Kitabı oku: «Forschungsreise ins innere Universum», sayfa 9

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Teil 2

Die grundlegenden Elemente der Inquiry

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Gewöhnliches Wissen

Wenn unser Sein frei ist, entfaltet es sich spontan und enthüllt seine Geheimnisse und seinen unerschöpflichen Reichtum. Wir können in einem Strom von Offenbarung vielerlei Art, vieler Farben, vieler Qualitäten, vieler Fähigkeiten und vieler Arten von Erfahrung leben. Um uns auf die Art Inquiry einzulassen, die dieses dynamische Mysterium unterstützt und an ihm teilhat, wird es hilfreich sein, die Beziehung zwischen Wahrheit, Verstehen und Wissen kennenzulernen und zu würdigen. Diese Beziehung läßt sich so beschreiben: Inquiry lädt durch Enthüllung von Wahrheit Verstehen ein und transformiert dadurch Wissen. Um anzufangen zu wissen, was das bedeutet, werden wir die Frage betrachten: Was ist Wissen?

Wissen, Verstehen und Wahrheit

Diese Einladung/Enthüllung/Transformation – dieses Entfalten der Seele – ist das, was wir das Abenteuer des Seins nennen: die Reise ohne Ende oder bestimmtes Ziel in unserem Raumschiff Inquiry zu den fernsten Gegenden des Raumes. Um an diesem Abenteuer teilnehmen zu können, müssen wir eingehender und genauer erfassen, was Wissen ist und wie es für unsere Inquiry relevant ist.

Wenn Sie Ihre Erfahrung in irgendeinem beliebigen Moment anschauen, werden Sie sehen, daß sie eine Art Wissen ist. Erfahrung ist untrennbar von Wissen und sogar eigentlich ganz und gar Wissen. Erfahrung ist so mit Wissen verwoben, daß Sie zum Beispiel nicht sagen können: „Mein Knie schmerzt,“ ohne das Wissen davon, daß Sie ein Knie haben, was ein Knie ist, was Schmerz ist, und die verschiedenen anderen Stücke von Information, die Ihre Erfahrung ausmachen, daß Ihr Knie weh tut. Man kann nicht sagen, fühlen oder denken: „Ich fühle mich von Dir geliebt“, ohne zu wissen, da ist ein Du, da ist ein Ich, da ist Liebe und wie sich Liebe anfühlt oder was Liebe bedeutet. All das ist Wissen. Sogar das Nichtwissen, das Nicht-Kennen der Erfahrung ist Wissen. Sogar: „Ich weiß nicht, was mit mir los ist“ ist Wissen.

Was ist dann Verstehen? Wie unterscheidet es sich von Wissen? Verstehen bedeutet, daß man nicht nur Wissen von dem hat, was geschieht, daß man nicht nur die Erfahrung hat, sondern daß man auch mit der Bedeutung der Erfahrung in Kontakt ist. Da ist nicht nur das Wissen der Tatsache der Erfahrung an sich, sondern auch eine kognitive Würdigung ihrer Bedeutung. Sie sitzen zum Beispiel mit jemandem zusammen und fühlen sich unbehaglich. Das ist Erfahrung, und sie ist immer mit Wissen verbunden. An einem bestimmten Punkt stellen Sie die Frage: „Warum fühle ich mich unbehaglich?“ Sie bleiben bei dieser Frage, bis Sie etwas Wahres sehen, das Sie vorher nicht gesehen haben – vielleicht möchten Sie mit dieser Person ins Bett gehen, haben aber Angst, das zu sagen. Sie haben Angst, das auch nur zu wissen. Das ist die Wahrheit, die Sie vorher nicht sahen, die Ihrem Unbehagen Bedeutung gibt.

In dem Moment, in dem Sie diese Wahrheit erkennen – die ein bestimmtes Element von Erfahrung ist, das Ihnen unbekannt war und das der Erfahrung eine vollere Bedeutung oder Bedeutsamkeit verleiht –, transformiert sich die Erfahrung. Ihnen wird bewußt, wie erregt Sie sind und wieviel Angst Ihnen die Tatsache macht, daß Sie erregt sind. Aber erregt zu sein ist auch Wissen, so wie Angst.

