Kitabı oku: «Mondschein», sayfa 7

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Kapitel 6

Am zweiten Tag nach der Schlacht erreichte der Zug aus Reitern, Soldaten und Gefangenen endlich die große Stadt Taarl, Hauptstadt des Herzogtums Tandor und nach dem Königssitz Elorath die zweitgrößte Stadt Valoriens. Taarl lag am Fuß des Klingers, einem mächtigen Berg der die Stadt mit besten Erzen versorgte und so auch die militärische Macht Tandors begründete. Im Westen wurde Taarl vom Fluss Varna gesäumt, im Norden schloss die Stadt direkt an die Nordzinnen an, lediglich die südliche und süd-östliche Seite der Stadt waren offen. Hier schlossen sich meilenweit Felder an, sodass die Stadt schon von weitem zu erkennen war. Die Verteidigungsanlagen von Taarl waren von ihrer Stärke einzigartig in Valorien. An der südlichen Mauer direkt am Fluss war das Herz der Verteidigungsanlagen, die große Burg von Taarl, die zugleich der Sitz des Herzogs war. Die äußerste Mauer der Burg bildete sogleich die Stadtmauer, im inneren schlossen sich zwei weitere Mauerringe an und innerhalb des innersten Ringes ragte der mächtige Bergfried in den Himmel, über dem das Wappen von Herzog Celan wehte. Auch der Rest der Stadtmauer wurde in regelmäßigem Abstand von Türmen geschützt und überbot an Dicke und Höhe bei weitem eine normale Stadtmauer. Innerhalb der Stadt gab es einen weiteren Mauerring, der die armen von den reichen Vierteln der Stadt trennte. Eine dritte Mauer schütze die sogenannte Bergstadt, die direkt in den Klinger gebaut war. Taarl galt als uneinnehmbar, und bisher hatte auch noch nichts das Gegenteil bewiesen.

Herzog Celan bildete mit seinen beiden Getreuen die Spitze des langen Zuges, der sich auf die Stadt zu bewegte. Natürlich war die frohe Kunde vom Sieg über Ikran Khan bereits von schnellen Boten in die Stadt getragen worden, die jubelnd ihren Herzog, ihren Helden, empfangen wollten. Hinter Celan ritt der Stolz seiner Armee, die tandorischen Reiter, dahinter schlossen sich die Infanteristen und die gefangenen Urben an. Den Schluss des Zuges bildeten die Transportwagen, die von einer kleinen Nachhut geschützt wurden. Gerade den Gefangenen war der plagende Marsch der letzten Tage anzusehen. Alle wirkten ausgezehrt und durstig und nur die Angst schien sie noch jeden Schritt voranzutreiben. Als die ersten die Mauern der Stadt erblickten, schien sich eine kleine Erleichterung breit zu machen, die jedoch schnell wieder von der Ungewissheit überlagert wurde, was mit ihnen wohl jetzt geschehen würde.

Vor dem Stadttor von Taarl bildeten die Stadtwachen ein Spalier, durch das Herzog Celan hindurch ritt. Sie standen alle stramm und stolz und blickten starr nach vorne. Ihre eisernen Brustpanzer glitzerten im Sonnenlicht und durch die Sauberkeit und Ordentlichkeit ihrer Uniformen hoben sie sich deutlich von den rückkehrenden Soldaten ab, an denen immer noch die Spuren der Schlacht und des Rückmarsches zu sehen war.

Als Herzog Celan durch das Tor geschritten war, wurde er von einer jubelnden Menge empfangen, die an beiden Straßenseiten standen. Sie alle empfingen ihre Helden, die sie endlich von der Bedrohung durch die Urben beschützt hatten. Die ganze Stadt war auf den Beinen, und entsprechend dicht gedrängt standen die Menschen, als Celan über die Straße ritt. Von allen Richtungen kamen Jubelrufe und Blumen wurden auf die Straße geworfen. Die jungen Frauen himmelten die aus der Schlacht zurückgekehrten Helden an und hier und dort liefen erleichterte Familien zu ihrem Vater oder ihrem Sohn, um in wieder in der sicheren Heimat willkommen zu heißen.

