Kitabı oku: «Haiti – Teuflische Entscheidung», sayfa 5

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„Hallo!“, rief sie erfreut und deutete Loransya einzutreten.

Zögerlich folgte das Mädchen ihrer Aufforderung und blieb etwas verloren im Raum stehen.

„Wir haben uns das letzte Mal gar nicht vorgestellt“, lächelte die alte Frau, „Ich finde, wir sollten das unbedingt nachholen. Mein Name ist Tamara.“

Damit streckte sie dem Mädchen die Hand entgegen.

„Ich heiße Loransya!“

Die alte Frau lächelte freundlich und deutete auf die beiden Stühle.

„Komm’ wir setzen uns! Du hast doch bestimmt Hunger!“

Tamara zwinkerte und begann ohne die Antwort des Mädchens abzuwarten, sofort damit den Tisch zu decken. Brot, Maisbrei, sogar Wurst und Käse wurden ihr hier angeboten. Die Gastfreundschaft der alten Frau beschämte Loransya ein wenig, aber noch unangenehmer empfand sie die Tatsache, dass man ihr Hunger und Unterernährung so deutlich ansehen konnte.

„Wie geht es denn deiner Puppe? Duften die Haare noch immer?“

Loransya strahlte Tamara an und nickte begeistert.

„Ja, ein wenig kann ich die Rosen noch riechen.“

Die alte Frau füllte Loransyas Teller mit Maisbrei und reichte ihr ein belegtes Brot. Dann setzte sie sich dem Mädchen gegenüber an den Tisch und griff selbst zu.

„Weißt du, wenn man alt und einsam ist, dann freut man sich über ein wenig Gesellschaft bei den Mahlzeiten!“

Damit war es Tamara einfühlsam gelungen, die Peinlichkeit der Situation für Loransya in das angenehme Gefühl eine gute Tat vollbracht zu haben umzukehren. Mit einem Mal fand sie es vollkommen in Ordnung, sich hier auf Kosten der alten Dame satt zu essen.

Mit voll gestopftem Mund berichtete Loransya von dem harten Alltag, den sie bei der Familie Filles erlebte, auch wenn sie es vermied, von Vergewaltigung, Misshandlung und quälendem Hunger zu erzählen.

„Warst du auf einer Schule?“, fiel ihr an der Stelle ein, als sie Tamara berichtet, wie sie heute Morgen die Tochter der Familie begleiten durfte, „Ich meine, kannst du richtig lesen, schreiben und rechnen?“

„Ja, ich war in der glücklichen Lage.“ Tamara nickte und schob mit einem Blick auf das traurige Mädchen hinterher: „Wenn du möchtest, kann ich dir etwas beibringen

“

Loransyas Augen leuchteten vor Begeisterung, doch im selben Moment fiel ihr ein, dass es wohl fast unmöglich war, hier bei Tamara zu lernen, ohne dass es die Familie Filles mitbekam.

„Wie gerne würde ich das“, gab sie traurig zurück, „aber ich glaube nicht, dass man mir das erlaubt!“

Die alte Dame überlegte eine Weile schweigend, ehe ihr etwas einfiel.

„Sie müssen es ja nicht wissen“, flüsterte sie verschwörerisch, „wir machen das, wenn du Wäsche waschen sollst! Die geben wir meiner Nachbarin und wir beide“, sie machte eine kunstvolle Pause und deutete mit dem Finger hin und her, „lernen währenddessen fleißig!“

Loransya spürte Tränen der Dankbarkeit in sich aufsteigen. Noch nie hatte sich ein Mensch, der nicht zu ihrer Familie gehörte, so für sie eingesetzt. Wortlos fiel sie Tamara um den Hals und umarmte sie lange. Glück, dieses Gefühl hatte sie schon lange nicht mehr gespürt!

Leider hielt das Hochgefühl in Loransya nicht allzu lange an, sondern verflüchtigte sich schon, als sie wenig später wieder zuhause in der Hütte eintraf. Sealons dunkler Gesichtsausdruck ließ das Mädchen sofort erkennen wie verärgert sie war.

„Petit negré!“, schrie die giftige Alte Loransya entgegen, „Wo warst du so lange? Ich muss zum Markt und du, nichtsloses Ding, solltest wissen, dass Wilton nicht lange alleine bleiben kann!“

Sealons Stimme erhob sich immer lauter und wurde schließlich so grell, dass sie ein schmerzhaftes Klingeln im Ohr verursachte. Sie redete sich immer mehr in Rage und war schließlich so aufgebracht, dass sie Loransya eine schallende Ohrfeige verpasste.

