Kitabı oku: «Wunder und Wunderbares», sayfa 2

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1.2 Wenn Wunder unerwartet sind, was ist dann das Erwartete?

Diese Frage hilft uns, eine deutliche Trennlinie zwischen Wundern (Unerwartetes) und Nichtwundern (Erwartetes) zu ziehen. Alle Ereignisse in unserer Welt laufen innerhalb eines Rahmens von festgefügten Gesetzmäßigkeiten ab. Diese nicht veränderlichen Fügungen nennen wir Naturgesetze.

1.3 Was ist ein Naturgesetz?

Wir beobachten alle Tage, dass ein Gegenstand nach unten fällt. Das kann eine Tasse, ein Kugelschreiber oder auch ein Apfel am Baum sein – sie fallen alle auf die Erde. Dieselbe Gesetzmäßigkeit gilt auch für einen Turmspringer auf dem Zehnmeterbrett oder für den Absturz eines Meteoriten auf die Erde. Es spielt offenbar überhaupt keine Rolle, was das für ein Gegenstand ist, der da fällt.

Außerdem stellen wir fest, dass das Herunterfallen mit einer Geschwindigkeit geschieht, die ständig zunimmt. Ganz allgemein ausgedrückt handelt es sich hierbei um das so genannte Gravitationsgesetz. Da es von diesem Gesetz in der Natur offenbar keine Ausnahme gibt, nennen wir es ein Naturgesetz.2

Nach allem, was wir wissen, sind Naturgesetze konstant – sie sind unveränderlich seit ihrer Installation durch den Schöpfer. Sie geben einerseits einen weiten Freiraum für Wirksamkeiten und Abläufe in unserer Welt und erlauben die vielfältigsten technischen Erfindungen und Verfahren, aber andererseits schließen sie viele nur in unserer Vorstellung erdachte Vorgänge als nicht realisierbar aus.

Besonders in den Naturwissenschaften Physik und Chemie wird versucht, diese ständig gegenwärtigen, überall wirksamen Gesetze durch Beobachtung und Experimente herauszufinden und sie dann mathematisch oder verbal in allgemeiner Form auszudrücken. Während die Naturgesetze für materielle Größen (z. B. Energie, elektrische Ladung, Viskosität) in den meisten Fällen auch mathematisch formulierbar sind, gelingt dies bei den nicht-materiellen Größen (z. B. Information, Bewusstsein, Wille) (noch) nicht.

Der Schöpfer hat nicht nur diese Welt und das ganze Universum geschaffen; er hat auch die Naturgesetze installiert, die all seinen Werken innewohnen und darum ständig und überall wirksam sind.

Nur dadurch, dass wir die Naturgesetze kennen und sie präzise formulieren können, gelingt es uns, die Tragfähigkeit einer Brücke oder den Energieverbrauch einer Rakete, die zum Mond fliegen soll, im Voraus zu berechnen. Kurz gefasst können wir sagen: Technik ist geniale Anwendung der Naturgesetze.

Am 27. April 2005 hob das bisher größte Passagierflugzeug der Welt, der Airbus A380, in Toulouse (Frankreich) ab. Dieser Gigant ist 73 Meter lang, 24 Meter hoch und über 79 Meter breit. Der Jet bietet bis zu 850 Passagieren Platz und löst damit die amerikanische Boeing 747 als bisher größtes Passagierflugzeug ab. Die Entwicklungskosten betrugen 10,7 Milliarden Euro. Rund 30 Sekunden beschleunigte der Vierstrahler auf der 3500 Meter langen Startbahn. Nach 1800 Metern Startstrecke hob der 421 Tonnen schwere Jet zu seinem Jungfernflug ab. Der Entwicklungsleiter versicherte selbstsicher gegenüber der Presse: »Dass der Jet fliegen kann, ist selbstverständlich.« Warum ist es so sicher, dass ein Gigant mit solch einem Gewicht fliegen kann, obwohl es noch nie ausprobiert worden war? Antwort: Der Schöpfer garantiert allezeit die Einhaltung seiner Naturgesetze. Konstruiert man etwas Neuartiges und berücksichtigt alle infrage kommenden Naturgesetze, dann kann man gewiss sein, dass es nach den Vorausberechnungen auch funktioniert.


