Kitabı oku: «Das Mal der Burgherrin», sayfa 2
„Das ist ein guter Vorschlag.“
Im Rittersaal hatten sich Ritter und Knappen einschließlich Simon und Walther bereits eingefunden, als der Graf und die Gräfin eintraten. Das Training an der frischen Luft hatte sie hungrig gemacht. Sie unterhielten sich angeregt. Margareta nickte ihnen lächelnd zu. Sie nahmen am Kopfende der Tafel Platz und der Mönch sprach einen Segensspruch. Das Mahl wurde eröffnet. Die Pagen verteilten das Essen und schenkten Getränke aus. Die Ritter aßen begierig von dem warmen Eintopf und tranken verdünnten Wein dazu. Alle sprachen von der bevorstehenden Jagd und wie man es am besten anstellen sollte, „König der Jagd“ zu werden, denn dieser bekam nicht nur das beste Stück des Bratens, sondern auch noch ein Fass Wein. Auch Simon malte sich seine Chancen aus, was Philipp aber belächelte, weil er nicht glaubte, dass ein Vierzehnjähriger, der noch nicht einmal Knappe war, zu so etwas fähig sein sollte. Bei der Jagd waren sehr erfahrene Jäger zugegen.
Als das Mittagsmahl zu Ende war, beschloss Margareta sich mit den Edelfrauen der Burg in ihren privaten Gemächern zu treffen, um zu planen, was für die Jagd noch zu richten sei.
Sie gingen den ganzen Ablauf durch. Am Vortag der Jagd würden im Laufe des Nachmittags die Gäste eintreffen. Es kamen vier Grafen und höhere Herren zusammen mit ihren Gattinnen, Rittern und Gefolgsleuten. Abends würden sie dann gemeinsam speisen. Die Edelleute würden in den Gästekammern des Palas schlafen. Ritter und Gefolge müssten bei den Knappen auf dem Dachboden und im Gesindehaus untergebracht werden. Vielleicht müsste auch jemand im Wirtshaus übernachten. Das Mahl würde nicht zu lange dauern, da die Jagd vor Sonnenaufgang eröffnet werden sollte. Nach der Jagd würden die Tiere ausgenommen, Felle gehäutet und das Fleisch, welches für abends bestimmt war, gerichtet werden. Die Reste sollten zu Schinken, Wurst und Pökelfleisch verarbeitet werden. Einen Teil durften die Grafen mitnehmen, aber der größte Teil blieb auf der Homburg. Abends würde ein Festmahl abgehalten werden, auf dem der „König der Jagd“ gefeiert werden würde. Sie hatten sogar ein paar Gaukler bestellt, die für ausreichend Unterhaltung sorgen sollten. Am darauf folgenden Tag würde die Gesellschaft wieder aufbrechen.
Kapitel 3
Nach dem Essen ging Walther, auf seinen Stock gestützt, mit Jakob hinaus. Sie begaben sich auf den Weg in Richtung Burgtor. Kurz nach dem Tor kreuzte Ritter Thomas ihren Weg. „Wo wollt ihr denn hin?“
Walther und Jakob sahen sich kurz an und Walther antwortete: „Wir wollen nur in Richtung Naunhof gehen, dort soll eine Kräuterfrau sein, die vielleicht ein paar Kräuter gegen die Schmerzen in meinem Bein hat.“
„Ach so, und ich dachte schon, ihr wolltet euch die Jagdroute ansehen, weil ihr euch irgendwelche Hoffnungen macht!“
Thomas ging grinsend von dannen und Walther und Jakob nahmen den Weg über den Bergrücken und bogen dann in Richtung Südosten zum Wald ab.
„Zum Glück hat sich Thomas abschütteln lassen.“
„Ja, da hatten wir wirklich Glück! Heute Morgen hat auch alles hervorragend geklappt. Simon ist ganz verrückt danach, mit dem Sauzahn ein Tier zu erledigen. Ich habe ihn gefragt, ob er mit mir heimlich vorgehen wolle, damit wir uns an einer günstigen Stelle im Wald verstecken können, von der aus er ganz nah an die Wildschweine herankäme. Er war Feuer und Flamme und hat mich kein einziges Mal mehr „Krüppel“ genannt.“
Sie gingen ein gutes Stück des Weges in den dichten Buchenwald hinein, bis sie zu einer Schneise kamen.
