Kitabı oku: «Frei - Land - Haltung», sayfa 4
ROCK & ROLLINGER – „SCHWABENHYMNE“
Schwobaland du bisch mei Heimat,
Auf de ganze Welt bekannt.
Wenn mir schaffet wie die Blede
und nemmet alles selbscht in d’ Hand.
Auf de Alb sind unsre Berge
und de Bodesee ischs Meer.
Wenn I durch mei Ländle wandre,
dann brauch i überhauptsch nix mehr.
…
und mir sparet unser Geld
und mir bauet die beschte Audos auf de Welt!
Schwobaland du bisch mei Herzbluat,
I hob mi in di verknallt.
Jo dahanne will i lebe
und mir werdet zamme alt.
Wenn i weg bin, krieg i Hoimweh
und dann gohts mir nemme guat.
Dann pack i meine siebe Sache
und mein greene Wanderhuat.
Dann gang i hoim, i gang jetzt hoim,
in mei Schwobaland, mei Schwobalaaand
„DA STANDST DANN OBEN UND HAST NACH UNTEN GEGUCKT, ZWEI METER, UND DA HAT DANN ALLES GEWACKELT.“
Vivien, 20 – Närrin aus Kirchentellinsfurt
Hi, Vivien. Heute gehts ja um das Landleben. Was ist für dich denn typisch ländlich?
Typisch ländlich? Da muss ich erst mal an Tiere denken, einen Bauernhof mit Kühen, Pferden, Hühnern, Katzen und Katzenbabys. Dann denk ich an viel Freiraum, Freiheit, viele Felder, viel Sonne, viel Licht, viel Grün, viele Bäume.
Und inwieweit ist Kirchentellinsfurt für dich ländlich?
Ich leb schon immer in K’furt. Das ist einfach so meine Heimat. Das Ländliche hier ist einfach: Wir haben Bauernhöfe und zwei, drei Pferdeställe. Wir haben eine Dorfmitte, eine wunderschöne, mit ’nem Bäcker, ’nem Metzger, ’nem Naturkostladen, unten haben wir im Tal einen Real und so was. Alles hier ist ländlich. Wir haben viel Platz hier. Wir können schön laufen gehen, in Degerschlacht auf die Höhe zum Beispiel. Da sind viele Felder, wo man die Sonne genießen kann, gerad so in den kalten Tagen ist das schön.
Was genau macht K’furt für dich schön?
Ich finde es perfekt, dass wir hier alles haben, obwohl K’furt ein Dorf ist. Wir haben eine Tankstelle, die 24 Stunden offen hat, Einkaufsmöglichkeiten, einen Real, den Aldi, den Penny. Hier im Dorf oben haben wir den Bäcker und den Metzger, das haben ja viele kleinere Dörfer nicht. Das finde ich, obwohl wir ein Dorf sind, total gut, weil wir so viele Möglichkeiten haben und nicht von der Welt abgeschottet sind. Und schön ist einfach, dass man die Vögel zwitschern hört. Oder man die Alb sieht. Man hat einfach ’ne weite Sicht, weil keine Wohnhäuser dazwischen sind und einfach viel Wiese, viel Grün. Schön einfach, hier zu leben.
Du lebst ja schon immer hier. Wie war es, deine Kindheit hier zu verbringen?
Total schön. Ich bin in einer Sackgasse aufgewachsen. Da sind dann natürlich fast gar keine Autos gefahren. Wir konnten immer auf der Straße spielen, ich hab da das Einradfahren gelernt, wir haben mit Kreide gemalt, mit allen Nachbarskindern auf der Wiese Fußball gespielt, und jeder kannte jeden. Man ist einfach schnell vorbeigelaufen und hat geklingelt, hat gefragt: „He, kommsch kurz raus?“ Also man hat so im ganzen Ort verteilt Freunde, auch heute noch.
Und wie war es dann, im Jugendalter hier zu leben?
