Kitabı oku: «Please love me», sayfa 4

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Kapitel 4

»Mr Black?«

Kaum hatte ich seinen Namen ausgesprochen, hob Mr Black auch schon seinen Kopf und seine stahlblauen Augen trafen auf meine. Überrascht ließ er sein Handy sinken und starrte mich einige Sekunden lang an. Noch ehe ich es verhindern konnte, war ich verloren in dem Eisblau seines Blickes.

»Drea? Was machen Sie denn hier?«, seine goldblonden Haare standen ihm wie immer zerzaust vom Kopf und umrahmten seine perfekten Gesichtszüge. Plötzlich hatte ich das Bedürfnis die kantigen Linien seines Gesichtes zu berühren. Erschrocken bemerkte ich den Gang meiner Gedanken und ich zwang mich, den Blick von seinem Gesicht zu nehmen. Was ich mir stattdessen betrachtete, machte es jedoch auch nicht besser.

Mr Black trug eine dunkle Jeans mit hohen Schnürboots und ein weißes Longsleeve, das sich über seinen athletischen Oberkörper spannte. Er sah viel zu jung und viel zu gut aus, um Lehrer zu sein.

Unweigerlich trugen mich meine Füße immer näher, bis ich schließlich vor ihm zum Stehen kam. Ich spürte, wie seine Augen kurz über mich hinweg glitten. Etwas flackerte in seinem Blick auf, doch genauso schnell wanderten seine Augen wieder zurück zu meinem Gesicht, sodass ich mich instinktiv fragte, ob ich es mir nur eingebildet hatte.

»Das Gleiche könnte ich Sie fragen«, erwiderte ich und war schockiert über den Klang meiner eigenen Stimme. Es hörte sich beinahe so an, als wollte ich mit ihm flirten, das hatte ich nicht beabsichtigt. Mein Körper verspannte sich unweigerlich und insgeheim betete ich dafür, dass er diesen merkwürdigen, rauen Unterton in meiner Stimme nicht bemerkt hatte.

Verwirrt zog er die Brauen zusammen und sah mich an, als versuchte er meine Worte richtig zu deuten. Das schiefe Lächeln auf seinen Lippen schwand dabei nicht.

»Naja der Club ist erst ab einundzwanzig, also ist meine Frage wohl eher berechtigt.« Noch immer grinste er mich an und verschränkte nun die Arme vor der Brust, wodurch ich nur noch mehr durch das Spiel seiner Muskeln abgelenkt wurde. Mit aller Kraft zwang ich mich wegzusehen und fixierte einen Punkt neben seinem Gesicht.

»Ich habe Kontakte hier«, entgegnete ich und suchte schnell nach einem unverfänglicheren Thema. Die Situation war mehr als komisch.

»Wie sind Sie eigentlich so schnell hier herein gekommen?«, fragte ich nun und deutete mit einem Nicken auf die Schlange am Eingang. Er folgte meinem Nicken und warf einen kurzen Blick zurück über seine Schulter. Dann wandte er sich mir erneut zu und wieder verzogen sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln, sodass kleine Grübchen in seinen Wangen hervortraten.

»Tja, scheint so als hätten nicht nur Sie Kontakte.«

Gerade als ich zur Antwort ansetzen wollte, vernahm ich hinter mir Davids Stimme. Ich drehte mich herum und sah ihn lächelnd auf mich zukommen.

Nein, nicht auf mich.

Er lief einfach an mir vorbei zu Mr Black und begrüßte ihn mit einem freundschaftlichen Schulterklopfen.

»Logan, hey Mann. Cool, dass du es noch geschafft hast.«

Mr Black erwiderte die Geste und grüßte David seinerseits zurück. Unterdessen stand ich vor den beiden und war wie zur Salzsäule erstarrt. Was zum Teufel ging hier vor? Woher kannten die beiden sich? Schließlich richtete sich Davids Blick auf mich, dann wieder zu Mr Black und wieder auf mich.

»Drea, ich wusste gar nicht, dass du Logan bereits kennst?«, David schien überrascht zu sein, denn sein Blick glitt abwechselnd zwischen Mr Black und mir hin und her. Verwirrt sah ich zu meinem Lehrer, der mindestens genauso perplex wirkte, wie ich.

Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Mr Black musste wohl der Freund von Michael sein, der noch nachkommen wollte.

Das durfte doch nicht wahr sein! Wir waren mit denselben Leuten unterwegs? Als ich Davids fragenden Blick auf mir spürte, erinnerte ich mich an seine Worte zurück, ob Logan und ich uns bereits kannten.

