Kitabı oku: «Die dentale Trickkiste», sayfa 7
Die erprobte Lösung: Exakt identische erneute Implantation und Modellation eines Aufbauteils direkt im Mund
12.07.2007 Das zementierte implantatgetragene Brückenteil 47 B mit Geschiebe wurde mit dem Coronaflex-Gerät entfernt (vgl. Dentale Trickkiste „Das Abnehmen von Brücken“ in „Quintessenz“ 6/2001). Dabei löste sich das nurmehr bindegewebig eingescheidete Implantat aus dem Alveolarkamm und war explantiert. Die Extraktionsalveole wurde sorgsam auskürettiert und die Blutung mit einer Tamponade gestoppt. Der Kronenblock 44 und 45 ließ sich nicht abnehmen, sollte aber erhalten werden. Der Zahn 45 wurde durch die Krone endodontisch versorgt und nach Beseitigung der distalen Karies sowie Gingivektomie mit einer adhäsiven Füllung versehen.
24.07.2007 Versorgung des Zahnes 45 mit einem internen Glasfaserstiftaufbau und einem dualhärtenden Aufbaumaterial. Der distale Krater in Regio 43 wurde kürettiert und mittels photodynamischer Therapie (Helbo) behandelt. Anschließend erfolgte die erneute einzeitige Implantation eines XiVE-Implantates mit dem Durchmesser 4,5 mm und der Länge 9,5 mm in den noch nicht vollständig ossifizierten Kanal des früheren Implantates 47 distal. Die Schleimhaut wurde zur Implantation maschinell ausgestanzt (vgl. Kapitel „Rationelles Implantieren“, S. 233 ff.). Danach wurde ein 5 mm hoher Gingivaformer direkt aufgeschraubt. Ein chirurgisches Vernähen war nicht notwendig (Abb. 4 und 5).
Abb. 4 Das neue, einzeitig gesetzte Implantat mit aufgeschraubtem Gingivaformer
Abb. 5 Das neue XiVE-Implantat 47 und die endodontische Versorgung des Zahnes 45 im Röntgenbild
19.09.2007 Die Periotest-Messung des Implantates 47 ergab einen Wert von -2. Das Implantat war messbar osseointegriert (vgl. Kapitel „Die Okklusion auf Implantaten“, S. 241 ff.) und konnte versorgt werden. Im prothetischen System von Friadent sind die Aufbauteile des Frialit-2-Systems mit dem XiVE-System baugleich. Es wurde ein angussfähiger Aufbau (Friadent Aurobase) bestellt (Abb. 6).
Abb. 6 Angussfähiger Aufbau Friadent Aurobase
19.09.2007 Der angussfähige Aufbau wurde gekürzt, bis das ursprüngliche Brückenteil in das Geschiebe distal an der Krone eingeschoben werden konnte und diesen Aufbau nicht mehr berührte. Nach Verschraubung des Aufbaus mit dem Implantat mit 10 Ncm wurde der Schraubenschacht mit einem Schwämmchen abgedeckt (Abb. 7 bis 10). Anschließend wurde selbsthärtendes, zum Goldguss geeignetes PMMA (Pattern Resin) zähfließend angeteigt, basal in den Schraubenkanal eingefüllt, aufgesteckt und okklusal aufgefüllt, bis ein Überschuss im zervikalen Bereich erkennbar war. Der Überschuss wurde mit einem Pinsel anmodelliert. Ein stumpfer Zementstopfer diente dazu, den Schraubenschacht offen zu halten. Die vollständige Aushärtung wurde abgewartet. Um die Hitzentwicklung abzumildern, kam Kältespray zum Einsatz (vgl. Kapitel „Das Bissregistrat“, S. 159 ff.) (Abb. 11 bis 14). Anschließend konnte das Brückenteil abgeschraubt werden. Im Labor wurde das Aufbauteil vollständig ausmodelliert, in Gold auf das maschinell hergestellte Unterteil aufgegossen, angepasst und ausgearbeitet (Abb. 15 bis 20).