Jungfernflug des Airbus 380 am 27. April 2005.

1.4 Staunenswerte Vorgänge

Wir beobachten in der uns umgebenden Wirklichkeit zahlreiche staunenswerte Vorgänge. Besonders im Bereich des Lebens fehlt uns oft das Verständnis für die genaue Funktionsweise der vielen komplexen Details.

Photosynthese: Alle Nahrung, die wir aufnehmen, ist direkt oder indirekt durch einen äußerst genialen Prozess gelaufen, bei dem das Licht der Sonne in chemische Energieträger umgewandelt wird. Niemand kann bisher diesen Prozess der Photosynthese hinreichend erklären oder ihn gar nachbauen, dennoch funktioniert er z. B. in jeder winzigen Zelle eines Grashalms.

Menschliches Gehirn: Das menschliche Gehirn hat in seiner Großhirnrinde 100 Milliarden Schaltelemente (Neuronen), die untereinander mit Tausenden von (synaptischen) Verknüpfungen verbunden sind. Von der Komplexität dieses etwa 1,5 kg schweren Organs können wir uns schnell einen Eindruck verschaffen, aber die Arbeitsweise dieser genialen Konstruktion ist uns dennoch weitgehend unbekannt.

Würde man einmal alle Verbindungen von Nervenzelle zu Nervenzelle in einem Buch notieren, dann brauchte man schon 40 Druckseiten für jedes einzelne Neuron. Eine Rechnung kann uns ins Staunen versetzen: Wie viele Bücher zu je 400 Seiten wären erforderlich, um nur einmal alle »Kabelverbindungen« des Gehirns aufzuschreiben? Da kommt man auf 10 Milliarden Bände. Die Kongressbibliothek in Washington ist eine der größten Bibliotheken der Welt. Sie umfasst 20 Millionen Bände. Nur für die Aufzeichnung der Kabel unseres Gehirns brauchten wir eine Büchersammlung, die noch 500-mal größer ist als diese immense Bibliothek!

Menschliches Herz: Wie kommt es, dass das menschliche Herz 70 oder 80 Jahre lang ununterbrochen schlagen kann, wo doch alle unsere technischen Geräte eine dazu vergleichsweise geringe Funktionsdauer aufweisen? Dabei ist noch zu bedenken, dass unser Herz 100 000-mal an einem Tag schlägt. In 70 Jahren sind das 2,5 Milliarden Schläge. Dabei hätte es einen New Yorker Wolkenkratzer komplett mit Blut füllen können. In einem dicht verzweigten Netz von 2500 Kilometern – das ist immerhin die Strecke von Paris bis Moskau – strömt das Blut durch unseren Körper.

In den Kapiteln 2.39 und 2.40 von Teil II dieses Buches sind noch einige andere Beispiele aus dem Bereich der Schöpfung genannt, die uns zu einem ehrfurchtsvollen Staunen führen.

Alle diese bewundernswerten und für den Menschen unnachahmlichen Konstruktionen sind reale Systeme in unserer Welt. Wir bezeichnen sie oft als Wunderwerke. Es gilt jedoch festzuhalten, dass alle diese Strukturen dennoch unter den strengen Rahmenbedingungen der Naturgesetze ablaufen. Würde man eine detaillierte Energiebilanz in der lebenden Zelle durchführen, in der Tausende von gekoppelten Prozessen ablaufen, so käme dabei heraus, dass nirgendwo der Energiesatz verletzt wird. Bei allen technischen Vorgängen und Geräten wie auch bei allen biologischen Prozessen in den Lebewesen wird nirgendwo und nie irgendeines der Naturgesetze verletzt. Nach allem, was wir wissen, sind diese Naturgesetze auch in den Weiten des Universums gültig. Naturgesetze kennen offenbar keine Ausnahme.