Schwer, vor allem wegen der weiterführenden Schule. Ich war zuerst in Tübingen auf der Schule. Da musste man mit dem Bus erst runter ins Tal, mit dem Zug dann nach Tübingen, dann von Tübingen vom Bahnhof wieder hoch auf die Wanne. Man war schon lange unterwegs. Das hat lang gebraucht, weil die Verbindungen auch nicht so gut waren. Aber dadurch, dass ich in Tübingen auf der Schule war, habe ich auch viele Freundinnen und Freunde kennengelernt, die nicht aus K’furt kamen. Eine meiner besten Freundinnen wohnt bis heute noch in Mähringen. Und zum Beispiel von K’furt nach Mähringen, da fährt nie ein Bus, niemals. Da musste ich dann immer runter zum Bahnhof, mit dem Zug nach Tübingen und vom Tübinger Bahnhof nach Mähringen mit dem Bus. Und dann hat der noch Verspätung. Das war dann oft ’ne halbe Weltreise, was eigentlich mit dem Auto zehn oder allerhöchstens 15 Minuten gewesen wären. Ja, war dann schon nervig. Es war dann nicht kurz: Ich lauf vorbei und sag: „He, kommsch raus?“, sondern halt stressig.
Also ist man schon eher auf ein Auto angewiesen?
Jein. Klar, so die größeren Städte Tübingen, Reutlingen, da kommt, glaub, jede halbe Stunde ein Zug, auch am Wochenende. Und mit den Bussen, das passt dann schon. Aber zum Beispiel nach Altenburg, das ist direkt unser Nachbarsdorf, da kommt auch kein Bus. Also es ist schon geschickt, ein Auto zu haben auf dem Land. Ist man einfach viel flexibler. Es ist halt nicht so wie in der Stadt, dass jede fünf Minuten eine S-Bahn kommt.
Und wie ist es nun, als junge Erwachsene hier zu leben?
Ich finde es total schön, gerade auch wenn man dann zusammenzieht mit dem Freund. Oder mit dem Hund kann man schön Gassi laufen gehen. Dadurch, dass ich jetzt auch ein Auto hab, komm ich perfekt zur Arbeit, bin schnell auf der B27, schnell in Stuttgart, schnell in Tübingen. Also ich liebe es einfach, ich würde hier nicht mehr wegwollen.
Es gäbe also keinen Grund, bei dem du erwägen würdest, hier wegzuziehen?
Hm, hm. [verneinend] Nee. Ich würde auch für nichts auf der Welt in die Stadt ziehen oder in ein anderes Dorf. Selbst Wannweil oder so was könnte ich mir nicht vorstellen. Ich weiß nicht warum, irgendwie komisch, ja.
„ICH WÜRDE AUCH FÜR NICHTS AUF DER WELT IN DIE STADT ZIEHEN ODER IN EIN ANDERES DORF.“
Wie sah und sieht es hier aus mit Schule, Ausbildung und Beruf?
Wir haben im Tal total viele Dinge, die ich selbst nicht mal kenne: Firmen, Geschäfte, ich weiß gar nicht, was das alles ist. Also es hat viele Möglichkeiten hier.
Aber das, was du machst, ist hier nicht möglich?
Könnte ich schon. Ich bin Medizinische Fachangestellte, mach da gerad meine Ausbildung und einen Arzt haben wir auch hier. Hätte ich eigentlich auch hier machen können. Ich bin hier aber selber Patientin und dann ist das irgendwie immer so … na ja. [lacht]
Was fehlt deiner Meinung nach in K’furt?
Gerade was für die Jüngeren, die Jugendlichen, die zum Beispiel im Alter meiner Schwester sind. Die ist jetzt 15. Ein Aufenthaltsort, also mehr oder weniger Jugendhaus oder so was in der Art … Ich sehs so oft: Sie ist total krank, will dann aber trotzdem mit ihren Freunden raus, weil sich alle halt draußen treffen. Und dann wär halt so ein Raum oder ein Haus, wo alle hinkönnten und sich treffen und es einfach warm ist, schon gut. Das gabs bei uns auch nicht, uns hats auch nicht gestört, ich denk, die störts jetzt zwar auch nicht so, aber wäre vielleicht mal eine Überlegung, so was hier in K’furt zu machen.
Merkst du bei deiner Schwester einen Unterschied gegenüber dem, wie sie aufwächst, und wie du hier aufgewachsen bist?
Ja, total. Also bei uns damals hat das ja so gerade angefangen mit den Handys und den Smartphones. Und bei denen ist es jetzt ja total in. Also jeder muss das neueste Smartphone haben und Touch hier und Kamera da und Bilder und Marken. Es ist voll der Hype. Und dadurch, finde ich auch, verändert sich voll viel. Wir waren halt mehr oder weniger die Landeier, haben immer nur auf dem Land gechillt und waren da. Und bei ihr merkt man schon, sie will eher in die Stadt. Sie ist nicht so oft draußen, weil sie häufig am Handy hängt oder versucht, irgendwelche Bilder zu bearbeiten oder irgendwelche YouTube-Videos schaut. Also wir waren bei Wind und Wetter immer draußen, haben irgendwo gechillt, und sie ist halt: „Nee, lieber mein Handy!“
Dann kommen wir mal zur Fasnet. Wie lange bist du denn schon im Narrenverein?