Inzwischen hat sich Ihre Erfahrung also von einer Sache zu einer anderen verändert. Wir können auch sagen, daß das, was sich transformiert hat, Wissen ist. Diese Transformation von Wissen, durch die mehr von der Bedeutung Ihrer Erfahrung enthüllt wird, nennen wir Verstehen. Verstehen ist demnach der dynamische, kreative Fluß von Wissen im Sinne von knowledge und knowing. Wissen transformiert kreativ durch das Sehen von Wahrheit, und die Wahrheit ist das, was das Wissen von einer Form zu einer anderen transformiert, indem sie es zu einer tieferen, volleren und bedeutsameren Ebene bringt. Andererseits verändert sich die Erfahrung nicht, wenn Sie nicht erkennen, daß Sie sich unbehaglich fühlen, weil Sie mit der anderen Person ins Bett gehen wollen. Sie wird sich jedes Mal wiederholen, wenn Sie mit diesem Menschen zusammen sind. Dann sagen wir, daß Sie Ihre Erfahrung nicht verstehen. Es gibt also, wenigstens in diesem Fall, einen direkten Zusammenhang zwischen Wahrheit, Wissen und Verstehen.

Ein anderes Beispiel: Sie merken, wenn Sie achtsam auf Ihre Erfahrung sind, daß es für Sie wichtig ist, erfolgreich zu sein, und daß Sie im Laufe der Jahre auf vielerlei Weise dem Erfolg nachgejagt haben. Wenn Sie diese Tendenz erforschen und für dieses Thema Erfolg offen sind, wird Ihnen vielleicht eine Unruhe bewußt, die Sie treibt. Sie können nicht still sitzen, und wenn Sie einmal für eine kurze Zeit einfach nur da sitzen, werden Sie unruhig, stehen dann auf und tun etwas. Diese Unruhe ist ein neues Stück Wissen, das Ihre Erfahrung transformiert. Sie haben jetzt mehr als nur das Wissen, daß Sie einfach aufstehen und etwas tun. Wenn Sie im Hinblick auf diese Unruhe neugierig sind, könnten Sie sich fragen: „Wie kommt das?“, und dann könnte es sein, daß Sie anfangen, darunter eine Leere zu erkennen. Dies ist eine neue Wahrheit, die Sie gefunden haben: Es ist diese unterschwellige Leere, die Sie in Richtung Erfolg treibt.

Also verändert sich die Wahrheit: Die erste Wahrheit, die Sie entdeckten, war die Unruhe, die nächste Wahrheit war die Leere. Beide Wahrheiten sind relativ: Jede ist wahr, während sie sich ereignet, aber später ist sie nicht mehr relevant. Und wenn Sie die Leere mit derselben Offenheit und demselben Interesse erforschen wie jene, die Sie bei der anfänglichen Erfahrung der Ruhelosigkeit hatten, könnten Sie erkennen, daß die Leere Ihnen das Gefühl vermittelt, Sie seien kein kompetenter Mensch, weil Sie sie als einen Mangel an Fähigkeit oder Kompetenz interpretieren. Wieder lädt die Inquiry die Wahrheit ein, und Wahrheit transformiert Wissen, und das führt zu Verstehen.

Dynamismus und gewöhnliches Wissen

Unsere Offenheit für die Erscheinungen unserer Seele gibt dem Sein den Raum und die Freiheit, sich kreativ zu entfalten, und enthüllt dabei seine verborgenen Möglichkeiten. Wenn man es seinen eigenen Ressourcen überläßt, entfaltet sich das Sein spontan auf eine kreative Weise und offenbart dabei, was immer innerlich zu ihm gehört, was in ihm steckt. Diese kreative Entfaltung ist eine natürliche Eigenschaft unseres Seins. Das bedeutet, daß Ihr Sein, wenn Sie es nicht einschränken oder es zu lenken oder einzuengen versuchen, von sich aus kreativ sein wird, indem es Ihrer Offenheit präsentieren wird, was immer an Möglichkeiten als Potential in ihm steckt. Was enthüllt wird, können unterdrückte schmerzhafte Erinnerungen aus der Vergangenheit, neuere Fähigkeiten und Fertigkeiten oder sogar neue Dimensionen von Erfahrung sein.

Da unser Sein dynamisch ist und dazu tendiert, unsere Erfahrung zu optimieren, ist es einleuchtend, daß man Offenheit für die Entfaltung braucht, zu der es als Ergebnis unserer Inquiry kommt. Offenheit impliziert ein Vertrauen in die Intelligenz und Liebe (lovingness), die diesen Dynamismus kennzeichnen: „Ich vertraue darauf, daß mein Sein sich so bewegen wird, wie es für es am besten ist, warum sollte ich mich also einmischen? Das erlaubt mir, wirklich für es offen zu sein.“ Die Offenheit wird zu einer Einladung.

Die optimierende Kraft des Seins kann jedoch ins Stocken gekommen sein, und dann bleiben wir in zyklischer Wiederholung, in einer zwanghaften Wiederholung alter Muster und schaler Eindrücke stecken. Das ist die fixierte und starre Trägheit konventioneller Erfahrung. Was ist für diese Fixierung verantwortlich?

Um das zu beantworten, müssen wir verstehen, daß Wissen in unterschiedlichen Formen vorkommt, von denen die üblichste gewöhnliches Wissen (ordinary knowledge) ist. Gewöhnliches Wissen ist das, was im allgemeinen mit dem Wort „Wissen“ gemeint ist – das ganze Wissen, das man in seinem Kopf hat. Wann immer Wissen zu einer Erinnerung wird, ist es gewöhnliches Wissen. Es ist die Totalität der Informationen, die man angesammelt hat: Dinge, die man in der Schule gelernt hat, und Dinge, die einem erzählt wurden oder die man gelesen hat, wie auch das, was man aus eigener direkter Erfahrung gelernt hat.

Zum Beispiel hat man aus Erfahrung gelernt, daß man einen Körper hat. Das ist gewöhnliches Wissen. Es wurde einem gesagt, man sei dieser Körper, und auch das wird zu erinnertem Wissen. Wenn man nun das Konzept, daß man der Körper ist, nimmt und an diesem gewöhnlichen Wissen als Wahrheit festhält, wird das die Offenheit für den kreativen Dynamismus einschränken. Man wird nicht dafür offen sein, daß dieser Dynamismus aufdeckt, daß man nicht ein Körper, sondern etwas anderes ist – beispielsweise Bewußtsein. Dieses Beispiel macht es leicht zu verstehen, daß unser optimierender Dynamismus aufgrund unserer Identifikation mit Bildern, Strukturen, Meinungen, Einstellen, Konzepten, Meinungen, Vorlieben, Vorurteilen und so weiter zum Stillstand kommt – alles Formen gewöhnlichen Wissens. Das vereitelt und entstellt die kreative Entfaltung unseres Seins.

Mit anderen Worten, unsere Offenheit für den Dynamismus ist dann eingeschränkt, wenn wir an dem festhalten, was wir gewöhnliches Wissen nennen, besonders dann, wenn wir dieses Wissen für die letzte Wahrheit halten, für eine Wahrheit, die ewig gültig sein sollte. Wenn wir unser gewöhnliches Wissen für eine getreue Beschreibung der Realität halten, errichten wir Mauern um unsere uns an sich eigene Offenheit.

Unsere vergangene Erfahrung als ganze, die angenehme wie auch schmerzliche Eindrücke umfaßt, wird zum Inhalt gewöhnlichen Wissens, das schließlich unsere Erfahrung strukturiert und sie mit Mustern versieht. Es ist wahr, daß sich Sein immer entfaltet – der Dynamismus kann nicht angehalten oder vollständig unterdrückt werden. Aber er entfaltet sich entweder frei oder auf eine entstellte Weise. Wenn Starrheit unsere Erfahrung auf eine fixierte Weise prägt, entstellt das die Manifestation des Dynamismus, und die Kreativität unseres Seins zeigt sich auf verdunkelte, stumpfe und ungeordnete Weise. Durch Verstehen dieser Entstellungen enthüllen wir die Qualitäten von Sein, die durch diese Entstellungen blockiert sind, und helfen uns damit zu sehen, wie die Kreativität des Seins selbst entstellt und eingeengt wird.

Was auch immer auftaucht, es ist die Manifestation des Seins und hat immer eine Bedeutung, sei sie entstellt und gezwungen oder frei und offen. Die Entstellungen, einschließlich emotionalen Schmerzes und emotionaler Schwierigkeiten, sind nichts als die Erscheinungen des Dynamismus des Seins, die durch den Filter unseres gewöhnlichen Wissens hindurch geschehen. Fixierte Meinungen, innere Haltungen und Sichtweisen, die vor allem auf Strukturen und Abwehrmechanismen des Egos beruhen, behindern und entstellen den Fluß. Man endet bei einer schmerzhaften, eingeengten und düsteren Wiederholung alten Wissens.

Die Inquiry aktiviert die optimierende Kraft des Dynamismus und ruft sie an und lädt damit das Sein ein, seinen verborgenen Reichtum zu zeigen. Inquiry öffnet unser Wissen, in dem sie es herausfordert, in Frage stellt und versteht, und das geschieht, indem sie die Wahrheit sieht, die unsere Erfahrung transformiert, verjüngt und vertieft. Durch das Verstehen der Entstellungen können wir sehen und zu dem gelangen, was das Sein zu entfalten versucht. An einem bestimmten Punkt wird diese Entfaltung in reinen Manifestationen erscheinen – als die direkte, unverschleierte Erfahrung wahrer Natur.

So eine Erfahrung wahrer Natur transformiert unser direktes Wissen, indem sie es zu neuen und frischen Dimensionen bringt. Die Transformation unserer Erfahrung ist also die Transformation unseres Wissens.

Realität und gewöhnliches Wissen

Unsere Erfahrung wird vor allem durch Selbstbilder und verinnerlichte Beziehungen aus der Vergangenheit bestimmt und geprägt. Diese Bilder und Erinnerungen bilden den größten Teil des Inhalts unseres gewöhnlichen Wissens.

Gewöhnliches Wissen ist nicht an sich für unsere Entfaltung einengend. Der Grad von Freiheit oder Einschränkung hängt aber davon ab, wie wir mit ihm umgehen. Wir brauchen gewöhnliches Wissen für das praktische Leben, beispielsweise um unser Auto wiederzufinden, wenn wir ins Parkhaus kommen. Ohne gewöhnliches Wissen würden wir nicht wissen, welches Auto uns gehört, wie wir es anlassen oder wie wir fahren sollen. All das ist gewöhnliches Wissen. Diese Art Wissen sorgt für die notwendige Begleitung und Führung in unserem täglichen Leben. Das Problem ist, daß wir dazu neigen, es für mehr als das zu benutzen. Zum Beispiel ist es nützlich, sich sein Fahrzeug als getrenntes Objekt zu denken, das man fahren kann. Wenn man aber an dieser Sichtweise als endgültig festhält, wird man nie zu kosmischem Bewußtsein gelangen, denn kosmisches Bewußtsein offenbart die darunter liegende Einheit von allem.

Gewöhnliches Wissen ist also nützlich, aber wir müssen unsere wahre Beziehung zu ihm und seine Beziehung zur Realität sehen. Wir müssen es als vorläufige Kategorisierung der Realität betrachten, nicht aber als endgültig und universell anwendbar. Die Tatsache, daß ich ein Körper bin, ist nützlich, wenn ich die Straße überquere, aber nicht nützlich, wenn ich schlafe. Ich brauche nicht zu denken, daß ich ein Körper bin, wenn ich schlafe. Es spielt keine Rolle, wofür ich mich halte, wenn ich schlafe. Aber die meisten von uns werden weiter glauben, daß wir auch in unserem Schlaf und während unserer Träume der Körper sind.

All unsere Vorurteile, Überzeugungen, Einstellungen und Vorlieben, all unsere Ego-Strukturen und unsere Identifikationen sind entweder gewöhnliches Wissen oder beruhen auf gewöhnlichem Wissen. Das Festhalten an diesem gewöhnlichen Wissen – die Ansicht, daß ein bestimmter Bereich gewöhnlichen Wissens für jeden Augenblick und in alle Ewigkeit als absolute Wahrheit gültig sein wird –, schränkt unsere Offenheit ein und hindert den Dynamismus daran, die optimierende evolutionäre Kraft einzusetzen.

Zum Beispiel zu glauben, daß ich nicht ein Körper bin, sondern einen Körper habe, ist an einem bestimmten Punkt sehr nützlich, wenn ich anfange, mein Körperbild zu erkennen, und lerne, mit ihm umzugehen. Wenn ich zu erkennen beginne, daß ich mit einem Körperbild identifiziert bin, wird mir damit möglich zu erkennen, daß ich ein Bewußtsein oder eine räumliche Weite bin, die einen Körper hat. Diese Einsicht kann sich an einem bestimmten Punkt als Wahrheit manifestieren, die dann meine Erfahrung transformiert. Aber diese Wahrheit ist nicht endgültig. Ein oder zwei Jahre später beginne ich vielleicht, bestimmte Probleme zu haben, und ich erkenne, daß sie da sind, weil ich eine Trennung zwischen meinem Körper und meiner Seele vornehme. Ich denke, daß ich eine Seele bin, die einen Körper hat, oder ein Körper, der eine Seele hat. Damals war es für mich nützlich zu erkennen, daß ich eine Seele bin, die einen Körper hat, aber ein Jahr später wird diese Wahrheit zu etwas Falschem, weil ich dann erkenne, daß der Körper nichts anderes als eine Manifestation der Seele ist. Es gibt keinen von der Seele getrennten Körper. Die Seele hat keinen Körper wie einen Besitz; der Körper ist so sehr Teil der Seele, wie meine Gefühle Teil der Seele sind.

Wenn ich an der Einsicht festhalte, daß „ich eine Seele bin, die einen Körper hat“ – was eine Wahrheit, eine neue Manifestation von Wissen war, die einmal meine Erfahrung verändert hat –, wird sie zu gewöhnlichem Wissen. Und wenn ich an dieser Einsicht als an einer letzten Wahrheit festhalte, wird eine Zeit kommen, wenn sie meine Offenheit einschränkt, und dann wird der Dynamismus meiner Entfaltung nicht in neue Dimensionen von Erfahrung fließen. Wahrheit ist also etwas, das wir im Moment erkennen, aber es ist nicht etwas, an dem wir ewig festhalten müssen. Wir müssen gewöhnliches Wissen als vorläufig ansehen, und das schließt alles ein, was immer wir als Wahrheit denken und erfahren, denn es könnte sein, daß sie im nächsten Augenblick nicht mehr gilt.

Die Wahrheit ist demnach ein sich bewegender Punkt. In dem Moment, in dem Wahrheit zu Wissen wird, wird sie schnell zu dem, was ich gewöhnliches Wissen nenne. In dem Moment, in dem die Bestandteile gewöhnlichen Wissen zu festen Standpunkten und festen Meinungen von einem selbst und der Realität werden, werden sie für die Inquiry zu Barrieren. Wissen wird dann zu einer Barriere für die Offenheit, die gerade das Herz der Inquiry ist. Wir können daher sagen, daß es bei Verstehen und Transformation darum geht, unsere Erfahrung von altem Wissen, von gewöhnlichem Wissen zu befreien.

Inquiry und gewöhnliches Wissen

Um Inquiry und das zu verstehen, was zu erforschen und was der Sinn der Inquiry ist, müssen wir verstehen, wie gewöhnliches Wissen die Entfaltung verhindern und den Dynamismus entstellen kann.

Zu gewöhnlichem Wissen gehört alles, was wir über uns und die Realität denken, wofür wir uns und die Realität halten, was wir zu wollen und was wir nicht zu wollen glauben. Alles, was wir in einem begrifflichen Rahmen fassen, ist gewöhnliches Wissen. Gewöhnliches Wissen besteht also aus alten Kategorien, Informationen, Meinungen, Philosophien, Ideologien, Einstellungen – aus allem, was wir zu wissen glauben und für Wahrheit halten.

Normalerweise erleben wir uns durch den Schleier dieses Wissens hindurch, so daß unsere Erfahrung von uns selbst und von allem anderen nicht ein unmittelbarer, direkter, freier und spontaner Kontakt mit dem ist, was ist. Sie ist indirekt und durch Wissen gefiltert, und dieses Filtern ist zum großen Teil das, was die Erfahrung mit Mustern versieht. Der Filter prägt unsere Erfahrung in einem Grad, der uns erschrecken würde, wenn wir es merken würden.

Zum Beispiel mustert unser Wissen unsere Erfahrung in dem Maße, daß wir wirklich eine physische Realität erleben. Wir glauben schließlich, daß es so etwas wie physische Realität und physische Materie gibt. Im Grunde sind wir vollkommen davon überzeugt, daß physische Realität eine fundamentale Wahrheit ist. In objektiver Realität gibt es so etwas wie die physische Welt, die wir kennen, nicht. Wenn wir unseren Körper ohne den Filter gewöhnlichen Wissens erleben, dann werden wir keinen physischen Körper, sondern ein fließendes Muster von Leuchten erfahren. Unsere Erfahrung ist so konditioniert und bestimmt, daß wir nicht nur glauben, daß wir einen Körper haben und ein Körper sind, wir glauben an etwas noch Fundamentaleres, das diesem Glauben zugrundeliegt: daß der Körper der Körper ist, für den wir ihn halten. Für die meisten Menschen ist das absolut wahr: Der Körper ist physische Materie, die geboren wird und schmerzt und stirbt. Wie sollten wir aus diesem Blickwinkel auf die Idee kommen, ihn als ein fließendes Muster eines Leuchtens zu sehen? Das ist nur ein vielleicht etwas extremes Beispiel dafür, wie weit diese Prägung durch gewöhnliches Wissen geht.

Während der Anfangsphasen ist der Prozeß der Inquiry vor allem eine Untersuchung gewöhnlichen Wissens. Warum? Weil sie eine Untersuchung unserer augenblicklichen Erfahrung ist und weil, wenn wir eine Erfahrung machen und ihre Bedeutung nicht wissen, uns das sagt, daß darin ein Stück gewöhnlichen Wissens enthalten ist, das wir noch nicht sehen. Wenn wir unsere gegenwärtige Erfahrung erforschen, erforschen wir also eigentlich, wie gewöhnliches Wissen sie prägt.

Ein gutes Beispiel dafür wurde oben erwähnt: Ihre unbewußte Überzeugung, daß Sie ein unfähiger Mensch sind, die Ihrem Drang nach Erfolg zugrundeliegt. Diese unbewußte Überzeugung ist ein Teil gewöhnlichen Wissens, das in Ihrer gegenwärtigen Erfahrung enthalten ist und das diese Erfahrung bestimmt, ohne daß Sie wissen, daß es da ist. Aufgrund dieser Einsicht erkennen Sie, wie Ereignisse, die in Ihrer Kindheit geschahen – vielleicht wurden Sie von Ihren Lehrern herabsetzend behandelt, oder Ihre Eltern glaubten nicht, daß Sie irgend etwas gut machen könnten –, Sie dazu brachten, von sich zu glauben, Sie seien unfähig. Das wurde zu einem Selbstbild, das sich Ihrem Verstand einprägte und das ein Stück gewöhnlichen Wissens ist. Das prägt jetzt Ihre Erfahrung in der Weise, daß Sie ständig dem Erfolg nachjagen müssen. Die Untersuchung der gegenwärtigen Erfahrung bedeutet also häufig erst einmal, daß man untersucht, wie gewöhnliches Wissen die eigene Erfahrung prägt.

Eine Untersuchung der Weise, wie unser gewöhnliches Wissen unsere Erfahrung bestimmt, prägt und einschränkt, befähigt uns, eine andere Herangehensweise an den Inhalt dieses Wissens zu lernen. Gewöhnlich nehmen wir unser Wissen als das, was bestimmt und die Grenze für das setzt, was möglich ist und was man wissen kann. Wenn wir aber die Unbestimmtheit, die Offenheit von Inquiry verstehen, lernen wir mit der Zeit, das Wissen nicht als Grenze, sondern als einen Hinweis zu nehmen. Wir können unsere Worte, Begriffe und Gedanken als Hinweise auf die Wahrheit, auf das, was möglich ist, benutzen, statt als Grenzen dessen, was gewußt werden kann. „Dies ist eine Möglichkeit“, statt: „Das ist es, was Du finden wirst“.

Wenn wir unsere Erfahrung erforschen können, indem wir Wissen als Hinweis verwenden, wird es zu einem Hilfsmittel, zu einer Art Führung. Zum Beispiel wissen wir, daß Wut oft eine Verletzung verdeckt. Aus wiederholter Erfahrung wird das zu Wissen. Wie benutzen wir dieses Wissen, wenn wir das nächste Mal auf Wut stoßen? Sagen wir: „Da muß es eine Verletzung geben. Die will ich finden“? Oder sind wir, statt diese automatische Annahme zu machen, für die Möglichkeit offen, daß es da eine Verletzung gibt, die dann unsere Untersuchung leiten könnte? Wenn Sie annehmen, daß Sie verletzt sind, könnten Sie sich irren, denn hin und wieder liegt einer Wut keine Verletzung zugrunde. Es gibt immer Ausnahmen. Wissen kann auf eine Weise benutzt werden, die unserer Inquiry hilft, aber gewöhnlich benutzen wir es auf eine Weise, die unsere Inquiry begrenzt und bindet.

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