»Ähm, j-ja?«, stotterte ich, unwissend darüber, was ich erwidern sollte. Meine Aussage klang mehr wie eine Frage, als eine Antwort. Mr Blacks verständnisloser Blick lag auf David und mir. Offenbar schien er ebenfalls noch nicht verstanden zu haben, was hier gerade vor sich ging.

Gott sei Dank schien David die eigenartige Stimmung zwischen Mr Black und mir nicht aufzufallen, denn er wandte sich nun mit einem breiten Grinsen zu mir.

»Drea, du solltest mal nach deinem Bruder sehen. Poppy trinkt Lukas gerade gnadenlos unter den Tisch.«

Als ich wieder zu Mr Black spähte, beobachtete ich, dass er allmählich zu begreifen begann. Immerhin hatte David Lukas gerade als meinen Bruder enttarnt. Spätestens jetzt musste Mr Black klar geworden sein, dass wir ganz offensichtlich mit demselben Freundeskreis unterwegs waren. Er sah mir direkt in die Augen und öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, doch entschied sich im letzten Moment dagegen. Ich konnte die Spannung, die in der Luft lag förmlich riechen, beinahe schon danach greifen. Es war mehr als offensichtlich, dass es Mr Black mindestens genauso unangenehm zu sein schien.

»Ja ähm... Ich gehe mal nach ihnen schauen«, erwiderte ich, als der Schock sich langsam legte. Dennoch klopfte mein Herz so wild, dass ich fürchtete es könnte jeden Moment meinen Brustkorb sprengen.

Mit einem letzten Blick auf Mr Black, der noch immer nicht so ganz wusste, was er sagen sollte, ging ich zurück zu unserem Platz. Schon von weitem konnte ich Lukas und Poppy erkennen. Sie saßen nebeneinander und prosteten sich mit einem weiteren Schnaps zu. Vor ihnen türmten sich bereits die geleerten Gläser und ich konnte eine halbleere Flasche Hennessy auf dem Tisch stehen sehen.

Als ich zum Stehen kam, kicherte Poppy gerade über etwas, das Lukas ihr erzählte. Ich räusperte mich laut und die beiden fuhren wie von der Tarantel gestochen auseinander. Lukas’ Blick war vernebelt und das Weiß seiner Augen blutunterlaufen. Das versprach ja heiter zu werden.

»Ich möchte euer kleines Intermezzo ja nur ungern stören, aber ich muss kurz mit Poppy reden.«

Mein Blick schweifte abwertend über die leeren Getränke auf dem Tisch. Lukas konnte von Glück reden, wenn er diese Nacht ohne Alkoholvergiftung überstand.

»Was gibt's?«, fragte Poppy und ich konnte auch bei ihr die Wirkung des Alkohols an ihren geröteten Wangen erkennen. Ich seufzte und ließ mich neben ihr auf die Couch sinken.

»Ich habe da ein kleines Problem...«, doch noch bevor ich weiter reden konnte, wurden Poppys Augen groß und sie starrte über mich hinweg. »Meinst du ein großes, muskulöses und wahnsinnig gutaussehendes Problem?«

Ich folgte ihrem Blick und natürlich mussten genau in diesem Moment David und Mr Black auftauchen. Michael und Lukas standen auf und begrüßten ihn sofort. Ich konnte über diese Ironie des Schicksals nur den Kopf schütteln. Ausgerechnet Mr Black, mein Lehrer, musste mit der Clique meines Bruders befreundet sein.

»Also, Logan«, begann David und wandte sich an mich und Poppy. »Drea kennst du ja bereits und das neben ihr ist Penelope, ihre Freundin«, Mr Black wirkte für einen kurzen Moment etwas verunsichert, als wollte er etwas sagen. Doch bevor irgendein Wort seine Lippen verlassen konnte, war Poppy aufgesprungen, streckte ihm ihre Hand entgegen und nahm ihm somit jeglichen Wind aus den Segeln.

»Hi Logan, nenn mich doch einfach Poppy«, sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und ließ sich dann wieder neben Lukas fallen. Logan war offenbar genauso verdutzt über Poppys Verhalten. Doch was mich noch mehr verwirrte, war die Tatsache, dass er es nicht aufklärte. Gerade eben hätte er eine besonders gute Gelegenheit gehabt, den anderen mitzuteilen, dass er Poppys und mein Lehrer war. Oder war er einfach nur derart perplex über diese groteske Situation, dass er nicht wusste, wie er sich verhalten sollte?