Celan winkte nach links und rechts seinen Untergebenen zu und genoss die Anerkennung und Verehrung, die ihm zu Teil wurde. Durch diesen Sieg war er unsterblich geworden, und noch lange würde man Lieder über seine Heldentaten singen. Nur die Tatsache, dass er nicht persönlich Ikran Khan getötet hatte, trübte den momentanen Triumph ein wenig, aber konnte den Glanz des Momentes nicht nachhaltig überschatten. Arthur war mit seinen Männern schon direkt nach der Schlacht wieder nach Süden Richtung Rethas gezogen, sodass er ihn hier, bei seiner Siegesfeier, nicht ertragen musste. Er drehte sich nach rechts und lächelte Forgat zu.

„So eine Siegesfeier hast du wohl in Tjemin nicht erlebt.“

Forgat lachte. „Nein, Herr, wahrlich nicht. Das ist aber auch verständlich, da es in Fendron einfach an Feinden fehlt.“

Celan nickte und blickte dann wieder nach vorne.

Der Zug ritt über die Hauptstraße erst durch die ärmeren Viertel und erreichte dann das innere Stadttor. Von hier ritten sie noch ein kleines Stück bis zum Marktplatz und bogen dann nach Südwesten auf die Straße, die zur Burg führte, ab. Vor der Burg lag ein weiter, leerer Platz, an dem die Gefangenen zurück gelassen werden sollte. Nur der siegreiche Herzog und die tandorischen Reiter ritten in die Burg hinein, die sie mit Flaggen auf jedem Turm willkommen hieß. Mit lautem Klappern ritt der Herzog über die Zugbrücke und dann durch das mächtige Burgtor in den Hof seiner Burg.

Im Hof warteten bereits fast alle Bediensteten und Wachen, um ihren Herrn willkommen zu heißen. Vor der Schar seiner Bediensteten sah Celan seine Frau, mit ihren wallenden, dunkelbraunen Locken, die seinen Sohn auf den Armen hielt. Er sah deutlich die kleine Rundung ihres Bauches, die zeigte, dass sie Celan bald erneut ein Kind schenken würde. Celan schwang sich vom Pferd und übergab die Zügel einem Stallburschen. Dann ging er zu seiner Frau, Katharina, und seinem Sohn, Lumos.

„Es freut mich, dich wieder heil und gesund zu sehen, mein Liebster.“, begrüßte Katharina ihren Mann.

„Ich habe mich jede Sekunde auf diesen Moment gefreut.“, antwortete Celan und nahm seine Frau in den Arm. Er gab ihr einen leichten Kuss auf den Mund und sah sich dann seinen Sohn an. Der Junge war etwas älter als ein Jahr. Er entwickelte sich sehr gut, er sah gesund und kräftig aus und wirkte auch sonst wie ein guter Erbe für den Herzogstitel von Tandor.

„Dein Vater hat heute einen großen Sieg errungen, auf dass du einmal in Frieden über Tandor herrschen kannst.“, sagte Lumos’ Mutter zu ihm.

„Lass uns hinein gehen.“, sagte Celan und gemeinsam schritt das Herzogspaar auf den Bergfried zu.

Narthas schaute in die gebrochenen Gesichter seiner Stammesbrüder. Alles war verloren, alles, wofür sie in den letzten Jahren gekämpft hatten. Die Schlacht war verloren, der große Khan war gestorben und der Traum der vereinten Urbenstämme konnte mit dem Tod von Ikran Khan ebenso begraben werden. Wie auch die anderen Urben war er völlig ausgelaugt von den Strapazen der Schlacht und dem darauffolgenden Marsch nach Taarl. Dennoch versuchte er weiterhin aufrecht zu gehen und so zumindest seinen Stolz zu behalten, der zu vielen um ihn herum schon verlustig gegangen war.

Narthas war seinem berühmten Vater wie aus dem Gesicht geschnitten und wirkte wie eine einfach jüngere Version des großen Khans. Seine Haare waren auch lang gewachsen und zu Zöpfen geflochten, sein Bart allerdings noch deutlich kürzer. Doch seine Augen, sein Blick, war ungebrochen herrschaftlich.

Erleichtert ließen sich die gefangenen Urben zu Boden sinken, als der demütigende Zug durch die Straßen der Stadt auf dem Vorplatz der Burg ein Ende fand. Narthas war einer der wenigen, der ungebeugt weiter stehen blieb. Was wohl mit ihnen jetzt geschehen würde? Soweit er wusste, gab es in Valorien keine Sklaven, aber gerade in Tandor gab es viele Mienen und Bergwerke, die Arbeiter brauchten. War dies sein zukünftiges Schicksal? In einem Bergwerk nach Jahren grausamer Arbeit zu sterben? Er wollte und konnte nicht daran glauben. Er glaubte, dass die Geister der Steppe ihm ein anderes Schicksal ersonnen hatten. Mittlerweile wünschte er sich, er wäre wie sein Vater und viele seiner Brüder in der Schlacht gefallen. Aber dies war ihm nicht vergönnt gewesen, und nun war es seine Aufgabe, das Beste für sein Volk zu versuchen und seinen Stolz zu behalten.

Narthas sah wie einige tandorische Soldaten aus der Burg kamen und sich unter die Gefangenen mischten. Sie fragten mehrere der Urben etwas, viele zuckten unverständlich die Schultern, da sie die Sprache der Valoren nicht verstanden, aber einige nickten und zeigten dann auf ihn. Vier Bewaffnete kamen auf ihn zu und umzingelten ihn. Sein Blick war ungebrochen stolz und er schaute dem offensichtlichen Anführer, einem etwas kleineren aber dennoch kräftigen Mann mit einer Glatze, direkt in die Augen. Eine unruhige Stille beherrschte die Szene. Offensichtlich hatten die Soldaten einen gebrochenen Mann erwartet, der auf Knien um Gnade winseln würde, aber diesen Gefallen wollte Narthas ihnen nicht tun. Nach einigen Momenten wandte der Anführer seinen Blick auf einmal ab und schaute leicht zur Seite, dann wandte er aber seinen Kopf wieder Narthas zu und schoss nach vorne. Seine Faust grub sich mit Gewalt in Narthas’ Magengrube und er musste nach Luft schnappen. Trotz der Stärke des Mannes wäre der Schlag nicht so schmerzhaft gewesen, wenn er darauf vorbereitet gewesen wäre, aber dies war nicht der Fall. Narthas schaffte es auf den Beinen zu bleiben, von seiner stolzen Haltung und seinem stolzen Blick war aber nichts übrig geblieben. Er wollte sich gerade wieder aufrichten, als ihn zwei Soldaten an den Armen packten und ihn hochzogen, sodass er dem Glatzkopf wieder ins Gesicht schaute. Dieser lächelte hämisch.

„Bist du hier der Anführer?“, fragte er in der widerlichen Sprache der Valoren, die so gar nichts Männliches und Starkes hatte. Die Sprache war schwach, schwach wie das Volk, das sie sprach. Umso mehr schmerzte Narthas die Niederlage.

„Mein Name ist Narthas, Sohn von Ikran, und ich bin der nächste überlebende Nachfahre des großen Khans.“, antwortete er mit einem starken urbischen Akzent, den er mit Absicht nicht abzuschwächen versuchte.

„Folgt mir!“ sagte der Glatzkopf, was nicht an Narthas, sondern an die Soldaten gerichtet war, die den Urben an den Armen hielten und ihn dann hinter dem Anführer Richtung Burg drängten.

Celan stand am Fenster und schaute auf den Vorplatz der Burg hinaus. Er blickte über all die Gefangenen. Es waren bestimmt an die dreihundert, vielleicht sogar mehr. Und sie waren nicht ohne Grund gefürchtete Feinde, dass hatte er oft genug feststellen müssen. Der Umgang der Urben mit Pferd und Bogen waren einzigartig. Wer auch immer über eine solche Streitmacht befehligte hatte eine mächtige Waffe in der Hand, dies war sicher. Celan drehte sich vom Fenster weg und ging auf seinen Thron zu. Er hatte gesehen, wie Ulf den Anführer in die Burg gebracht hatte. Gleich würde er hier sein. Es gab noch ein paar wichtige Dinge zu erledigen, bevor heute Abend das Fest seinen Gang nehmen konnte. Und die Unterredung mit dem neuen Anführer der Urben gehörte dazu.

Celan ließ sich in den recht schlichten Holzthron nieder, in den in der Lehne sein Wappen eingeschnitzt war. Gepolstert war die Sitzfläche mit zwei Wolfsfellen. Der Thron besaß offene Armlehnen, sodass Celan sein Schwert an der Seite hinunterhängen lassen konnte. Neben ihm stand Forgat, sein treuer Untergebener, und betrachtete die Tür. Kurze Zeit später öffnete sich diese und Ulf trat gefolgt von zwei Bewaffneten mit dem Urben in den Saal. Ulf und die Bewaffneten verbeugten sich vor dem Herzog und die letzteren verließen danach wieder den kleinen Audienzsaal, um vor der Tür Aufstellung zu nehmen. Celan blickt dem Urben in die Augen, der keine Anstalten machte, sich vor ihm zu verbeugen. Sein Stolz wirkte ungebrochen.

Celan musterte ihn genauer. Seine Züge waren hart, und dennoch sahen sie für ihn aus, wie die jedes Urben. Die schmalen Augen, das schwarze Haar, die dunklere Haut, die harten Kanten, die das Gesicht ausmachten trafen einfach auf jeden Urben zu. Diese Wilden konnte man nur an ihren Augen und Kleidern auseinander halten. Letzteres war im Moment auch schwierig, da alle Gefangenen ihrer Rüstungen beraubt worden waren und somit ähnliche Lumpen trugen. Aber diese Augen, sie zeigten, dass es sich um einen Anführer handelte. Es war ein stolzer, majestätischer und entschlossener Blick. Der Urbe war wohl etwa so alt wie Celan selbst, Mitte bis Ende zwanzig, jedoch ein bisschen kleiner als der Herzog.

„Verbeuge dich vor deinem Bezwinger, Urbe!“, befahl ihm Celan in einem ruhigen, leicht überheblichen Ton. Er wollte ihm zeigen, dass er der Herr dieser Burg und Bezwinger seines Volkes war und dass er mit ihm tun konnte, was er wollte. Der Urbe hielt seinen Blick stand, machte aber weder Anstalten in die Knie zu gehen, noch irgendetwas zu sagen. Stille erfüllte den Raum. Dann wandte Celan seinen Blick zu Ulf und nickte ihm zu. Ulf löste seinen Streitkolben vom Gürtel und lief hinter den Urben. Mit voller Wucht schlug er den Schaft der Waffe in die Kniekehlen des Mannes.

Der Schmerz durchzuckte Narthas und ließ ihn unfreiwillig auf die Knie sinken. Er wollte sich gerade wieder aufrichten, als er einen schweren Schlag im Rücken spürte, den Ulf mit dem Ellenbogen ausgeführt hatte. Von der Wucht des Schlages wurde er zu Boden geworfen. Er spürte wie Ulf seinen Stiefel auf seinen eigenen Kopf setzte und ihn so am Boden hielt. Celan lächelte.

„Das reicht Ulf.“, sagte er und der Angesprochene ließ von Narthas ab und stellte sich neben seinen Herzog.

„Ich bin Celan von Tandor, Herzog von Tandor und Ritter Valoriens.“, begann Celan dann zu reden. „Wie ist dein Name, Urbe?“

Narthas blickte auf. Er war noch immer auf den Knien, entschied sich aber, nicht aufzustehen. Ganz davon abgesehen, dass es mit dem noch immer starken Schmerz in seinen Kniekehlen nur schwer möglich sein würde.

„Mein Name ist Narthas, Sohn von Ikran.“

„Narthas, Sohn von Ikran, dein Volk ist besiegt, durch mich. Deine Männer sind tot oder in meiner Gefangenschaft. Der Terror, der durch deinen Vater über meine Heimat gebracht wurde, ist endgültig vorbei und dein Leben befindet sich in meiner Hand. Steh auf.“, sagte Celan und erhob sich selber aus seinem Thron.

Narthas stand immer noch unter Schmerzen auf, jedoch gelang es ihm recht gut, diese zu verbergen.

„Komm her“, sagte Celan, der wieder am Fenster stand und Narthas tat, wie ihm geheißen wurde. Die beiden Untergebenen des Herzogs flankierten noch immer den Thron, behielten aber den Gefangenen im Auge. Celan zeigte über die Gefangenen, die auf dem Platz vor der Burg versammelt waren.

„Schau sie dir an. Dies sind deine Männer, alle in meiner Hand. Es sind bestimmt gute Männer, sehr gute bestimmt. Sie haben Familien, Frauen, Kinder, und sie befinden sich dort, gedemütigt in Gefangenschaft. Ich könnte sie mit einem kurzen Befehl alle töten lassen. Sag, Narthas, liegt dir etwas an dem Leben deiner Männer?“

Celan schaute den Urben durchdringend an. Er versuchte in seinen Zügen dessen Gefühle wahrzunehmen, aber die Züge von Narthas blieben hart und verrieten keine Regung.

„Dies alles sind meine Brüder.“, sagte Narthas ruhig mit seinem urbischen Akzent. „Was willst du von mir, Herzog Celan?“

Celan lächelte. Er ließ sich auf ein Gespräch ein. Das war sehr gut. Offensichtlich überwog doch die Sorge um das eigene Leben und das Leben seiner Männer den Stolz des Urben.

„Ich habe so oft gegen euch gekämpft und eure Kampfkraft ein ums andere Mal am eigenen Leib erfahren. Ich habe selten eine solch herausragende Kombination von Willen, Stolz und gemeisterter Kampftechnik gesehen, wie bei deinem Volk. Und nur zu gern möchte ich diese Waffe nicht gegen mich, sondern an meiner Seite wissen.“

Narthas schaute Celan überrascht an. Das wollte er also. Er wollte sie weder alle exekutieren, noch wollte er sie in die Bergwerke schicken. Er wollte die Kampfkraft der Steppe unter sich wissen. Aber welches Ziel verfolgte er? Soweit Narthas wusste, gab es außer den Urben nur einen ernstzunehmenden Feind für Valorien, und das war ein im Süden angrenzendes Reich Namens Kargat. Wollte Celan die Urben, um gegen diesen Feind zu bestehen?

Er dachte über den Vorschlag nach. Sie würden zwar nicht ganz frei sein, aber sie könnten reiten, kämpfen und wahrscheinlich auch plündern. Sie könnten in Schranken ein freies und ehrenvolles Leben führen und vielleicht könnte er eines Tages, wie sein Vater und seine Brüder, ehrenhaft im Kampf sterben.

„Was sind eure Bedingungen, dass wir wieder reiten dürfen?“, fragte der Urbe Celan, auf dessen Gesicht sich ein triumphierendes Lächeln ausbreitete.

„Ich wusste, dass ihr alles dem Tod in Gefangenschaft vorziehen würdet.“ Celan wandte sich wieder vom Fenster ab und setzte sich erneut in seinen Thron. Narthas folgte dem Herzog und stellte sich erneut vor ihn.

„So hört meine Bedingungen, Narthas, Sohn des Ikran. Für dreißig Jahre wird dein Volk mir unmittelbar Untertan sein. Wenn ich zu den Waffen rufe, werdet ihr mir folgen. Wenn ich von euch eure besten Pferde verlange, so werdet ihr sie mir geben. Wenn ich vor euch trete, werdet ihr euch vor mir verneigen.“

Narthas nickte. Eine Knechtschaft für dreißig Jahre. Natürlich würde dies wohl sein gesamtes Leben bedeuten, doch würden seine Söhne wieder frei sein. Und es ging auch um seine Männer. Alle würden qualvoll in den Mienen zu Grunde gehen, anstatt mit erhobenem Haupt im Kampf unterzugehen. Um für die Ewigkeit mit den Geistern der Steppe zu reiten. Auch ihre Familien würden ohne Schutz der Männer in den Steppen sterben, dessen war er sich sicher. Und dennoch wollte er noch nicht daran glauben, dass die Freiheit wohl so nah war. Nein, das konnte noch nicht alles sein. So niedrige Forderungen würde ein Mann wie Herzog Celan, der alles gewonnen hatte, nie stellen.

„Nach Ablauf dieser dreißig Jahre“, fuhr der Herzog fort, „soll jeder zweitgeborene Sohn der Urben bei Erreichen seines fünfzehnten Lebensjahres für zwanzig Jahre im tandorischen Heer seine Pflicht tun, zur Tilgung der Blutschuld eures Volkes. Diese Pflicht gilt von jenem Tage an für immer dar.“

Narthas musste schlucken. Das war also die Einschränkung, die Celan im Sinn hatte. Für immer würden urbische Söhne gestohlen werden, um den Herzogen von Tandor und den Königen von Valorien zu dienen. Das waren ein schwerer Schlag und eine schwere Demütigung.

„Des Weiteren wird dein Weib und weitere zwanzig Weiber von Stammesführern oder großen Kriegern mit ihren Kindern nach Tandor gebracht, um als Pfand für eure Treue zu dienen. Solltest ihr die Bedingungen nicht akzeptieren, oder sollte die Treue gebrochen werden, so werden nicht nur die hier versammelten Männer sterben, sondern der Zorn Tandors wird dein gesamtes Volk treffen und ich werde nicht ruhen, bis ich nicht dem Letzten deines Volkes den Kopf vom Haupt geschlagen habe.“

Die letzten Sätze hatte Celan mit einer bedrohlich entschlossenen Stimme vorgetragen. Narthas schaute den Herzog an, doch dessen Gesicht blieb hart. Dieser Mann würde keine leeren Drohungen aussprechen, dessen war sich Narthas sicher. Die Forderungen jedoch waren ungeheuerlich. Aber konnte Narthas ablehnen? Die besten und edelsten Krieger waren an der letzten Schlacht beteiligt gewesen. Es war niemand mehr da, der die Familien verteidigen könnte. Celan würde sein gesamtes Volk niedermetzeln, wenn er nicht zustimmte. Die Verantwortung, die er auf seinen Schultern spürte, schien ihm so schwer, dass sie ihn jeden Moment zu Boden drücken könnte. Einmal mehr wünschte er sich, wie sein Vater und seine Brüder auf dem Schlachtfeld gefallen zu sein. Aber dafür war es zu spät. Er schaute Celan tief in die Augen.

„Ich akzeptiere eure Bedingungen mit einer Forderung: Sollte der Tag kommen, an dem ein Urbe dir oder deinen Nachfolgern das Leben rettet, so soll mein Volk von der Blutschuld befreit werden.“ Celans Miene blieb einige Momente ungerührt. Er schien zu überlegen, ob er diese Einschränkung annehmen konnte. Dann erhellte sich seine Miene.

„So soll es sein. Dann schwöre, im Namen deines Volkes, mir und denen, die mir folgen werden, die Treue. Von jetzt und für immer dar, so lange die Blutschuld nicht beglichen ist.“ Narthas neigte sein linkes Knie und senkte seinen Blick auf den Boden.

„Ich, Narthas, Sohn von Ikran, schwöre im Namen der Stämme der Urben, dir und allen die dir folgen sollen die Treue, bis die Blutschuld beglichen ist.“

Celan lächelte. Ein erster Sieg war errungen, und er hatte eine mächtige Waffe in seinen Händen. Er erhob sich aus seinem Thron und ging auf den Urben zu. Er packte ihn an den Schultern und zog ihn hoch, sodass er Narthas direkt in die Augen blicken konnte.

„Du hast eine gute Wahl getroffen, Narthas. Ich werde dir versprechen, dass es deinem Volk, solange es mir dient, an nichts mangeln wird. Und nun habe ich einen ersten Auftrag für dich und deine Mannen.“

Narthas blickte dem Herzog in die Augen, blieb aber erstmal still. Der Gedanke, bald wieder in Rüstung und Waffen im Sattel zu sitzen erfüllte ihn mit Zufriedenheit. Zwar war der Stolz der Urben durch die Unterwerfung gebrochen, aber nicht ihr Willen. Sie würden reiten und kämpfen. Und die Geister der Steppe, auch die Geister der Gefallenen, würden stolz auf sie hinunter schauen. Sie waren zwar nicht frei, aber Narthas hatte sein Volk vor einem noch schlimmeren Schicksal bewahrt. Er konnte mit erhobenen Haupt vor seine Männer treten. Ja, sie würden reiten, nur diesmal eben im Namen des Herzogs von Tandor zeigen.

„Ich möchte, dass du mit deinen besten Reitern Richtung Süden reitest“, fuhr Celan fort und lief zu einem Kartentisch, der an der Wand stand. Die drei Männer, Forgat, Ulf und Narthas, folgten ihm und stellten sich um die Karte von Valorien, die auf dem Tisch lag. Celan legte seinen Finger auf die Karte und zeigte einen Bereich im südlichen Teil seines Herzogtums.

„In dieser Gegend treibt sich eine große Bande von Banditen herum. Sie sind gut bewaffnet und organisiert und marschieren zurzeit gegen Süden, dies berichten zumindest meine Späher. Ich möchte, dass du ihnen so schnell wie möglich folgst und sie vernichtest, bevor sie die Grenze nach Rethas überqueren.“

„Aber mein Herzog...“, wollte Forgat gerade einwerfen, als sein Blick sich mit Celans traf und ihn zum Schweigen brachte. Ein wissendes Lächeln lag auf den Lippen des Herzogs. Er wusste genau, wen er dort verfolgen ließ, und Forgat, obwohl er Einwände hatte, wusste, dass er jetzt zu schweigen hatte. Celan von Tandor tat nichts, ohne es gut zu überdenken, das hatte der junge Sohn Fendrons gelernt. So verhielt es sich mit der Begnadigung der Urben ebenso wie mit dem ersten Auftrag für den Urbenführer Narthas. Narthas unterbrach den kurzen Moment der unangenehmen Stille und Spannung zwischen Forgat und Celan.

„Wenn Ihr mich und meine Männer mit Pferden, Waffen und Versorgung ausstattet, dann können wir jeden Moment aufbrechen. Ein Urbe ist jeden Moment bereit zum Kampf.“

Celan wandte sich an Forgat. „Geleite bitte Narthas nach draußen und kümmere dich um die Ausstattung der Urben. Achte darauf, dass genug wichtige Männer in Taarl bleiben, bis wir ihre Frauen und Kinder in Gewahrsam haben. Wenn sich Narthas meinem Willen widersetzt, werden diese zuerst sterben, danach jagen wir die Soldaten des Khans, und schlussendlich finden wir die Frauen und Kinder in der Steppe. Danach wirst du dich um die Einhaltung des Vertrages kümmern.“ Der Herzog hatte darauf geachtet, den Urben in der dritten Person anzusprechen. Dieser sollte merken, dass er im Zweifel nicht zögern würde.

„Jawohl, Euer Gnaden.“, quittierte Forgat den Befehl förmlich und schritt zur Tür. Ohne weitere Worte folgte ihm Narthas.

Herzog Celan blickte weiterhin auf die Karte. Sein Blick wanderte Richtung Westen und Süden, über Elorath, Dämmertan bis in das Herzogtum Fendron, die Heimat seines einstmaligen Knappen und mittlerweile Junkers Forgat.

„Ulf“, sagte Celan zu dem grobschlächtigen Mann, der immer noch neben ihm stand. „Für dich habe ich einen besonderen Auftrag, mit dem ich Forgat nicht betrauen kann. Du hast es gerade wieder gemerkt, dass es ihm bei Zeiten an Gehorsam und Durchsetzungsstärke fehlt. Du hast diese Fähigkeiten, und ich benötige sie nun.“

„Was soll ich tun, mein Herzog?“, fragte Ulf, der genauso gut wie Celan wusste, dass mit der Umschreibung Gehorsamkeit und Durchsetzungsstärke lediglich seine Skrupellosigkeit meinte. Er würde jeden Befehl ausführen, mit dem ihn Celan beauftragte, und gerade deshalb schätze ihn der Herzog so sehr.

„Lass uns uns hinsetzten. Dann erklär ich dir, was ich erwarte.“, sagte Celan und deutete auf einige Stühle vor dem Kamin.

Narthas dachte noch immer an die Abmachung. Diese Gedanken plagten ihn. Seit dieser Valore, Forgat, ihn aus der Burg begleitet hatte. Und auch jetzt, da er wieder mit seinen Brüdern im Sattel saß, konnte er diese nicht wegwischen. Ein ums andere Mal wog er auf, was er verloren, und was er gewonnen hatte. Hatte er Freiheit gewonnen? Hatte er seinen Stolz verloren? Seine Ehre, sowie die Ehre seines Vaters und seiner Ahnen beschmutzt? Würden die Geister der Steppe seine Entscheidung gut heißen? Würden seine Männer ihm weiterhin folgen? Bisher taten sie es. Er blickte sich um und es erfüllte ihn mit Stolz, selber so tapfere und gute Männer anführen zu dürfen, die sich ihm ohne Fragen unterworfen hatten. Er war ein Sohn des großen Khans und als solcher war er unumstritten. Und wenn auch unter schweren Bedingungen, so hatte er sie aus der Gefangenschaft befreit. All die Krieger der Urben saßen erneut in Rüstung und Waffen auf den Pferden und zogen in den Kampf, wie sein Volk es schon seit Äonen tat. Narthas blickte entschlossen nach vorne und spornte sein Pferd an, das in einen schnellen Trab verfiel. Hunderte von Hufen schlugen auf den Boden, als sich der Trupp gen Süden bewegte.

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