Insgesamt seit circa zehn Jahren. Ich war sieben Jahre lang in Betzingen in der Narrenzunft. Bei den Betzinger Krautskrägen, Mühlenkatzen. Der Freund von meiner Mutter spielt hier in K’furt in der Lumpenkapelle, und dann haben wir uns dafür entschieden, hier nach Kirchentellinsfurt in den Verein zu wechseln. Sind jetzt hier seit zwei Jahren. Das ist die Narrenzunft Ranzenpuffer mit der Kirchheimer Sau und den Madebachbäbeln, und wir sind die Bäbeln.
Und wie kamst du dazu?
Durch meine Schwester. Die war damals klein und wollte unbedingt Garde tanzen. Und in Betzingen war das damals möglich. Und da sie noch so klein war, musste meine Mutter mit eintreten und ich wollt natürlich auch total gern ins Häs. [siehe Rubrik „Schwäbisch für Möchtegern-Käpsele“] Das war schon immer cool, Fasching und so. Und ich war damals zehn oder elf, und das war mein größter Traum. Und dann haben wir gesagt: „Ja, okay, weil du eh Garde tanzen willst und du kannst das und du machst das und so was, gehen wir mit ins Häs“, und so kam das. Und auch durch ihre Freundin damals.
Also sind deine Familie und deine Freunde auch im Narrenverein?
Ja. Mein Freundeskreis größtenteils, fast alle mittlerweile. Mein Freund ist auch bei uns im Verein in Kirchentellinsfurt und alle anderen zum Beispiel in Kusterdingen oder in Tübingen bei den Stadthexen oder in anderen Narrenzünften. Also sind echt viele, die man kennt, und man kennt jetzt mittlerweile auch unter den Narrenzünften alle.
Was für eine Tradition steckt denn dahinter?
Die Narrenzeit ist die Zeit vor dem Fasten. Also es kam irgendwie durch die katholische Kirche, mehr oder weniger, ich weiß nicht genau. Auf jeden Fall ist es die Zeit vorm Fasten, weil beim Fasten tust du ja auf alles verzichten und da tust du dann noch mal alles ausprobieren und dir gönnen, sozusagen.
Und was spricht dich bei der Fasnet besonders an?
Jaaa, also …. [lacht] Die Fasnet ist nur einmal im Jahr und es ist ja kurz vorm Fasten, deswegen trinkt man dann ordentlich und isst gut und macht einfach Party und tanzt und feiert und trifft die Freunde. Und dann ist es cool, wenn man zusammen auf einer Veranstaltung ist und man sich dann da sieht und Brauchtumsabende mit Tänzen, Showtänzen. Wir haben auch ’ne Aktionsgruppe, wir tanzen dann auch und haben unseren Maskentanz, unseren Brauchtumstanz.
Kennst du den Hintergrund von deinem Narrenverein?
Also die Ranzenpuffer waren am Anfang Schweine. Seit sechs Jahren gibts auch die Madenbachbäbeln dazu. Der Ranzenpuffer hat immer in der Faschingszeit, also in der Vorfastenzeit, seinen Schabernack getrieben und tralala und, ja, was auch immer alles gemacht. Und bei den Bäbeln – die kommen aus Maden – zwischen K’furt und Altenburg gibts das: Maden – da hieß es früher immer: „Ja, die Madebachbäbel, da musch aufpassen, da darfsch nicht hin, die isch gefährlich.“ Die ist wie so ’ne Art Hexe, ’ne alte Frau.
Was bedeutet es denn für dich persönlich, im Verein zu sein?
Man sieht viel, man hat Unterhaltung, am Wochenende hat man quasi immer was zu tun, weil Freitag, Samstag, Sonntag immer Veranstaltungen sind. Sonntags sind meistens Umzüge, in denen man läuft. Ich finde es einfach immer schön, am Wochenende mit dem Partner, mit dem Verein zusammen zu sein. Wenn man dann coole Leute dabeihat und dann mit’m Bus irgendwo zwei Stunden hinfährt und dann geht schon im Bus die Party und wird rumgefeiert, macht Spaß.