„Hier versammelt sich die Jagdgesellschaft. Zuerst werden die Schützen losgeschickt, damit sie Position beziehen können. Dann machen sich die Treiber und die Hundeführer mit den Hunden auf den Weg. Sie treiben das Wild aus dem Unterholz von den Hängen ins Tal und dieses flüchtet über seinen Fernwechsel bis zu dem Teich im Wald. Unterwegs warten die Schützen und versuchen so viele Tiere wie möglich zu erwischen, aber es werden immer noch einige Tiere unten am Teich ankommen.“
Nach einer kurzen Pause, weil Walther mit seinem Bein nicht so gut laufen konnte, brachen sie auf, den Berg hinunter in Richtung Tal. Ein paar Hasen schreckten auf und flohen hakenschlagend.
„Die Hasen brauchen bei der Jagd keine Angst zu haben. Die Herren zielen nur auf Wildschweine, Rehe, Hirsche und Auerhähne.“
Sie durchquerten das Tal und der Wald wurde lichter.
„Dort vorne links sind die Felsen, auf denen ich warten werde, und Ihr müsst dort im Unterholz vor dem Hang mit Simon ausharren.“
„Die Pferde müssen wir hinter diesem Berg verstecken. Das müsste hoffentlich weit genug sein, dass sie nicht durchgehen, wenn die Treiber mit den Hunden kommen.“
„Lasst uns zurückgehen, Herr, nicht, dass uns Thomas noch vermisst.“
„Ich werde zum Übungsplatz gehen und mich um Simon kümmern.“
Sie machten sich auf den Rückweg. Bergauf war für Walther eine große Qual, Jakob stützte ihn ab, so gut er konnte. Zum Glück konnte er bei der Jagd ein Pferd benutzen.
Am Übungsplatz waren die Ritter und Knappen fleißig damit beschäftigt, mit Pfeil und Armbrust zu üben. Thomas kam zu ihnen herüber.
„Na, habt ihr eure Kräuter bekommen?“
„Leider nicht. Wir haben die Kräuterfrau nicht mehr angetroffen.“
Simon rief von Weitem: „Wo hast du nur gesteckt, hast wohl einen Mittagsschlaf gehalten? Komm und üb dich mit Pfeil und Bogen, damit du bei der Jagd auch einen Treffer landest! Jakob kann auch probieren!“
Walther und Jakob traten zu Simon und nahmen sich Pfeil und Armbrust. Knechte nahmen nicht an der Jagd teil, mussten sich aber trotzdem von Zeit zu Zeit an den Waffen üben, damit sie bei einem Angriff auch mithelfen konnten die Burg zu verteidigen.
Walther ließ Jakob den Vortritt. Dieser nahm die Armbrust und legte einen Pfeil ein. Er spannte die Sehne und zielte auf die Zielscheibe. Der Pfeil surrte los und traf genau ins Schwarze. Jakob war ein sehr guter Schütze. Die anderen sahen ihn bewundernd an.
„Das war großartig! Schade, dass du morgen bei der Jagd nicht schießen darfst! Du hättest gute Chancen, so manch einen Edelmann auszustechen.“
Als Nächster schoss Walther. Sein Pfeil verfehlte die Mitte um einige Fingerbreit.
„Du solltest lieber deinen Reitknecht schießen lassen“, erklang Simon. Jetzt bezog dieser Stellung und schoss in Richtung Ziel. Sein Pfeil verfehlte die Mitte um Daumenbreite.
„Das war zwar noch nicht perfekt, aber immerhin besser als bei Walther!“, lobte ein Ritter. Auch die anderen Ritter und Knappen schossen nun reih um, bis sich Philipp ihnen näherte.
„Na, lasst ihr euren Grafen auch mal für die Jagd üben, damit er nicht als Schlechtester abschneidet?“
Die Ritter ließen dem Grafen den Vortritt und sahen gespannt zu, wie dieser die Armbrust nahm und mit dem Pfeil die Sehne spannte. Er kniff die Augen zusammen, zielte und traf ebenfalls genau ins Schwarze.