Abb. 7 Eingekürzter Aufbau mit vertikaler Schraube
Abb. 8 Gekürzter Aufbau auf dem Implantat 47
Abb. 9 Das aufgesteckte Brückenteil ist vom aufgeschraubten Aufbau berührungslos freigeschliffen
Abb. 10 Der Schraubenkanal ist mit einem Schwämmchen abgedeckt
Abb. 11 Pattern Resin wird zähflüssig angemischt
Abb. 12 Pattern Resin wird basal eingefüllt
Abb. 13 Pattern Resin wird okklusal in den Schraubenschacht eingefüllt
Abb. 14 Der freigelegte Schraubenschacht
Abb. 15 Situation nach Aushärtung der Anmodellation
Abb. 16 Brückenteil mit dem ausmodellierten Aufbau
Abb. 17 Der Aufbau wird aus dem Brückenteil herausgezogen
Abb. 18 Modellierter Aufbau bereit zum Goldguss
Abb. 19 Der gegossene und ausgearbeitete individuelle Aufbau
Abb. 20 In das Brückenteil eingepasster fertiger Aufbau
28.09.2007 Die Einprobe von Aufbau und Brückenteil verlief erfolgreich. Der Aufbau wurde mit 25 Ncm festgezogen und das Brückenteil mit dem Carboxylatzement Durelon einzementiert. Im Anschluss an die Aushärtung wurde der Schraubenschacht mit gelber Stangenguttapercha und einer adhäsiven Füllung nach Anätzung der Keramik mit Porcelain Etch und anschließender Silanisierung ästhetisch und kaufunktionell verschlossen (Abb. 21 bis 25).
Abb. 21 Das Brückenteil ist bereit zur Eingliederung
Abb. 22 Montierter Aufbau
Abb. 23 Das Brückenteil wird mit Carboxylatzement eingepinselt
Abb. 24 Zementierung des Brückenteils
Abb. 25 Der Schraubenschacht ist abgedeckt
12.10.2007 Ein begeisterter Patient erschien zur Nachkontrolle in der Praxis. Die Brücke konnte gerettet werden (Abb. 26). Die Rechnung wurde sofort und freudig bezahlt. Was will man mehr ...
Abb. 26 Die gerettete Implantatbrücke
Materialliste
1 Implantatsystem Screw-Vent (Fa. Core-Vent, wird nicht mehr hergestellt, Aufbauteile erhältlich bei Fa. Zimmer Dental, Freiburg; www.zimmerdental.de).
2 Implantatsystem XiVE (Fa. Dentsply Friadent, Mannheim; www.friadent.de).
3 Coronaflex-System (Fa. KaVo Dental, Biberach; www.kavo.com).
4 Periotest-Gerät (Fa. Gulden Medizintechnik, Bensheim; www.med-gulden.com).
5 Photodynamische Therapie (Fa. Helbo, Walldorf; www.helbo.de).
6 PMMA ausbrennbar selbsthärtend: Pattern Resin (Fa. GC Germany, München; www.gceurope.com).
7 Carboxylatzement Durelon (Fa. 3M Espe, Seefeld; www.3mespe.com/de).
8 Porcelain Etch und Silane (Fa. Ultradent Products, South Jordan, USA; www.ultradent.com).
9 Kompositsystem Tetric: Tetric Flow Color hellgelb und weiß, Deckmaterial Tetric Ceram Dentin A 3,5 (Fa. Ivoclar Vivadent, Ellwangen; www.ivoclarvivadent.com).
Die spontane provisorische Brücke
Problem: Sofortversorgung einer Extraktionslücke
Es gibt gute Gründe, eine Extraktionslücke sofort zu versorgen:
Erhaltung der Knochen- und der Weichteilstrukturen, insbesondere der Papillen;
Ausformung des zukünftigen Implantatlagers oder eines Brückengliedes;
Erfüllung der ästhetischen Ansprüche des Patienten durch sofortigen Lückenschluss.
Bei akuter Notwendigkeit der Extraktion eines Zahnes kann weder eine genaue Vorbereitung erfolgen noch eine provisorische Brücke im Labor angefertigt werden, wenn der Patient weiter gesellschaftsfähig bleiben möchte und eine schnelle Lösung wünscht (Abb. 1 und 2). Welche Möglichkeiten hat der Behandler, die Extraktionslücke seines Patienten sofort zu versorgen?