Wie vereinbarst du denn dieses zeitintensive Hobby mit deinem Privatleben und deinem beruflichen Leben?
Die Fasnet ist ja meistens am Wochenende, bis auf die Hauptfasnet, die fängt dann immer am schmotzigen Donnerschtag an und geht dann bis zum Aschermittwoch. Da nimmt man sich am besten Urlaub. Da sind dann immer die Abendveranstaltungen und auch die Umzüge oder so was. An dem Fasnetsdienstagabend oder Veilchendienstagabend ist dann immer unsere Häs-Verbrenne. Ich krieg das insgesamt eigentlich ziemlich gut geregelt. Nur meistens ist man dann am Montag flach, kaputt von dem Wochenende, weil’s halt durchgehend Party ist.
Gibt es eine Verpflichtung, zu so und so vielen Veranstaltungen kommen zu müssen?
Nee, das nicht wirklich. Aber zum Beispiel sind wir heut Abend um 19 Uhr zum Aufbau in der Richard-Wolf-Halle verabredet, und da bauen wir unsere Hallenfasnet komplett auf, die morgen ist. Um 13 Uhr ist die Kinderfasnet, die geht bis circa 17 Uhr, dann müssen wir kurz alles aufräumen, umbauen und um 19 Uhr ist Einlass für unsere Hallenfasnet. Das sind Pflichtveranstaltungen, also wir müssen auch zum Aufbau und Abbau kommen und sind dann auch eingeteilt. Bei den Veranstaltungen müssen wir natürlich arbeiten, an der Bar, in der Küche und Drum und Dran. Und wo wir zum Beispiel auch tanzen mit der Showtanzgruppe, da müssen wir dann klar auch kommen.
Was tanzt ihr da?
Es gibt unseren Brauchtumstanz. Das ist jedes Jahr der gleiche, seit 22 oder 23 Jahren. Und dann gibts unseren Showtanz, der ist jedes Jahr anders. Der geht drei, vier Lieder lang, und da tanzen wir mit der Maske, mit’m Häs. Die Männer dieses Jahr im Tütü, dann haben die Männer erst ihre Showtime und dann kommen wir noch dazu, die Frauen mit der Maske, und dann tanzen wir alle zusammen. Pyramiden machen wir jetzt eher nicht, das haben wir immer in Betzingen gemacht. Als ich da noch in der Narrenzunft war, haben wir echt ’ne siebenstöckige Pyramide oder so gemacht. Da standst dann oben und hast nach unten geguckt, zwei Meter, und da hat dann alles gewackelt.
Sind das dann die Tänze, die ihr beim Umzug auf der Straße tanzt?
Nee, die machst du nur bei Abendveranstaltungen. Auf dem Umzug tanzen wir auch, aber jeder das Gleiche. Wie andere Pyramiden bauen, kurz beim Umzug, machen wir kurz unseren Tanz und laufen dann weiter.
Verkleidungen, Partys, zu Umzügen fahren – das ist ein ziemlich kostspieliges Hobby, oder?
Ja, total. Schon allein das Häs. Das kommt immer auf den Verein an. Aber bei uns kostet das Häs, würde ich jetzt mal ganz grob sagen, 800 Euro. Mit Maske. Und die Haare dazu und allem. Das muss man aber fast überall so rechnen. Man muss zum Glück keinen Eintritt zahlen bei den Veranstaltungen oder beim Umzug oder sonst irgendwo, aber dann ist man halt doch den ganzen Abend weg, dann kriegst Hunger, dann hast du Durst. Also es läppert sich auf jeden Fall, auch weil die Fasnet drei Monate lang geht.
„ICH WOHN HIER SCHON IMMER, ICH FINDS EINFACH SCHÖN. ICH FÜHL DAS WIE SO EINE ART MITTELPUNKT, MEHR ODER WENIGER.“
Bist du lieber auf Fasnetsumzügen in den Dörfern oder in den Städten?
Lieber in den Dörfern. Da ist einfach nicht so viel los. Es ist ja einerseits gut, wenn viel los ist, aber zum Beispiel in Reutlingen beim Umzug ist es immer so, dass da manche in der sechsten Reihe stehen und von hinten zugucken müssen. Und dann ist es auch zum Laufen einfach nicht schön. Durch Reutlingen läufst du grad durch die Stadtmitte. Manche finden das total schön. Aber ich finde es einfach auf dem Land schöner. Wo du dann grad irgendwie durch die kleine Altstadt und durch die kleinen Gassen und Winkelchen gehst und vielleicht an ’nem Feld noch vorbeikommst oder so. Ist auch besser mit dem Parken, wenn man mit’m Auto fahren muss. [lacht]
Gibt es sonst noch etwas, was du abschließend gerne sagen würdest?
Ich würd jedem raten, nach K’furt zu ziehen. [lacht] K’furt ist schön. Weil ich hier schon immer leb. Das sagen vielleicht manche auch, wo woanders leben in ’nem Dorf und sagen: „Ihr müsst alle nach …“, keine Ahnung wo, „ziehen, da ist es wunderschön“, aber ich wohn hier schon immer, ich finds einfach schön. Ich fühl das wie so eine Art Mittelpunkt, mehr oder weniger.
LUSTIGE ORTSNAMEN
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„HIER AUF DEM LAND MUSS MAN AUFPASSEN, DASS MAN NICHT VON EINER WILDSAU ÜBERRANNT WIRD.“
Luisa (19) – Abiturientin – und Roman (21) – Elektriker. Paar, aktiv in der Feuerwehr, im Musikverein und in Bauwägen
Roman, du hast da einen Pieper bei dir an der Hose hängen, was hat es mit dem auf sich?
Roman: Das ist mein Feuerwehr-Pieper. Der geht ab und zu mal los. Das ist das Schlimmste für Luisa.
Luisa: Wenn das Ding noch einmal losgeht, wenn ich dabei bin, dann werfe ich es aus dem Fenster! Ich kann den Ton echt nicht ab.
Wie lange bist du denn schon bei der Feuerwehr und welche Beweggründe hattest du, beizutreten?
Roman: Jetzt bin ich seit zwei Jahren bei der Feuerwehr. Man lernt dort viele Leute kennen. Ich bin dort auch wegen Kollegen und den ganzen Festen. Wir waren auf einem Fest und da haben ein paar Kollegen gemeint, wir sollten dazukommen. Wir kannten uns schon vorher als Gruppe vom Bauwagen her, und dort hatte mal einer die Idee, mal dahin zu gehen und es auszuprobieren. Dann sind wir ein Jahr lang hingegangen, und es hat Spaß gemacht. Wir sind jetzt 56 Leute aus Eggingen. Ab und zu haben wir auch mal Einsätze, gerad auch auf Dorffesten, zum Beispiel bald beim Bezirksmusikfest.
Du hast vorhin einen Bauwagen erwähnt. Magst du mir davon erzählen?
Roman: Das ist ein Wagen für uns Jugendliche hier im Dorf. Wir fanden es immer langweilig, dass, wenn wir uns getroffen haben, wir immer bei jemandem im Zimmer oder in der Garage sitzen mussten. Daher haben wir uns überlegt, so ’nen Bauwagen zu kaufen. Er hat 500 Euro gekostet.
Luisa: Wir haben bei uns im Dorf auch Bauwägen. Da gibts von den ganz alten Leuten einen Bauwagen, dann einen von unseren Eltern, den Bauwagen von uns und noch den von den ganz kleinen Kindern. Die sind im ganzen Dorf verteilt.
Roman: Es gibt schon in jedem Dorf einen Bauwagen. Und die von Luisas Bauwagen organisieren auch richtige Feste. Die haben einen echt schönen Bauwagen! Wir dagegen sitzen nur oben, reden und rauchen Shicha, machen aber leider keine Feste. Zum einen keine Feste, damit die Wiese von den Nachbarn nicht zerstört wird, und zum anderen deswegen, weil man nach Festen auch aufräumen muss.
Luisa: Bei uns gibts auch Mädle im Bauwagen, nicht nur Kerle, und die halten alles sauber. Normalerweise heißt es, Mädels tun ’nem Bauwagen nicht gut, weil’s dann immer Zickenkrieg gibt. Wir sind auch der einzige Bauwagen mit Mädchen drin. Sind insgesamt so zwölf Leute.
Was macht ihr denn, wenn ihr euch trefft?
Luisa: Grillen. Wir haben zum Beispiel gestern gegrillt, Rasen gemäht. Dann baust halt ein bisschen noch. Wir haben jetzt einen Anbau vor der Terrasse. Drin haben wir eine Bar, und weil’s im Sommer drin immer so heiß ist, haben wir eine Terrasse außen drangebaut. Und im Sommer, das darf man eigentlich nicht, kochen wir alle auf dem Dach. Das ist immer schön.
Woher bekommt ihr das Material zum Bauen?
Luisa: Das holen wir von irgendwoher. Wir haben einen da, der lernt gerad Zimmermann, und er bringt die Reststücke mit und so Zeugs. Und die Alten machen auch was beim Bauwagen. Die grillen auch viel und machen an Fastnacht mit beim Umzug. Das ist dann der sogenannte „alte Bauwagen“.
Roman: Die haben richtig Geld wegen ihrer Feste. Die haben an Festen einen Gewinn von 900 Euro.
Luisa: Das ist auch nicht alles so legal. Den Hauptgewinn machen wir mit den jungen Leuten, den unter 18-Jährigen, die sonst nirgendwo was zum Trinken bekommen. Aber es ist jetzt nicht so, dass wir das total übertreiben. Wenn du merkst, dass die nicht mehr trinken sollten, dann gibst auch nichts mehr. Ich lad dich mal ein auf so ein Fest. Du fühlst dich bestimmt steinalt, aber es macht schon Spaß. Es kommen auch 30-Jährige, es kommen dann alle aus den Dörfern. Manchmal kommen auch die Eltern von den Bauwagen-Leuten, das ist dann richtig witzig.
Woher erfährt man von den Partys?
Roman: Es spricht sich im Dorf rum oder halt über Facebook.
Luisa: Es wurde mal eine Veranstaltung in Facebook öffentlich reingestellt. Das ist nicht gut gegangen. Es ist sogar vollkommen eskaliert! Normalerweise lädst du nur Leute ein, die du kennst und willst. Wenn, du es aber über Facebook bekannt gibst, kommen viel mehr Leute. Doch das kannst nicht verantworten, wenn da mehr als hundert Leute sind. Man muss ja auch Getränke und so einschätzen und wissen, was am meisten getrunken wird. Wenn man weiß, wer da kommt, dann ist es einfacher. Aber man kauft eh auf Kommission und den Rest bringt man zurück.
Wie oft im Jahr macht ihr solche Feste oder Veranstaltungen?
Roman: Dreimal im Jahr oder auch weniger. Der Bauwagen in Schwerzen hat früher alle zwei Wochen ein Fest gemacht, und die waren auch richtig cool. Aber es ist echt anstrengend. Deshalb machen die es auch nicht mehr so oft. Auch wegen dem Bauernhof nebenan. Das stört halt schon, wenn’s laut ist bis nachts um drei.
Luisa: So ein Fest fängt auch schon früher an und geht dann halt nur so bis um zwei, drei. Dann hat man auch oft keine Lust mehr.
Roman: Ich gehe erst um 22 Uhr hin. Aber klar, für einen Städter ist es auch zu früh, die gehen ja erst um 1 Uhr nachts in den Club.
Luisa: Im Sommer kannst du auch mal länger bleiben. Da ist es ja nicht so kalt wie im Winter. Wir haben zwar eine Heizung, aber die machen wir nicht an, weil unser Stromaggregat nicht so groß ist. Wenn wir die Heizung anmachen, geht alles andere nicht mehr. Das Aggregat haben wir als Bauwagengruppe mal gekauft, da hat jeder 20 Euro dazugegeben. Und den Rest der Bauwagenausstattung haben wir so zusammengesammelt. Jeder hat ja zu Hause mal was rumliegen, was man nicht braucht.
Habt ihr ’ne Idee: Weshalb gibt es auf dem Dorf so viele Bauwägen?
Roman: Weil’s halt cool ist! Einer hat damit angefangen …
Luisa: Du kannst dich einfach treffen und musst nicht zu jemandem nach Hause. Denn im Normalfall hat niemand sturmfrei, und so kannst dich einfach im Sommer draußen treffen. Das fängt ja schon im Alter von 14 Jahren an. Bei uns gibts auch einen ganz kleinen, der hat schon mit zwölf Jahren angefangen.
Roman: Aber so richtig geht man in den Bauwagen erst mit 16 Jahren. Es gibt ja auch Bauwägen für Ältere, da sind auch 30- bis 40-jährige Leute. Die treffen sich zum Grillen und bringen alle ihre Familien mit. Das ist wie ein Stammtisch.
Luisa: Unser Bauwagen hat leider nicht sooo einen guten Ruf im Dorf. Scheinbar machen wir alles kaputt, aber das stimmt echt nicht. Da kommen manchmal Dorfleute und beschweren sich: „Ihr habt da oben dies und das kaputtgemacht!“ Aber wenn man zu Weihnachten den Dorfleuten einen Geschenkkorb bringt, dann motzen sie nicht mehr.
Würdet ihr jedem so einen Bauwagen empfehlen?
Luisa: Ja, auf jeden Fall. Ich würde es jedem empfehlen, auch Leuten in deinem Alter. Es ist halt was für Menschen, die gerne was mit Freunden machen.
Roman: Und man lernt neue Leute kennen, denn man wird auch zu den Festen von anderen Bauwägen eingeladen. Aber die im Nachbardorf sind eher eine geschlossene Gruppe.
Luisa: Aber das ist normal auf dem Land: Man mag nur seinen Ort, die anderen mag man nicht. Das ist jetzt nicht so, dass man sich hasst, aber der eigene Ort ist einfach der beste.
Roman: Ja, das ist so! Sie mag Eggingen nicht, ich hasse Wutöschingen. Und die denken halt, die sind die Besten, wir denken: Wir sind die Besten, und Schwerzen denkt, dass sie die Besten sind. Aber Schwerzen ist wirklich ein Loch! Das einzige, was cool ist, ist ihr Fastnachtsumzug.
Was bedeutet für euch Party machen?
Louisa: [ironisches Lachen] In die Disko gehen.
Roman: Nee, das ist eher so ein Städterding. Okay, wir gehen zwar auch mal nach Stuttgart, aber das ist eher die Ausnahme. Das ist dann allerdings schon cool. Wir finden es lustig, wie die Städter immer rumlaufen. Ich finde, die sehen alle ein bisschen schwul aus mit ihren Socken bis zu den Knien und Jogginghose mit rosa T-Shirt. Das finden wir lächerlich und lachen die ein bisschen dafür aus. Aber feiern ist für uns eher so was wie Bauwagenfeste oder Dorffeste. Das finde ich schon richtig cool! Da kennst auch viele Leute, kriegst oft was gezahlt von Nachbarn. Ich kenne auch extrem viele von der Feuerwehr, die auch auf die Dorffeste gehen, und da gibt man sich gegenseitig was aus. Städte sind jedoch auch mal cool, grad paar Diskotheken sind schon geil.
Luisa: Ich war noch nie in der Stadt in einem Club. Aber von meinen Kollegen hat auch noch nie jemand gesagt: „Kommt, wir gehen jetzt irgendwohin!“ Wir bleiben halt immer im Dorf und machen da Party. Bei uns sind die Jungs auch eher, auf dem Land würde man sagen, „Bauerntrampel“. Sonst geht man eher auf Feste, also Oktoberfest, Bezirksmusikfest. Aber es ist auch nicht zu wenig Party. Denn wenn man zu Festen geht, dann kennt man auch alle, und das ist das Schöne. Jedes Wochenende feiern gehen zu können, das wäre zu viel und kann man sich auch nicht leisten. Die Lust verfliegt auch irgendwann.
Roman: Genauso wie das Bezirksmusikfest, das nur alle vier Jahre ist. Da freut man sich dann auch drauf und weiß, dass es gut wird. Ich bin dieses Mal auch an der Bar und schenke aus. Die haben Leute gesucht, und ich hab mich von der Feuerwehr aus freiwillig gemeldet. Da hilft man sich schon gegenseitig aus. Es machen auch viele Vereine mit und helfen aus. Ich und noch paar aus der Feuerwehr übernehmen noch den Verkehrsdienst am Freitag. Wir lotsen die Autos zu den Parkplätzen und schauen, dass die Straßen frei sind. Eigentlich stellen wir uns da mit einem Kasten Bier auf die Straße und lotsen bisschen. Man kann im ganzen Dorf parken, da sind ja genug Flächen im Gegensatz zur Stadt. Wir haben da auch unsere Feuerwehruniform an.
Luisa: Ich bin ja auch im Musikverein. Ist halt Dorfleben, da muss man in ’nen Verein. Wir spielen am 1. Mai um 11 Uhr beim Bezirksmusikverein. Wir haben überlegt, dass wir um 7 Uhr zulaufen und langsam eine Maiwanderung bis zum Fest machen. Eigentlich müssen wir nur eine Stunde lang laufen, aber wer weiß … [lacht] Und wir laufen von der Bude in Gießlingen los. Das ist so was wie ein Bauwagen, da trifft man sich, redet und trinkt zusammen. Bei denen wirds von Generation zu Generation weitergegeben. Die sind eher eine geschlossene Gesellschaft, zu denen kommst nur, wenn die dich kennen und du eingeladen wirst.
Bauwägen, Feste, Vereine … Welche Aktivitäten gibt es noch bei euch im Dorf?
Luisa: Es gibt bei uns den Fischerverein und den Siedlerbund für die älteren Leute, und meine Mama ist im Kirchenchor. Wir haben auch noch viele Ministranten. Das ist so was Typisches, was jedes Kind im Dorf macht. Ich bin seit zehn Jahren Ministrant. Das hat man gemacht, weil Oma gesagt hat: „Komm, das machst du jetzt mal!“
Roman: Meine Brüder waren lange bei den Ministranten, vor allem auch wegen den ganzen Zeltlagern und Ausflügen. Das ist recht cool! Ministranten, das ist eine Gruppe, die immer was zusammen macht. Und es hat mal nichts mit Alkohol zu tun. Da geht man mal zusammen in den Europa-Park oder zelten. Da sind dann auch die kleinen Kinder dabei.
Luisa: Wenn man jünger ist, dann ist man bei den Minis, weil die ganze Altersgruppe dort ist. Meine ganzen Freunde sind auch von den Minis. Wir sind in einem Ort aufgewachsen und bis jetzt noch befreundet, das passiert in der Stadt nicht so schnell. Ministrant wird man auch nur, wenn man im Dorf ist. Das ist auch weniger wegen der Religion, sondern eher so ein Freunde-Ding. In die Kirche geht man dann an den großen Festen, wie Ostern und Weihnachten, mal auch am Sonntag, damit die Oma glücklich ist.
Roman: Ich bin auch immer nur in die Kirche gegangen, wenn ich ministrieren musste. So in die Kirche hocke ich mich nicht! Es ist auch echt langweilig: Man sitzt da und schläft fast ein. Und sonst haben wir noch einen Turnverein, da war ich auch früher drin.
Hört sich so an, als fühltet ihr euch auf dem Lande richtig wohl. Möchtet ihr später mal auch auf dem Land leben?
Roman: Ja, auf jeden Fall. Es ist viel schöner als in der Stadt. Man hat viel mehr Grün. Man sieht es an unserem Haus: Es ist alles grün drum herum.
Luisa: Ich bin auch schon ans Grüne gewöhnt. Wenn man ’ne Klassenfahrt nach Berlin hat, dann fühlt man sich wie ein Landei. Du hast keine Ahnung, es ist alles so groß und viel. Man rafft die U-Bahnen nicht. Das ist einfach viel zu viel! Auf dem Land ist es echt ein bisschen gemütlicher.
Roman: Die Leute aufm Dorf sind auch viel freundlicher. Die in der Stadt sagen einem nicht mal Hallo beim Vorbeigehen. Das ist unfair. Denn wenn man durchs Dorf läuft, sagt man allen Hallo. Zumindest zu alten Leuten musst du auf jeden Fall Hallo sagen! Es gibt hier auch ein paar, die neu dazu gezogen sind, die schauen einfach stur auf den Boden und grüßen einen nicht. Außerdem stinkt es im Dorf nicht so wie in der Stadt, die ganzen Abgase. Und die Wärme dort macht einen auch fertig.
Luisa: Als wir von Berlin zurückkamen, hab ich in meinem Zimmer das Fenster aufgemacht zum Lüften. Dann kann durchs Fenster Güllegeruch rein, da musste ich erst mal richtig durchatmen und dachte: Ah, du bist wieder daheim! [lacht] Aber wenn man zum Beispiel studiert, ist es schon geil, in der Stadt zu leben. Jedoch wirklich für immer in der Stadt leben, das möchte ich nicht. Wenn man Kinder hat, ist es auch besser. Ich glaube, wenn man in der Stadt aufgewachsen ist und daran gewöhnt ist, findet man Stadt super. Wenn man aufm Land aufgewachsen ist, willst du auch, dass deine Kinder auf dem Land groß werden. Es ist einfach besser: Wenn man abends irgendwo grillen möchte, kann man das auf dem Land einfach überall machen. In der Stadt geht das nicht so spontan.