Wenn wir hier ausgiebig die Frage der biblischen Wunder diskutieren, dann müssen wir zunächst eine klare und treffsichere Abgrenzung finden, die es uns erlaubt, biblische Wunder von anderen wunderbaren Dingen in unserer Schöpfung zu unterscheiden. Das gelingt mit Hilfe der Beschreibung von Naturgesetzen. Auch alle staunenswerten Systeme, die wir in so ungeheuer großer Zahl in den Lebewesen entdecken, laufen vollständig im Rahmen der Naturgesetze ab. Bei den biblischen Wundern hingegen handelt es sich um Vorgänge, bei denen ganz offensichtlich Naturgesetze außer Kraft gesetzt wurden. So haben wir nun einen geeigneten Maßstab, um wunderbare Strukturen und Vorgänge von biblischen Wundern zu unterscheiden.

1.5 Staunen über Naturgesetze

Können wir noch genug staunen über die Wirksamkeit der Naturgesetze? Sie leisten Gewaltiges! Als ich kürzlich im Hamburger Hafen war, beobachtete ich, wie ein Schiff langsame Bewegungen im Hafenwasser ausführte. Darüber nachdenkend fiel mir ein Naturgesetz ein, das schon von Archimedes (285-212 v. Chr.) erkannt worden war: »Ein schwimmender Körper verdrängt genau so viel von der Flüssigkeit, in der er schwimmt, wie er selbst wiegt.« Sind wir uns eigentlich bewusst, was für ein großartiges Geschehen das ist? Läuft z. B. eine Ratte an Bord, dann reagiert das Schiff darauf prompt und sinkt genau um so viel tiefer in das Hafenwasser ein, dass die zusätzlich verdrängte Wassermenge genau dem Gewicht der Ratte entspricht. Wollten wir diesen Betrag der neuen Eintauchtiefe berechnen, so wäre uns dies gar nicht möglich. Wir kennen nicht die genaue Form des Schiffes; an manchen Stellen ist die Farbe abgeblättert, und vielleicht ragt ein wenig von der Antriebsschraube aus dem Wasser heraus.

Alle diese Details müssten aber genau erfasst werden, weil sie in die Berechnung eingehen. In der Realität geschieht das augenblicklich, und zwar in exakter Weise. Wer gibt den Wassermolekülen den Befehl, ein wenig zur Seite zu gehen, damit das Schiff, genau dem Rattengewicht entsprechend, tiefer eintauchen kann? Eine Minute später geht vielleicht der Kapitän von Bord, der gerade noch ein kräftiges Abendessen zu sich genommen hat. Nun muss sich das Schiff um einen ganz bestimmten Betrag anheben. Dieser Hub ist genau jener verdrängten Wassermenge äquivalent, die dem Gewicht des Kapitäns einschließlich seines Abendmenüs entspricht. Woher wissen die Wassermoleküle, wer da gerade von Bord geht oder wer dazukommt oder wie auch immer sich die Ladung verändert? Das geschieht am helllichten Tag, aber auch bei dunkelster Nacht. Mehr noch: Das Naturgesetz gilt nicht nur für das eine Schiff im Hamburger Hafen, sondern für alle Schiffe der Welt. Es gilt für einen Ast, der vom Baum ins Wasser fällt, und es gilt ebenso für das Spielzeugentchen in der Badewanne. Es gilt natürlich auch für eine echte Ente auf einem See oder Fluss. Niemand könnte aufgrund der nicht berechenbaren Form und Struktur der Federn die Eintauchtiefe einer Ente genau berechnen. Wer sorgt dafür, dass die Bedingungen für dieses so einfach formulierbare Naturgesetz mit den so komplizierten Folgen ständig berechnet werden, damit es zu jeder Zeit und an jedem Ort exakt erfüllt werden kann? Können wir über die präzise Einhaltung dieser Vorgänge noch staunen? Das alles ist doch nicht selbstverständlich! Es muss doch jemand da sein, der diese Berechnungen anstellt und dann nach diesen Ergebnissen auch alles so ausführt!