Abb. 1 Vor der Extraktion
Abb. 2 Die Extraktionslücke
Die erprobte Lösung: Spontan angefertigte provisorische Brücke unter Einbeziehung des extrahierten Zahnes
Die spontane Anfertigung einer provisorischen Brücke unter Einbeziehung des extrahierten Zahnes ist immer dann möglich, wenn der Zahn im Kronenbereich bei der Extraktion unbeschadet bleibt. Als Alternative käme die direkte Herstellung eines Brückengliedes mit Hilfe von Komposit und einer vorgefertigten Hülsenkrone in Frage (Abb. 3a und b).
Abb. 3a und b Pontic mit eigenem Zahn (a) und mit Stripkrone (b)
Bei der spontanen Anfertigung und adhäsiven Befestigung einer provisorischen Brücke ist möglichst planvoll vorzugehen – all unsere zahnärztlichen Behandlungen sollten mit einer „Zeichnung im Kopf“ durchgeführt werden! Die Herstellung und Eingliederung einer solchen Brücke wird im Folgenden anhand eines Patientenfalles Schritt für Schritt demonstriert.
Fallbeispiel
Es ist Freitag am späten Nachmittag, das Wochenende steht kurz bevor, da kommt eine Patientin mit akuten Aufbissbeschwerden an Zahn 42 in die Praxis. Pus tritt aus, und der Zahn ist leicht gelockert und protrudiert. Ein sofort angefertigtes Röntgenbild stellt einen fortgeschrittenen Höhenund Seitenabbau des Parodontiums dar – der Zahn ist nicht mehr zu erhalten. Als mit der Patientin die Notwendigkeit einer Extraktion besprochen wird, sagt sie sofort: „Aber was geschieht dann mit Zahnlücke? Ich habe am Wochenende eine Familienfeier und kann nicht mit einer Zahnlücke auftreten!“ (Abb. 4 bis 6).
Abb. 4 Unterkieferfrontzähne der Schmerzpatientin
Abb. 5 Der Problemzahn 42
Abb. 6 Röntgenbild des Zahnes 42
Normalerweise stellt eine geplante und ggf. laborgefertigte provisorische Versorgung stets das Optimum dar, aber dies ist unter den gegebenen Umständen nicht durchführbar. Der Patientin wird die Möglichkeit der Versorgung mit einer spontan angefertigten provisorischen Klebebrücke unter Einbeziehung des eigenen Zahnes erklärt. Sie ist mit dem geplanten Vorgehen und den entstehenden Kosten einverstanden. Wir legen los:
Zunächst erfolgt eine Leitungsanästhesie im rechten Unterkiefer.
Der gelockerte Zahn 42 wird in der Stellung retrudiert und dann mit Hilfe von fließfähigem Komposit mit den Nachbarzähnen fixiert (Abb. 7).Abb. 7 Fixierung des Zahnes mit Hilfe von fließfähigem Komposit
Putty-Silikon wird für einen Repositionsschlüssel angemischt und appliziert. Nach der Aushärtung wird der Schlüssel entfernt und kontrolliert (Abb. 8a und b sowie 9a bis c).Abb. 8a und b Dosierung (a) und Anmischen (b) des SilikonsAbb. 9a Vorwall aus SilikonAbb. 9b Lingualansicht des SilikonvorwallsAbb. 9c Vorwall abgenommen
Die Extraktion erfolgt so schonend wie möglich, um Knochen und Weichteile optimal zu erhalten. Dazu wird der Zahn mit einem Luxator extrahiert. Luxatoren sind eine Kombination aus vertikalem Hebel und Periotom. Die Extraktion geschieht mit geringem Kraftaufwand unter Hebelanwendung und nicht mit Zange und Bizeps! (vgl. Dentale Trickkiste „Brückenpfeiler gehen verloren – was tun?“ in „Quintessenz“ 12/2003 oder im Buch „Die dentale Trickkiste“, S. 29 ff.) (Abb. 10a bis d).Abb. 10a bis d Zirkuläre Umstechung (a bis c) sowie Luxation und Extraktion (d)