Naja, ich selbst besaß ja auch einen Mund zum Reden und hätte genug Zeit gehabt, um die anderen über meine Bekanntschaft zu Mr Black zu informieren.

Bereits als David mich gefragt hatte, ob ich Logan schon kannte, hätte ich ihm erzählen müssen, dass es sich bei ihm um meinen Lehrer handelte. Jetzt saß ich hier neben Poppy und musste ihn wie einen Bekannten behandeln und nicht wie die autoritäre Person, die mich unterrichtete. Ich achtete sogar penibel darauf, ihn nicht Mr Black zu nennen, sondern Logan.

Wobei sich dieses Problem eher erübrigte, da wir es mieden miteinander zu reden. Ab und zu warf ich ihm verstohlene Blicke zu, sah jedoch sofort wieder weg, sobald er auch nur in meine Richtung schaute. Dieses Durcheinander hatte ich mir nun selbst eingebrockt. Und als wäre das nicht schon genug, kam noch mein Herz dazu, das die ganze Zeit über wie verrückt pochte.

Poppy und Lukas, die beide schon ziemlich gut dabei waren was den Alkohol betraf, beschlossen ihre kleine Wette an die Bar zu verlagern. So ließen sie mich zu meinem Missfallen mit den anderen alleine. Erneut fiel das Gespräch auf die typischen Männerthemen und ich begann mich nur noch unbehaglicher zu fühlen.

Zu gern wäre ich Poppy und Lukas zur Bar gefolgt, doch ich wollte nicht diejenige sein, die die beiden unterbrach, falls sich irgendetwas zwischen ihnen anbahnen sollte.

Gefühlte zwei Stunden später erhoben Michael und David sich und teilten uns mit, dass sie nun nach Hause fuhren. Sie teilten sich ein Taxi, da sie im selben Viertel wohnten. Sofort horchte ich auf und jede Faser meines Körpers spannte sich an. Mein Puls beschleunigte sich so rasant, dass ich befürchtete einen Kreislaufkollaps zu bekommen.

Sie konnten mich doch nicht einfach mit Mr Black zurücklassen? Ich würde alleine sein. Mit ihm. Dieser Gedanke beflügelte und ängstigte mich zur gleichen Zeit. Über was sollte ich denn nur mit ihm reden? Und wo verdammt blieben Poppy und Lukas, wenn man sie wirklich brauchte? Sie waren nun schon so lange verschwunden, dass ich langsam begann mir Sorgen zu machen.

Zwischendurch hatte ich sie kurz auf der Tanzfläche gesichtet, doch das schien mir nun ebenfalls schon eine halbe Ewigkeit her zu sein. Nervös wippte ich mit dem Fuß auf dem Boden und bemühte mich um eine möglichst gelassene Miene.

David und Michael beauftragten uns mit einem amüsierten Unterton in der Stimme, Poppy und Lukas doch liebe Grüße auszurichten, da sie die beiden seit ihrem Trip zur Bar nicht mehr zu Gesicht bekommen hatten. Als David und Michael aufbrachen, starrte ich ihnen hinterher, bis ich sie nicht mehr sehen konnte, um nicht zu Mr Black schauen zu müssen. Als es sich jedoch nicht mehr vermeiden ließ, richtete sich mein Blick wie automatisch auf ihn. Auch er sah zu mir rüber. Ich war so nervös, dass meine Hände begannen zu schwitzen und ich sie an den Jeans abwischen musste. Ich sollte irgendetwas sagen, mich entschuldigen für diesen merkwürdigen Abend. Ja, das war eine gute Idee.

Sein Blick ruhte nach wie vor auf mir und mein Herz begann zu rasen.

»Ähm... Es tut mir wirklich leid mit heute Abend. Diese Situation war irgendwie...«, ich schüttelte mit dem Kopf und versuchte das richtige Wort zu finden.

»Merkwürdig?«, beendete er meinen Satz. Ich nickte und sah wieder auf meine Hände. Seine Stimme klang rau und jagte mir eine Gänsehaut über den Körper.

»Ich hätte Sie ja gerne als meinen Lehrer vorgestellt, aber irgendwie wäre das... ich weiß nicht...«, ich schüttelte verwirrt den Kopf.

»Seltsam gewesen?«, wieder vollendete er meinen Satz und ich blickte ihm in die Augen.