1.6 Woher kommen die Naturgesetze?

Genauso wie diese Welt nicht von alleine entstanden ist, so sind es auch die Naturgesetze nicht. Alles hat seinen Ursprung in der Schöpfung, die Gott durch seinen Werkmeister (Spr 8,30), den Herrn Jesus Christus, hat ausführen lassen. In Kolosser 1,16 lesen wir:

»Denn in ihm (= Jesus Christus) ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare … es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen.«

So ist die Schöpfung selbst ein Ereignis, das nicht mit Hilfe der Naturgesetze abgelaufen ist. Hier hat der Schöpfer aufgrund seiner Vollmacht, seines Wortes, seiner Kraft und seiner Weisheit alles gestaltet. Dazu brauchte er keine Naturgesetze. Die Naturgesetze sind somit nicht die Ursache, sondern erst das Ergebnis der Schöpfung. Vertreter der Evolutionsanschauung versuchen dagegen, die Entstehung der Welt und allen Lebens mit Hilfe der Naturgesetze zu erklären, was nach meiner Auffassung niemals möglich sein wird.

1.7 Wer sorgt für die Einhaltung der Naturgesetze?

In der Tat: Es ist wirklich jemand da, der für die Einhaltung der Naturgesetze sorgt. Von ihm lesen wir in Kolosser 1,17: »Denn es besteht alles in ihm.« Dieser Erhalter der Welt ist auch derjenige, durch den alle Dinge geschaffen sind: »Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, … es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen« (Kol 1,16). Dieser Eine, der der Schöpfer aller Dinge ist, ist auch ihr Erhalter; es ist Jesus Christus! Wir können es auch so sagen: Jesus hat die Oberhoheit über alle Dinge vom Mikrokosmos bis zum Makrokosmos. In einem Kirchenlied heißt es treffend von ihm: »Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm untertänig.«

Nach vollendeter Schöpfung sind alle Naturgesetze »in Betrieb«, so dass nun alle Vorgänge danach ablaufen. Jesus ist der Garant dafür, dass sie immer und überall eingehalten werden. Dazu braucht er weder Computer noch sonstige Hilfsmittel. Sein Vollmachtswort genügt, dass alles eingehalten wird. Im Hebräerbrief Kapitel 1,3 heißt es darum von ihm: »Er trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort.« Im wissenschaftlichen Befund drückt sich dieses Erhaltungshandeln Jesu durch die Naturgesetze aus. In ihrer Gesamtheit bilden sie einen festgefügten Rahmen, innerhalb dessen alle Vorgänge in dieser Welt ablaufen.

1.8 Wo aber ist da noch Platz für Wunder?

Aus dem bisher Gesagten ist deutlich geworden, dass die Naturgesetze einen erfahrungsgemäß gleich bleibenden Rahmen bilden, innerhalb dessen alle Vorgänge, Geschehnisse und Prozesse ablaufen. Normalerweise sind immer mehrere Naturgesetze an einem Ablauf beteiligt.

