Kitabı oku: «Hilfskreuzer „Chamäleon“ auf Kaperfahrt in ferne Meere», sayfa 5

Yazı tipi:

„Auf keinen Fall“, ließ sich der Tankerkapitän vernehmen, „schließlich könnte der Spruch von einem deutschen U-Boot aufgenommen werden. Wir müssen schließlich alle damit rechnen, dass die Jerrys ihre Boote bereits in See haben.“

„Entschuldigen Sie, Sir“, meldete der erste Offizier des Tankers erneut seine Bedenken an, „ich halte es nach wie vor bei dieser merkwürdigen Order für angebracht, Funkmeldung abzusetzen. Außerdem ist mir das Flugzeugmuster als Bordflugzeug unserer Kreuzer nicht geläufig.“

„Ach, was wollen Sie denn“, versetzte der Captain, „wir sind doch durch die Admiralität darauf hingewiesen, dass von den Jerrys lediglich eines ihrer Taschenschlachtschiffe vor Kriegserklärung ausgelaufen ist. Welche Überwassereinheit sollte hier wohl rumschwabbeln? Oder meinen Sie etwa, die Jerrys verfügen als Geheimwaffe bereits auf ihren U-Booten über Bordflugzeuge?“ Das weitere Brückenpersonal belachte den als Witz verstandenen letzen Satz ihres Masters entsprechend und der besorgte erste Offizier verzichtete auf weitere Einwendungen. Wortlos wandte er sich ab, ihm war aber durchaus anzumerken, dass er nach wie vor seine Zweifel nicht verbergen konnte.

„Und“, setzte der Captain noch einen drauf, „Number One, dieses Westentaschen-schlachtschiff, die Graf Spee, ist bekanntlich nach dem Gefecht mit unseren Kreuzern Ajax, Achilles und Exeter in den Hafen von Montevideo, Uruguay geflüchtet und wird dort von unserer Royal Navy blockiert und wird da kaum wieder rauskommen. Das haben wir doch erst gestern von der Admiralität bestätigt bekommen.“

Auch auf der „Chamäleon“, auf der ebenfalls auch die britischen Radiostationen abgehört wurden, war das Gefecht des Panzerschiffs Graf Spee mit dem britischen schweren Kreuzer Exeter und den beiden leichten Kreuzern Ajax und Achilles aus Nachrichten der BBC bekannt. Selbstverständlich wurden auch auf dem Hilfskreuzer die feindlichen Radiostationen, insbesondere die BBC abgehört und die wesentlichen Nachrichten dem Kommandanten bekannt gegeben, der sie nach eigenem Dafürhalten ggf. seinen Offizieren und meistens auch der Besatzung über Bordlautsprecher bekannt gab, wenn er dies für erforderlich oder sinnvoll erachtete. Am Bord beider Schiffe wusste man am frühen Morgen des 17.Dezember 1939 noch nicht, dass am gleichem Tage Kapitän zur See Langsdorff im Interesse der Rettung seiner Besatzung und im Hinblick auf die nur noch geringen Munitionsvorräte die Graf Spee außerhalb der Dreimeilenzone vor Montevideo in den Fluten des Rio de la Plata selbst versenken würde.

Auf dem deutschen Kriegsschiff war man in der Zwischenzeit nicht untätig, die von der Flugzeugbesatzung als „Kate Winslow“ ausgemachte zweite Sichtung näher zu überprüfen. Laut Lloyds Register handelte es sich hierbei um den 7952 BRT (Bruttoregistertonnen) vermessenen, 1931 vom Stapel gelaufenen,Tanker der Reederei Winslow Brothers mit Sitz in London. Noch bei vollständiger Dunkelheit näherte sich die „Chamäleon“ bis auf knapp 1000 Meter von achtern aufdampfend dem Briten. Auf der Brücke des deutschen Kriegsschiffes waren – wie fast immer bei der Annäherung an einen Gegner – auch die wachfreien und nicht durch ihre Funktionen anderweitig gebundenen Offiziere in gebannter Erwartung.