„Dir dummem Ding werden wir es noch zeigen!“, kreischte sie wütend, „Wo warst du?“

„Ich war am Fluss Wäsche waschen!“, stammelte Loransya bang und hielt sich mit einer Hand die schmerzende Wange, immer darauf gefasst, gleich wieder geschlagen zu werden.

„Wäsche waschen? Du kannst gleich Wasser holen gehen, aber vorher wird hier sauber gemacht!“

Das kleine Mädchen nickte untergeben und war im ersten Augenblick froh darüber, als Sealon wutentbrannt davon rauschte. Doch dann fiel ihr Blick auf Wilton, der selbstgefällig grinsend im Bett lag und die Szene amüsiert verfolgte.

„Ich werde zum Brunnen gehen!“, stieß Loransya hervor und war ehrlich überrascht darüber, dass von Wilton keine Widerworte zu hören waren.

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und die Hitze staute sich unerträglich über den staubigen Wegen des Armenviertels. Der Gestank von Fäkalien und Müll lag beißend in der Luft und wurde nur ab und zu von einer Brise Meeresluft aufgefrischt. Die meisten Haitianer hatten sich in ihre schattigen Hütten zurückgezogen, um Schutz vor der Mittagssonne zu suchen und nur vereinzelt kreuzte ein menschliches Wesen ihren Weg. Doch Loransya störte dieser Umstand nicht besonders. Hauptsache sie war weit genug weg von den Familienmitgliedern der Filles. Ihre Zukunft lag vor ihr, sie hatte dank Tamara endlich wieder eine kleine Perspektive, die sie stolz in sich trug. Wenn sie erst schreiben, lesen und rechnen konnte, dann würde sie Haiti erobern und was natürlich am Allerwichtigsten für das kleine Mädchen war, sie konnte zurück zu ihrer Familie kehren. Obwohl sie sich zwischenzeitlich schon etwas in Port-au-Prince eingelebt hatte und ihr die Hauptstadt nicht mehr ganz so fremd erschien, so nagte an ihrer kleiner Seele doch das quälende Heimweh schmerzhaft und die unendliche Sehnsucht nach der sicheren Geborgenheit und der unendlichen Liebe, die das kleine Mädchen nur im Arm der Mutter verspürte.

„Hey, Loransya!“, riss es das Mädchen aus ihren Gedanken.

Hinter ihr am Brunnen stand Bernard, der ihr breit entgegen grinste.

„Hallo Bernard, geht’s dir gut?“, begrüßte Loransya den Straßenjungen. Bei seinem Anblick fiel ihr sofort auf, dass von seiner Stirn bis quer über die Wange eine Blut verkrustete, eitrige Wunde klaffte.

„Was ist passiert?“

Bernard setzte ein gequältes Lächeln auf und zwang sich tapfer zu bleiben.

„Wir sind in der Nacht überfallen worden, aber es geht schon!“

Das Los der Straßenkinder war offensichtlich nicht wesentlich besser, als das eines Réstaveks. Misshandlungen, Schläge und Gewalt waren in jeder Lage an der Tagesordnung.

„Du musst das sauber machen!“

Loransya betrachtete die entzündete Wunde und riss kurz entschlossen einen Fetzen von ihrem ohnehin schon ziemlich durchlöcherten Baumwollkleid ab.

„Setz dich dahin!“

Sie deutete auf den Brunnenrand, befeuchtete den Fetzen und tupfte vorsichtig Blut und Eiter von der Wunde. Bernard hielt währenddessen ganz still und bedankte sich nach Abschluss der Behandlung überschwänglich bei seiner Helferin.

„Komm’, dafür schleppe ich dir das Wasser die Treppen hoch!“

Gemeinsam stiegen die Beiden Stufe für Stufe die steile Treppe empor.

„Dir geht es nicht gut, oder?“

Bernard hielt kurz inne und warf einen fragenden Blick auf das Mädchen.

„Nein“, gab Loransya sofort zu, „du kennst das ja

“

Der Straßenjunge seufzte. „Leider ja, aber ich bin kein Mädchen!“

Sie wusste sofort, worauf er eigentlich hinaus wollte, sagte daraufhin aber erst einmal nichts und hoffte, dass Bernard schnell das Thema wechselte. Zu peinlich und beschämend war die Erinnerung an die Vergewaltigung.

