Kitabı oku: «An den Ufern des Nebraska», sayfa 4
Die paar Schritte durch Jefferson, wollte er zu Fuß gehen. Einen Ausritt wollte er seinem Pferd gönnen, wenn wir es heute schafften, für mich einen passenden Gaul zu finden. Er wollte dann sowohl das Pferd, als auch mich ein wenig eingehender prüfen.
Mr. Wallace hatte mir gesagt, ich solle, im Falle eines Abschlusses, beim Händler angeben, dass er die entstandene Rechnung übernähme. Da Mr. Wallace als Bankier in Jefferson bekannt war und so ziemlich jeder Geschäftsmann seine Verbindungen zum Bankhaus Wallace hatte, sollte es damit keine Probleme geben. Außerdem hatte ich einen berühmten Prairie- und Waldläufer bei mir, dessen Name ebenfalls als Bürgschaft dienen konnte.
Nun kamen wir auf dem Hof des Pferdehändlers an. Der Mann schien gute Geschäfte zu machen. Jedenfalls waren mehrere Stallungen vorhanden und es wurden gerade zwei Männern verschiedene Pferde vorgeführt. Es handelte sich bei diesen Kunden um Farmer, die Pferde für die Arbeiten auf ihren Feldern benötigten, nicht also um Leute, denen es um gute, vielseitige und ausdauernde Läufer ging. Und so wandten wir uns zunächst ab, um die Pferde im Corral15 in Augenschein zu nehmen.
Hier wurden, zu Verkaufszwecken, derzeit drei Pferde gehalten. Weitere befanden sich, wie sich später zeigte, weiter draußen vor der Stadt auf einer größeren Weide. Firehand machte mich gleich auf ein mittelgroßes rotbraunes Pferd aufmerksam und meinte, dass dieser Hengst wohl ein gutes Pferd für meine Zwecke sei.
Er schaute sich aber auch die anderen Tiere noch an und winkte, zur näheren Inspektion, eine der Hands16 des Händlers heran, um sich die Pferde einzeln vorführen zu lassen. Nun fing er an, mit dem Burschen zu fachsimpeln, wobei er sein eigentliches Interesse für den Rotbraunen nicht erkennen ließ. Ich war ziemlich sicher, dass dieses Pferd nach wie vor sein Favorit war, als er alle Pferde im Corral begutachtet hatte.
Nachdem er sich bei dem Helfer bedankt hatte, drehte er sich wieder zu mir um und sagte:
„Und? Was meinst du? Welches dieser Tiere sagt dir zu?“
Hier musste ich ehrlicher Weise gestehen, dass ich keinerlei Kenntnisse auf diesem Gebiet hatte und daher keine Präferenz hatte, obwohl auch mir der Rotbraune sehr gut gefiel.
Firehand sagte:
„Macht nichts, Junge. Das kommt schon noch, wenn du einige Zeit mit uns geritten bist, wirst du die Vorzüge gewisser Pferde schon bald ausmachen können. Hier musst du wohl zunächst meinem Sachverstand vertrauen. Ich bleibe bei meiner ersten Wahl, dem rotbraunen Hengst.
Wie du vielleicht bemerkt hast, steht Masterson schon länger dort hinten auf der anderen Seite des Corrals und beobachtet genau, was hier geschieht, obwohl er sich den Anschein gibt, er sei an den Verhandlungen mit den Farmern interessiert.
Da er aber genau weiß, weshalb ich heute mit dir hier bin, wittert er bereits ein gutes Geschäft. Wollen aber zusehen, dass das Geschäft für beide Seiten ein gutes wird. Darum will ich ihn nicht sofort wissen lassen, wie hoch ich diesen einen Hengst bereits einschätze, ohne dass du ihn Probe geritten hast.“
Ich hatte mir so etwas bei dem Gebaren, das Firehand an den Tag gelegt hatte, schon gedacht, nahm mir also vor, ihn in seiner Absicht zu unterstützen.