„Artillerie klar“, fragte der Kommandant beim 1. Artillerieoffizier, Oberleutnant z. S. Fritz Bolte, nach. Sofort kam die Antwort des AO: „Artillerie klar und Ziel aufgefasst.“

„Flawaffen ebenfalls klar und Ziel aufgefasst“, kam der 2. AO Leutnant z. S. Fischer der Nachfrage des Kommandanten zuvor, was dieser mit einem leichten Schmunzeln zur Kenntnis nahm. Für die Torpedowaffe meldete der TO Curt Carstens: „Torpedowaffe ebenfalls klar, Herr Kaptän, TO am Zielgerät.“

Der Korvettenkapitän hob nochmals das schwere Marineglas an die Augen, überzeugte sich davon, dass nach wie vor offenbar die Annäherung des Hilfskreuzers vom gegnerischen Schiff nicht bemerkt war, sowie ob die Kriegsflagge gehisst war und befahl: „Blinkspruch vorbereiten, Stop advance, or I shall fire (stoppen Sie sofort, sonst werde ich schießen), don’t wireless (benutzen Sie nicht Ihre FT-Anlage)!“

„Ausführung jetzt!“ Sofort nach dem Befehl trat der Signalscheinwerfer in Tätigkeit und übermittelte der diensthabende Signalgast die Aufforderung.

Auf der „Kate Winslow“ zuckten Captain und 1. Offizier, sowie Rudergänger und Wachmatrose zusammen, als plötzlich an Ihrer Backbordseite der helle Scheinwerferstrahl das Dunkel der Nacht durchschnitt. Der 1. Offizier des Tankers überwand seine Überraschung zuerst. Fragend schaute er seinen Captain an und schrie diesen in der Erregung fast an: „Und das soll ein britischer Kontrollkreuzer sein? Das glaube ich nie und nimmer.“ „Das sind die verfluchten Germans“, setzte er noch hinzu und maß seinen Captain mit einem bösen Blick, „aber auf mich wollte ja keiner hören!“ Der Captain wollte seinem Ersten wütend das Wort verbieten, als plötzlich das ganze Schiff in helles Licht getaucht wurde, verursacht von der starken Scheinwerferanlage des zwischenzeitlich auf wenige hundert Meter angenäherten Fremden. Den 1. Offizier riss es förmlich auf den Absätzen herum und schon war er am Sprachrohr, das die Brücke mit dem Funkraum verband und schrie hinein: „Wir werden angegriffen, geben Sie sofort QQQ (britischer Code für: verdächtiges Schiff) und unsere Position.“

„Belege das“, schrie der Captain dazwischen, stieß seinen Ersten vom Sprachrohr weg, „geben Sie RRR (britischer Code für Raider – Angriff durch Überwasserkriegsschiff) mit Schiffsnamen und Position.“ Lange Sekunden vergingen. Rudergänger und Wachmatrose schauten sich an, wandten dann Ihren Blick auf Captain und Ersten, um zu sehen, welche weiteren Anordnungen die Schiffsführung geben würde. Die Hände des Rudergängers umkrampften das Ruderrad. Wieder fasste sich der Erste am schnellsten und fragte seinen Schiffsführer: „Sollen wir stoppen?“ Die Lippen im zornrotem Gesicht des Captains sprangen auf: „Damn …“, weiter kam er nicht. In diesem Moment flog ein Teil der Brückenaufbauten, wie von der Hand eines Riesen zerfetzt, vor seinen Augen davon. Dort wo der Wachmatrose eben noch mit schreckverzerrtem Gesicht gestanden hatte, klaffte ein großes Loch. Er selbst war verschwunden. Das fremde Schiff hatte das Feuer eröffnet. Rudergänger und Erster warfen sich zu Boden. Der Erste lief zum Sprachrohr und wollte mit der Rechten den Stöpsel abziehen. Unverständnis und Verwirrtheit breiteten sich auf seinem Gesicht aus. Er griff dann mit dem rechtem Arm zum Sprachrohr. Allein die rechte Hand und der halbe Unterarm fehlten. Er starrte auf den verkürzten Unterarm, aus dem das Blut in breitem Strahl aus einer verletzten Arterie spritzte und sackte langsam auf die Knie. Jetzt endlich hatte auch der Captain seinen Schock überwunden. Glücklicherweise funktionierte die Sprachverbindung zur Maschine noch und er gab Befehl zu stoppen. Eine Verbindung zum Funker kam hingegen nicht zustande. Mehrmals schrie er nach dem Funkoffizier, erhielt jedoch keine Antwort. Erst jetzt registrierte er, dass das Schießen bereits wieder aufgehört hatte.

