10 Dienen ohne Hoffnung auf Belohnung 17,7 Wer unter euch [sagt zu seinem] Knecht, vgl. Anm. zu 14,11. 17,10 Was wir zu tun schuldig waren, Gehorsam als Pflicht, vgl. aber Lk 12,35–38. Vgl. mAv 1,3: „Seid nicht wie Knechte, die dem Herrn dienen, um dafür Lohn zu erhalten […]“.

11 Und es begab sich, als er nach Jerusalem wanderte, dass er durch das Gebiet zwischen Samarien und Galiläa zog. 12 Und als er in ein Dorf kam, begegneten ihm zehn aussätzige Männer; die standen von ferne 13 und erhoben ihre Stimme und sprachen: Jesus, lieber Meister, erbarme dich unser! 14 Und da er sie sah, sprach er zu ihnen: Geht hin und zeigt euch den Priestern! Und es geschah, als sie hingingen, da wurden sie rein.

15 Einer aber unter ihnen, als er sah, dass er gesund geworden war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme 16 und fiel nieder auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm. Und das war ein Samariter. 17 Jesus aber antwortete und sprach: Sind nicht die zehn rein geworden? Wo sind aber die neun? 18 Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte, um Gott die Ehre zu geben, als nur dieser Fremde? 19 Und er sprach zu ihm: Steh auf, geh hin; dein Glaube hat dir geholfen.

Lk 17,11–19 Zehn Männer mit Aussatz Vgl. Lk 5,12–16. 17,12 Die standen von ferne, spielt auf Lev 13,45–46 an. 17,14 Priester, vgl. Lev 13,2–3; 14,2–32. 17,16 Samariter, vgl. Anm. zu 9,52–53. Der Samariter hätte zu einem Priester auf dem Berg Garizim in Samaria gehen müssen; die neun (V. 17), vermutlich Juden, hätten nach Jerusalem gehen müssen. 17,18 Fremder, gr. allogenēs, vgl. Anm. zu 7,9. 17,19 Geholfen, wörtl. „gerettet“ (Lk 7,50; 8,48; 18,42).

20 Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen; 21 man wird auch nicht sagen: Siehe, hier!, oder: Da! Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch.[*]

Lk 17,20–21 Vom Reich Gottes 17,20 Wann kommt das Reich Gottes, eine drängende Frage, auch für die Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu (Lk 19,11; 21,7; Apg 1,6). 17,21 Mitten unter euch, das Griechische könnte auch „in euch“ bedeuten. Das messianische Zeitalter, das im jüdischen Denken durch die allgemeine Auferstehung, die Sammlung der Exilierten, das endgültige Gericht und universellen Frieden charakterisiert ist, wird in Teilen neu ausgerichtet auf etwas Innerliches, das im Individuum stattfindet und in der Gegenwart verfügbar ist (Lk 11,20).

22 Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. 23 Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da!, oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft nicht hinterher! 24 Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein. 25 Zuvor aber muss er viel leiden und verworfen werden von diesem Geschlecht.

26 Und wie es geschah in den Tagen Noahs, so wird‘s auch sein in den Tagen des Menschensohns: 27 Sie aßen, sie tranken, sie heirateten, sie ließen sich heiraten bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging und die Sintflut kam und brachte sie alle um. 28 Ebenso, wie es geschah in den Tagen Lots: Sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten; 29 an dem Tage aber, als Lot aus Sodom ging, da regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte sie alle um. 30 Auf diese Weise wird‘s auch gehen an dem Tage, wenn der Menschensohn wird offenbar werden.

31 Wer an jenem Tage auf dem Dach ist und seinen Hausrat im Haus hat, der steige nicht hinunter, um ihn zu holen. Und ebenso, wer auf dem Feld ist, der wende sich nicht um nach dem, was hinter ihm ist. 32 Denkt an Lots Frau! 33 Wer seine Seele zu erhalten sucht, der wird sie verlieren; und wer sie verlieren wird, der wird ihr zum Leben helfen. 34 Ich sage euch: In jener Nacht werden zwei auf einem Bett liegen; der eine wird angenommen, der andere wird preisgegeben werden. 35 Zwei Frauen werden miteinander Korn mahlen; die eine wird angenommen, die andere wird preisgegeben werden.[*] 37 Und sie antworteten und sprachen zu ihm: Herr, wo? Er aber sprach zu ihnen: Wo das Aas ist, da sammeln sich auch die Geier.