»Ja. Mr Black, es tut mir...«, mehr brachte ich nicht über meine Lippen, da er mich unterbrach.

»Logan«, entgegnete er und seine Augen nahmen einen glühenden Ausdruck an.

»Was?« Verwirrt erwiderte ich seinen eisblauen Blick.

»Logan. Mein Name ist Logan. Ich finde es merkwürdig, wenn Sie mich hier inmitten eines Clubs mit Mr Black ansprechen, Drea«, er lächelte schief. Ein unglaublich schönes, entwaffnendes Lächeln. Sofort kribbelte es in meinem Magen und mein Kopf fühlte sich wie leergefegt an. Ich vergaß alle Worte, die mir auf der Zunge lagen und konnte nicht aufhören ihn anzustarren. Einige Sekunden lang sahen wir uns einfach nur an, bis ich endlich die Sprache wiederfand.

»Oh ähm... Ja natürlich. Logan«, ich räusperte mich kurz und wollte gerade weiter sprechen, als ich den Vibrationston meines Handys wahrnahm. Ich entschuldigte mich kurz und nahm das Handy aus meiner Tasche heraus. Auf dem Display erschien Poppys Bild.

»Hallo? Poppy?«, begrüßte ich sie am anderen Ende Leitung.

»Drea? Oh Mann, ich habe schon die ganze Zeit versucht dich zu erreichen. Bist du noch im Club? Ich höre dich kaum.«

»Ja tut mir leid, die Musik im Hintergrund«, erklärte ich und hielt mir das andere Ohr zu, um sie besser verstehen zu können. »Was gibt's? Wo seid ihr eigentlich? Ist alles in Ordnung?«

»Ja... na ja. Wir sind bei euch Zuhause.«

»Bei uns Zuhause?«, wiederholte ich verwundert. Wie zum Teufel waren sie dorthin gekommen und vor allem: warum war ich dann noch hier? Alleine. Mit Logan alias Mr Black. Ich warf ihm einen Blick zu und spürte die Nervosität erneut aufkeimen. Logan schien das Gespräch mit zusammengekniffenen Brauen mit zu verfolgen.

»Ja ich weiß. Es tut mir wahnsinnig Leid, aber wir wurden irgendwie aus dem Club geschmissen.«

»Bitte was? Wie meinst du das, ihr wurdet irgendwie aus dem Club geschmissen? Um Himmels Willen Poppy! Ich dachte Lukas sei mit dem Besitzer befreundet? Was habt ihr wieder angestellt?«, man konnte Poppy und Lukas wirklich nicht alleine lassen, ständig heckten sie irgendetwas aus. Entweder waren es ihre bescheuerten Wetten oder irgendetwas anderes.

»Wir haben es mit dem Alkohol wohl etwas übertrieben. Zumindest Lukas. Ich habe ihn unter den Tisch getrunken«, Poppy kicherte leise und ich war mir sicher, dass nicht nur Lukas einen in der Krone sitzen hatte.

»Ich habe versucht dich zu erreichen, aber du bist nicht rangegangen und wir durften den Club nicht mehr betreten. Dann sind wir mit dem Taxi zu euch gefahren. Lukas hat erst einmal die Kloschüssel umarmt, aber jetzt schlummert er wie ein Baby«, erneut begann Poppy zu kichern wie ein kleines Mädchen.

»Ihr seid unmöglich, weißt du das?«, ich schüttelte den Kopf und überlegte mir in Gedanken bereits eine Strafpredigt, die sie zu hören bekam, sobald ich Zuhause war.

»Ja ich weiß. Tut mir wirklich leid«, sie seufzte. »Hör zu, hast du noch genügend Geld für ein Taxi oder kann dich jemand von den Jungs fahren?«

Erneut sah ich rüber zu Logan. Mir war nicht aufgefallen, dass er irgendein alkoholisches Getränk zu sich genommen hatte, also war er wohl mit dem Auto hier. Allerdings würde ich ihm die Taxifahrt wohl vorziehen müssen. Allein der Gedanke noch länger Zeit mit ihm verbringen zu müssen, war alles andere als beruhigend. Die Situation war ohnehin schon merkwürdig genug.