In der Praxis haben die Naturgesetze die Wirkung eines »Obersten Gerichtshofes«, der entscheidet, ob ein Vorgang in unserer Welt erlaubt ist oder nicht. So verbietet es ein Naturgesetz zum Beispiel, dass ein Kupferstab von 50 °C von alleine seine Wärme so aufteilt, dass die Temperatur der einen Hälfte 0 °C und die der anderen 100 °C beträgt. Das würde zwar nicht den Energiesatz verletzen, wohl aber ein anderes Naturgesetz, den Entropiesatz. Gemessen an unserer obigen Definition für Wunder sind viele in der Schöpfung ablaufende Vorgänge staunenswert und für den Menschen unnachahmlich. Sie treten für uns aber nicht unerwartet oder unberechenbar auf. Darum zählen wir auch die komplexesten und noch unverstandenen Dinge in unserer Welt nicht zu den Wundern. Nach diesen Überlegungen können wir nun eine präzisere Definition für Wunder geben:

Definition D2: Wunder sind solche Ereignisse in Raum und Zeit, die außerhalb des Rahmens unserer Naturgesetze ablaufen.

Kein Physiker oder Chemiker ist in der Lage, irgendein Naturgesetz auch nur für eine Tausendstelsekunde außer Kraft zu setzen. Wir Menschen können nichts tun, um Naturgesetze zu umgehen. Wunder sind damit von Menschen nicht machbar. Die Bibel berichtet uns von zahlreichen Situationen, in denen Gott oder Jesus Wunder gewirkt haben, wie z. B.:

 der Durchzug des Volkes Israel durchs Rote Meer (2Mo 14,16-22)

 der lange Tag bei Josua (Jos 10,12-14)

 die Verwandlung von Wasser in Wein auf der Hochzeit zu Kana (Joh 2,1-12)

 die Stillung des Sturmes (Mk 4,35-41)

 Jesus wandelt auf dem Meer (Joh 6,16-21)

 die Heilung des Blindgeborenen (Joh 9,1-7)

 die Speisung der 5000 (Joh 6,1-15)

 die Auferweckung des Lazarus (Joh 11,32-45).

Hinweis: Wenn Menschen gelegentlich dennoch Dinge tun können, die außerhalb des naturgesetzlichen Rahmens liegen, dann handeln sie im Namen anderer Mächte. Entweder sind es Jünger Jesu, die von ihrem Herrn bevollmächtigt sind (z. B. Petrus geht auf dem Wasser [Mt 14,29], Petrus heilt im Namen Jesu den Lahmen vor der Tempeltür [Apg 3,1-9]), oder aber es sind Zauberer und Gurus, die durch dämonische Mächte gesteuert werden (z. B. die Zauberer des ägyptischen Pharaos [2Mo 7,11-12]).

1.9 W2: Jona im Bauch des Fisches

Der britische Autor Herbert Lockyer3 bezeichnete das Buch Jona als »die wunderbarste Geschichte, die je geschrieben wurde«. In der Tat ist das ganze Buch voller übernatürlicher Elemente. Selten findet man in einem so kurzen Bericht eine solche Fülle von großen Wundern. Nur so ist es wohl zu erklären, dass die Jona-Geschichte des Alten Testaments (Jona 1-4) zu den am meisten kritisierten Büchern der Bibel gehört. Hier seien nur die elf Verse des 2. Kapitels wiedergegeben:

1. Aber der Herr ließ einen großen Fisch kommen, Jona zu verschlingen. Und Jona war im Leibe des Fisches drei Tage und drei Nächte.

2. Und Jona betete zu dem Herrn, seinem Gott, im Leibe des Fisches

3. und sprach: Ich rief zu dem Herrn in meiner Angst, und er antwortete mir. Ich schrie aus dem Rachen des Todes, und du hörtest meine Stimme.

4. Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer, dass die Fluten mich umgaben. Alle deine Wogen und Wellen gingen über mich,

5. dass ich dachte, ich wäre von deinen Augen verstoßen, ich würde deinen heiligen Tempel nicht mehr sehen.

6. Wasser umgaben mich und gingen mir ans Leben, die Tiefe umringte mich, Schilf bedeckte mein Haupt.

7. Ich sank hinunter zu der Berge Gründen, der Erde Riegel schlossen sich hinter mir ewiglich. Aber du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, Herr, mein Gott!

8. Als meine Seele in mir verzagte, gedachte ich an den Herrn, und mein Gebet kam zu dir in deinen heiligen Tempel.

9. Die sich halten an das Nichtige, verlassen ihre Gnade.

10. Ich aber will mit Dank dir Opfer bringen. Meine Gelübde will ich erfüllen dem Herrn, der mir geholfen hat.

11. Und der Herr sprach zu dem Fisch, und der spie Jona aus ans Land.

Außer diesem Wunder der Errettung durch einen großen Fisch begegnen uns in diesem biblischen Bericht der aufkommende Orkan, die Rizinusstaude, der Wurm und der Ostwind, die durch Gottes Einwirken ebenfalls wunderbar in Erscheinung treten. Das Wunder in diesem Zusammenhang allerdings ist, dass eine so riesige Stadt wie Ninive Buße tat. Fünf Auffälligkeiten wollen wir im Folgenden ansprechen:

1. Die Souveränität Gottes über seine Schöpfung: Die Aussagen »Der Herr ließ einen großen Fisch kommen« (Luther 1984) oder »Der Herr bestellte einen großen Fisch« (Genfer Studienbibel) unterstreichen, wie souverän Gott in seiner Schöpfung handelt und wie ihm, dem Allmächtigen, alles untertan und gehorsam ist. Auch Jona 4,6 unterstreicht diesen Tatbestand durch die Wahl des Verbs: »Da beorderte Gott, der Herr, eine Rizinusstaude« (Genfer).

2. Der Riesenfisch: Es wurde früher behauptet, dass kein Wal einen Menschen verschlingen könne, was aber widerlegt ist. Das hebräische Wort, das Luther mit »großer Fisch« übersetzt hat, ist genau genommen kein Wal, sondern ein Meerungeheuer. In Matthäus 12,40 nimmt Jesus Bezug auf diesen Fisch: »Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches (griech. ketos) war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein.« Im Neuen Testament steht das Wort »ichthys« grundsätzlich für »Fische«. Nur an dieser einen Stelle lesen wir »ketos«, was in anderen Übersetzungen präziser als bei Luther mit Riesenfisch (Schlachter), Meeresungetüm (Zürcher), Seeungeheuer (Jerusalemer), huge fish (New International Version) wiedergegeben wird.

3. Im Bauch des Riesenfisches: Jona blieb drei Tage und drei Nächte lebendig im Bauch des Meeresungetüms. Er wurde weder von aggressiven Magensäften angegriffen noch mangelte es ihm an Atemluft. Er war wach und bei vollem Bewusstsein, denn er betete (V. 2).

4. Der Riesenfisch gehorchte dem Befehl Gottes: Er schwamm bis zum Ufer, um Jona unverletzt auszuspeien. Wir kennen auch andere biblische Berichte, bei denen Tiere dem Befehl Gottes folgten, wie z. B. die Raben, die Elia am Bach Krit mit Nahrung versorgten (1Kö 17,4-66) und die Eselin von Bileam, die auf Gottes Geheiß sprechen konnte (1Mo 22,28).

5. Der Hinweis auf Jesu Auferstehung: Jesus verbindet seine Auferstehung mit der Jona-Geschichte. Die Verknüpfung zwischen beiden Texten (Mt 12,40 und Jona 2,1) geschieht über den riesigen Fisch. Dieser taucht noch einmal in der Bibel auf, nämlich im Schöpfungsbericht. Bei der Erschaffung der Tiere am fünften und sechsten Schöpfungstag werden beispielhaft nur einige große Tierklassen genannt, wie »allerlei Getier im Wasser, gefiederte Vögel, Vieh, Gewürm und Tiere auf Erden«. In einer solchen groben Aufzählung ist es auffällig, dass ein ganz bestimmtes Tier sogar namentlich erwähnt wird: »Und Gott schuf große Walfische (hebr. tannin) und alles Getier, das da lebt und webt, davon das Wasser wimmelt, ein jedes nach seiner Art« (1Mo 1,21). Die genaue Spezies kann nicht mit Sicherheit zugeordnet werden. Luther hat sich für den Begriff Walfisch entschieden und damit angedeutet, dass hier ein spezielles Tier gemeint ist. In anderen Übersetzungen wird treffender auf die Größe des Seetieres hingewiesen: große Meerestiere (Schlachter 2000), große Fische (Genfer Studienbibel), große Seetiere (Zürcher, Jerusalemer). Da es in der Bibel nichts Zufälliges gibt, sondern hinter allem ein tiefer Sinn steht, kommen wir hier zu einer bemerkenswerten Feststellung: Durch die namentliche Nennung nur dieser einen Tierart im Schöpfungsbericht wird hier bereits – wenn auch sehr verborgen – ein erster Hinweis auf die Auferstehung Jesu gegeben. Dieses große Seetier wird wegen der geistlichen Bedeutung besonders erwähnt, weil es jene Art ist, die Jona verschlingen wird, und weil dieses Ereignis wiederum ein Zeichen der Auferstehung Jesu sein wird.

Woran Kritiker sich im Einzelnen stoßen, soll im Folgenden mit einigen Zitaten belegt werden4:

»Auf die literarische Gattung des Märchens weist auch, dass der König von Ninive keinen Namen hat.«

»Märchenhafte Züge trägt auch die Erzählung des 4. Kapitels, in der Gott eine Rizinusstaude über Nacht wachsen lässt, dann einen Wurm bestimmt, um die Rizinusstaude zu stechen und schließlich einen Ostwind bestellt, um Jona einer Ohnmacht nahe zu bringen.«

»Vor allem aber ist es der den Jona verschlingende und wieder ans Land speiende Fisch, der in den Bereich der Seemannsmärchen hineingehört.«

»Hingewiesen sei schließlich noch darauf, dass eine so totale Bekehrung Ninives, wie sie das Buch schildert, wohl keinen Anspruch auf geschichtliche Glaubwürdigkeit erheben kann.«

Ebenso kritisch äußert sich H. Greschner im Internet5, wenn er meint: »Das Buch (Jona) ist keine Schilderung biographisch-historischer Ereignisse. « Er sieht in Fisch und Wind Märchenmotive. Die Größe der Stadt Ninive (drei Tagesreisen), die prompte Buße der Niniviten und die Rizinusstaude hält er für weitere Unwahrscheinlichkeiten. Daraus schließt er, es sei nur eine »Lehrerzählung« mit der für ihn nahe liegenden Deutung, Ninive sei ein »Symbol für die gottferne Welt« und Jona ein »Symbol für Israel, das nach dem babylonischen Exil auf Rache sinnt«.

All diese Argumente reduzieren das Handeln Gottes auf die Begrenztheit unseres eingeschränkten Verstands und entsprechen darum überhaupt nicht der Intention der Bibel, in der uns immer wieder vor Augen geführt wird, dass da ein Gott ist, bei dem »kein Ding unmöglich ist« (Lk 1,37). Die historische Tatsache der Jona-Geschichte wird von Jesus selbst bezeugt. Er vergleicht den dreitägigen Verbleib Jonas im Magen des Fisches mit seinem dreitägigen Aufenthalt im Totenreich (»Schoß der Erde«), und er bezeugt uns auch, dass die Niniviten aufgrund der Predigt des Jona Buße taten (Mt 12,41). Im Jüngsten Gericht werden sie auftreten und die Zeitgenossen Jesu verurteilen, weil sie dessen Ruf zur Umkehr nicht folgten. Für Jesus ist die Jona-Geschichte weder eine Allegorie noch ein Gleichnis noch eine Lehrerzählung, sondern ein Bericht, der fest in der historischen Realität verwurzelt ist. Der Text aus Matthäus 12,39-41 entlarven die Kritiker der Jona-Geschichte als Lügner.

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