„Da, seht her, hat das heute schon jemand von euch geschafft?“
„Ja, Walthers Knecht Jakob!“, antwortete Simon.
„Was, ein einfacher Knecht? Das müsst ihr mir erst einmal beweisen!“
Die Knappen schoben Jakob nach vorne und reichten ihm Pfeil und Armbrust. Dieser verzog leicht das Gesicht. Er setzte den Bogen an, zielte zuerst in die Mitte und zog dann die Armbrust unmerklich etwas zur Seite. Der Pfeil landete am äußeren Rand der Zielscheibe.
„Das dachte ich mir doch gleich, dass das ein Knecht nicht kann! Das war wohl ein Zufallstreffer gewesen!“
Jakob senkte die Armbrust und reichte sie einem Ritter. Er zog sich zurück. Walther schaute ihm nach. Philipp befahl den Knappen, die Waffen wieder in die Waffenkammer zu tragen und die Übungen somit zu beenden. Die Pagen, welche zugesehen hatten, sollten zur Küche gehen, um beim Auftragen des Abendmahls zu helfen.
Doch auf einmal erklang eine leise Musik und Geklapper, welches immer lauter wurde. Schnell eilten die Jungen und Männer dem Lärm entgegen.
Ein Page rief laut: “Die Gaukler kommen! Die Gaukler!“
Tatsächlich zog eine Gruppe von Gauklern den Weg hinauf. Die Musikanten und Sänger gingen zu Fuß und spielten Flöte und Laute und einer trommelte. Auf dem kleinen Wagen saßen ein paar Frauen, die in bunte, hübsche Gewänder gehüllt waren. Das klapprige Pferd wurde von einem großen, kräftigen Mann geführt, der nur ein Feuerschlucker sein konnte. Hinter dem Wagen trotteten ein paar Kinder, Ziegen und ein Hund.
Die Pagen und Burgkinder bildeten ein Spalier und der bunte Zug bewegte sich Richtung Burgtor, wo er zum Stehen kam.
„Wo ist der Herr dieser Burg?“, fragte der Feuerschlucker, welcher der Anführer zu sein schien.
Philipp trat hervor. „Seid gegrüßt, wir haben euch eigentlich erst morgen erwartet!“
„Wir sind einen Tag früher aufgebrochen, weil es sehr kalt zu werden schien. Wir hoffen, dass ihr uns schon heute Quartier gewähren könnt, werter Graf.“
Der Feuerschlucker senkte unterwürfig den Kopf.
„Ihr könnt eure Zelte hier neben dem Übungsplatz aufbauen. Ich werde in der Küche Bescheid geben lassen, dass man euch später etwas zu Essen bringt!“
„Vielen Dank, Herr!“
Die Gaukler führten ihren Wagen zur Seite und begannen gut gelaunt ihre Zelte aufzuschlagen. Sie hofften, dass sie auch nach der Jagd noch ein paar Tage hier verbringen konnten. Philipp schickte einen Pagen zur Köchin und brach mit den Rittern zum Essen auf. Im Saal saßen bereits Margareta, die Edelfrauen und Bruder Hubertus. Dieser segnete wie immer die Mahlzeit und alle langten eifrig zu.
„Könnten die Gaukler nach dem Essen nicht schon ein bisschen für Unterhaltung sorgen, wenn sie schon hier sind?“, fragte Margareta an Philipp gewandt.
„Warum nicht? Ich werde sie vom Haushofmeister rufen lassen, sie sollen aber nur musizieren und singen. Den Rest sollen sie sich für das große Fest aufheben.“
Philipp winkte Ulrich, den Haushofmeister, herbei und unterrichtete ihn.
Als das Essen abgeräumt wurde, betraten die Musikanten und Minnesänger die Empore. Bald schon ertönten abwechselnd lustige Volkslieder und traurige Balladen. Die Sänger erzählten in ihren Liedern von mutigen Rittern, hübschen Burgfräuleins, wilden Drachen und grausamen Herrschern. Margareta liebte die Musik, sie wiegte sich im Takt hin und her. Bald sang der ganze Saal mit.