»Ja. Ja ich komme schon irgendwie nach Hause.«

»Okay gut. Dann bis gleich, beziehungsweise bis morgen, wenn ich bis dahin nicht schon eingeschlafen bin. Dein Bett ist einfach zu gemütlich«, wieder kicherte sie und im Hintergrund hörte ich das Quietschen meiner Matratze. Allem Anschein nach schien der Alkohol dieses Mal auch bei Poppy seine Wirkung nicht zu verfehlen. Sie war zwar von Natur aus schon ein fröhlicher Mensch, doch so oft wie in diesem Gespräch hatte ich sie noch niemals kichern hören.

»Oder soll ich lieber wach bleiben, bis du hier bist?«, wollte sie schließlich wissen.

»Nein Poppy, das musst du nicht, du kannst dich ruhig schlafen legen. Ich mache mich jetzt auf den Weg. Bis später«, seufzend legte ich auf.

»Alles in Ordnung?«, fragte Logan, der das Telefonat still mit verfolgt hatte und warf mir einen neugierigen Blick zu. Ich schüttelte lediglich den Kopf.

»Lukas und Poppy sind rausgeworfen worden, weil sie so betrunken waren. Sie sind schon bei uns Zuhause. Ich soll jetzt mit dem Taxi nachkommen«, erklärte ich in Kurzfassung und erhob mich.

»Ich fahre dich«, sagte er plötzlich und stand mit zwei schnellen Schritten vor mir. Überrascht von der Bestimmtheit in seiner Stimme sah ich zu ihm hoch. Doch was mich noch mehr erstaunte, war die Tatsache, dass in diesem Moment nicht mein Lehrer vor mir stand. Nein, vor mir stand ein junger Mann, der die Schwester eines Freundes nach Hause fahren wollte. Sofort begann mein Herz schneller zu schlagen und ich konnte die Wärme spüren, die sein Körper ausstrahlte.

»Das musst du nicht, ehrlich. Ich habe genügend Geld für ein Taxi dabei«, erwiderte ich und nahm meine Tasche vom Tisch.

»Du solltest um diese Zeit nicht alleine in einem Taxi unterwegs sein, Drea. Ich fahre dich, ich bestehe darauf«, die Dringlichkeit in seiner Stimme war nicht zu überhören. Widerstrebend sah ich ihn an. Innerlich fühlte ich mich hin und her gerissen. Einerseits war diese Situation schon mehr als seltsam. Ein Lehrer und eine Schülerin sollten nicht gemeinsam in einem Club unterwegs sein und schon gar nicht sollte er sie mitten in der Nacht irgendwo in der Gegend herumfahren.

Andererseits aber war es eine sehr nette und fürsorgliche Geste, mich nach Hause fahren zu wollen. Tief in mir war eine Stimme, die sogar wollte, dass er mich nach Hause fuhr. Die wollte, dass ich noch ein bisschen mehr Zeit mit ihm verbringen konnte, wenngleich mich seine Anwesenheit furchtbar nervös machte. Sie trieb mich immer mehr dazu, nachzugeben und ehe ich noch mehr über diese Situation nachdenken konnte, willigte ich ein.

Ich schlüpfte in meine Jacke und begab mich dann gemeinsam mit Logan auf den Weg nach draußen. Während ich ihm zu seinem Auto folgte, öffnete ich meine Tasche, um meine Schlüssel zu suchen. Plötzlich wurde mir klar, dass ich ja gar keinen Schlüssel dabei hatte, da ich mich auf meinen Bruder verlassen hatte.

»Oh Mist!«

Logan hielt inne und drehte sich zu mir herum. Er warf mir einen fragenden Blick zu.

»Ich ... Ich habe gar keinen Schlüssel dabei«, entgegnete ich und durchwühlte meine Tasche, als könnte er auf wundersame Weise auftauchen. Wie kam ich jetzt nur ins Haus? Verdammt! Solche Missgeschicke waren typisch für mich. In Zukunft würde ich immer einen Schlüssel mitnehmen, das war mir eine Lehre.

»Habt ihr keinen Ersatzschlüssel vor der Tür?«, fragte er und kam näher.

»Nein«, doch im nächsten Moment hellte sich mein Gesicht auf, als mir eine Idee in den Sinn kam. »Aber ich könnte Poppy anrufen. Sie übernachtet bei uns zuhause, vielleicht ist sie noch wach.«

Hoffnung keimte in mir auf. Sofort schnappte ich mir mein Handy und wählte Poppys Nummer. Logan beobachtete mich schweigsam.

Doch leider machte das Schicksal es mir nicht so einfach. Denn Poppy ging nicht ran. Klasse, wirklich große klasse. Innerlich verfluchte ich mich selbst, da ich so blöd gewesen war und sie nicht doch gebeten hatte, aufzubleiben bis ich zu Hause war. Ich seufzte resigniert und suchte krampfhaft nach einer Lösung für dieses Schlamassel.