Die Alveole wird auskürettiert und das Granulationsgewebe entfernt. Ein blutstillender resorbierbarer Tampon wird eingebracht (Abb. 11).Abb. 11 Entfernung des Granulationsgewebes
Bei der Inspektion des extrahierten Zahnes 42 zeigt sich ein deutlicher Höhenabbau. Die Diagnose ist bestätigt: Der Zahn war nicht zu erhalten (Abb. 12).Abb. 12 Der extrahierte Zahn 42
Der extrahierte Zahn wird in den Repositionierungsschlüssel aus Silikon einprobiert (Abb. 13).Abb. 13 Einpassung in den Silikonschlüssel
Der Zahn wird gekürzt. Die Wurzel soll ca. 4 mm stehen bleiben (Abb. 14).Abb. 14 Kürzung der Wurzel
Zervikal wird eine Kavität präpariert und ein retrograder ponticförmiger abgerundeter Verschluss adhäsiv hergestellt (Abb. 15a bis c).Abb. 15a Retrograde KavitätAbb. 15b Legen der retrograden FüllungAbb. 15c Retrograde Füllung
In die Rückfläche des Zahnes 42 wird eine horizontale ausgeprägte Rille einpräpariert (Abb. 16). Anmerkung: Es wäre noch eleganter gewesen, diese Rille vor der Extraktion in situ einzuschleifen.Abb. 16 Die horizontale Rille
Kofferdam wird adaptiert und mit Wedjets fixiert.
Die Rückflächen der Nachbarzähne werden mit einbezogen, und die eingeschliffene Rille am extrahierten Zahn wird geätzt. Anschließend wird die Rille mit Dentaladhäsiv eingepinselt und lichtgehärtet (Abb. 17a und b).Abb. 17a Kofferdam wird platziert, und die Rückflächen werden angeätztAbb. 17b Ätzung des Zahnes 42
Mit einer kalibrierten Messsonde wird die Länge des benötigten Glasfaserstranges abgemessen (Abb. 18).Abb. 18 Abmessung der Faserbündellänge
Die direkte Schienungstechnik wurde im Buch „ Die dentale Trickkiste“ ausführlich beschrieben. Zur direkten Anwendung der Glasfasertechnik sei hier das System everStick der Firma Stick Tech empfohlen. In den Abbildungen 19a bis e wird dieses System in einer kurzen Bildfolge vorgestellt.
Abb. 19a Entnahme der Fasern aus der Silikonverpackung
Abb. 19b Aufbau der Glasfasern
Abb. 19c Lufteinschlüsse zur Erhöhung der Flexibilität
Abb. 19d REM-Aufnahme der beschichteten Glasfasern
Abb. 19e Das everStick Starter Kit
Abb. 19a bis e Vorstellung des Glasfasersystems everStick
Die abgemessene Faserstranglänge wird auf die Verpackung der Fasern everStick Perio übertragen. Es können auch die dickeren Faserbündel everStick C&B angewandt werden, doch m. E. sind für den Schienungszweck die Perio-Faserbündel mehr als ausreichend (Abb. 20 und 21).Abb. 20 Die Perio-FasernAbb. 21 Übertragung der gemessenen Länge
Die in das Verpackungssilikon eingebetteten Fasern werden auf Länge durchgeschnitten (Abb. 22).Abb. 22 Abschneiden mit der Schere
Das Verpackungssilikon wird durchgebogen. Das nun greifbare Glasfaserbündel wird mit der Pinzette entnommen und unter einer lichtgeschützten Platte aufbewahrt (Abb. 23).Abb. 23 Entnahme des Faserbündels
Der Silikonschlüssel wird beschnitten und mit dem Pontic in situ eingebracht (Abb. 24a und b sowie 25).Abb. 24a Beschneiden des SilikonschlüsselsAbb. 24b Der beschnittene SilikonschlüsselAbb. 25 Einprobe des Silikonschlüssels mit dem Ponticzahn
Eine erste Schicht von fließfähigem Komposit wird aufgespritzt und in die approximalen Kontaktpunktbereiche eingepinselt.