Bruder Hubertus meinte später zu Philipp: „Lasst Eure Leute nicht zu lange feiern, Herr. Morgen wird ein anstrengender Tag für alle!“
Doch der Graf ließ sie noch eine Weile gewähren, bis er den Musikanten bedeutete aufzuhören. Ohne die musikalische Unterhaltung löste sich die Gesellschaft bald auf.
Kapitel 4
Am Vortag der Jagd musste vieles erledigt werden. Philipp schickte Fuhrmann Berthold zum Krämer und zum Bauer, um die bestellten Sachen abzuholen. Mit den Jägern hielt er eine kurze Besprechung ab.
Währenddessen traf sich Margareta in der Küche mit der Köchin und der Hauswirtschafterin.
„Als Erstes muss Brot gebacken werden, eine Magd soll im Hühnerstall Eier holen. Wenn Berthold mit den Sachen da ist, müssen diese in den Vorratsraum gebracht werden. Ich habe Honig und Nüsse bestellt. Äpfel sind noch genug da. Backt dann die Kuchen.“
„Was sollen wir für heute Abend vorbereiten, Herrin?“
„Für heute Abend braten wir das Schwein, welches wir vom Bauer bekommen. Die Knechte sollen ordentlich Holz herbeischaffen. Dann reichen wir Brot, Wein und Gemüse und Salzheringe für Bruder Hubertus.“
Bruder Hubertus hatte als Mönch ein Gelübde abgelegt, dass er kein Fleisch essen würde, das von Tieren stammte, die mehr als zwei Beine hatten.
„Morgen früh gibt es nur eine schnelle Vesper aus Brot, Butter, Käse und Eiern. Die Männer werden sich für den Mittag Brot und Schinken mitnehmen, für die Frauen bereitet ihr einen Eintopf.“
Die Köchin fuhr sich nervös mit der Hand an die Schläfe. Bei dem Gedanken an die viele Arbeit, die vor ihnen lag, schoss ihr die Röte ins Gesicht und das Herz schlug ihr bis zum Halse.
„Fehlt dir etwas?“, fragte Margareta.
„Nein, nein, ich wäre nur froh, wenn es schon morgen Abend wäre und wir alles hinter uns hätten. Ich habe so ein ungutes Gefühl, als ob irgendetwas schief gehen wird, Herrin.“
„Aber Berta, was soll denn schief gehen? Du hast doch schon so oft für so viele Leute gekocht! Trink mal einen Schluck Wasser, dann wird es dir gleich wieder besser gehen! Für abends nehmen übrigens die Männer zusammen mit dem Metzger das Wild aus. Ich hoffe, sie bringen es rechtzeitig, damit wir nicht zu spät essen. Dazu gibt es Gemüse, Brot, Äpfel in Honig mit Nüssen, Kuchen, Met und Wein. Hoffentlich schießen sie auch einen Vogel für Bruder Hubertus. Rufe die Mägde zusammen, Berta, damit ihr beginnen könnt.“
Margareta wandte sich der Hauswirtschafterin zu: „Johanna, du nimmst dir Grete, Bertram und ein paar Pagen und dann werdet ihr die Gästekammern im Palas für die Grafen herrichten. Anschließend seht nach, wie viele Personen ihr bei den Rittern und Bediensteten unterbringen könnt. Wir brauchen noch zwölf Plätze. Es wäre gut, wenn wir alle hier auf der Burg unterbringen könnten und niemand nach der Feier den steilen Weg hinunter zum Wirtshaus müsste.“
„Wenn alle ein wenig zusammenrücken, wird das schon gehen. Wir machen uns gleich an die Arbeit, Herrin“, entgegnete Johanna.
Margareta machte sich auf den Weg zum Rittersaal. Dort traf sie die Edelfrauen.
„Wir wollen den Saal schmücken, damit es noch festlicher wirkt, wenn die Gäste eintreffen.“
Die Frauen begaben sich an die Arbeit. Sie legten neue Tischdecken auf und verzierten die Tische mit bunten Blättern, Eicheln und Nüssen und stellten Kerzenhalter mit frischen Kerzen auf.