Zu dieser Zeit auf dem deutschen Hilfskreuzer.

„Gegner funkt“, meldete der 1. Funkoffizier Oberleutnant z.S. Fritz Borchard. „Sofort stören“, befahl der Kommandant, „1 AO, eine Salve auf die Brücke! 2 AO, Flawaffen Oberkante Schiffsbrücke bestreichen, Antenne zerschießen!“

Ruumms donnerten alle 15 Zentimeter Geschütze, die den Gegner auffassen konnten, los. „Treffer, Treffer“, jubelten die mittlerweile vollständig auf der Brücke erschienenen Offiziere, soweit sie nicht dienstlich wie die beiden Artillerieoffiziere, Funker und Torpedooffizier auf ihren Gefechtsstationen gebraucht wurden. Graf von Terra fuhr dazwischen: „Ruhe! Wir sind doch hier nicht zum Ringreiten.“

„Gegner hat aufgehört zu funken“, kam die Meldung des FO (Funkoffizier). „Gegner stoppt“, bemerkte der Kommandant, „Blinkspruch rübermachen: Haben Sie Verletzte? Benötigen Sie ärztliche Hilfe?“ Der Kommandant wollte die Anfrage gerade wiederholen lassen, als nach langen Minuten per Blinkspruch erwidert wurde: „Ich ergebe mich. Ein Toter, ein Schwerverwundeter, drei leicht Verletzte.“

Noch in der Dunkelheit setzte das Prisenkommando unter Leitung des 2. Offiziers, Oberleutnant z. S. Uwe Semmler, mit dem 2. Schiffsarzt und 2 Sanitätsgasten über. Alle Bemühungen des Schiffsarztes waren vergebens, kurz nach Eintreffen war der tapfere 1. Offizier des Engländers seinem Blutverlust erlegen. Die Überprüfung durch den LI und seine Mannschaft ergab, dass die Brücke stark beschädigt war, zudem eine der 15 Zentimeter Granaten den Maschinenraum getroffen hatte, sodass auch dieser Tanker als Prise nicht in die Heimat geschickt werden konnte und somit nach Übernahme der Besatzung, die selbstverständlich Kleidung und persönliche Habe mitnehmen durfte, durch öffnen der Seeventile versenkt wurde. Drei Stunden dauerte es, bis das Schiff endlich auf ebenem Kiel letztlich ganz in seinem Element versunken war. In die britische Flagge gehüllt wurde kurz darauf die Leiche des 1. Offiziers im Beisein seiner gesamten Besatzung und seines Captains sowie eines angetretenen deutschen Ehrenkommandos der See übergeben. Die Leiche des zweiten Briten wurde nicht gefunden. Der Funker hingegen hatte Glück, er wurde vom Einschlag lediglich gegen die Wand seiner Kammer geschleudert und hatte kurzfristig das Bewusstsein verloren und konnte daher seinem Captain nicht antworten.

8. Kriegsrat

Drei Tage später, am 20. Dezember 1939, hielt der Kommandant mit seinen Offizieren Kriegsrat. Der Tod der beiden Engländer ließ ihn nicht unberührt.

„Meine Herren, was können wir tun um auch die Verluste beim Gegner möglichst gering zu halten und wenn es irgend geht, auch im eigenen Interesse, nicht nur um Munition zu sparen, sondern darüber hinaus auch möglichst unbeschädigte Gegnerschiffe aufzubringen, damit wir uns nicht evtl. eine wertvolle Prise selbst in Klump schießen“, fragte Waldau, nachdem er Raucherlaubnis erteilt hatte und bis auf die zwei Nichtraucher alle ihre Zigaretten bzw. drei der älteren Sonderführer, die an der Besprechung teilnahmen, ihre Zigarren und Graf von Terra seine unvermeidliche Pfeife in Brand gesetzt hatten. Der von der Luftwaffe abkommandierte Fliegeroffizier, Leutnant Elmar Spaß, hob die Hand: „Feldwebel Schütze hat möglicherweise eine Idee.“