Lk 17,22–37 Vom Tag des Menschensohnes (Mt 24,17–18.23.26–28.37–41; Mk 13,14–16.19–23) 17,22 Es wird die Zeit kommen, ein Verweis auf eine nicht näher bestimmte Zeit in der Zukunft, vgl. z.B. 2Kön 20,17; Jes 34,8; Jer 51,47. Menschensohn, vgl. Anm. zu 5,24. 17,25 Er [muss] viel leiden, vgl. Lk 9,22. 17,26–27 Noah, vgl. Gen 6–7. Im rabbinischen Judentum wird darauf gepocht, dass Noah die Menschen stetig vor der Sintflut gewarnt hat und zwar von dem Zeitpunkt an, als er die Zedern für das Holz gepflanzt hatte, aus denen er die Arche baute (vgl. z.B. bSan 108ab; PRE 22; BerR 30,7; WaR 27,5). 17,28–29 Lot, vgl. Gen 18,16–19,28. 17,32 Lots Frau, die zu einer Salzsäule wurde (Gen 19,26). 17,33 Vgl. Lk 9,24. 17,34 Zwei auf einem Bett, oder zu Tische liegend; Mt 24,40 überliefert „Dann werden zwei [Männer] auf dem Felde sein“ als Parallele zu den zwei Frauen, die in V. 35 (Mt 24,41) Korn mahlen. 17,[36] Ein späterer Zusatz, beeinflusst von Mt 24,40. 17,37 Aas, Mt 24,28. Bezüglich eines unbestatteten Leichnams vgl. „Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter“. Geier, gr. aetoi, kann als „Adler“ übersetzt werden, ein Symbol Roms.

Lukas 18

1 Er sagte ihnen aber ein Gleichnis davon, dass man allezeit beten und nicht nachlassen sollte, 2 und sprach: Es war ein Richter in einer Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott und scheute sich vor keinem Menschen. 3 Es war aber eine Witwe in derselben Stadt, die kam immer wieder zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht gegen meinen Widersacher! 4 Und er wollte lange nicht. Danach aber dachte er bei sich selbst: Wenn ich mich schon vor Gott nicht fürchte noch vor keinem Menschen scheue, 5 will ich doch dieser Witwe, weil sie mir so viel Mühe macht, Recht schaffen, damit sie nicht zuletzt komme und mir ins Gesicht schlage.

6 Da sprach der Herr: Hört, was der ungerechte Richter sagt! 7 Sollte aber Gott nicht Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er bei ihnen lange warten? 8 Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen in Kürze. Doch wenn der Menschensohn kommen wird, wird er dann Glauben finden auf Erden?

Lk 18,1–8 Das Gleichnis vom ungerechten Richter und der beharrlichen Witwe 18,1 Allezeit beten, Lukas entnimmt dem Gleichnis eine moralische Lehre (vgl. Anm. zu 8,9; Lk 15,7). Zum lukanischen Interesse am Gebet vgl. Lk 6,28; 11,1–2; 18,1–14; 22,40.46. 18,2 Fürchtete sich nicht […] scheute sich, eher negative Charakterzüge als ein Lob für seine Objektivität; vgl. Sir 35,14–26; Josephus (Ant. 10,83) beschreibt König Jojakim als „weder fromm gegen Gott, noch gütig gegen die Menschen“. 18,3 Schaffe mir recht, wörtl. „räche mich“; in der Bibel finden sich verschiedene Darstellungen von Witwen, die sie als arm, unter göttlichem Schutz und als hilfsbedürftige Mitglieder der Gemeinschaft zeichnen (z.B. Dtn 27,19), sie aber auch wohlhabend, verstohlen und tödlich auftreten lassen (z.B. Abigajil, Judit, vielleicht Jaël). Widersacher, dessen Seite wird mit keinem Wort erwähnt; die Frau ist kein Vorbild für Feindesliebe (Lk 6,35) oder außergerichtliche Einigungen (Lk 12,58). 18,5 Ins Gesicht schlage, die Terminologie stammt aus dem Boxkampf und deutet einen „Schlag ins Auge“ an. 18,7 Auserwählte, hier, Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu (Mt 24,22.24.31; Mk 13,20.22.27; Röm 8,33; Kol 3,12; Tit 1,1; 1Petr 2,9; Offb 17,14); ein qal wa-chomer-Argument (vgl. Anm. zu 13,15; wenn schon der ungerechte Richter reagiert, wie viel mehr wird dies der gerechte Richter tun!). 18,8 Kommen, um zu richten (Lk 17,22–37; Dan 7,13–14). Lukas erweitert die Auslegung des Gleichnisses: Redlichkeit sollte aufgrund der Verzögerung der göttlichen Gerechtigkeit nicht nachlassen.

9 Er sagte aber zu einigen, die überzeugt waren, fromm und gerecht zu sein, und verachteten die andern, dies Gleichnis: 10 Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. 11 Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner. 12 Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. 13 Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!

14 Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

Lk 18,9–14 Das Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner Vgl. „Das Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner“. 18,9 Gerecht, vgl. Lk 1,16–17; 5,32; 15,7; 23,50. 18,10 Zöllner, vgl. Anm. zu 3,12. 18,12 Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, übergebührliche Praxis. Bezüglich jüdischer Fastenbräuche vgl. Anm. zu 5,33; PsSal 3,9; Did 8; Tac.hist. 5,4; Suet.Aug. 76,3; MegTaan. 18,13 Schlug an seine Brust, symbolisiert hier Reue (wie es auch im Judentum am Jom Kippur üblich ist, wenn das ‘al chet, das Sündengebet, gesprochen wird) und nicht Trauer (vgl. z.B. Nah 2,8). 18,14 Gerechtfertigt, wieder in eine ungestörte Beziehung zu Gott gesetzt. Nicht jener, das Griechische könnte auch mit „neben“ übersetzt werden und würde dann bedeuten, dass beide gerechtfertigt waren. Wer sich selbst erhöht, vgl. Lk 13,30; 14,11; Mt 23,12.

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2700 s. 17 illüstrasyon
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