„Haben sie dich schon angefasst?“, er stockte kurz, „Ich meine nicht nur geschlagen, sondern noch Schlimmeres mit dir gemacht?“

Loransya beeilte sich, den Kopf zu schütteln, aber sie sah Bernard dennoch an, dass er ihr nicht glaubte.

„Wer? Der Vater oder der Sohn, oder alle beide?“

Sein Blick war jetzt so durchdringend, dass das Mädchen sich sicher war, dass er in ihr lesen konnte wie in einem offenen Buch.

„Ich möchte nicht darüber sprechen“, wehrte sie zaghaft ab.

„Das solltest du aber!“, widersprach ihr Bernard. „Du brauchst Menschen mit denen du reden kannst und denen du Vertrauen schenkst.“

Etwas leiser fügte er hinzu: „Sonst geht nicht nur dein Körper kaputt, sondern früher oder später auch deine Seele. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche!“

„Das ist schon passiert“, wisperte Loransya tränenerstickt und fühlte in diesem Augenblick, dass Bernard ihr Vertrauen verdient hatte, „der Sohn.“

Wortlos stellte er den Wassereimer auf einer Treppenstufe ab und zog sie in seine Arme. Liebevoll streichelte er über ihren Kopf und aus Loransya sprudelten die Worte nur so hervor. Sie erzählte ihm von den Schlägen, den Beleidigungen und Demütigungen und sogar von der Vergewaltigung. Sie sprach von der tief sitzenden Angst, die sie überkam, sobald sie die Hütte der Familie Filles auch nur betrat und der stetigen Panik, dass Wilton sich wieder an ihr verging. Auch die Reaktion des Familienoberhauptes auf ihre deutliche Anspielung ließ sie nicht aus. Außerdem weihte sie Bernard in den geheimen Pakt ein, den sie mit Tamara geschlossen hatte und die tiefe Hoffnung, die sie daran knüpfte.

Der Straßenjunge hatte bis jetzt schweigend zugehört.

„Nutze deine Chance, die dir die alte Frau bietet, um vielleicht wirklich irgendwann ein Leben in Freiheit und Unabhängigkeit führen zu können! Nutze sie, nicht jeder bekommt eine solche Gelegenheit!“

Das kleine Mädchen fühlte sich erleichtert und war verblüfft darüber wie gut es ihr tat, sich endlich das ganze Martyrium, das sie tagtäglich durchleben musste, von der Seele zu reden. In Bernard hatte sie einen Verbündeten gefunden und sie wusste, dass er ihr Vertrauen verdient hatte – obwohl sie ihn erst das zweite Mal in ihrem Leben gesehen hatte.

***

Unter dem Schatten des Mangobaums ließ sich die schwülwarme Luft dieses heißen Sommertages gut aushalten. Marina Courtons und Fabienne hatten sich dort auf einer Strohmatte in unmittelbarer Nähe der Hütte niedergelassen und tuschelten schon seit einer Weile geheimnisvoll miteinander. Jean beobachtete seine Mutter schon eine ganze Zeit lan und irgendetwas missfiel ihm an der unbekannten alten Freundin. Sie passte kein bisschen in diese ländliche Region Haitis. Ihr Kleidungsstil war auffällig und außerdem trug sie einen für seinen Geschmack viel zu roten Lippenstift. Obwohl er nicht mitbekam, worüber die beiden Frauen sprachen, so merkte er doch, dass es etwas war, das nicht für seine Ohren bestimmt war und kein anderer hören sollte. Besuche in Virol waren ohnehin etwas eher Ungewöhnliches. Wenn einmal jemand vorbeikam, waren es höchstens Frauen aus der Nachbarschaft oder bestenfalls der Priester aus dem Nachbarort. Aber eine „alte Freundin“ seiner Mutter war noch nie im Dorf gewesen seit Jean denken konnte. Argwöhnisch warf der beinahe erwachsene Junge einen letzten Blick auf das ungewöhnliche Frauenpaar, dachte bei sich, er werde später mit dem Vater darüber noch mal sprechen müssen und machte sich dann aber doch auf den Weg zum Feld.

Im selben Moment warf Marina die letzten moralischen Bedenken über Bord. Ihr Entschluss stand unerschütterlich fest: Sie würde alles geben, was in ihrer Macht stand, um ihr kleines Mädchen wieder zu bekommen. Notfalls nahm sie sogar das Opfer in Kauf, zukünftig ihr Leben als allein erziehende Mutter in die Hand zu nehmen und auf ihren sturen, uneinsichtigen Ehemann zu verzichten.

„Ja“, flüsterte sie, „ich mach’s! Aber erst einmal nur als Tänzerin!“

Fabienne war vom ersten Augenblick ihres Wiedersehens an klar, dass sich ihre alte Freundin verändert hatte, aber wie sehr, wurde ihr erst jetzt bewusst.

„Bist du dir sicher?“

Marina Courtons nickte entschlossen. Sie war sich sicher, dass sie jedes auch nur erdenkliche Opfer auf sich nehmen würde, um wieder gut zu machen, was sie ihrer Tochter angetan hatte. Selbst in der stickigen, engen Hauptstadt Port-au-Prince würde sie bleiben, um Loransya nicht aus der Schule nehmen zu müssen. Ihre kleine Tochter sollte sich nie mehr allein und verlassen fühlen, das schwor sich Marina Courtons an diesem Sommertag im Schatten des Mangobaums.

„Gut, dann werde ich mich um alles kümmern. Heute Abend spreche ich mit dem Chef des Ladens und versuche mein Möglichstes, einen anständigen Lohn für dich auszuhandeln!“

Fabienne drückte ihre alte Freundin kurz an sich, da fiel ihr noch etwas ein.

„Du solltest tanzen üben!“

Sie ließ ihren Blick zurück zu der bescheidenen Hütte der Familie Courtons schweifen und schüttelte dann entschlossen mit dem Kopf.

„Aber ich glaube nicht, dass das hier möglich ist, ohne dass es jemand bemerkt. Komm’ doch einfach morgen zu mir, am besten nachmittags!“

Natürlich hatte Fabienne Recht. Es war ein Ding der Unmöglichkeit, sich in einer

10 Quadratmeter großen Hütte im erotischen Nackttanz zu üben, ohne von Mann oder Söhnen dabei erwischt zu werden.

„Morgen ist sowieso Markttag, da bin ich im Dorf“, antwortete Marina schnell, „holst du mich am Marktplatz ab?“

Fabienne nickte und erhob sich dann langsam von der Strohmatte.

„Dann bis morgen, Marina!“

***

Über Wiltons Gesicht huschte ein widerliches Grinsen, als er beobachtete wie Loransya sich wenig später damit abmühte, das schwere Wasser in die Hütte zu schleppen. Das Mädchen hielt es für die beste Taktik, den abscheulichen Widerling so zu behandeln, als wäre er aus Luft und befüllte eine zerschlissene Plastikwanne mit Wasser. Wie jeden Tag standen die fünf Teller und Tassen der Familie vom Frühstück noch unberührt auf dem alten Tisch. Die Familie Filles besaß nicht mehr Geschirr und für das kleine Mädchen gab es weder einen Teller noch eine Tasse. Natürlich war das in den Augen ihrer Herren auch gar nicht nötig. Schließlich konnte das Réstavek froh darüber sein, dass ab und an ein paar Speisereste übrig blieben, die die Filles dann nicht den Schweinen verfütterten, sondern an sie abgaben. Seufzend machte sich Loransya daran, das benutzte Geschirr in die Wanne zu stapeln und mit Hilfe einer abgenutzten Spülbürste die eingetrockneten Maisbreireste abzuschrubben. Sonst kratzte das Mädchen in einem unbeobachteten Moment vorher über die Teller und verschlang die Lebensmittelreste gierig, um den stetig quälenden Hunger wenigstens für einen kurzen Moment stillen zu können. Aber heute war das dank Tamara anders. Sie war satt und gut gelaunt, hatte die alte Frau ihr doch Hoffnung für die Zukunft geschenkt!

Wenig später war die Arbeit erledigt und Loransya trat nach draußen, um das schmutzige Abwaschwasser vor der Hütte auszuschütten. Die schwülwarme, drückende Luft war geschwängert von einem beißenden Gestank aus Fäkalien und in der Hitze langsam verrottenden Mülls. Tausende Moskitos tanzten in Schwärmen tief über den Dächern der Wellblechhütten und kündigten einen bald nahenden Regenschauer an. Die Regenzeit machte die Arbeit eines Réstaveks nicht unbedingt leichter. Zu den vielen Stunden ermündender Hausarbeit kam nun auch noch das Schöpfen des Regenwassers aus den undichten Hütten. Loransya warf noch einen letzten Blick nach oben auf die sich nahende Wetterfront und wandte sich dann wieder nach drinnen ab.

„Ich möchte aufstehen!“, meldete sich jetzt Wilton erstmals zu Wort, kaum dass Loransya wieder eingetreten war. „Hilf mir!“

Das Mädchen zögerte zunächst etwas. „Ich weiß nicht, du solltest liegen bleiben, dein Rücken ist gebrochen!“

Eigentlich war es ihr egal, von ihr aus könnte er sich ruhig auch noch den Hals brechen, aber die drohende Strafe der Filles, sollte ihrem Stammhalter etwas zustoßen, wollte sie sich gar nicht erst ausmalen.

„Hast du nicht gehört, du dummer Neger?“, brüllte Wilton erbost über so viele Widerworte, „Ich möchte aufstehen!“

Loransya zuckte gelangweilt mit den Schultern.

„Bitte, wie du willst!“

Damit ging sie auf sein Bett zu, reichte ihm die Hände und zog ihn kräftig hoch. Das erste Stückchen schien es beinahe, als wäre es für Wilton kein allzu großes Problem aufzustehen, doch plötzlich hielt er inne und schrie Schmerz gequält auf.

„Bist du wahnsinnig?“, johlte er, obwohl das Mädchen sofort aufgehört hatte, an ihm zu zerren.

„Du solltest eben liegen bleiben“, versuchte Loransya den aufgebrachten Wilton etwas zu besänftigen.

„Du ungeschickter Neger!“, tobte er unverhohlen weiter. „Dich kann man eben nur für eines brauchen!“ Damit packte Wilton grob nach ihrer Hand und legte sie auf sein Geschlechtsteil.

„Ich warne dich“, zischte er und mehr war gar nicht nötig, um Loransya einzuschüchtern und gefügig zu machen. Die eitrigen Wunden auf ihrem Rücken hatten sich entzündet. Es würde wohl noch lange Zeit dauern, ehe sie ganz verheilt waren. Die Erinnerung an die brutalen Schläge des Familienoberhaupts jedoch hatte sich tief in die kindliche Seele gebrannt.

Das kleine Mädchen zitterte am ganzen Körper, wagte es aber dennoch nicht, ihre Hand wegzunehmen.

„Bitte, lass mich gehen“, stammelte sie unter Tränen. „Ich muss doch arbeiten!“

Wilton lachte spöttisch auf und machte sich an seiner Hose zu schaffen, die er mühevoll herunterzog.

„Natürlich!“ Er deutete auf sein erigiertes Glied. „Mach’ dich an die Arbeit!“

Wie erstarrt saß Loransya auf dem Bettrand und hatte keine Ahnung, was er eigentlich von ihr wollte. Der ungeheuere Ekel, den sie vor Wiltons Genitalien empfand, krampfte ihren Magen schmerzhaft zusammen.

„La-pou-sa-a, du wirst es mir besorgen! Und zwar jetzt!“

Seine eiskalte Stimme drang ihr durch Mark und Bein. Sie hatte keine andere Wahl, als seinen Worten zu folgen, nur hatte sie überhaupt keine Ahnung, was er eigentlich von ihr erwartete.

Wilton musterte sie noch einen Moment, dann packte er ihren Kopf gebieterisch und drückte ihn fest zwischen seine Beine.

„Los, nimm ihn in den Mund, du Negerschlampe!“

Loransya spürte seine kräftige Hand in ihrem Nacken liegen und öffnete nur widerwillig die Lippen. Stöhnend rammte ihr Wilton sein Geschlechtsteil in den Rachen. Der penetrant bittere Geschmack seines Penis, der sich augenblicklich in ihrem ganzen Mund verteilte, war so widerlich, dass sie aufwürgte und nur mit Mühe verhindern konnte zu erbrechen. Der Griff seiner Hand wurde immer stärker und er drückte ihr Gesicht jetzt so tief nach unten, dass Loransya ihren Würgereflex nicht mehr unter Kontrolle halten konnte. In einem warmen Schwall ergoss sich da ihr Mageninhalt über Wiltons Unterleib und sickerte über sein Becken hinunter auf die Matratze. Zuerst schien er das Malheur noch gar nicht zu bemerken, erst als Loransya schnappend nach Luft rang, packte er sie grob an den Haaren und zog sie auf seine Gesichtshöhe. Die dunklen Augen des Jungen funkelten Loransya bedrohlich an und das Mädchen zittert aus Angst vor der Bestrafung, die sie jetzt zu erwarten hatte.

„Du kleine Schlampe“, flüsterte er bedrohlich leise.

„Es tut mir Leid, ich mache das sofort sauber!“, bettelte Loransya unterwürfig.

„Leid?“ Seine Stimme wurde immer lauter. „Der Schlampe tut das Leid! Du wirst gleich sehen, wie Leid es dir tut!“

Damit holte er aus und schlug dem Mädchen schallend links und rechts mitten ins Gesicht.

„Bitte, lass mich gehen!“, flehte Loransya panisch, „bitte, Wilton!“

Es war das erste Mal, dass sie den Jungen beim Namen genannt hatte, weil sie hoffte, damit besser an sein Mitgefühl appellieren zu können.

„Du dreckige Hure, wagst es meinen Namen in den Mund zu nehmen?“, wütete er weiter. „Zieh Rock und Unterhose aus, sofort!“

Die wahnsinnigen Züge, die in seinem Gesicht aufblitzten, machten dem kleinen Mädchen noch mehr Angst. Sie war sich jetzt ganz sicher, dass er auch nicht davor zurückscheuen würde, sie umzubringen, sollte sie sich nicht seinem Willen unterwerfen. Zitternd folgte Loransya dem Befehl und legte ihre Kleidungsstücke ab.

„Leg dich hin und nimm die Beine auseinander!“

Wilton deutete auf das freie Stück Matratze neben ihm. Das Mädchen gehorchte ihm angstbebend. Sie schloss die Augen und versuchte ganz intensiv an Zuhause zu denken, um die bevorstehenden Qualen irgendwie erträglicher zu machen. Sie konnte fast schon den vertrauten Geruch ihrer Mutter riechen, als sie der stechende Schmerz in ihrem Unterleib wieder quälend in das Hier und Jetzt zurückversetzte. Die Wirbelfraktur hinderte Wilton nicht daran, derart brutal in ihren Unterleib zu stoßen, dass es sich anfühlte, als schneide ihr jemand mit einem scharfen Messer die Innereien aus dem Körper. Ihr war schwindelig und die Hütte um sie herum, begann sich zu drehen. Endlich stöhnte Wilton wie ein brunftiger Stier, rollte von ihr hinunter und ließ sich schweißgebadet neben sie auf die Matratze fallen. Panisch sprang das Mädchen sofort auf, griff nach ihren Kleidungsstücken und verschwand in einer dunklen Ecke der Hütte, um sich wieder anzuziehen. Sie wollte weinen, aber keine einzige Träne kam ihr aus den Augen. Das Mädchen fühlte sich leer, ausgebrannt und benutzt wie ein Stück Vieh.

„Mach’ das Bett sauber, du Negerschlampe!“, hörte sie da Wilton poltern und ging wie mechanisch auf ihn zu. Wortlos nahm sie das schmutzige Bettlaken ab, legt ein neues auf und ging dann zum Fluss, um es zu waschen.

***

Marina Courtons ließ ihren Blick traurig über die vielen Mangos schweifen, die heute auf dem Markt mal wieder keine Abnehmer finden wollten, und dachte an ihr kleines Mädchen. Wie oft hatte sie in den letzten Wochen ein Gebet gesprochen und Gott darum gebeten, auf ihre kleine Tochter aufzupassen? Auch jetzt begann sie leise vor sich hinzumurmeln und die göttliche Gnade zu erbitten, als sie in der Ferne Fabienne auf sich zuschlendern sah. Schon von Weiten erkannte Marina, dass ihre Freundin heute Nachmittag bei allerbester Laune war.

„Hallo Marina! Es hat geklappt!“, schrie sie ihr so laut entgegen, dass die Hälfte der Marktfrauen von ihren Waren aufsahen und Fabienne neugierig musterten.

„Hallo Fabienne!“

Absichtlich ging Marina nicht auf die Bemerkung ihrer Freundin ein, sondern machte sich daran, ihr weniges Hab und Gut zusammenzusuchen, das um sie herum auf dem Boden verteilt lag.

„Wie sind die Geschäfte gelaufen?“

Schulterzuckend deutete Marina auf die vielen, übrig gebliebenen Früchte.

„Nicht besonders, wie du siehst. Wir können gehen!“

Munter plaudernd liefen die beiden Frauen über den Marktplatz die Hauptverkehrsstraße entlang, bis sich in einer Nebenstraße vor ihnen endlich in ein ruhiges Wohngebiet auftat. Marina war fasziniert von den kleinen, gemauerten Häusern und dachte bei sich, dass wohl beinahe jeder Haitianer in besseren Verhältnissen lebte, als es sich ihre Familie in Virol jemals leisten konnte.

„Da vorne, in dem kleinen blauen Häuschen, da wohne ich!“

Fabienne deutete die Straße entlang. Links und rechts der geteerten Gasse reihten sich bunte, kleine Häuschen aneinander, die das herrliche karibische Flair längst vergangener Kolonialzeiten versprühten. Jedes der Häuser verfügte über eine Terrasse und ein winziges Stück Garten. Sogar der Rasen erstrahlte in einem satten Grün, was für ein Land, indem tagtäglich tausende Menschen an Wassernot und Durst litten, für Marinas Geschmack etwas zu verschwenderisch war. Für die Sicherheit der Bewohner sorgte eine strahlend weiße Mauer, auf der oben eine Stacheldrahtrolle angebracht war, die auch sicher verhindern sollte, dass kein Unbefugter darüber kletterte. Einen kurzen Augenblick überkam Marina ein Anflug von Neid, den sie aber schnell wieder beiseite schob.

„Das ist schön hier!“, lobte sie stattdessen.

Nickend pflichtete Fabienne ihr bei.

„Ich wohne hier noch nicht so lange, erst seit ich meine Arbeit habe.“

Wenn es tatsächlich möglich war, durch die Arbeit in dem Nachtklub soviel zu verdienen, dass man sich ein für haitianische Verhältnisse so komfortables Haus leisten konnte, dann sollte es doch wohl auch Marina gelingen, ihre Tochter mit dem Geld zurückzuholen.

Schweigend betraten die beiden Frauen das Grundstück durch ein schmiedeeisernes Tor und folgten einem geschlängelten Kiesweg, der über die Veranda zur Haustüre führte. Staunend schaute sich Marina um. Es schien fast so, als wäre es Fabienne gelungen, hier ein Paradies auf Erden zu schaffen.

„Nun, komm’ schon rein!“

Fabienne hatte die dunkelblaue Haustüre bereits aufgeschlossen und wartete ungeduldig auf der Schwelle.

„Du hast sogar eine Türe! Wahnsinn!“

Die Hausbesitzerin lachte kurz auf.

„Ja! Marina, du musst lernen, dass es auch eine Welt außerhalb deines Bauerndorfs gibt.“ Sie hielt kurz inne und zog den Schlüssel ab. „Allerdings kann ich dir nicht versprechen, ob diese Welt hier besser ist. Einiges ist es ganz bestimmt, aber es gibt sicherlich Schattenseiten, von denen du noch nicht einmal etwas ahnst.“

Einen Moment lang war Marina etwas verärgert. Sicherlich kannte sie nur das einfache Leben in ihrem kleinen Bergdorf. Aber immerhin ging sie mehrmals in der Woche in den Nachbarort auf den Markt und bald, da war sie sich sicher, würde sie ihre Tochter in der Hauptstadt Port-au-Prince, die auch sie nur aus Erzählungen kannte, in die Arme schließen.

Das Innere des Hauses wirkte gespenstisch und stand im krassen Gegensatz zu der viel versprechenden Außenfassade. Obwohl genügend Raum zur Verfügung stand, hatte sich Fabienne damit begnügt, nur wenige Möbelstücke aufzustellen. In einer Ecke des Raumes lag ihre Matratze auf dem Boden. Daneben stand ein einfacher Kleiderständer, auf dem Fabiennes glitzernde Kleider in Reih und Glied aufgehängt waren. Gegenüber hing ein Spiegel, der so groß war, dass er beinahe die ganze Wandlänge einnahm und im anderen Teil des Raumes befand sich nur ein runder Bistrotisch und zwei einfache Metallstühle.

„Komm, lass uns erst einmal ein Kleid für dich auswählen!“

Fabienne schob die Kleiderbügel suchend hin und her und zog schließlich ein satinrotes, kurzes Minikleid mit einem tiefen V-Ausschnitt hervor.

„Gefällt dir das?“

Marina nickte angetan und erinnerte sich genau an einen Tag in ihrer Kindheit, als sie von der Frau eines Regierungsabgeordneten ein altes Modemagazin geschenkt bekommen hatte. Stundenlang blätterte sie sich durch die Seiten, versank in ihrer Phantasiewelt und malte sich aus, wie es wohl wäre, selbst ein solch schönes Kleid zu besitzen.

„Dann probier’ es doch gleich mal an.“

Fabienne ging zu dem kleinen Tisch und zog darunter einen großen Plastiksack hervor. „Natürlich brauchen wir auch noch Schuhe, deine passen nicht dazu!“

Sie warf einen geringschätzigen Blick auf Marinas abgelaufene Flipflops und zog ein Paar dunkelroter Stöckelschuhe hervor. Noch nie zuvor hatte Marina einen solch schönen Schuh gesehen. Ehrfürchtig bewunderte sie ihn von allen Seiten, bis Fabienne sie zurück in die Realität holte.

„Los jetzt, anziehen! Wir müssen proben!“

Wenig später war aus der einfachen Bäuerin und Marktfrau Marina Courtons die glamouröse Diva Marina geworden. Von ihrem Anblick restlos begeistert drehte und wendete sie sich vor dem Spiegel hin und her und konnte gar nicht genug von ihrem Anblick bekommen.

„So, dann werde ich dir mal zeigen, was von dir erwartet wird!“

Auch Fabienne war in der Zwischenzeit in Highheels geschlüpft. Das bunte Sommerkleid hatte sie gegen ein eng anliegendes, schwarzes Kleid ausgetauscht und legte nun eine Kassette in das große Transistorradio ein. Laut dröhnend schallte der rhythmische Klang von “Kiliboi” - Coupé Cloués Song über den legendären Urwald - der früher einmal fast die gesamte Insel bedeckt hatte – aus den Boxen und Fabienne begann sofort, sich ekstatisch zu der Musik zu bewegen.

„Komm’ Marina“, forderte sie die Freundin auf, „stell dich neben mich und mach mit.“

Die Bäuerin tat wie ihr geheißen wurde und stellte sich neben Fabienne auf. Obwohl es so einfach aussah, war es alles andere als leicht, sich zu der Musik zu bewegen und dabei auch noch gut auszusehen.

„Das war doch schon mal sehr gut“, lobte Fabienne. „Jetzt wollen wir einen Schritt weiter gehen und uns möglichst erotisch entblättern.“

Marina seufzte beim Anblick von Fabiennes schlankem, makellosem Körper. Sie selbst war von Mutter Natur leider nicht so reichlich beschenkt worden, hoffte aber trotzdem, dass ihr Körper dennoch ausreichen würde, um die Touristen heiß zu machen. Fabienne war nur noch mit einem String bekleidet und räkelte sich jetzt lasziv vor ihr auf dem Boden.

„Gut!“ Damit sprang sie auf und warf Marina einen erwartungsvollen Blick zu.

„Jetzt bist du dran!“

Unsicher stand Marina Courtons vor dem Spiegel und striff den Träger ihres Kleides langsam von der Schulter.

„Ja, du machst das gut!“, motivierte Fabienne sie. „Jetzt lass die Hüllen fallen!“

Zögerlich schaute sie zwischen dem Spiegel und ihrer Freundin hin und her. In diesem Augenblick dachte sie an Loransya. Übermäßige Scham konnte sie sich nicht leisten, das war sie ihrer Tochter schuldig. Entschlossen zog sie das Kleid tänzelnd über Busen und Hüften und ging auf den Boden ganz so wie ihr es Fabienne eben gezeigt hatte.

„War es so richtig?“

„Super! Für das erste Mal wirklich perfekt!“ Fabienne war stolz auf ihre Fähigkeiten als Lehrerin und strahlte über das ganze Gesicht und auch Marina war zuversichtlich. Natürlich war es ein enormer Unterschied, ob man sich vor einer Meute gieriger Touristen auszog oder vor der eigenen Freundin. Aber Marina hatte ihr Ziel klar vor Augen und sie würde sich von nichts und niemanden mehr stoppen lassen – weder von ihrem Mann noch von einer Gruppe Touristen!

„Gut! Wir trainieren noch ein paar Mal und am Samstag hast du deinen großen Auftritt!“

Das Herz der einfachen Bäuerin schlug vor Aufregung, aber da fiel ihr ein, dass sie die allerwichtigste Frage noch gar nicht besprochen hatten.

„Wie viel Geld bekomme ich eigentlich pro Auftritt?“

Fabienne legte den Arm um die Schulter ihrer Freundin und wünschte sich wie so oft in den letzten Wochen, dass sich die Wege der alten Freundinnen nur schon viel früher gekreuzt hätten. Soviel Leid und Qualen wären Marina erspart geblieben!

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