„Und die wäre“, fragte Graf von Terra und stieß eine gewaltige Rauchwolke aus. Der neben ihm sitzende Oberleutnant z.S. Carstens wedelte diese mühsam beiseite und deutete einen Erstickungsanfall an. Alle lachten. Der Kommandant wurde wieder ernst: „Na dann mal her mit unserem Feldwebel, mal sehen was er zu sagen hat! Welche Idee hat er denn? Nun mal raus damit“, der Kommandant schaute den Luftwaffenleutnant fragend an. Dieser versuchte im Sitzen leicht Haltung anzunehmen, wurde aber sofort vom Kommandanten unterbrochen: „Hören Sie auf mit dem Spaß, Spaß, wir sind hier nicht auf dem Kasernenhof, sondern auf Feindfahrt!“

„Das sollte auch dieser Schlipssoldat langsam gemerkt haben“, gab Graf von Terra seinen unvermeidlichen Senf dazu und spielte mit der Bezeichnung Schlipssoldat darauf an, dass bei den Luftwaffenuniformen Hemd und Schlips üblich waren, was beim Heer gar nicht und bei der Marine nur bei Offizieren und höheren Feldwebeldienstgraden zur Ausgehuniform der Fall war. Der Backschafter (Bursche) des Kommandanten, Matrosenobergefreiter Karl „Kalle“ Kerst öffnete nach kurzem Klopfen die Tür und Feldwebel Gottfried Schütze trat ein und nahm Haltung an: „Herr Kaptän haben mich rufen lassen.“

„Ja, mein lieber Schütze“, versetzte der Kommandant, „Leutnant Spaß berichtet, Sie hätten eine Idee, wie wir vielleicht auch ohne den Gebrauch unserer Kanonen zukünftig die Gegner am Funken hindern können. Nun schießen Sie mal los!“ In strammer Haltung wollte Feldwebel Schütze seine Ausführung beginnen, als er nochmals von seinem Kommandanten unterbrochen wurde: „Nicht so steif, mein lieber Schütze, nehmen Sie Platz – am Besten neben Ihrem Flugzeugführer“, deutete Waldau mit einer kurzen Handbewegung auf die Längsbank an der Backbordseite der von ihm bewohnten ehemaligen Kapitänskabine, die im Gegensatz zu entsprechenden Unterkünften auf regulären Kriegsschiffen geradezu luxuriös und geräumig wirkte. Etwas unsicher nahm der Flugzeugführer Platz und kam dann schnell zur Sache: „Ich wollte vorschlagen, Herr Kaptän, dass wir vielleicht an den Kufen des Bordflugzeuges eine Stahlschlinge befestigen, die dann im Flug zwischen den Schwimmern herabhängt, also mehr oder weniger ein großes U oder auch unter Berücksichtigung der Arado ein großes O bildet. Damit könnten wir evtl. den Frachtern die Antenne kappen.“

Einige Offiziere guckten etwas ungläubig den Feldwebel an.

„Mann Gottes, wie soll das denn gehen“, drang aus einer Wolke von Pfeifenrauch Graf Terras Stimme, „dabei können Sie doch höchstens Bruch machen und unseren schönen Flieger verschrotten.“

„Verzeihung“, mischte sich der LI Oberleutnant (Ing.) Wessels ein, „Herr Kaleu, dass könnte schon klappen, wenn die Schlinge oder wohl besser der Sliphaken richtig konstruiert ist. Die Antenne leistet schließlich keinen großen Widerstand. Und sollte der Haken sich in den Aufbauten verfangen, oder gar am Mast, muss dieser so konstruiert sein, dass er dann ohne das die Maschine durch einen zu starken Ruck abstürzt, vom Schwimmer gleitet bzw. die Verbindung reißt. Das sollte vielleicht tatsächlich klappen. Zumindest halte ich dieses technisch für durchaus nicht ausgeschlossen.“

„Durchaus nicht ausgeschlossen, welch eine Rede“, grinste Terra aus seiner Qualmwolke.