Im Kopf ging ich alle möglichen Optionen durch. Sollte ich riskieren, Dad und Mia aus dem Schlaf zu reißen? Nein, das wäre mehr als rücksichtslos. Es war fast zwei Uhr in der Nacht und wenn Mia erst einmal wach war, kam es einem schier unmöglichen Unterfangen gleich, sie wieder ruhig zu stellen. Ein Fenster einschlagen? Eher unwahrscheinlich. Dad würde mir am nächsten Tag den Kopf abreißen.

Ich konnte es ja noch bei Lukas auf dem Handy probieren! Ja, das war eine gute Idee. Während ich Lukas’ Nummer wählte, folgte ich Logan zu einem sportlichen, schwarzen Mercedes. Mein Handy wählte und wählte. Keine Antwort. Auch mein Bruder nahm nicht ab. Das Universum schien sich wohl gegen mich verschworen zu haben.

»Geht niemand ran?«, Logan blieb vor der Beifahrertür des Mercedes stehen.

»Ähm nein«, betreten blickte ich wieder zu Boden. »Aber ich werde schon einen Weg nach drinnen finden«, ich lachte, wobei es sich in meinen Ohren einen Tick zu hysterisch anhörte. Im schlimmsten Fall würde ich eben doch klingeln müssen. Die Ausweglosigkeit dieser Situation war beinahe schon lächerlich. Ich wagte es meinen Blick zu heben und sah in Logans eisblaue Augen. Zwar sah er zu mir, doch es machte den Eindruck, als starrte er mehr durch mich hindurch. Er wirkte nachdenklich, als würde er innerlich etwas in Erwägung ziehen. Schweigend standen wir uns gegenüber und suchten beide nach einer Lösung. Sekunden verstrichen, in denen niemand etwas sagte. Schließlich hob er den Blick wieder und seufzte.

»Du kannst mit zu mir«

Seine Worte erreichten mein Herz, noch vor meinem Verstand. In meinem Kopf herrschte für ein paar Sekunden absolute Leere. Die einzige Reaktion war das Pochen meines Herzens und mein rasender Puls, während ich ihn fassungslos anstarrte.

Allmählich erreichte seine Aussage meinen Verstand, doch es fühlte sich an, als könnte mein Gehirn diese Information nicht richtig verarbeiten. Das Gefühl meine Stimme verloren zu haben überkam mich. Mir fiel nicht ein einziges Wort meiner Muttersprache mehr ein.

Mit zu ihm? Zu Logan? Zu Mr Black? Nein, das ging absolut nicht. Es würde mein Kontingent an bizarren Situationen an diesem Abend regelrecht sprengen.

»Ich... Nein, nein das geht nicht. Ich komme schon irgendwie rein«, vehement schüttelte ich den Kopf und umklammerte das Handy in meinen Händen etwas fester.

»Wie denn?«, Logan hob die Brauen und sah mich skeptisch an. Ich konnte doch nicht einfach bei meinem Lehrer übernachten! Völlig ausgeschlossen. Das übertrat eindeutig eine Grenze, die durch diesen Abend ohnehin schon gefährlich ins Wanken geraten war. Logan schien meine Gefühle deuten zu können. Er räusperte sich stark, bevor er zu sprechen begann.

»Ich weiß, dass dies moralisch nicht ganz korrekt wäre, aber ich kann dich auch nicht einfach mitten in der Nacht bei dir zuhause absetzen, ohne dass du irgendwie rein kommst«, er lachte ironisch. »Aber wenn du so sehr darauf bestehst, dass ich dich nach Hause fahre, dann wäre die andere Möglichkeit, dass ich mit dir vor dem Haus warte, bis dich jemand rein lässt«, mit klaren Augen sah er auf mich herab und ich konnte nichts dagegen tun, dass mein Puls sich mit einem Mal wieder beschleunigte.

Ich war außerstande meinen Blick abzuwenden, so sehr hatte seine Aussage mich berührt. Er war bereit etwas für mich zu tun, das eigentlich untersagt war, wenn man einmal in Betracht zog, in welchem Verhältnis wir zueinander standen. Und all das tat er nur, um sicherzugehen, dass mir nichts passierte, dass es mir gut ging. Mir wurde warm ums Herz. Doch gleichzeitig fühlte ich mich auch etwas in die Enge getrieben. Wie ein wildes Tier, das man einzufangen versuchte. Natürlich wollte ich lieber nach Hause, als bei meinem Lehrer zu übernachten. Aber meine Möglichkeiten waren begrenzt.

Es war mitten in der Nacht. Niemand ging mehr ans Telefon. Einen Schlüssel hatte ich auch nicht bei mir. Und die ganze Nacht vor unserem Haus zu verbringen, wollte ich ihm nicht zumuten. Also nahm ich all meinen Mut zusammen, um die nächsten Worte auszusprechen.

»Na schön. Ich komme mit«, erwiderte ich. Die Worte klangen seltsam aus meinem Mund. Logan nickte und im nächsten Moment hielt er mir auch schon die Beifahrertür zu seinem Auto auf. Dankend stieg ich ein und setzte mich auf den weichen Ledersitz. Tief sog ich den Duft des Autos ein. Es roch nach einer Mischung aus Leder, Vanille und Neuwagen.

Generell war das Innere des Autos so sauber, dass man sogar von der Fußmatte hätte essen können. Entweder behandelte Logan sein Auto ausgesprochen gut oder er besaß es noch nicht sehr lange.

Er stieg auf der Fahrerseite ein. Das erste was mir auffiel, war, dass wir uns alleine auf unheimlich engem Raum befanden. Es fühlte sich irgendwie eigenartig an, neben ihm in diesem Auto zu sitzen, ihm so nahe zu sein. Meinem Lehrer. Als wären wir schon lange vertraut miteinander, dabei kannte ich ihn gerade mal eine Woche. Doch was mich noch mehr irritierte, war dieses Gefühl, das ich in seiner Nähe verspürte. Ihn so nah neben mir sitzen zu haben, machte mich irgendwie nervös. Ein seltsames Kribbeln entstand in meinem Bauch. Ein Kribbeln, dass meinen gesamtem Körper vereinnahmte.

Logan fädelte sich in den Verkehr ein und gebannt verfolgte ich mit den Augen, wie locker und selbstbewusst er den Wagen beherrschte, wie er in die verschiedenen Gänge schaltete. Irgendwie wirkte er beim Fahren ziemlich … anziehend.

Oh Gott, wohin wanderten meine Gedanken? Das ist nur der Alkohol.

Schnell schob ich sie beiseite und richtete meinen Blick aus dem Fenster. Die Häuser und Lichter Seattles zogen an mir vorbei und spiegelten sich in dem Glas. Ich erkannte die Gegend. Hier in der Nähe wohnte auch Danny mit seiner Familie. Urplötzlich wanderten meine Gedanken zu ihm. Ob er mich jemals wirklich geliebt hatte? Ich kniff die Augen zusammen und wartete auf die innerlichen Schmerzen, die Stiche, die ich jedes Mal in meinem Herzen fühlte, wenn ich an ihn dachte.

Doch sie kamen nicht. Verwirrt öffnete ich die Augen. Noch einmal rief ich die Erinnerungen an den schrecklichen Tag, an dem Danny sich von mir getrennt hatte, hervor, dachte an die Zeit, die ich mit ihm erlebt hatte und die er einfach so aufgegeben hatte. Ich fühlte mich von ihm verlassen und vermisste seine Nähe, zumal wir so lange zusammen gewesen waren und so viele Dinge miteinander erlebt hatten. Danny war nicht nur mein Partner, sondern er war auch mein bester Freund gewesen. Und er hatte mich im Stich gelassen. Doch als ich in diesem Moment an ihn dachte, fühlte ich nicht mehr diesen stechenden Schmerz, diesen Kummer, der mir den Schlaf raubte und meinen Körper lähmte. Nein, ich empfand lediglich Enttäuschung darüber, einen besonderen Menschen verloren zu haben. Einen Menschen, der mehr über mich wusste, als alle andere. Sogar mehr als Poppy.

Natürlich schwanden Gefühle nicht so einfach. Ich mochte Danny nach wie vor sehr, aber wenn ich jetzt darüber nachdachte, es noch einmal mit ihm zu versuchen, wäre meine Antwort ein eindeutiges Nein. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, woher diese Erkenntnis mit einem Mal rührte, aber ich wusste, dass sie da war.

Mein Blick huschte rüber zu Logan. War er etwa der Grund dafür? Mein Lehrer. Logan Black. Ich hatte in seiner Gegenwart ständiges Herzklopfen, meine Gedanken spielten verrückt und Nervosität lähmte jedes Mal, sobald ich auch nur in seine Augen sah, meinen Körper. Mittlerweile war auch mir klar geworden, dass diese Reaktion auf ihn nicht nur meiner momentanen Verwirrung zuschulden kam. Nein, ich hatte eine Schwärmerei für Logan Black entwickelt.

Und auch wenn ich mich manchmal unbehaglich fühlte, da es Situationen zwischen uns gab, die irgendwie so ganz und gar nicht einem typischen Lehrer-Schüler Verhältnis entsprach, fühlte ich mich wohl in seiner Nähe.

Ich seufzte innerlich. Meine Gedanken rasten schon wieder in alle möglichen Richtungen. Ich sollte nicht über so etwas nachdenken. Logan war mein Lehrer und Punkt. Bevor ich mich noch mehr in meine Überlegungen verspinnen konnte, hielt der Wagen plötzlich an. Logan stieg aus und wenige Augenblicke später öffnete er mir die Beifahrertür. Er hielt mir seine Hand hin, die ich zögernd ergriff. Sobald ich ihn berührte, breitete sich wieder dieses seltsame Kribbeln in meinem Körper aus. Ich sah zu Boden und ließ seine Hand nach dem Aussteigen schnell wieder los.

Schweigend folgte ich ihm in ein riesiges, graues Gebäude mit einer beeindruckenden Glasfront. Es wirkte unheimlich luxuriös und erinnerte mich mehr an ein Hotel, als an ein Wohnhaus. Der Portier hielt uns sogar die Tür auf und grüßte Logan, der ihm seine Schlüssel in die Hand drückte, beim Nachnamen.

Aus irgendeinem Grund beschlich mich das Gefühl, dass Logan wohl auch sehr wohlhabend zu sein schien. Wir stiegen in einen Aufzug und Logan gab einen Code ein, mit dem der Fahrstuhl sich in Bewegung setzte.

Eine merkwürdige Stimmung entstand zwischen uns auf diesem engen Raum. Ich stand neben ihm und starrte zu Boden, während ich mich mit aller Macht gegen die Spannung wehrte, die zwischen uns in der Luft vibrierte. Spürte er es auch?

Ich schielte kurz zu ihm rüber. Doch er schien die Ruhe selbst zu sein und lehnte lässig mit verschränkten Armen an der Wand. Ich atmete tief ein und wieder aus. Als das Pling des Aufzugs ertönte, war ich unendlich erleichtert. Die Türen öffneten sich und ich stand direkt im Wohnzimmer eines Penthouses. Meine Augen wurden groß und erstaunt ließ ich meinen Blick umher schweifen. Der Boden, der aus dunkelgrauen Fliesen bestand, mündete in der Mitte des Raums zu einer breiten Stufe, die hinunter in ein einladendes Wohnzimmer führte.

Ein großes, schwarzes Sofa prangte in dem unteren Bereich und wurde zu beiden Seiten von den jeweils passenden Sesseln gesäumt. In der Mitte stand ein heller Couchtisch, auf dem einige Bücher lagen. Das Ganze wurde abgerundet durch einen flauschigen, weißen Teppich. Doch was mich am meisten beeindruckte, war das große Panoramafenster an der gegenüberliegenden Wand, das offensichtlich hinaus auf eine Terrasse führte.

Ich drehte mich einmal um die eigene Achse. Ganz zu meiner Linken entdeckte ich einen offenen Durchgang, hinter dem sich die Küche verbarg. Auf der anderen Seite dagegen gelangte man über eine Treppe nach oben in ein zweites Stockwerk.

Zusammenfassend war Logans Penthouse sehr geschmackvoll und unglaublich modern eingerichtet. Sehr minimalistisch. Es gefiel mir. Allerdings war mir etwas aufgefallen; ich hatte kaum irgendwelche persönliche Dinge von ihm sehen können. Keine Bilder, keine Fotos, nicht einmal eine Zeitschrift oder irgendwelche Papiere, die verstreut herumlagen. Bis auf die Bücher auf dem Wohnzimmertisch wirkte alles geordnet und so … steril.

Logan räusperte sich hinter mir und augenblicklich drehte ich mich zu ihm um. Er hatte mich die ganze Zeit über beobachtet.

»Es ist wirklich sehr schön hier. Danke, dass du das für mich tust«, nervös begann ich meine Hände zu kneten. Logan kratzte sich am Hinterkopf, während er langsam Richtung Treppe lief.

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