Masterson, der Pferdehändler, ließ uns noch ein wenig warten, ehe er so tat, als ob er erst jetzt auf uns aufmerksam wurde und mit ausgebreiteten Armen auf Firehand zuschritt, um ihn lautstark zu begrüßen:
„Old Firehand, endlich einmal wieder in meinen Stallungen! Wie schön Euch zu sehen, Ihr Teufelskerl. Habt Euch zuletzt ziemlich rargemacht. Wart wohl länger im Indianergebiet, als Ihr Euch vorgenommen hattet, wie?“
„War wirklich anders geplant,“ erwiderte Firehand, „hatten aber ein wenig Ärger mit den Roten und mussten länger in den Rockies17 bleiben, als uns lieb war. Haben aber alle Felle glücklich herüber und an den Mann gebracht und werden bald wieder losmachen.“
„Weiß es, weiß es, Sir! Habt so einiges durchgemacht da oben in den Felsenbergen. Eure Erlebnisse sind Euch bereits vorausgeeilt. Gibt kaum einen Jäger oder Fallensteller, der hier nicht von Euch zu berichten wusste. Außerdem hat Euer Kamerad Korner schon vieles berichtet, als er Euren Besuch hier gestern angekündigt hat.“
„Gut, dann wisst Ihr ja bereits, weshalb ich Euch aufsuche. Dieses Mal benötigen wir ein Pferd für unseren neuesten Kameraden hier. Ich möchte Euch den jungen Mann vorstellen. Das ist Leo, der Ziehsohn von Mr. Wallace, dem Bankier.“
„Good day, Leo! Also, wie ich gehört habe, gilt es zunächst mal eine Reitprobe zu unternehmen, richtig?“
„Alright“, erwiderte ich, „muss wohl unter Beweis stellen, dass ich nicht so leicht vom Pferd falle. Habt Ihr denn ein geeignetes Tier zu diesem Zweck?“
„Of course, kommt einmal mit Ihr Leute! Hier im Stall habe ich heute einige Gäule, die ich an die hiesigen Farmer zu verkaufen gedenke. Für eine Reitprobe scheinen sie mir aber genau richtig. Sucht euch eines aus, wir werden dann ein Stück hinaus aus dem Ort, zu meiner Weide gehen, damit die Probe auch vernünftig vonstattengehen kann“.
Firehand zwinkerte mir zu und suchte einen starkknochigen Klepper aus, der allerdings mehr zu Feldarbeiten, als zu den von uns vorgesehenen Zwecken geeignet war. Masterson beauftragte den jungen Mann, der uns eben die drei Tiere aus dem Corral vorgeführt hatte, den Klepper aus dem Stall zu holen und zu satteln. Wir gingen inzwischen voraus an den Rand der Stadt, wo sich westlich des Fahrwegs der Überlandkutschen die Weiden Mastersons ausdehnten.
Hier schauten wir uns noch ein wenig um. Masterson hatte da ein riesiges Areal, auf welchem die Pferde frei grasen und sich weitläufig bewegen konnten. Zum Stadtrand hin befanden sich noch einige Stallungen, für alle Tiere. Masterson erklärte mir, dass die derzeit in den Stallungen seiner Offices befindlichen Tiere üblicher Weise auch hier gehalten würden und dass die Pferde jeden Tag erst, abhängig von angekündigter Kundschaft und Bestellungen, ausgewählt und in die Stallungen oder den Corral in der Stadt gebracht würden.
Ich hatte die weidenden Pferde hier schon oft gesehen und gemutmaßt, wem all diese Tiere wohl gehören mochten. Nun hatte ich den Besitzer und Pferdehändler gleich selbst kennengelernt. Mr. Masterson machte einen guten Eindruck auf mich. Freundlich und kernig. Jedenfalls mochte ich keine Falschheit in seinem Blick erkennen. Allenfalls unterstellte ich ihm ein gutes Maß Schalkhaftigkeit und Cleverness. Aber die musste in seinem Geschäft ja auch sein.
Jetzt kam die Hand mit dem gesattelten Ackergaul und Firehand zeigte mir an, aufzusteigen, wobei er das Pferd an den Zügeln hielt. Er fragte mich, ob das Pferd geführt werden solle. Als ich ihn daraufhin anblickte, zwinkerte er mir zu. Ich verstand den Wink und bejahte die Frage, mir einen unsicheren Ausdruck gebend, als ich aufstieg.
Firehand führte das Pferd nun im Kreise im Schritt herum und schaute, wie ich mich auf dem Pferd machte. Ich hielt mich so, wie ich es bisher immer gehalten hatte und führte das Pferd dabei bereits selbständig, ohne dass Masterson hiervon etwas merkte. Lediglich Firehand musste zusehen, dass er das Seil auf Spannung hielt, damit es aussah, als ob das Pferd an dieser Leine ging. Ich sollte ja auch nicht gleich allein losreiten, um weiterhin Unsicherheit vortäuschen zu können.