„Nun mal ruhig Kameraden“, ergriff der Kommandant das Wort. „Sie, Wessels setzen sich mit Schütze und Spaß zusammen, diskutieren die Sache aus, bauen so’n Haken und überlegen wie wir das vielleicht zunächst einmal am eigenen Schiff testen können. Da hat doch unsere Zusammenkunft evtl. schon etwas gebracht. Sonstige Wortmeldungen oder Vorschläge?“ Der Kommandant schaute in die Runde, aber niemand meldete sich. „Ich bin ja etwas enttäuscht, dass von unserem Ersten kein konstruktiver Vorschlag kommt“, wollte der Kommandant seinen Freund und IO, Graf von Terra, gerade anfrotzeln, als es klopfte. Einer der zwei Funk-Obermaaten, die neben dem 2. Funkoffizier das Funkpersonal des Kreuzers vervollständigten, trat ein und reichte dem Kommandant ein FT. Dieser warf einen Blick darauf. Alle Anwesenden bemerkten, wie die Gesichtszüge des Kommandanten erstarrten. Dieser warf noch einen Blick auf das erhaltene FT (Funkspruch), erhob sich und sprach: „Unser Panzerschiff Admiral Graf Spee hat sich vor der Hafeneinfahrt von Montevideo selbst versenkt, der Kommandant, Kapitän zur See Langsdorff, meldet zumindest Uruguay-Radio, soll sich erschossen haben!“

Das eben gehörte drückte die Stimmung erheblich. Betreten verließen die Offiziere und der Flugzeugführer, Feldwebel Schütze, das Reich des Kommandanten. Nur Graf von Terra blieb zurück und meinte: „So’n Schiet, da haben wir unser erstes Dickschiff verloren.“

„Ja, und außerdem haben wir einen unserer wohl fähigsten Kommandanten verloren, auch das wiegt schwer – vielleicht sogar genauso schwer.“

Didi Waldau stellte die Gläser auf den Tisch und holte aus dem in der Kapitänskajüte vorhandenen Kühlschrank – auch das gab es schon bei neuesten Frachtschiffen in der Kapitänskajüte zu dieser Zeit – zwei gut gekühlte Flaschen Becksbier heraus. Terra stopfte erneut seine Pfeife während Waldau eine neue Zigarette anzündete.

„Didi, was hältst Du eigentlich von der Idee unseres wackeren Fliegers“, versuchte Bodo Graf von Terra das Gespräch wieder auf die aktuellen Probleme zu lenken.

„Tja, wenn auch der LI meint, dass das durchaus funktionieren kann, wollen wir das zumindest probieren. Meine viel größere Sorge sind aber im Moment noch unsere Teufelseier an Bord. Wenn der Tommy – wie im ersten Krieg – seine Frachter wieder bewaffnet, kann möglicherweise ein Schuss in die Minenlast reichen und von unserem Pott ist nichts mehr übrig.“

Terra hob sein beschlagendes Glas. Die beiden Offiziere stießen an und leerten ihre Gläser jeweils zur Hälfte. „Aaah, das tut gut“, ließ sich Waldau vernehmen und drückte die Zigarette aus.

„Mal was ganz anderes“, wechselte der Graf erneut das Thema und nahm den letzten Schluck aus seinem Bierglas. „Wir laufen ja stetigen Südkurs. Gibt es eigentlich eine Äquatortaufe oder fällt so was in Kriegszeiten aus?“

„Schau’n wir mal, ne’ kleine Abwechslung tut sicherlich allen gut. Du kannst ja schon mal etwas planen. Guck nicht so, ein zweites Bier gibt’s nicht.“ Der Kommandant knuffte seinem Freund in die Seite und dieser trollte sich in seine eigene Kammer.

9. Äquatortaufe

Heiligabend und die Weihnachtstage lagen hinter der Besatzung der „Chamäleon.“ Ein neues Opfer fand sich nicht. Die Schraube drehte sich unermüdlich und trieb das Schiff Richtung Süden. Die dicken Wollsachen und Wachmäntel verschwanden nach und nach. Der Rollenschwof hatte Einzug gehalten. Eine Übung jagte die nächste. „Feuer im Schiff! Klar Schiff zum Gefecht! Gefangenenmeuterei, Kollisionsalarm“ usw. usw.