Die Glasfasern werden sorgfältig auf die Nachbarzähne sowie in die Rille des Pontics adaptiert und flach gestrichen (Abb. 26a und b). Es erfolgt eine erste Lichthärtung.Abb. 26a Aufbringen und Flachdrücken des FaserbündelsAbb. 26b Adaptation und Abdeckung
Der Faserbereich wird anschließend mit einer zweiten Schicht des fließfähigen Komposits abgedeckt. Nach Entfernung der Überschüsse mit einem Pinsel wird der ganze Bereich ausgeformt und lichtgehärtet.
Die Ausarbeitung erfolgt wie gewohnt mittels Feinkorndiamantflamme und die Politur mit Gummipolierern sowie Occlubrushes.
Die Okklusion wird adjustiert und das Brückenglied außer Okklusion gestellt.
Am Ende der Behandlung kontrolliert die Patientin das Ergebnis im Handspiegel und ist sehr erleichtert – die Familienfeier kann unbelastet stattfinden (Abb. 27 bis 29).
Abb. 27a und b Die fertige provisorische Brücke von lingual (a) und von labial (b)
Abb. 28 Die Patientin begutachtet das Ergebnis
Abb. 29a und b Provisorischen Brücke bei der Kontrolle nach 2 Wochen von lingual (a) und von labial (b)
Danksagung
Mein Dank gilt heute dem so tragisch verstorbenen Freund Gerd Loser, der mit mir dental durch dick und dünn gegangen ist. Er hat mich bei der Glasfasertechnik stets mit Rat und Tat unterstützt.
Materialliste
1 Luxatoren (Fa. Optima Dental, Kümmersbruck/ Oberpfalz; E-Mail: optimal-dental@web.de).
2 Silikon Coltoflax (Fa. Coltène/Whaledent, Langenau; www.coltenewhaledent.biz).
3 Kofferdam und Wedjets (Fa. Hygenic, Akron, USA; www.hygenic.com).
4 Glasfasersystem everStick (Fa. Stick Tech, Turku, Finnland; www.sticktech.com. Vertrieb in Deutschland: Fa. Gerd Loser, Leverkusen).
5 Fließfähiges Komposit Tetric Flow (Fa. Ivoclar Vivadent, Ellwangen; www.ivoclarvivadent.de).
6 Rely X Unicem (Fa. 3M Espe, Seefeld; www.3mespe.com/de).
7 Polierer Occlubrush (Fa. KerrHawe, Bioggio, Schweiz; www.kerrhawe.com).
Die verschluckte Teleskopkrone
Problem: Eine Innenteleskopkrone ist abzementiert und wurde verschluckt
Es ist in jeder zahnärztlichen Praxis schon einmal passiert: Ein Kleinteil, eine Implantatschraube, eine Krone, ein Inlay oder ein Innenteleskop wurde verschluckt. Dies ist in der Regel kein besonders tragisches Problem, da das Teil nach der Darmpassage meist wiedergefunden wird und nach Sterilisation erneut verwendet werden kann.
Gegen das Verschlucken von Gegenständen können folgende Schutzmaßnahmen ergriffen werden:
Anlegen von Kofferdam bei Füllungen und endodontischen Maßnahmen (vgl. Kapitel „Kofferdam rationell“ im Buch „Die dentale Trickkiste“, S. 45 ff.);
Abdecken des Zungengrundes mit Gaze wie z. B. dem Wundverband Topper (vgl. Kapitel „Bruch einer Implantatschraube“, S. 11 ff.);
Anleinen von Handschraubenziehern in der Implantatprothetik. Besser: Verwendung von Winkelschraubern maschinell oder händisch – alle Schrauben müssen klemmen! (vgl. Kapitel „Implantatprothetik – definiert verschraubt“ im Buch „Die dentale Trickkiste“, S. 195 ff.);
Probetragen von Kronen und Brücken möglichst vermeiden. Wenn dies doch nötig erscheint, einen retentiven Zement wie z. B. den Carboxylatzement Durelon (Fa. 3M Espe) verwenden und nur an den Rändern bestreichen.
Wichtig ist es, vorher zu wissen, ob der Patient einen Würgereiz aufweist, denn dann sollte man entsprechend vorsichtig behandeln. Würgereize werden vorzugsweise durch das Einengen der Zunge provoziert, weniger durch Berührung des Gaumens. Ganz wesentlich ist natürlich auch die vorherige forensische Aufklärung in einem Gespräch, bevor man mit verschluckbaren Teilen hantiert.
Wenn es doch einmal vorkommt, dass der Patient ein Teil verschluckt – und das ist in jeder Praxis schon passiert –, sollte man versuchen, ein Herauswürgen zu provozieren. Manchmal wird das verschluckte Teil dadurch wieder nach oben befördert. Falls dies nicht gelingt, sollte man den Patienten ruhig aufklären und folgende Maßnahmen ergreifen:
Es sollte eine Abdomenaufnahme beim Radiologen veranlasst werden, um sicherzustellen, ob das Teil wirklich verschluckt wurde. Manches Teil taucht auch wieder aus der Absauganlage auf.
Der Patient wird angewiesen, Sauerkraut oder Kartoffelbrei, also weiche, umhüllende Speisen zu essen, um den Durchtransport des verschluckten Teiles zu erleichtern.
Der Patient muss eine ständige Kontrolle des Stuhlgangs vornehmen. Es empfiehlt sich die Verwendung eines Nachttopfes – unsere heutigen Toiletten lassen alles sofort verschwinden.
Gefundene Teile sollten vom Patienten gesäubert und in die Praxis gebracht werden. Sie lassen sich dann sterilisieren und weiterverwenden.
Aber manchmal wird das Teil – in unserem Fall eine Innenteleskopkrone – nicht gefunden. Wie können wir die Situation retten? Ist es möglich, eine verloren gegangene Innenteleskopkrone identisch und präzise wieder herzustellen?
Die erprobte Lösung: Reproduktion der Innenteleskopkrone
Anhand eines Patientenfalls soll demonstriert werden, wie eine verloren gegangene Innenteleskopkrone exakt reproduziert werden kann.
Einer 76-jährigen Patientin wurde im Sommer 2007 nach Pfeilervermehrung mit Implantaten Regio 13 und 15 eine teleskopierende Modellprothese auf den Pfeilerzähnen 15, 13, 23, 24 und 25 erfolgreich eingegliedert (Abb. 1 und 2). Bei der Nachkontrolle im Oktober 2007 fehlte plötzlich die Innenteleskopkrone 24. Die Patientin gab an, dass sie diese wohl vor einiger Zeit verschluckt haben müsse (Abb. 3a und b). Sie habe im Stuhlgang nachgeschaut, die Krone aber nicht gefunden. Eine radiologische Untersuchung lehnte sie ab, weil sie in letzter Zeit bereits zu oft geröntgt worden sei. Abbildung 4 zeigt als Beispiel die Röntgenaufnahme eines verschluckten Innenteleskopes in einem anderen Fall.
Abb. 1 Die gaumenfreie Teleskopprothese im Oberkiefer
Abb. 2 Abstützung auf den Zylinderinnenteleskopkronen 13, 15, 23, 24 und 25
Abb. 3a Innenteleskope 23, 24 und 25 nach der Eingliederung
Abb. 3b Das Innenteleskop fehlt – es wurde verschluckt
Abb. 4 Röntgendarstellung eines verschluckten Innenteleskopes (aus: Olms und Mandla2)
Wir beschlossen die Neuanfertigung des Innenteleskopes auf Kulanz durch unser Labor. Das Vorgehen wird im Folgenden Schritt für Schritt erläutert.
Die Präparationsgrenze wird kontrolliert, ggf. finiert, und es wird ein Rektraktionsfaden gelegt (Abb. 5 und 6).Abb. 5 Der Pfeilerzahn 24 – bereit zur AbformungAbb. 6 Der abgeformte Pfeilerzahn
Haftlack wird auf die vorhandene Modellgussprothese in das Außenteleskop und dessen Umgebung gestrichen, verblasen und getrocknet.
Der Pfeilerzahn 24 wird mit feinem Polyetherabformmaterial (Permadyne blau aus der Doppelkartuschenspritze) beschickt und nach einmaligem Verblasen nochmals beschickt.
Die Modellgussprothese wird exakt im Mund auf den Teleskopen adaptiert.
Nach der Abbindung des Materials wird die Prothese abgenommen und die Abformung unter Vergrößerung kontrolliert (Abb. 7).Abb. 7 Modellstumpf aus Superhartgips
Ein Modellstumpf 24 aus Superhartgips wird hergestellt und die Präparationsgrenze dargestellt sowie markiert.
Auf diesem Modellstumpf wird mit ausbrennbarem PMMA-Kunststoff (Pattern Resin) ein dünnes Käppchen hergestellt (Abb. 8).Abb. 8 Modelliertes Käppchen aus Pattern Resin
Dieses Käppchen wird im Mund einprobiert, kontrolliert und fest aufgesteckt (Abb. 9).Abb. 9 Modelliertes Käppchen auf dem Zahn 24
Das Außenteleskop und der umliegende Bereich werden sorgfältig mit Vaselineöl isoliert (Abb. 10).Abb. 10 Isolierung des Außenteleskopes
Rückstandslos ausbrennbarer PMMA-Kunststoff (Pattern Resin) wird fließfähig angeteigt und mit geringem Überschuss in das Außenteleskop 24 eingefüllt (Abb. 11 und 12).Abb. 11 Anmischen von Pattern Resin – abgerundeter Spatel schont den NapfAbb. 12 Einfüllen von Pattern Resin
Nach der Aushärtung kann die Modellgussprothese mit kippenden Bewegungen abgenommen werden (Abb. 13).Abb. 13 Abnahme der Prothese nach Aushärtung
Im Labor wird die Modellation aus dem Außenteleskop entfernt, ausgearbeitet und nochmals auf dem Modellstumpf überprüft (Abb. 14 und 15).Abb. 14 Die Modellation ist entferntAbb. 15 Die ausgearbeitete Modellation des Innenteleskopes 24
Zum Goldguss wird das neue Innenteleskop in Wachs okklusal angestiftet, da diese Fläche keine direkte funktionelle Bedeutung hat und nach dem Guss geglättet werden kann (Abb. 16).Abb. 16 Die angestiftete Modellation – bereit zum Goldguss
Das gegossene, ausgearbeitete und polierte Innenteleskop wird auf dem Modellstumpf, im Außenteleskop der Prothese und im Mund sorgfältig auf Passgenauigkeit kontrolliert (vgl. Kapitel „Die systematische Arbeitskette in Labor und Praxis“ im Buch „Die dentale Trickkiste“, S. 95 ff.) (Abb. 17).Abb. 17 Das neue Innenteleskop – fertig zur Eingliederung
Zur Zementierung wird das Außenteleskop innen mit Vaselineöl isoliert und in das Innenteleskop eingesteckt. Damit soll vermieden werden, dass bei der Zementierung Zement zwischen Innen- und Außenteleskop gelangt und es zu einer Haftung zwischen beiden kommt. Dies ist aber nur möglich, wenn keine Einschubdiskrepanz zwischen dem beschliffenen Pfeilerzahn und dem Außenteleskop besteht (Abb. 18).Abb. 18 Das Innenteleskop wird nach Isolierung in das Außenteleskop eingesteckt
Zur Zementierung wird Glasionomerzement (Ketac Cem) verwendet. Die Innenkrone wird nur ausgepinselt, da ein Vollfüllen die korrekte Platzierung verhindern würde. Anschließend wird der Pfeilerzahn eingepinselt und die Innenkrone in der Teleskopprothese eingesetzt (vgl. Kapitel „Die systematische Arbeitskette in Labor und Praxis“ im Buch „Die dentale Trickkiste“, S. 95 ff.) (Abb. 19).Abb. 19 Die Zementierung
Nach Aushärtung des Zementes wird die Teleskopprothese abgenommen und gesäubert. Die Zementüberschüsse am Innenteleskop werden sorgfältig entfernt.
Abschließend erfolgt die Endkontrolle. Die ursprüngliche Situation ist wiederhergestellt (Abb. 20 und 21). Die Patientin, welche unerkannt bleiben will, gibt mit erhobenem Daumen zu erkennen: Es ist alles wieder in bester Ordnung (Abb. 22).Abb. 20 Das neue Innenteleskop 24 in situAbb. 21 Die Funktion der Prothese ist wiederhergestelltAbb. 22 Die Patientin ist erkennbar sehr zufrieden