Der Zweck war ja der, dass Firehand ein anderes der drei Pferde im Corral für mich aussuchen wollte, um nicht zu offenbaren, dass er eigentlich den Rotbraunen kaufen wollte. Er wollte nicht von vornherein übervorteilt werden. Ich hatte ihn also nach und nach auf das vermeintlich weniger begehrte Pferd zu lenken, indem ich vorgab, mich auf den anderen, auch wesentlich größeren Tieren, nicht sicher zu fühlen. Firehand konnte dann vorgeben, ein aus seiner Sicht weniger gutes Tier kaufen zu müssen.
Jetzt ließ er den Gaul in eine schnellere Gangart fallen und ich gab vor, ein wenig aus dem Rhythmus zu geraten, also den Schluss zum Pferderücken nicht gut halten zu können. Nach ein paar Runden, in denen ich nach und nach den Schluss herstellte, hielt Firehand das Pferd an und hieß mich abzusteigen, wobei er mir wieder verstohlen zuzwinkerte. Ich hatte meine Sache also wohl, zu dem beabsichtigten Zweck, gut gemacht.
Er sagte:
„Okay, Leo. Für den Anfang war das doch gar nicht so schlecht. Anfängliche Nervosität auf einem Pferderücken ist ja natürlich und den richtigen Schluss hast du ja letztlich auch gefunden. Ich denke, wir können dich noch zu einem leidlichen Reiter ausbilden und sollten daher jetzt ein Tier für dich aussuchen.“
Masterson brummte dazu nur und ging bereits wieder in Richtung Stadt voraus zum dortigen Corral. Firehand und ich gingen hinterdrein, wobei er mich anstieß und sagte:
„Gute Arbeit Junge, hab schon bemerkt, dass du dich verstellt hast. Masterson hat aber davon nichts mitbekommen. Werde dir gleich erst ein anderes, größeres Tier aussuchen. Du gibst dann wieder Unsicherheit vor und so wird er uns den vermeintlich verschmähten Rotbraunen für einen fairen Preis überlassen.“
Masterson, der uns einige Schritte voraus war, hielt an, wartete bis wir aufgeschlossen hatten und sagte im Weitergehen:
„Nun, ich denke der junge Mann hier muss noch einiges lernen, was das Reiten angeht und so meine ich, ich habe das richtige Tier für ihn bereits gefunden.“
Wir kamen wieder auf den Hof seines Office‘ und gingen auf den Corral zu.
„Der Rotbraune hier, wird richtig sein. Er ist ausdauernd, kräftig und für seine Größe auch recht schnell, wenn er gefordert wird. Andererseits ist er eher klein und damit für einen noch nicht so sicheren Reiter gut geeignet. Soweit denn ein Pferd, dass mit Euch durch Dick und Dünn soll, überhaupt für einen Ungeübten geeignet sein kann, Mr. Firehand.“
Das waren vermutlich genau die Überlegungen, die auch Firehand angestellt hatte, als er den Rotbraunen für mich ausgewählt hatte. Nun kam Masterson bereits zu Beginn der Verhandlungen auf die Punkte zu sprechen, die Firehand sicher gerne noch nicht zur Sprache gebracht hätte.
Er spielte seine Rolle aber weiter und sagte:
„Masterson, altes `Coon18, was meinst du, soll einer von meinen Jungs mit so einem kleinen Gaul anfangen. Der Klepper ist zwar kräftig gebaut und kann wahrscheinlich auch lang durchhalten, aber wenn es auf Schnelligkeit ankommt, denke ich, wird er mit einem guten Renner nicht mithalten können. Ich denke der Appaloosa-Hengst mit der weißen Blesse auf der Kruppe wäre das richtige Tier.“
„Okay, Mr. Firehand. Ihr seid ein Kenner. Aber ich sage Euch, der Kleine hier,“ er deutete auf den Rotbraunen, „ist schneller als Ihr denkt. Aber wie Ihr wollt, --- der mit der Blesse ist ein guter Renner, soviel steht fest. Für den Appaloosa-Hengst muss ich mindestens einhundertfünfzig Dollar verlangen. Den Morgan-Hengst“, er deutete nochmals auf den Rotbraunen, „kann ich Euch billiger machen.“
Firehand sah zu mir herüber und sagte:
„Leo wird schon mit dem Appaloosa Freundschaft schließen, nicht wahr?“
Ich spielte meine Rolle und machte daraufhin ein verzagtes Gesicht.
„Ist er nicht ein bisschen zu groß für mich, Mr. Firehand? Bedenkt, ich bin Anfänger.“
„Ich sehe da kein Problem, mit uns wirst du schon noch das Reiten lernen, da bin ich sicher. Aber Masterson, über den Preis müssen wir schon noch ein wenig verhandeln. Ich denke, dass der Hengst schon ein paar Tage auf dieser Mutter Erde weilt und nicht mehr der Jüngste ist. Da erscheinen mir einhundertfünfzig Dollar doch zu viel. Ich gebe Euch achtzig für das Tier und meine, dass es damit noch gut bezahlt wäre.“
Jetzt setzte Masterson ein beleidigtes Gesicht auf, wobei ich doch merkte, dass die Sache anfing, ihm Spaß zu machen. Er war halt Pferdehändler durch und durch und hatte den Preis sicherlich viel zu hoch angesetzt, was Firehand natürlich wusste. Masterson sagte:
„Pshaw, wollt Ihr mich beleidigen? Ich drehe doch einem solchen Mann wie Ihr es seid, keinen abgehalfterten Gaul an, der seine besten Tage hinter sich hat. Gut, er hat seine zwölf Jahre in den Beinen, damit ist er kein Jüngling mehr. Das macht er aber durch Reife wett.
War immer in guter Hand das Tier. Gehörte einem alten Mountain-Man. Auf seinem letzten Ritt ist er allerdings in einen Hinterhalt der Oglala-Lakota19 geraten und wurde vom Pferd geschossen. Einer seiner langjährigen Kameraden, dem sie sein eigenes Pferd getötet hatten, konnte auf dem Appaloosa entkommen. Der Mann hatte vom Leben in den Prairien und Wäldern damit genug und ging zurück in Osten. Vorher verkaufte er mir das Tier.“
„Hm, die gute Hand kann ich dem Tier ansehen. Aber zwölf Jahre sind zwölf Jahre und was Ihr Reife nennt, könnten bei unserem Vorhaben, bei dem wir vermutlich monatelang im Westen bleiben werden, auch ausgewachsene Mucken werden. Wer weiß, was der Alte dem Tier so alles anerzogen hat und wie es sich in Feindesnähe bewährt. Ein junges Tier könnten wir noch selbst schulen. Ich bleibe also bei achtzig, Mr. Masterson.“
„Nun, wenn Ihr es von dieser Seite betrachtet, kann ich wenig dagegen vorbringen, meine aber doch, dass einige Jahre in der Hand eines erfahrenen Jägers auch etwas wert sind. Ich sage also, für einhundertzwanzig könnt Ihr ihn haben.“
„Ich sehe das, wie ich schon sagte, anders, akzeptiere aber, dass Ihr beim Ankauf sicherlich auch schon den Verkauf kalkuliert habt. Ich biete daher neunzig Dollar aber auch keinen Cent mehr.“
Hier brachte ich mich wieder ein und sagte:
„Aber Mr. Firehand, wirklich, ich denke nicht, dass der Appaloosa und ich zusammenpassen. Ich würde mich auf einem weniger hohen Tier sicherer fühlen.“
„Wirklich, Junge? Hm, da muss ich wohl Rücksicht auf dich nehmen und von dieser Wahl abstehen.“
Er wandte sich wieder an Masterson.
„Habt‘s gehört, wird wohl nichts werden mit unserem Handel. Das Stockmaß Eures Appaloosas ist mit gut sechzig Zoll20 wohl doch ein wenig zu groß für unseren Neuling hier. Wahrscheinlich hat er sogar recht mit seinen Bedenken.“
„Nicht so schnell, Mister Firehand, kommen wir doch noch einmal auf den Morgan zurück. Ist ein wirklich schönes Tier und hat mit einem Stockmaß von nur fünfundfünfzig Zoll21 vielleicht die richtige Größe für unseren jungen Mann.“
„Ein Morgan-Hengst, ja?“, meinte Firehand mit jetzt wieder bedenklichem Gesicht. „Sicher, dass das eine brauchbare Rasse ist? Weiß nur, dass sie noch nicht allzu lange gezüchtet werden und als stark und ausdauernd gelten, aber wie ich schon sagte, habe ich meine Zweifel, was die Schnelligkeit angeht.“
„Macht Euch doch da keine Sorgen, einige Tiere dieser Rasse haben schon Preise gewonnen. Und dieses Pferd hier ist noch sehr jung, gerade drei Jahre, also im Grunde genau das, wonach Ihr suchtet. Für hundert Dollar lasse ich ihn Euch. Das ist geradezu geschenkt.“
Jetzt blitzten Firehands Augen kurz auf, weil er Masterson nun dort hatte, wohin er ihn haben wollte.
„Sagtet Ihr nicht eben noch, dass Ihr den Morgan billiger machen könntet, als den Appaloosa? Für den hätte ich neunzig gegeben, so kann ich hier unmöglich hundert Dollar auf den Tisch legen. Ich gebe für dieses Tier allenfalls sechzig.“
„Nun macht aber mal halblang, Mr. Firehand. Sechzig sind nun wirklich zu wenig bezahlt. Da leg ich ja am Ende noch drauf. Stammt aus meiner eigenen Zucht das Tier und ich weiß, was es mich kostet, einen Dreijährigen zu ziehen. Neunzig, mein letztes Wort!“, er streckte Firehand die Hand hin, dieser erwiderte:
„Ich gebe Euch fünfundachtzig, bekomme dann aber das Zaumzeug und einen ordentlichen Sattel dazu!“
Masterson hatte jetzt die Hand wieder in die Tasche gesteckt, überlegte ein paar Sekunden und schlug dann in die von Firehand dargebotene Rechte ein.
„Der Handel gilt, kommt mit in mein Office wo wir das Geschäft noch bei einem Drink besiegeln.“
Er machte ein zufriedenes Gesicht, fühlte sich also nicht übervorteilt. Firehand schien mit dem Preis auch zufrieden, so dass der angedachte faire Preis wohl bei dem Geschäft herausgekommen war.
Ich für meinen Teil war auch glücklich, da ich sicher war, dass Firehand wusste, was er tat, indem er den Morgan für mich ausgesucht hatte. Außerdem gefiel mir das Tier auch selbst sehr gut. Ich hatte zwar keinen „Pferdeverstand“, dachte aber, dass er ein schönes, gutmütiges Tier sei.
Als wir Masterson, nun mit unserer Neuerwerbung, verließen, meinte Firehand, ich solle doch einmal aufsitzen, er werde neben mir hergehen. Weit müsse er nicht laufen, da Mr. Heintz, der Gunsmith auf der Highstreet, gleich um die nächste Ecke, bereits auf uns warte.
Er wollte dort, ohne Zeitverzug, zunächst die Schussprobe machen und dann meine Bewaffnung vornehmen. Nachmittags wollte er dann den bereits erwähnten Ausritt unternehmen. Bei Masterson hatte ich, gemäß der Absprache mit Mr. Wallace, dessen Namen für die Begleichung des Rechnungsbetrages angegeben. Wie erwartet, stellte das kein Problem dar. Masterson wünschte mir viel Glück mit dem Tier.
Auf dem Weg zum Gunsmith bedankte ich mich bei Firehand für die Hilfe beim Kauf meines neuen Gefährten. Firehand winkte ab und sagte:
„Für Selbstverständlichkeiten ist kein Dank notwendig, Leo. Wir sind jetzt Kameraden und unter solchen brauchen keine überflüssigen Worte gemacht werden. Ich habe Freude daran, aus dir einen Jäger und Pfadfinder zu machen und werde daher ein Auge auf dich haben und dich solange wie nötig unterstützen.“
Dazu gab es nichts weiter zu sagen und so fragte ich nach einer kurzen Weile:
„Welchen Namen soll ich meinem Pferd geben? Es muss doch einen Namen tragen. Mir fällt aber nichts Passendes ein.“
„Ich würde einfach noch ein wenig warten. Irgendwann wird sich ein Name von selbst ergeben. Die meisten von uns geben ihren Tieren Namen nach deren Eigenschaften.“
Dabei ließ ich es bewenden. Gelegenheiten, die Eigenschaften meines Pferdes kennenzulernen, würden sich wohl noch einige ergeben.
Jetzt hatten wir den Store22 des Gunsmith erreicht. Ich band den Morgan an und wir betraten das Geschäft. Mr. Heintz war nicht zu sehen. Man hörte in einem Nebenraum ein Geräusch wie von einer Feile, was ja auch naheliegend war. Firehand rief nach dem Inhaber:
„Mr. Heintz? Seid Ihr da? Ich bin’s, Old Firehand! Habe den Jungen dabei!“
Jetzt hörten wir einen quietschenden Drehstuhl und Mr. Heintz kam durch die Tür, hinter der sich offenbar seine Werkstatt befand. Dem Mann sah man den Tüftler auf einhundert Schritt an. Er war einen ganzen Kopf kleiner als ich und leicht untersetzt. Bis auf einen grauen Haarkranz war sein Kopf kahl. Auf seiner Nase befand sich eine Halbbrille mit sehr starken Gläsern, über deren Ränder er uns freundlich ansah. Nun sprach er mit einer dunklen Stimme, die man bei dem Männchen gar nicht erwartet hätte:
„Mr. Firehand, ich hatte Euch schon erwartet, habe die Zeit aber genutzt, um noch ein wenig Hand an den Karabiner zu legen, den Ihr Euch zum Probeschießen ausbedungen habt.“
Und als hätte er mich nun erst bemerkt, sprach er weiter: „Ah ja, und das ist euer neuer Kamerad, dem Ihr ein bisschen auf den Zahn fühlen wollt, … Leo nicht wahr?“
„Auf den Zahn fühlen trifft es nicht so ganz, Mr. Heintz. Weiß schon, dass der Junge richtig ist. Es geht mehr darum, zu sehen, ob er schon Anlagen zu einem guten Schützen hat und darum, die richtige Waffe für ihn zu finden.“
„Schon gut, schon gut, wollte gar nicht in Zweifel ziehen, dass der junge Mann das Herz am rechten Fleck hat. Wenn Ihr Euch für jemanden verwendet, Mr. Firehand kann es ja auch gar nicht anders sein. Freue mich darauf, meine Werkstücke einem Test zu unterziehen und einen Eurer Männer mit einem guten Gewehr zu versehen.“
Er verschwand wieder in seiner Werkstatt um den Sharps-Karabiner, von dem Firehand bei Mr. Wallace gesprochen hatte, zu holen. Dann nahm er aus einer Schublade eine Schachtel, offenbar mit der passenden Munition und ging voraus zur Tür. Wir folgten ihm hinaus und er verschloss den Store sorgfältig.
Ich nahm die Zügel von meinem Morgan wieder auf und wir folgten Heintz aus der Stadt hinaus, wie es auch schon bei Masterson der Fall gewesen war. Heintz hatte am Rande eines Buschwerkes am Ufer des Missouri eine Zielscheibe aufgestellt und circa einhundert Schritt Entfernung zu diesem Ziel abgemessen. Wir befanden uns hier ein gutes Stück außerhalb der Stadt, so dass ein Probeschießen möglich war, ohne die Bewohner aufzuschrecken.
Heintz blieb an der Einhundert-Schritt-Marke stehen und hielt mir die Waffe hin. Ich schaute Firehand fragend an und er sagte:
„Schon gut Junge, greif zu. Schließlich sind wir hier, um zu sehen, ob diese Waffe für dich passt. Ich habe sie mir schon näher angesehen und denke, sie tut es. Aber wir werden ja sehen.“
Ich nahm die Waffe also entgegen und sah, dass der Verschluss noch offen, die Waffe also ungeladen war. Ich legte sie probeweise auf das Ziel an und stellte fest, dass sie leichter war, als ich erwartet hatte. Ich konnte das Schwarze in der Zielscheibe über die von mir aufgeklappte Zieleinrichtung gut sehen und bemerkte kein Schwanken oder Zittern. Ich nahm die Waffe wieder herunter und sagte zu Mr. Heintz:
„Scheint mir gut zu liegen die Waffe, könnte ich bitte die Munition haben, um die Waffe zu laden?“
Er zwinkerte Firehand zu und meinte:
„Hat schon erkannt der Junge, dass die Waffe noch ungeladen war. Bin gespannt, ob du dahinterkommst,“ wandte er sich wieder an mich, „wie sie geladen wird. Ist eine relativ neue Konstruktion. Ein Ingenieur namens Christian Sharps hat sie ´48 konstruiert und ich habe hier einen verbesserten Nachbau gefertigt. Musste die Gasabdichtung noch ein bisschen verbessern. Kann es Euch noch zeigen. Die echte Sharps ist für Zivilisten kaum zu bekommen. Derzeit wird die Armee der Vereinigten Staaten damit ausgerüstet. Wird also jetzt in großen Stückzahlen gebaut, da geht aber die Präzision des Büchsenmachers verloren.“
Ich nahm von ihm die Papiermunition entgegen und hatte keine Mühe, die Konstruktion der Waffe zu erkennen und die Patrone somit in das dafür vorgesehene Lager zu schieben. Ich zog den verlängerten Abzugsbügel hoch, sodass die Waffe geladen war.
Firehand gab mir ein Beispiel, wie ich mich bei Schuss hinstellen sollte und mahnte mich, den Kolben tief in die Schulter zu ziehen, um den Rückschlag abzufangen.
„Ansonsten bekommst du einen tüchtigen Slap in the face23, hat schon viele erwischt.“ Er lächelte.
Ich nahm Aufstellung, wie Firehand es mir gezeigt hatte und visierte das Ziel an. Dabei konzentrierte ich mich so sehr auf das Zielen, dass ich vergaß, mir den Gewehrkolben, wie Firehand mir geraten hatte, an die Schulter zu drücken. Ich drückte ab, und … bekam die angekündigte Ohrfeige. Der Karabiner hatte doch einen ordentlichen Rückschlag, den ich nicht, wie geheißen, abgefangen hatte. Firehand und Heintz konnten sich einer gewissen Heiterkeit nicht entziehen und, obwohl der Slap ziemlich weh getan hatte, musste ich selbst auch lachen.
„Okay“, sagte ich, „da muss ich wohl meinem Lehrmeister zukünftig besser folgen. Hab‘ ich verstanden und soll nun besser werden.“
Ich nahm eine neue Patrone, schob sie in die Ladekammer, zog den Bügel hoch und machte mich für den nächsten Schussversuch fertig.
Firehand und Heintz wurden auch wieder ernst und schauten mir zu. Dieses Mal hatte ich an den Rückschlag gedacht und das Gewehr dicht an die Achsel gedrückt. Wieder stellte ich fest, dass ich das Ziel gut im Visier hatte, ohne zu schwanken. Ich drückte ab, und … der Schuss ging an den äußersten rechten Rand der Scheibe.
Obwohl ich selber meinte, einen schlechten Schuss abgegeben zu haben, nickte Mr. Heintz anerkennend und sagte:
„Keine Sorge, mein Junge. Der Schuss war gut. Es ist ein noch nicht eingeschossenes Gewehr. Kommt zum ersten Mal heute zum Einsatz. Wäre geradezu ein Wunder gewesen, wenn damit irgendwer sofort ins Schwarze getroffen hätte.“
Firehand nickte mir aufmunternd zu und pflichtete Mr. Heintz bei:
„Schon recht, hätte mit einer Gun24 direkt von der Werkbank wohl auch kein besseres Resultat erzielt. Schieß am besten gleich noch mehrere Male hintereinander, achte darauf, immer gleich zu zielen. Werden sehen, ob sich das Resultat verändert.“
Ich nahm also das Gewehr wieder vor und lud erneut. Stellte mich auf, zielte wie zuvor und drückte ab.
Wir gingen die hundert Schritt zur Zielscheibe und stellten fest, dass das Geschoss wenige Millimeter links neben der ersten Marke eingeschlagen war. Firehand und Heintz nickten verständig, sagten aber nichts. Wir gingen zurück und ich gab, auf Geheiß Firehands, fünf weitere Schüsse ab, wobei ich weiter, wie zuvor visierte.
Dann gingen wir wieder zur Scheibe und dort zeigte sich, dass meine Schüsse in einem Bereich weniger Millimeter, immer am äußeren rechten Rand eingeschlagen waren. Jetzt nickten sich die beiden, mit einem Seitenblick auf mich, anerkennend zu. Heintz nahm das Gewehr von mir wieder entgegen und sagte:
„Für jemanden, der heute zum ersten Mal mit einem Karabiner schießt, hast du sehr gute Resultate erzielt, Leo. Ich werde jetzt mal kurz an meine Werkbank zurückkehren und ein wenig nachjustieren. Dann kannst du es in einer guten halben Stunde noch einmal mit diesem Karabiner versuchen. Bin sicher, dass du überrascht sein wirst. Könnt die Zeit ja nutzen, um andere Waffen zu probieren.“
Er machte sich schnellen, kurzen Schrittes auf in seinen Store und Firehand klopfte mir auf die Schulter.