Am 15. Januar ist es endlich so weit, die „Chamäleon“ näherte sich dem Äquator und vor dem Eintritt von der nördlichen in die südliche Hälfte des Erdtrabanten müssen die Mitglieder der Besatzung vom Dreck der nördlichen Hemisphäre befreit und getauft werden, um die südliche Halbkugel der Erde betreten oder besser befahren zu dürfen. Traditionell ist bereits am Vorabend Triton in Begleitung seiner diversen Trabanten an Bord gekommen um den Besuch seiner Majestät, des Herrschers aller Meere, Seen, Ströme, Flüsse, Teiche und Tümpel, des allmächtigen Neptun, anzukündigen. Seine hochherrliche Majestät, mit kunstvoll geschnitztem Dreizack, kommt in Begleitung seiner holden Gattin Thetis und Gefolge aus Barbieren, Negern, Astronomen und Polizisten an Bord um die Linientaufe vorzunehmen.

Da von den an der über 400 Mann zählenden Besatzung nur die Sonderführer sowie einige Offiziere und wenige ältere Unteroffiziere überhaupt schon einmal den Äquator gekreuzt hatten, waren also an die 370 Mann zu taufen. Diese Taufakte konnten selbstverständlich nicht einzeln vollzogen werden, sodass eine Reihentaufe erforderlich wurde. Als Taufbecken hatte der LI mit seinen Leuten eine Stahlkonstruktion mit Segeltuch gefertigt, das dann unter Zuhilfenahme der Feuerlöschschläuche so gefüllt wurde, dass ein Wasserpegel von etwa 1,40 m erreicht wurde.

Den Täuflingen wurde schon etwas mulmig zumute, als sie nach der entsprechenden Ansprache Neptuns und seines in Phantasieuniform gekleideten Admirals Triton in Gruppen herangeführt wurden. Zunächst einmal traten die Barbiere in Tätigkeit mit einer Mischung aus Seife und Schmieröl wurden die mit Marinebadehosen bekleideten Aspiranten ordentlich eingeseift. Durchaus gewollt war dabei, dass auch einiges in Augen und Nasenlöcher drang, sodass bald ein wüstes Reiben und Schnäuzen einsetzte. Nachdem die Mixtur genügend einwirken konnte, nahmen die Barbiere ihre riesigen, hölzernen Messer, die fast an Entersäbel erinnerten und traten mit diesen Rasierwerkzeugen in Tätigkeit, wobei auch durchaus mal etwas Haut mit flöten ging und auch für manch andere Blessur und blaue Flecken sorgte diese Zeremonie. Nach der Rasur griffen dann die Polizisten unter wohlwollenden Blicken der Majestäten und des Admirals sich die Täuflinge und beförderten diese mit lautem Platschen in das übergroße Taufbecken, in dem bereits die anderen Trabanten des Meeresgottes warteten, um diese jeweils gehörig unterzutauchen. Wer ob der rüden Behandlung zu früh versuchte über den Beckenrand zu klimmen, machte mit den kurzen Tauenden der Polizisten Bekanntschaft, sodass einige Sitzflächen mit leichten Striemen verziert wurden. Aber schließlich hatten alle Täuflinge, nach gut 3 Stunden, die Zeremonie zur Gaudi aller – insbesondere der bereits Getauften – hinter sich und es gab dann die vom Kommandanten bewilligten 2 Flaschen Bier pro Nase. Dazu hatte der Schiffskoch mit seinen Gehilfen ein erlesenes Mahl aus den noch vorhandenen frischen Vorräten, Kartoffeln, Gemüse und Braten nebst Dosenfrüchten als Nachtisch, gezaubert, sodass, bis auf wenige Spaßverderber, ihre Taufe fast Allen in guter und lustiger Erinnerung bleiben sollte.

Nach dem Gelage, soweit man bei 2 Flaschen Bier pro Nase hiervon sprechen darf, verabschiedete der Kommandant Neptun nebst seiner liebreizenden Gatten Thetis, und Admiral Triton, die dann unter Pfiffen von Bord geleitet wurden. Selbstverständlich stiegen sie nicht in das wieder leicht bewegte Meer, sondern kletterten über die Reling, nahmen die Strickleiter und stiegen 2 Decks tiefer durch eine der Vorratsladeluken wieder ein.

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
610 s. 1 illüstrasyon
ISBN:
9783954888023
Telif hakkı:
Автор
İndirme biçimi:
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre