Kitabı oku: «Oberhausen:Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd.1», sayfa 3

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Die Siedlungsentwicklung bis zum Beginn der Industrialisierung

Das mittelalterliche Höfekonglomerat gruppierte sich vor allem um die Kirche zu Osterfeld, die Pfarrkirche für das bereits erwähnte größere Kirchspiel war. Ob sie auch siedlungsbildend wirkte, muss offen bleiben, ist jedoch anzunehmen. Der ▶ Liber Theoderici aeditui berichtet (1160) von einer Eigenkirche, die Anfang des 11. Jahrhunderts Graf Balderich von Hamaland dem Kölner Erzbischof Heribert geschenkt haben soll und die dieser der Abtei Deutz zur Ausstattung gab.46 Das ▶ Pankratius-Patrozinium lässt ebenfalls auf eine frühe Kirchengründung schließen. Die Kirche lag im Zentrum einer Straßensiedlung, die sich an eine Straßenkreuzung der Vestischen Landstraße und der Straße von der Lirich-Lipperner Heide – dem Raum der späteren Stadt Oberhausen – nach Klosterhardt anschloss.47 An den beiden Straßen lagen zahlreiche Kötterhöfe, das Pastorat und Einzelhöfe. Die größeren Adelssitze und Güter lagen hingegen außerhalb dieser Siedlung: Vondern im Süden an der Emscher und Arenbögel, Knippenburg und Hove in Vonderort. Osterfeld war bis weit in das 19. Jahrhundert hinein ein Straßendorf, eine Bauerschaft, bestehend aus Einzelhöfen ohne überregionale Verkehrsanbindung.48 Die bekanntesten und zu festen Häusern, beziehungsweise Burgen ausgebauten Häuser waren Burg Vondern und Haus Hove, die an dieser Stelle kurz vorgestellt werden:

Die Anfänge der Burg Vondern sind unbekannt. Sie liegt südlich des heutigen Verschiebebahnhofs Osterfeld-Süd an der Arminstraße. 1162 wird erstmals eine Familie von Vondern genannt, 1266 übertrug die Abtei Essen einem Gerhard von Vondern die Güter zu Vondern.49 Die Burg, auch Steinhuis und Haus genannt (144150), war Dienstmannlehen der Grafen von der Mark. So wird 1397 Dietrich von Vondern durch Graf Dietrich von der Mark mit dem als Dienstmannsgut bezeichneten Haus in Osterfeld belehnt.51 In der Urkunde von 1397 versprach der Graf, die Burg Vondern in ein Erblehen zu verwandeln. Bereits 1400 starb die direkte Linie der Herren von Vondern aus. Zunächst teilten sich die Töchter das Erbe, 1405 ging das Haus vollständig an Wessel von Loe. 1511 vergab der Herzog von Kleve Haus und Hof Vondern als ▶ Lehen an seinen Amtmann Wessel von Loe.52 Die Burg wechselte noch mehrmals den Besitzer: 1592 ging sie an die von Brempt, 1722 an den Grafen von Nesselrode-Landskron, 1753 an den Münsterschen Domherrn Clemens Graf von Merveldt, 1824 an den Grafen Droste zu Vischering von Nesselrode-Reichenstein. 1947 übernahm schließlich die Stadt Oberhausen Vondern.53 Unter den von Loe kam es zu ersten Erweiterungen des Hauses zu einer Wasserburg. Wohl um 1520 erfolgte die Errichtung der gotischen Torburg, in der Folge der Bau der südlichen Wehrmauer mit Schießscharten und spätgotischen Zierformen. Das Haupthaus wurde im 17. Jahrhundert im barocken Stil errichtet. 1977/​82 restaurierte die Stadt Oberhausen die kurz vor dem Verfall stehende Burg grundlegend.54 Heute wird die Burg als Museum und Veranstaltungsort genutzt.

Die Anfänge von Haus Hove sind ebenfalls unbekannt. Es liegt im 1929 an Bottrop abgetretenen Stadtteil Vonderort, Haus-Hove-Straße, nördlich des Güterbahnhofs Osterfeld-Süd. 1393 wird Dietrich von Vondern genannt von Hove erwähnt, ebenso 1397, als dieser von dem Grafen von der Mark mit Vondern belehnt wurde.55 Vermutlich wurde die Burg Ende des 14. Jahrhunderts errichtet, denn mit deren Ersterwähnung fällt auch die erstmalige Nennung des Namenszusatzes von Hove mit von Vondern zusammen.56 Die Burg wechselte nur selten die Besitzer: 1691 heiratete Vincenz von Quadt in den Hof ein, 1709 ging er an die von Geyr und 1726 an den Grafen von Nesselrode-Landskron auf Burg Vondern. Bereits 1738 trat der Graf das Haus an den Grafen von Merveldt zu Haus Lembeck ab. Im gleichen Jahr starb die Familie von Hove im Mannesstamm aus. 1842 kaufte Graf Droste Vischering von Nesselrode-Reichenstein Haus Hove zurück. Der letzte Besitzerwechsel erfolgte 1888, als der Hof an die seit 1873 dort lebende Pächterfamilie Steinhaus ging.57 Teile des um 2005 wieder errichteten Torbaus sowie das Fundament des Herrenhauses stammen vermutlich aus dem 14. Jahrhundert. Die ehemals von der Kornbecke gespeiste doppelte Gräfte ist größtenteils verlandet.58 Haus und Hof Hove sind bis heute als landwirtschaftlicher Betrieb in privater Nutzung.


Abb. 4: Ausschnitt aus der Le-Coq-Karte von 1805

Beide Häuser lagen, wie bereits erwähnt, an der Peripherie des Ortes und trugen zur Ortsentwicklung nichts bei. Über die Ausdehnung Osterfelds vor 1800 ist wenig bekannt. Die Häuser- und Einwohnerzahlen lassen auf eine dünne Besiedlung schließen. So zählte das ▶ Kirchspiel Osterfeld 1717 nur 300 Kommunikanten59, 1755 waren es 394.60 Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stieg die Anzahl der Kommunikanten auf über 400 und erreichte 1797 schließlich 450.61

Die ▶ Le Coq-Karte von 1805 zeigt für Osterfeld lediglich eine Straßenrandbebauung entlang des Straßenkreuzes sowie Einzelhöfe in Vonderort, während sich nördlich der Siedlung vornehmlich Acker-, Wald- und Brachland befand.62 Dieses Siedlungsbild geht auch aus der Urkarte von 1822 hervor.63

Eine Ausnahme bildete ab 1760 die St. Antony-Hütte in Klosterhardt, die allerdings nicht siedlungsbildend war, sondern ein Beispiel ländlichen Eisengewerbes der Frühindustrialisierung. Die geringe städtebildende Wirkung der Hütte lag vor allem an drei Faktoren: Erstens bildete sie sich aufgrund der nachrangigen Bedeutung und des mangelnden wirtschaftliches Erfolges nicht zu einem überregionalen industriellen Kerngebiet aus, zweitens lagen mit Sterkrade und Osterfeld zwei Siedlungszentren in unmittelbarer Nähe zur Hütte. Insbesondere der Ortskern von Osterfeld fungierte als kultisch-kulturelles und über das ▶ Kirchspiel als politisches Zentrum auch für Klosterhardt, so dass weder Bedarf noch Möglichkeit bestand, einen weiteren Siedlungsmittelpunkt nördlich des Rothebusch zu errichten. Und drittens produzierte sie nicht kontinuierlich, wurde mehrmals umgebaut, abgebrochen, stillgelegt oder umgenutzt und beschäftigte im Schnitt nie mehr als 100 Arbeiter, meist weniger.64

Erst im Zuge der Industrialisierung etwa ab 1870 wuchs Osterfeld rasch über den alten Ortskern um St. Pankratius hinaus, neue Straßen und Kolonien wurden errichtet und es siedelten sich Handel und Kleingewerbe an. Auch die öffentliche Infrastruktur wuchs. Noch bis 1800 sah dies anders aus: Osterfeld lag bis zur Industrialisierung abseits der überregionalen Straßenverbindungen Westeuropas. Lediglich eine Straße von Oberhausen nach Bottrop durchquerte 1805 den Ort. Außerdem verlief eine Abzweigung dieser Straße über die Emscherbrücke (Waghalsbrücke) nach Oberhausen, Mülheim und Essen. Eine andere Abzweigung verband Osterfeld über Klosterhardt mit der Hauptstraße (Vestische Landstraße) von Sterkrade über Bottrop nach Gladbeck, beziehungsweise nach Recklinghausen.65 Die Landstraße durch Osterfeld fand erstmals 1721 Erwähnung.66 Eine weitere Straße sollte ab 1804 von Osterfeld nach Oberhausen errichtet werden,67 bereits 1795 waren Ausbesserungen am Weg nach Oberhausen vorgenommen worden.68 Der Beginn des Wegebaus nach Oberhausen war abgestimmt mit größeren Wegebauarbeiten im ▶ Vest Recklinghausen, die auch die Anbindung Osterfelds umfassten,69 jedoch keine größere Bedeutung für die Entwicklung Osterfelds hatten. 1810 folgte der Ausbau der Sterkrader Straße von Mülheim über Sterkrade nach Wesel.70 In den 1830er Jahren erhält die Gemeinde Wegegeld auf der Straße von Essen nach Oberhausen, jedoch schon 1838 übernimmt der preußische Staat die Kosten für Bau und Unterhalt von Brücken und Straßen von Dorsten über Osterfeld nach Oberhausen.71 Somit führten Mitte des 19. Jahrhunderts also zwei Hauptstraßen durch Osterfeld, eine von Mülheim nach Dorsten, eine zweite nach Essen. Neben den Hauptstraßen führten noch einige Dorf- und Treibwege durch die Osterfelder Gemarkung. So der 1700 erwähnte Fuhr- und Treibweg „bis auff die fortkamps straße der becken langs“72, der „byfangsche Weg“ (1734 erwähnt), ein Weg im Garten über der obersten Kornmühle73 sowie der Weg vom Vonderischen Berg bis an die Waghals-Brücke (1781).74 1828 wird als erste Straße des Ortes die Hauptstraße von der Emscher bis zur Marktstraße gepflastert;75 1839 werden Hausnummern eingeführt. Gezählt wird vom Koppenburgs Mühlenbach aus, jener Bach, der die Ortschaft in die Bauerschaften Osterfeld (westlich des Bachs) und Vonderort aufteilte.76 Die Verbindung mit den südlich der Emscher gelegenen Ortschaften war durch drei bereits 1761 erwähnte Brücken gewährleistet: Die Waghalsbrücke, eine Holzbrücke an der Vondermühle sowie die Oberhausener Landstraßenbrücke.77

Die Wasserwegewirtschaft spielte in der vorindustriellen Phase kaum eine Rolle. Erste Emscherregulierungen für die Frachtschifffahrt erfolgten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.78 Die Eisenbahn zog mit der Industrialisierung Osterfelds nach 1870 ein. Eine ausgereifte Infrastruktur im Dienstleistungsbereich war bis zur Industrialisierung kaum vorhanden. Die Post hatte bis 1832, beziehungsweise 1876 keine eigene Stelle. Der Fürst von Thurn und Taxis übernahm 1795 den gesamten Postverkehr im Vest Recklinghausen und somit auch jenen für Osterfeld.79 Erst 1832 wurde eine eigene Poststrecke von Osterfeld über Bottrop nach Kirchhellen in Betrieb genommen,80 1876 eine Postagentur dortselbst eingeweiht.81 Auch öffentliche kommunale Gebäude suchte man vergeblich. Die Kirchspielleute trafen sich 1520 im Steinhaus in Osterfeld, um sich zu versammeln.82 Das Gut Vondern war das Osterfelder Dienstmanngut der Grafen von der Mark.83 Erst 1894/​96 erfolgte der Bau eines Amtshauses.84

Herrschaft und Kommune bis zum Beginn der Industrialisierung

Osterfeld gehörte im ▶ Alten Reich (bis 1803) zum Vest Recklinghausen. Das ▶ Vest wurde im Norden und Süden durch die Flüsse Lippe und Emscher, beziehungsweise durch das Fürstbistum Münster, die Grafschaft Mark sowie das Reichsstift Essen umgrenzt. Westlich des Vestes grenzte das Herzogtum Kleve an, im Osten die Reichsstadt Dortmund. Eine ▶ Landwehr schützte das Vest im Osten, Heide und Waldgebiete umgrenzten den Raum im Westen. Landesherr über das Vest war der Erzbischof von Köln. Die rechtliche Grundlage für die Landesherrschaft stützte sich auf das 1228 erstmals erwähnte ▶ Gogericht Recklinghausen, über das der Erzbischof spätestens seit dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts die Gerichtsherrschaft ausübte. Das Vest war in ein Ober- und ein Niedervest aufgeteilt, mit jeweils einer Stadt als Verwaltungszentrum. Zum Obervest zählten die Stadt und das ▶ Kirchspiel Recklinghausen sowie die Kirchspiele Ahsen, Datteln, Flaesheim, Hamm, Henrichenburg, Herten, Horneburg, Oer, Suderwich, Waltrop und Westerholt. Zum Niedervest gehörten Stadt und Kirchspiel Dorsten sowie die Kirchspiele Bottrop, Buer, Gladbeck, Horst, Kirchhellen, Marl, Osterfeld und Polsum. Im Niedervest behauptete der Erzbischof seine Landesherrschaft gegen Kleve und Münster vor allem durch die Stadterhebung Dorstens 1251.85 Der kölnische Statthalter saß auf Schloss Westerholt, die ▶ Oberkellnerei war auf der Horneburg in Datteln angesiedelt.86 Zwischen 1424 und 1446 wurde das Vest Recklinghausen und damit auch das Kirchspiel Osterfeld insgesamt sechsmal verpfändet, 1424 an Gerhard von Kleve, 1430 an Heinrich von Backem, 1438 an Ritter Goswin Stecke, 1442 an Vinzenz von Moers, 1444 an Dietrich von Eicke und 1446 an Johann von Gemen.87 Die Herren von Gemen, beziehungsweise ihre Nachfolger, die Grafen von Holstein-Schaumburg (ab 1492), hatten die Pfandschaft bis 1576 inne.88.

Im Zuge der Neuordnung der Territorien am Rhein durch den ▶ Reichsdeputationshauptschluss und vor dem Hintergrund der Auflösung des Kurfürstentums Köln ging das Vest 1803 an das Herzogtum Arenberg, das für seine linksrheinischen Verluste in Westfalen Entschädigung fand. Nunmehr gehörten Dorf und Kirchspiel Osterfeld zum ▶ Arrondissement Recklinghausen.89 Doch diese Zugehörigkeit war nur vorläufig und sollte nicht lange währen. Schon 1811 ging das gesamte Vest an das Großherzogtum Berg, jenem napoleonischen Musterstaat, der selbst nicht mehr lange existieren sollte. Dort zählte Osterfeld zur Mairie Bottrop im Kanton Dorsten, welches wiederum zum Arrondissement Essen im Departement Rhein zählte.90

Mit dem Ende der französischen Besatzung und dem Wiener Kongress 1815 kam das gesamte alte Vest Recklinghausen schließlich an das Königreich Preußen, welches nur ungern die katholisch geprägten Territorien im Westen übernahm. Bereits 1816 führten die Westprovinzen die preußischen Gebietsgliederungen ein. Bottrop wurde zu einer Bürgermeisterei im Landkreis Recklinghausen, Regierungsbezirk Münster, der wiederum zur Provinz Westfalen zählte.91 Unter den vestischen ▶ Kirchspielen und Dörfern gehörte Osterfeld vor 1803 zu den ärmeren und kleineren Bauerschaften. So rangierte es (mit und ohne Bottrop) bei den Steuerleistungen stets unter den geringer veranschlagten, ebenso bei den Sondersteuern und Einquartierungszahlungen. 1630 zahlte das Kirchspiel Osterfeld 32 Reichstaler Abgaben und lag an sechster Stelle unter den Kirchspielen. Recklinghausen zahlte beispielsweise 338 Reichstaler. Insgesamt führte das Vest 2.046 Reichstaler ab,92 was nur einen Bruchteil der Summe ausmachte, die beispielsweise aus dem Linzer Zoll an das Kurfürstentum Köln abgeführt wurde. 1712 zahlte Osterfeld an ▶ Schatz bei einer Zahl von 24 Schatzpflichtigen nur 22 Reichstaler, Kirchhellen zahlte hingegen 40, Datteln 45, Gladbeck gar 103 und Bottrop mit 109 Reichstalern mehr als doppelt so viel wie Osterfeld.93 Innerhalb des Kirchspiels war Osterfeld jedoch die Bauerschaft, die die meisten Abgaben leisten musste.94 Trotzdem war Osterfeld eine von Armut geprägte Bauerschaft, die dem Kurfürst nur wenig einbrachte. 1583 lebten in Osterfeld nur 20 Schatzpflichtige, davon zahlten fünf jeweils mehr als drei Reichstaler, fünf weitere zwischen einem und zwei und die übrigen weniger als einen Reichstaler.95 1712 bezahlten nach der Schatzung im ▶ Vest Osterfeld an Schatz nur 28 Reichstaler und 22,5 ▶ Albus (beziehungsweise 32,33 Reichstaler). Dieser Betrag war von nur 22 beziehungsweise 24 Schatzpflichtigen zu entrichten.96 1624 war das Kirchspiel Osterfeld infolge der Armut nicht in der Lage, die Verpflegung einiger Kavalleriekompanien im Vest durch Schatzung aufzubringen, weshalb das Kirchspiel sogar Land an das Haus Vondern verkaufen musste.97 Ein Versuch des Kölner Kurfürsten von 1716, bei Osterfeld zur Einahmensteigerung einen Landzoll zu errichten, scheiterte am erbitterten Widerstand des Grafen von der Mark.98 Erst für 1803 ist ein Zolleinnehmer in Osterfeld nachweisbar99 – allerdings spielten auch die Zollgebühren dort keine größere Rolle.

Die Gerichtsbarkeit entwickelte sich in enger Verbindung zur territorialen Zugehörigkeit. Bereits 1226 erfolgte die ▶ Hochgerichtsbarkeit für Osterfeld von Recklinghausen aus. Spätestens seit dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts besaß der Erzbischof von Köln das Hochgericht mit Sitz des Richters in Recklinghausen.100 Besondere Gerichtsrechte, die er gegen Köln im 14. und 15. Jahrhundert für sich ausweiten wollte, machte auch der Herzog von Kleve über das Haus Vondern in Osterfeld geltend,101 was jedoch misslang. Ein Schiedsspruch des Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein von 1426 sprach die hohe Gerichtsbarkeit in Kirchhellen, Bottrop, Gladbeck und Osterfeld endgültig dem Erzbischof zu, während Kleve in Osterfeld nur das Burggericht bekam. Die Quellen bezeugen lediglich grundherrliche Rechte des Grafen von der Mark, beziehungsweise des Herzogs von Kleve, die über das Haus Vondern, einem klevischen Ministerial- und späterem Rittergut, angebunden waren.102 Die niedere Gerichtsbarkeit wurde ebenfalls durch Köln von Recklinghausen aus ausgeübt. So versah zum Beispiel 1410 ein Recklinghäuser ▶ Frone für den Richter in Osterfelder Erbbelangen die niedere Gerichtsbarkeit.103 1595 wurde das ▶ Kirchspiel Osterfeld als Teil des Niedervestes aus dem Sprengel des Recklinghäuser Stadtgerichts herausgelöst und dem Dorstener Stadtgericht zugewiesen.104

In Osterfeld teilten sich spätestens seit dem 13. Jahrhundert mehrere Grundherren den Besitz. Die größten Grundherren waren das Kloster Werden, das Frauenstift Essen, das Haus Hove sowie das Haus Vondern. Außerdem stieg die Kirche zu Osterfeld durch Schenkungen bis 1660 zu einem der größeren Grundherren auf. Die erste Erwähnung eines Grundherrn im Raum Osterfeld fällt in das 10. Jahrhundert. Das Heberegister des Klosters Werden verzeichnet eine Herrenhufe in Armbugila, womit – wie bereits erwähnt – der in Vonderort gelegene Oberhof Arenbögel gemeint ist.105 Im Werdener ▶ Urbar des 11. Jahrhunderts werden ▶ Gerechtsame de Armbugili aufgeführt.106

Der erste Beleg für Grundbesitz des Stifts Essen in Osterfeld findet sich in einer Urkunde des 11./​12. Jahrhunderts, als Kaiser Heinrich IV. die von der Äbtissin Suanihild an das Kloster Essen gemachte Schenkung ihrer Erbgüter bestätigte. Dazu gehörte auch Besitz in Osterfeld.107 Die Erträge des Grundbesitzes mussten dem Borbecker Hof, der als Oberhof fungierte, geliefert werden.108 1487 errichtete das Stift eine Kate (Steinhaus) nahe der Kirche, die dem Verwalter der Ländereien dienen sollte.109

Der Graf von der Mark war ebenfalls spätestens seit dem 14. Jahrhundert in Osterfeld begütert; 1381 erklärte Graf Engelbert von der Mark, dass er das Haus zu Vondern nach dem Tod des Lehensinhabers neu belehnen möchte.110 1397 belehnte Dietrich von der Mark den Dyrich von Vonderen mit Hof und Haus Vondern und versprach, den Hof zu einem Erblehen der Familie zu machen.111 Mit Dietrich starb 1400 der letzte der von Vondern. Das Gut ging zunächst an die von Overhuis und 1405 an die von Loe.112 Unter den von Loe vollzog sich ab 1449 die Loslösung von Kleve und der Übergang zu einem erblichen Rittergut, wobei drei Achtel des Hofs Vondern noch den von der Hoeven gehörte.113 Weitere Belehnungen und Zukäufe in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts (1422/​38 Arenbögelhof, 1424 Mühle am Koppenbach), darunter auch nochmals von den Klevern wie 1449 das „Rhadeland“ sowie Mühle und Fischerei „op der Emscher“114 folgten. 1454 gab Wilhelm von Limburg-Styrum das „Steenhuß upper Emscher“ im ▶ Kirchspiel Osterfeld zugunsten des Ritters Johann von der Loe von der Lehnschaft frei.115 1490 verkauft Johann von der Hoeve, der Mitbesitzer von Vondern, die „Aa unde dath Rebsbroeck“ im Kirchspiel Osterfeld116, und 1523 wird schließlich bezeugt, dass die Osterfelder Heide bis zur kölnischen Grenze zum Haus Vondern gehört habe.117 So wurde das Haus Vondern, beziehungsweise die Familie von Loe innerhalb weniger Jahrzehnte zum größten Grundherrn in Osterfeld.118

1660 gehörten nach dem Vestischen Lagerbuch 20 von 41 genannten Höfen, beziehungsweise Kötter in Osterfeld zum Haus Vondern. Aber auch andere Grundbesitzer waren nach wie vor im Ort stark mit Besitz vertreten: Jeweils vier Höfe gehörten der Familie von Bönen und der Kirche zu Osterfeld. Je drei Höfe waren Essendischer und Lipperheider Besitz. Zwei Höfe zählten zum Kloster Sterkrade und je ein Hof zur Kirche in Bottrop und zum Kurfürstentum Köln. Nur ein Hof wurde frei bewirtschaftet.119 1782 zählten von insgesamt 95 Höfen 33 zu Vondern, 21 zur Kirche, beziehungsweise zum Pastorat (dazu drei zur Vikarie St. Katharina), neun zum Haus Hove, fünf zu Essen, vier zum Kloster Sterkrade, je drei zum Haus Berge und zur Familie Liskes und je einer zu insgesamt 15 verschiedenen Grundbesitzern. Auf 55 Höfen in Osterfeld saßen unschatzbare ▶ Kötter.120

Bis in preußische Zeit bildete sich in Osterfeld weder eine Rats- noch eine Bürgermeisterverfassung aus. Lediglich 1405 wird ein Ratmann der Kirche zu Osterfeld121 in den Quellen erwähnt und 1406 Raetluede der Kirche.122 1440 ist ein Kirchmeister zuständig, 1482 werden zwei Kirchmeister erwähnt.123 1776 ist ein Oberkirchenmeister in Osterfeld bezeugt. Er wird vom Haus Vondern bestellt.124

Zivilgemeindliche Strukturen der Selbstverwaltung entstanden in Osterfeld erst mit dem Ende des ▶ Ancien Regime. 1815 entsendet Osterfeld vier Verordnete zur Amtsversammlung nach Bottrop.125 Außerdem gehören zum Gemeinwesen der Schulrat mit zwei Mitgliedern und zwei Stellvertretern sowie der Armenrat mit fünf Mitgliedern.126 Mit dem stetigen Wachstum von Ort und kommunalen Aufgaben in preußischer Zeit wächst auch die Zahl der kommunalen Bediensteten. So wird 1822 ein Bauernbote eingestellt für die Verbotung der Hand- und Fußdienste; ab 1844 ein Amtsbote.127 1832 stellte das ▶ Kirchspiel Osterfeld dann einen Boten für die Verbotung der Hand- und Fußdienste an. Bislang wurde dieser Dienst von zwei Eingesessenen – u. a. dem 1822 eingestellten Bauernboten – verrichtet, die dafür von allen Kommunallasten befreit waren.128 Eine ausgereifte Kommunalvertretung mit Rat und Vorstand sollte erst 1844 etabliert werden. Auch das Wehrwesen war nur wenig ausgebildet in Osterfeld. Lediglich 1761 werden dort Schützen erwähnt, die mit den Bottroper Schützen zusammengefasst waren.129 Als dann 1824 in Osterfeld der Vogel von Schützen abgeschossen wurde, war das schon nicht mehr dem Wehrwesen, sondern der Folklore zuzuordnen. Dies beweist nicht zuletzt auch folgender Hinweis aus den Quellen:

„1830 wird das Schützenfest blos von Junggesellen, welche sich zuweilen dazu vereinigen, durchgeführt. Die Schützen sind nicht konstituiert und ohne Statuten. Das Schützenfest erfolgt ohne festes Datum und dauert nur einen Tag.“130