„Na, was haltet ihr von den Gauklern? Hat es euch gestern Abend gefallen?“
„Der Gesang war einfach vortrefflich! Es wäre schön, wenn sie über Winter bleiben könnten. Dann hätten wir jeden Tag Unterhaltung und der Winter würde schneller vorübergehen“, sagte Eleonore, die Frau des Ritters Theodorich.
„Die frechen Frauen würden unseren Männern ganz schön den Kopf verdrehen. Ich weiß nicht, ob ich das so gut finden würde, wenn mein Mann Rupert jeden Abend im Zelt dieser Dirnen verschwinden würde!“, entgegnete Mabilia, die mit ihren vierzig Jahren schon so manches mit ihrem Gatten erlebt hatte.
„Mal doch nicht den Teufel an die Wand! Die Gaukler werden ihre Frauen schon verteidigen.“
„Ich weiß nicht so recht, denen ist doch jedes Zubrot recht.“
„Ich denke, Philipp würde seine Ritter schon im Zaum halten, er weiß schließlich, was sich schickt“, beendete Margareta dieses Gespräch.
Als die Frauen mit ihrer Arbeit fertig waren, begab sich die Gräfin in ihre Gemächer, um dort noch ein paar Sachen zu erledigen.
Auf dem Burghof herrschte reges Treiben. Mägde liefen umher und trugen Dinge von einem Gebäude zum anderen. Knechte fegten den Hof. Das Schwein briet über dem Feuer und es roch nach frischgebackenem Brot. Die Hunde spürten die allgemeine Hektik und bellten aufgeregt.
Auf einmal rannte die Frau eines Gauklers wütend über den Burghof. Sie jagte einen Knecht vor sich her, der ihr nachgestellt hatte. So leicht waren die Gauklerfrauen also doch nicht zu haben. Der Haushofmeister gebot dem ganzen Einhalt: „Knecht, geh zurück zu deiner Arbeit und lass das Weib in Ruhe.“
Der junge Mann ging mit hochrotem Kopf zurück in die Stallungen und die Frau rückte sich erleichtert das Kleid zurecht und trottete von dannen.
Kurz nach Mittag trafen die Gäste ein. Graf Michael und Johann von Kirkel machten mit ihren Frauen Agatha und Sophie den Anfang. Man begrüßte sich herzlich. Die Fuhrwerke wurden bei den Pferdeställen abgestellt und die Bediensteten luden das Reisegepäck ab. Die Hauswirtschafterin und der Haushofmeister geleiteten sie in die Unterkünfte und zeigten ihnen, wo man sich frisch machen konnte. Dann kamen Graf Egbert und Gräfin Mathilde mit ihren Leuten. Als Letzter traf Graf Augustin ein. Seine Gattin war erkrankt und konnte daher leider nicht mitkommen. Der Burghof füllte sich mehr und mehr. Johanna hatte es geschafft, dass niemand hinunter ins Wirtshaus musste. Alle kamen auf der Burg unter.
Die Frauen begaben sich in die Gemächer der Gräfin. Die Grafen und Ritter beriefen zusammen mit den Jägern eine Jagdbesprechung im Rittersaal ein. Der Ablauf der Jagd wurde besprochen und der eine oder andere Becher Wein geleert. Schließlich kennzeichnete man die Pfeile aller Grafen und Ritter für die Ermittlung des „Königs der Jagd“. Achtzehn verschiedene Symbole und Farben waren notwendig. Bruder Hubertus trug diese in eine Liste ein und versah sie mit den zugehörigen Namen. Im Anschluss wurden Ausrüstungen und Pferde gerichtet.
Dann begab man sich zum Abendmahl, die Grafen nahmen mit ihren Frauen am Herrentisch Platz. Die Pagen servierten den Schweinebraten und alles lief so, wie es sich die Burgherrin vorgestellt hatte. Man erzählte, was man in der letzten Zeit erlebt hatte, genoss das Essen und hörte der Musik und dem Gesang der Gaukler zu, die wieder für eine ausgezeichnete Unterhaltung sorgten. Sophie, die junge Frau des Johann von Kirkel berichtete, dass sie ihr erstes Kind erwartete.