„Junge, Freund und Greenhorn, du machst mir ziemlich Freude, wenn ich das einmal so sagen darf. Mr. Heintz war ziemlich beeindruckt von deinen Ergebnissen, denke ich. Und ich selbst nicht minder. Hast gut geschossen!“
„Aber ich habe doch das Ziel um mehrere Zentimeter verfehlt.“
„Tut nichts zur Sache, werde es dir erklären. Hast immer gleich gezielt, wie ich es dir gesagt habe. Daher konnten die Schüsse nicht ins Schwarze gehen. Das Visier der Waffe ist noch nicht auf dein Auge eingerichtet, also gehen deine Schüsse nicht dorthin, wohin du meinst zu zielen. Mr. Heintz ist ein erfahrener Gunsmith und hat hier, wie ich meine, vorzügliche Arbeit geleistet. Alle deine Schüsse schlugen in einem Bereich weniger Millimeter auf der Scheibe ein. Und du bist beileibe kein erfahrener Schütze. Wenn Mr. Heintz jetzt das Visier nach deinen soeben erfolgten Zielübungen einrichtet, wirst du sehen, dass du im Schwarzen landen wirst.“
„Dann bin ich also gar kein schlechter Schütze?“
„Nein ganz und gar nicht. Ich erkenne gute Anlagen an dir. Deine Schusshaltung und dein Auge sind gut. Du hast gut gezielt und hättest die Scheibe wohl ziemlich in der Mitte getroffen, wenn das Visier bereits eingerichtet gewesen wäre. Würde nun gerne noch sehen, wie du mit der alten Gun, die ich hier mit mir herumschleppe, zurechtkommst. Muss sie aber erst noch laden.“
Er nahm sein Gewehr vom Rücken, den Pulver- und den Kugelbeutel zur Hand und lud die Hawken-Büchse. Dann steckte er das Zündhütchen auf. Anschließend gab er sie mir und erklärte kurz die Funktion der Waffe.
Ich stellte mich jetzt auf einen noch stärkeren Rückstoß ein, als bei dem Karabiner, war aber dann beim Betätigen des Abzuges überrascht, dass der Rückstoß viel weniger spürbar war. Dafür zischte und sprühte es kurz Funken, von der Rauchentwicklung gar nicht zu reden. Um es kurz zu machen, mit dieser Hawken-Rifle Old Firehands war ich zunächst ein lausiger Schütze. Als wir nämlich zur Scheibe gingen, stellten wir fest, dass ich ---- nichts getroffen hatte.
Firehand zwinkerte mir zu und meinte:
„Das überrascht mich nicht. Hätte mich vielmehr gewundert, wenn du mit dieser alten Gun so ohne weiteres etwas getroffen hättest. Die Waffe muss man kennen und auch hier kommt es auf dein Auge an. Hinzu kommt, dass du nicht auf die Funken- und Rauchentwicklung beim Schuss gefasst warst.
Bin überzeugt, dass du auch mit so einer Büchse mit ein wenig Übung, gute Treffer landen würdest. Ich bin auf diese Hawken eingeschossen, daher treffe ich auch im Kampfgetümmel immer.“
Ich machte ein bedenkliches Gesicht und er sagte:
„Okay, du scheinst mir nicht zu glauben, denkst ich würde dir ein wenig Honig um den Bart schmieren, auch wenn du ja noch keinen solchen trägst. Lass‘ dir gesagt sein, dass ein Old Firehand es nicht nötig hat, anderen etwas vorzumachen. Ich habe mich nun einmal dazu entschieden, dich in den Westen mitzunehmen und einen brauchbaren Jäger und Scout aus dir zu machen, da meine ich, sollten wir ehrlich miteinander umgehen.
Bin also der Meinung, dass deine Treffsicherheit eine ziemlich gute ist, für einen absoluten Neuling. Und daher denke ich, dass du auch mit meiner Hawken im Notfall treffen würdest. Ich würde das aber gerne genau wissen und daher bitte ich dich, es nun noch einmal zu versuchen.“
Während diese langen Rede hatte er seine „alte Gun“ bereits wieder geladen und hielt mir ein weiteres Zündhütchen hin.
„Alright, Mr. Firehand, werde es also noch einmal versuchen, so sagt mir also, wie Ihr das Gewehr anhaltet, um ins Schwarze zu treffen.“
„Hört, hört, …. hat also genau verstanden, worauf es hierbei ankommt. Nun, ich halte das Gewehr auf hundert Schritt bei einer Zwölfer-Scheibe, wie wir sie hier auch haben, auf sechs hoch an. Dann treffe ich mit absoluter Sicherheit die Mitte der Scheibe.“
„Ich nahm also wieder Aufstellung, steckte das Zündhütchen auf das Piston, zielte kurz und drückte ab. Firehand lief sofort los in Richtung Ziel. Schon nach wenigen Schritten rief er:
„Zounds, da haben wir es doch, landetest schon im Schwarzen. Nicht ganz im Zentrum, aber immerhin.“ Er ging nun auch die letzten Schritte zum Ziel und ich folgte ihm.