„Im Frühjahr wird es das Licht der Welt erblicken.“
„Das sind gute Nachrichten, Sophie! Ich freue mich für Euch. Philipp und ich wir hätten auch gerne noch ein Kind gehabt, aber es hat nicht sollen sein.“
„Ihr habt einen großen und prächtigen Jungen. Ihr könnt stolz darauf sein, einen Sohn wie Simon zu haben. Schon so manche Burg ist gewaltigen Erbstreitigkeiten zum Opfer gefallen, weil es keine männlichen Nachkommen gab.“
„Oder zu viele.“
„Das stimmt auch wieder. Bei Eurem Bruder ist es andersherum. Es gibt einen Erben, aber kein Erbe mehr“, sagte Graf Egbert und sah mitleidig zu Walther hinüber.
„Ja, das ist wirklich eine traurige Sache. Im Frühjahr wird Walther ins Kloster Wörschweiler gehen, dort wird er hoffentlich seinen Seelenfrieden finden.“
„Da wird es bei Euch richtig ruhig, wenn dann auch Simon nach Zweibrücken geht“, warf Mathilde ein.
„Oh ja, ich werde meinen Sohn sehr vermissen. Ich werde schon ganz wehmütig, wenn ich an den Abschied denke!“
Philipp fiel seiner Frau ins Wort: „Nicht jede Mutter hat das Glück ihr Kind so lange behalten zu dürfen, die meisten Pagen verlassen ihr Elternhaus schon mit sieben oder acht Jahren.“
„Du hast recht, aber es fällt mir trotzdem schwer.“
Als das Essen sich dem Ende zu neigte, steckte sich Jakob heimlich Brot und ein paar Bratenstücke unter seinen Kittel. Während noch alle feierten, schlich er sich unbemerkt hinaus. Auf dem Burghof sah er sich vorsichtig um, ein Knecht torkelte aus dem Rittersaal, er ging die Treppen hinunter und entleerte seine Blase. Dann schwankte er wieder zurück. Er hatte Jakob, der im Schatten des Bergfrieds stand, nicht bemerkt. Nachdem die Luft rein war, begab er sich zum Palas und stieg die Treppen hinauf bis zum Dachgeschoss. Er suchte nach der Bettstatt der Ritter des Grafen Egbert. Diese waren dafür berüchtigt sehr schnell zu reiten und immer bei den ersten und besten Jägern zu sein. An dem Wappen des Schildes, welches am Bettpfosten hing, erkannte er schließlich, dass er richtig war. Dann suchte er nach der Jagdausrüstung. Als er sie gefunden hatte, nahm er sich drei der Pfeile, die mit einem schwarzen Ring gekennzeichnet waren, und schlich sich wieder hinaus. Er begab sich ins Gesindehaus, richtete seine Sachen, füllte ein Trinkhorn mit Wasser und legte sich nieder. Morgen musste er als Erster aufbrechen, damit ihn niemand sah.
Jakob war nicht der Einzige, der das Mahl vorzeitig verließ. Auch Simon verabschiedete sich, kaum dass er mit dem Essen fertig war. Er gab vor, müde zu sein.
Simon schlich sich die Treppen von der Oberburg zur Unterburg hinunter und ging um das bebaute Felsplateau herum zum südlichen Hof, wo er zur Tür der Waffenkammer gelangte. Walther hatte ihm heimlich den Schlüssel besorgt. Er sperrte die Tür auf und trat ein. Im Innern zündete er eine Kerze an und sah sich um. An den Wänden hingen Langbögen, Armbrüste, Köcher mit Pfeilen, Schwerter, Lanzen, Speere, Streitäxte, Rüstungen, Helme und Kettenhemde. Simons Blick blieb an einem langen Speer hängen, der aus einem Holzstiel und einem etwa eine Elle langen, spitz zulaufenden Teil aus Eisen bestand, welches innen hohl war. Er nahm es von der Wand, holte ein Tuch unter seinem Umhang hervor und wickelte den Sauzahn darin ein. Dann löschte er die Kerze und machte sich mit vor Vorfreude leuchtenden Augen auf den Weg in seine Kammer, wo er die Waffe unter dem Bett versteckte und sich zur Ruhe legte, aber vor Aufregung kaum schlafen konnte.